Kompakter Campervan für Kurztrips: der Westfalia Club Joker im Test

Westfalia Club Joker Urban im Test
Der moderne Klassiker unter den Campern

ArtikeldatumVeröffentlicht am 15.11.2025
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Der Westfalia Club Joker Urban wird am traditionsreichen Stammsitz in Rheda-Wiedenbrück gefertigt. Er ist ein wichtiges Projekt für die Van-Sparte von Rapido. So war er als GP1 das erste gruppenweit entwickelte Reisemobil, das "Group Project 1".

Als Basisfahrzeug dient der Ford Transit Custom in der kurzen Version mit fünf Metern Länge. Der Innenraum folgt dem bekannten Westfalia-Grundriss mit einer seitlich links angeordneten Küche sowie Hauptbetten unten und oben. Das Aufstelldach sorgt für zusätzliche Schlaf- und Stehhöhe und öffnet sich in einer eigenen, für Westfalia typischen Bauweise.

Kein Klo und keine Dusche

Im Gegensatz zu manch größerem Reisemobil ist der Club Joker Urban stärker auf den Alltagseinsatz ausgerichtet. Er verzichtet bewusst auf eine feste Kassettentoilette und eine integrierte Duschmöglichkeit, was ihm ein leichteres, kompakteres und alltagstauglicheres Profil verleiht – ideal für Reisen, Wochenendausflüge und den täglichen Einsatz.

Für Westfalia ist im Moment auch eine Zeit des Wandels, und man wäre nicht traurig, wenn das "GP1" wirtschaftlich in den Gefilden des VW California räubern könnte. Die Elemente hierfür: eine schmale Möbelzeile, ausgelegt auch für den Einsatz mit zweiter Schiebetür. Rausnehmbare Einzelsitze, ein ebenso rausnehmbares Bettsystem.

Westfalia Club Joker Urban

  • Gurt/Schlafplätze: 4/4
  • Zul. Gesamtgewicht: 3200 kg
  • Länge: 5,05 m
  • Preis: ab 66.700 Euro

Drei Tage und Nächte schlief der Autor hier im Club Joker Urban, diesem feinen Wolf im Schafspelz. Ganz schlicht im cremigen Weißton innen gibt er sich zurückhaltend und kann dann am Ende fast alles so, wie man es von einem Camper dieser Kategorie erwartet. Er ist ein Bus, ein Bulli in modern.

Er bringt den Alltag, die Welt des Campens und des Unterwegsseins zusammen. Die Stühle sind im Heck aufgeräumt, auch wenn im Test der Reißverschluss riss, da wollen sie "nochmal ran". Der leichte, filigrane Tisch ist samt Fuß ordentlich in der rechten Schiebetür verstaut, und damit sind diese Dinge aus dem Weg, wenn man sie nicht braucht.

Das zentrale Element ist das linksseitige Möbel. Hier kommt kein Holz, sondern moderner Kunststoff zum Einsatz, leicht und dünn. Scharniere und Schließen funktionieren einwandfrei.

Weniger Stauraum im Schrank, mehr unter dem Bett

Hinten oben ist das Hauptfach für Kleidung. Groß ist es nicht. In Sachen Stauraum macht man bei den klassischen Bus-Grundrissen wie hier, mit einer zweiten Schiebetür, Abstriche, weil das Küchenmodul von vor der Sitzbank neben die Sitzbank wandert.

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Andreas Becker

Allerdings: Mit dem Stauraum unterm Bett gleicht der Joker das mehr als aus. Taschen, Boxen (und der aufblasbare Flamingo) haben hier genug Platz, weil sich die beiden Einzelsitze recht weit nach vorne schieben und auch ganz herausnehmen lassen. Übrigens: Auch wenn die Sitze draußen sind, kann man mit dem Bettsystem unten noch schlafen, die Matratze stützt sich nicht auf den umgelegten Sitzen ab, sie hat eigene Füße.

In der Möbelzeile findet sich vorne eine 26 Liter fassende Kompressor-Kühlbox. Sie lässt sich nach vorn herausziehen und auch herausnehmen am Campingplatz. Über ihr gibt es noch eine Besteckschublade und unter ihr eine geschickte Schublade für Lebensmittel.

Begrenzte Kochmöglichkeiten

Dass der Herd in der Joker-Küche nur noch eine Flamme hat, ist verschmerzbar. Aber vielleicht hat man ohnehin noch einen externen Gaskocher dabei, um draußen kochen zu können. Und es braucht bei Bedarf auch noch ein kleines portables Klo, denn das ist hier nicht an Bord. So richtig Platz dafür ist aber keiner, eventuell zwischen den Einzelsitzen oder dahinter.

Zum Schlafen unten werden die Einzelsitze umgelegt und das Bett darüber. Was man nicht sieht, aber spürt: In den Matratzenteilen sind Tellerfedern eingearbeitet. Der Schlafkomfort unten ist im Joker hervorragend, das funktioniert auch ohne Auflage sehr gut.

Das fiel uns auf

 Hochwertige Verarbeitung der Möbel.

 Stühle in der Heckklappe, Tisch in der rechten Schiebetür.

 Hervorragender Schlafkomfort ohne Topper im unteren Bett.

 Viel Stauraum vorhanden.

 Im Vergleich zum Cap Land keine sanitären Einrichtungen wie Toilette oder ernsthafte Waschmöglichkeiten im Innenraum.

Technische Daten

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Redaktion
  • Basisfahrzeug: Ford Transit Custom, 2.0 Diesel,170 PS, 8-Gang-Automatik-Getriebe, Allrad
  • Leergewicht/Gesamtgewicht: 2715/3200 kg
  • Länge/Breite/Höhe: 5050/2280/2050 mm
  • Bettenmaße: unten 1900 x 1120 mm, oben 2000 x 1270 mm
  • Ausbau: Küchenmodul mit Einflammkocher, Spüle, Kompressorkühlbox 25 Liter
  • Aufbau: Stahlblechkarosserie mit GfK-Aufstelldach, Innenverkleidung mit Kunststoff, zwei Schiebetüren, original Schiebefenster, Verdunkelung teils mit integrierten Rollos
  • Bordtechnik: Diesel-Gebläseheizung 2 kW, Frischwasser-/Abwassertank 25/15 Liter
  • Preis: ab 66.700 Euro, Testwagenpreis 79.990 Euro

Fazit