Wohnmobil-Test: Eura Mobil Terrestra A 690 HB

Eura Mobil Terrestra A 690 HB im Test
Lieblingsalkoven im Supercheck

Veröffentlicht am 10.02.2013

Markant ragen die Türme und Zinnen der Burg Hohenzollern in den Himmel. Kaum weniger trutzig und selbstbewusst streckt der Terrestra A von Eura Mobil seine GfK-Nase vor. Er kann sie mit Stolz hoch tragen: Die promobil-Leser kürten ihn unlängst bei der Wahl zum Reisemobil des Jahres zum Sieger in der Klasse über 50.000 Euro – vor manchen, schnell doppelt so teuren Luxusalkoven. Was macht den Klassiker in Zeiten von Stückzahlrennern wie Hubbett-Teilintegrierten und Campingbussen mit Bad zu einem der beliebtesten Reisemobile?

Sitzen & Schlafen im Eura Mobil Terrestra A

Die traditionelle Vierer-Dinette hat auch heute noch ihre Vorzüge. Im A 690 HB kann sie nicht nur zum Bett umgebaut, sondern gegen Aufpreis auf den Plätzen gegen die Fahrtrichtung mit zwei Beckengurten und Kopfstützen ausgestattet werden und trimmt das Modell zum Sechser-Mobil. Zumindest für die Sommernutzung, wenn man auf Campingmöbeln im Freien sitzt, denn die Sitzgruppe sieht auch optional keine Verbreiterung vor.

Vier Reisende sitzen entspannt auf den ergonomisch recht günstig geformten, mikrofaserbezogenen Bänken gegenüber der Küche. Wenn gedeckt wird und Malbuch und Reiseführer schnell verschwinden sollen, fehlt es allerdings an offenen Ablagen. Zum Schlafen ist die umgebaute Sitzgruppe nur ein Notquartier im Vergleich zu den stattlichen Betten im Alkoven und Heck. Nach Aufstieg über die hölzerne Alkovenleiter taucht eine Liegefläche von 2,06 mal 1,64 Meter auf. Ausgestattet mit dem optionalen Echtglas-Dachfenster, präsentiert sich das Oberdeck nicht als Schlafhöhle, sondern als lichtdurchflutete Liegewiese – ideal als Kinderspielplatz oder Leseecke an Regentagen. Dazu trägt die kuschelige Wand- und Deckenverkleidung mit ihrem schaumkaschierten Stoff bei.

Unter sengender Sonne empfiehlt sich dagegen, tunlichst das Faltplissee zu schließen um die Aufheizung zu begrenzen. Zum Querlüften am Abend muss neben dem Seitenfenster auch die Dachhaube oder das optionale Heki an der Sitzgruppe bemüht werden, da das Alkovendachfenster nicht zu öffnen ist. Aus Schlitzen zwischen Matratze und Wand strömt im Winter Warmluft in den Alkoven. Dann ist darauf zu achten, dass sie nicht durch Kuscheltiere oder Bettlektüre verdeckt sind, denn andere Ablagen finden sich kaum. Das gilt ähnlich auch für das Heckbett, obwohl am hinterleuchteten Distanzbrettchen an der Rückwand eine Stofftasche angenäht ist – sie dient eher zu Dekozwecken.

Beim Liegekomfort unterscheiden sich die Liegeflächen in Bug und Heck vor allem in zwei Punkten. Die Breite des Heckbetts ist auf der Fußseite durch das angrenzende Bad deutlich eingeschränkt. Andererseits lässt sich der Zugang besonders einfach gestalten: Für knapp 1000 Euro extra ist es per hydraulischen Kurbeltrieb bequem innerhalb etwa einer Minute um rund 36 Zentimeter höhenverstellbar.

Bad & Küche im Eura Mobil Terrestra A

Die Küchenarbeitsplatte überzeugt mit ihrer praxisgerechten Platzverteilung. Der Kocher ist an die Wand gerückt, so bleibt davor noch echte Arbeitsfläche. Dadurch stehen die drei Kocherflammen allerdings relativ nah beieinander. Für den großen Spaghetti-Topf der hungrigen Familie wirds da eng. Auch in der knapp bemessenen Edelstahlspüle nebenan ist das Reinigen voluminöser Kochgeräte etwas schwierig.

Andererseits freut sich das Küchenpersonal über Nettigkeiten wie die Elektrozündung des Kochers und den nach oben drehbaren und damit nicht tropfenden Auslauf des Wasserhahns. Für Kochlöffelschwinger noch wichtiger sind die sechs Schubladen und der schlanke Korbauszug mit sanften Endeinzügen im Unterschrank. Eine Zentralverriegelung statt der Drucktastenschlösser käme gerade recht. Im Schrank nebenan stecken optional ein Kühlschrank mit 190 statt 115 Liter Volumen und ein Backofen.

Die griffige Metallklinke am dicken Türblatt weckt Erwartungen ans Badezimmer. Ein großer Spiegel und Hängeschränke mit Holzdekor sowie verchromte Armaturen und Accessoires erfüllen sie – weniger dagegen die Möblierung aus Kunststoff rund um Waschtisch und Dusche. Eine geschickte Oberflächengestaltung aus mattgrauen und glänzenden Teilen hebt sie zwar von den schlichten Bädern in Günstigmobilen ab. Doch an den Stoßrändern und in den Ecken endet schnell die Plaste und Elaste-Kunst.

Der Praxis tut dies wenig Abbruch. Vielmehr besticht der Sanitärraum durch geschickte
Raumaufteilung. Am großen Waschbecken können sich sogar zwei oder drei Kinder gleichzeitig die Zähne putzen. Der bis an den Waschtisch reichende Spiegel ohne abgedichtete Stoßfuge hat dann allerdings fix den Putzlappen nötig.

Toilette und Waschbecken lassen sich in dringenden Fällen parallel nutzen – nicht unerheblich für ein Familienmobil. Der Schalter für die im Bereich des Spiegels vorbildlich helle Beleuchtung, findet sich kindgerecht innen in Höhe der Türklinke. Aus zwei Schwebetüren in Form eines Viertelkreises lässt sich bei Bedarf flugs eine ansprechende Duschkabine bauen. Mit größerer Dachhaube und klappbarer Kleiderstange gäbe die Duschkabine noch eine praktische Trockenkammer für Kleidung ab.

Aufbau & Bordtechnik

Die Aufbautechnik von Eura Mobil zu loben, hieße, Eulen nach Athen zu tragen oder Wohnmobile ins rheinhessische Werk Sprendlingen zu fahren. Seitdem man dort die Klebetechnik im Griff hat, führt der Terrestra diese Disziplin in seiner Preisklasse klar an – auch wenn inzwischen Konkurrenten merklich aufgeholt haben.

Mit GfK-Hülle ringsum außen und innen, Styrofoam-Isolierung in Dach und Boden sowie versteiftem Styropor in den Wänden stemmt sich der Terrestra gegen Wetterunbilden. Der 38 Zentimeter hohe Doppelboden besteht aus Sperrholz und Stelzen aus Aluminium- Vierkantprofilrohr.

Stauklappen mit Doppeldichtungen, Fenster mit Aluminiumrahmen und eine solide Aufbautür mit Fenster – allerdings mit lediglich einer Schlossfalle – unterstreichen den hochwertigen Eindruck. Der Alkoven besteht aus zwei wuchtigen GfK-Schalen. Seitenschürzen, Heckleuchtenträger und die Anbauteile an den Dachkanten sind dagegen aus einfacheren Tiefziehteilen. Immerhin überwiegend verdeckt montiert und verfugt.

Auch bei der Bordtechnik liegt der Markenstandard traditionell hoch. Die Wassertanks mit jeweils 150 Liter sind beruhigend groß. Frisch- und Abwasser läuft durch moderne Rohrsysteme. Alle Ablassventile – abgesehen vom Boiler – finden sich zentral hinter einer Außenklappe links, die in den Doppelboden führt. Hier sitzt auch die Druckpumpe.
Das Lob für diese überlegte Anordnung fällt allerdings nur noch verhalten aus, seit andernorts zunehmend zentrale Versorgungsfächer Einzug halten, in die auch elegant die Stromeinspeisung integriert ist, und alle Bedienelemente sauber aufgereiht und beschriftet installiert sind. Auch bei der Elektroinstallation ist beim Terrestra etwas Spürsinn gefragt. Das Ladegerät, die Netzsicherung mit FI-Schutzschalterund der Zwölf-Volt-Sicherungsblock finden sich hinter einer Klappe beim Einstieg im Doppelboden.

Die Bordbatterie dagegen steckt in einem abgesenkten Fach unter dem Heckgaragenboden – eine zweite Wanne ist freundlicherweise schon für eine Erweiterung vorgesehen. Serienstand ist eine 105-Ah-Batterie vom einfachen Blei-Säure-Typ. Spendabler zeigt sich Eura bei der Truma-Heizung, die generell in der 6000-Watt-Version ihre Warmluft von Cockpit und Alkoven bis in die Heckgarage pustet.

Stauraum & Zuladung Im Eura Mobil Terrestra A

Wer ein Alkovenmobil mit Heckgarage und Doppelboden kauft, erwartet großzügigen Stauraum – in diesem Punkt enttäuscht der A 690 HB keineswegs. Gönnt man sich die Höhenverstellung des Heckbetts, kann das Volumen zwischen rund 3.300 und 4.300 Liter sogar dem aktuellen Bedarf angepasst werden.

Die Heckgarage geht direkt in den Doppelboden über. Er ist ebenso über vier Außen- und Innenklappen zugänglich. Wer sich hier weiteren Stauraum erhofft, sollte sich nicht zu früh freuen. Offen kreuz und quer verlegte Leitungen von Warmluft, Wasser und Strom wären an allen Ecken und Enden durch herumrutschendes Gepäck gefährdet. Es wäre an der Zeit, dass Eura in diesem Keller Ordnung schafft.

Auch in der Heckgarage ist tunlichst das aufpreispflichtige Verzurrsystem zu nutzen, auch um die teils offen, teils in kleinen Kabelkanälen verlaufenden Hydraulikleitungen der Bettverstellung vor Beschädigung zu schützen.

Kleider- und Hängeschränke bieten angemessenen Platz. Offene Ablagen sind dagegen Mangelware. Als 3,5-Tonnen-Reisemobil funktioniert der A 690 HB nur im Serienzustand und mit einem auf 50 Liter reduzierten Frischwasservorrat. Realistischer wird es mit Maxi-Fahrwerk und 3,85 oder 4,25 Tonnen Gesamtgewicht. Dann bleiben auch an Reifen und Achsen beruhigende Zuladungsreserven.

Fahren & Sicherheit

Um das stattliche Alkovenmobil in Schwung zu bringen, sind serienmäßig 130 PS allerdings etwas mager. Besser voran geht’s mit dem Multijet 150 des Testwagens. Er liefert besonders unten heraus mehr Schub. Das stabile Fahrwerk des Fiat Ducato mit breiter Hinterachsspur lässt sich in Kurven vom wuchtigen Aufbau des Terrestra kaum aus der Ruhe bringen. Vergleichsweise ungestört bleibt die Fahrt durch Klapper- oder Knarzgeräusche. Das stellt nicht nur dem verklebten Aufbau, sondern auch dem Möbelbau mit eingearbeiteten Gummilippen und Federpuffern ein gutes Zeugnis aus. Unrühmlich meldet sich unterwegs nur der Klappalkoven in aufgestellter Position zu Wort.

Die Sicherheitsausstattung liegt auf klassenüblichem Niveau: Fahrer-Airbag Serie, Beifahrer- Luftsack im Paket, ESP mit Berganfahrhilfe gegen Aufpreis. Ausbau und Bordtechnik bleiben ansonsten in Sachen Sicherheit unauffällig.

Ausstattung & Preise des Eura Mobil Terrestra A

Die Serienausstattung des Terrestra A kennt keine größeren Lücken, einmal abgesehen vom Maxi-Chassis, dem empfehlenswerten 148-PS-Motor und dem nahezu obligatorischen Fahrerhaus-Komfortpaket. Sogar manche Annehmlichkeiten wie die umfangreiche Ambientebeleuchtung in LED-Technik sind im Grundpreis inbegriffen.

Dazu lässt sich der Terrestra mit attraktiven, teils exklusiven Extras wie dem gläsernen Alkoven-Dachfenster und der hydraulischen Höhenverstellung des Betts aufrüsten. Angesichts der hochwertigen Aufbautechnik, des soliden Möbelbaus, der umfangreichen Bordtechnik und der komfortablen Küchenausstattung sowie bequemer Betten ist der Grundpreis von rund 60.000 Euro sehr attraktiv – selbst wenn man die rund 6000 Euro für Extras einkalkulieren muss. Keine Frage: So wird man Reisemobil des Jahres.

Lichtcheck (angelehnt an din EN 12464-1)

  • Der Tisch ist mit knapp 100 Lux im Mittel und über 400 Lux unter den Spots ordentlich ausgeleuchtet.
  • Die Transistorleuchte strahlt gleichmäßiges, für die Küchenarbeit aber etwas wenig Licht aus.
  • Das Bad ist zwar ungleichmäßig beleuchtet. Das Gesicht im Spiegel erhellen aber sogar mehr als die geforderten 300 Lux.
  • Die LED-Lesespots am Bett kommen auf Spitzenwerte von rund 1500 Lux.4321

Die Baureihe: Terrestra A & Co.

Preise: 56.380 – 62.380 Euro
Basis: Fiat Ducato
Länge: 5,98 – 7,39 m
Gesamtgewicht: 3500 – 4250 kg
Modelle: Zum getesteten A 690 HB und dem kurzen Hecksitzgruppenmodell A 570 HS kommt zur neuen Saison das Topmodell A 720 HB mit großer Sitzgruppe vorn und einem Querdoppelbett im Heck mit seitlichem Gang. Darüber rangiert der Dreiachser Activa Style mit Einzelbetten. Ab rund 47.000 Euro gibt es vier Profila-Alkoven auf Ford Transit.

Technische Daten
Eura Mobil Terrestra
Grundpreis64.990,00 €
AufbauAlkoven
Maße706 x 233 x 319 mm
Leistung96 kW / 130 PS
Motor2,3l Multijet
Sitze mit Gurt4 bis 6
Schlafplätze6 bis 6