Der 229.000-Euro-teure Camper Rhön Camp The Specter im Test

Rhön Camp The Specter im Test
Imposanter 4x4-Camper für 229.000 Euro

Veröffentlicht am 25.12.2024

Mit dem Specter feiert die Marke Rhön Camp ihr 15-jähriges Bestehen, darum soll die Edition auch nur 15 Fahrzeuge umfassen. Genaugenommen 16, denn der Testwagen trägt die Seriennummer 000 auf der edlen Metallplakette, ist also der Prototyp.

Das mag auch als Entschuldigung gelten, dass noch nicht alles funktioniert, insbesondere am modernen Touchscreen-Kontrollbord. Beim Jubiläumsmodell wollte Rhön Camp offenkundig zeigen, was sie so alles draufhaben und umsetzen können – dadurch stieg allerdings auch der Preis. Wer nicht ganz so viel ausgeben möchte, findet mit den Modellen Spirit und Force aber auch günstigere Angebote.

Der Specter beeindruckt schon auf den ersten Blick durch sein stringentes Ausbaudesign mit Oberflächen in Schwarz und Echtholzfurnier Wildeiche. Das sieht sehr stylisch und edel aus, sorgt aber insgesamt für ein recht dunkles Ambiente, da auch die Fenster und Dachhauben nicht besonders viel Licht hereinlassen. Immerhin kommen dadurch die Lichtinstallationen noch stärker zur Geltung, die an vielen Stellen perfekt in den Möbelbau integriert sind. Am Kontrollbord gibt es dazu vielfältige Steuermöglichkeiten, die man in verschiedenen Lichtszenarien abspeichern und direkt anwählen kann.

Rhön Camp The Specter

Rhön Camp The Specter
Ingolf Pompe
  • Gurt-/Schlafplätze: 4/2
  • Zul. Gesamtgewicht: 4.400 kg
  • Länge: 6,43 m
  • Preis: ab 229.000 Euro

Die Fahrerhaussessel und der Einzelsitz gegenüber hüllen sich in edles, feinverarbeitetes Leder. Der Specter ist als Zwei-Personen-Fahrzeug konzipiert, weshalb der hintere Sitz als bequemer, gurtloser Sessel ausgeführt ist. Auf Wunsch gibt es aber auch eine Sitzbank mit zwei Fahrplätzen. Auch die Tischplattengröße reicht nur für das Frühstück zu zweit – immerhin ist noch ein größerer Tisch für draußen mit an Bord. Das stilvolle Sitzgruppenambiente verfeinern zudem die furnierte Weltkarte an der Badaußenwand und die Ausstattung des Hängeschranks als Barfach mit Flaschenhalter und magnetisch fixierten verschiedenen Silwy-Gläsern. Dieses System findet sich auch in der Küche wieder, wo nicht nur Geschirr und weitere Gläser in Schränken und Schubladen gesichert unterkommen, sondern auch diverse Gewürzstreuer unter dem Hängeschrank magnetisch bereit hängen.

Rhön Camp The Specter, Innenraum
Ingolf Pompe

Weitere Küchen-Highlights sind der bündig in die Echtholz-Arbeitsplatte versenkte Induktionskocher mit zwei Feldern und die große Spüle mit hochwertiger Armatur. Ganz am Ende der Küchenzeile findet sich hinter einer schmalen, hohen Tür noch ein besonderer Auszug, der in den Gang raus und dann nach oben fährt. Darauf ist eine Kapselkaffeemaschine platziert und darunter ein dekorativer Kapselhalter plus Fach für Espresso-Tässchen. Gegenüber führt eine solide Tür ins Bad, das mit erstaunlicher Bewegungsfreiheit überrascht. Der Kniff besteht darin, dass die Toilette bei Nichtgebrauch in der Sitztruhe vor dem Bad verschwindet. Das gelingt dank des Einsatzes einer mobilen Trockentrenntoilette. Das Rausziehen und Reinschieben in die Nische ist allerdings ziemlich fummelig, weil die Toilette weder einen Griff hat noch auf einem Auszug steht. Beim Duschen erfreuen dafür nicht nur die Platzverhältnisse, sondern auch die stabile Bodenwanne aus Edelstahl mit zwei Abläufen.

Zum Querbett im Heck führen zwei massive Leitersprossen hinauf. Die dicke, bequeme Matratze hat Tellerfedern integriert. Die Wände ringsum sind mit kuscheligem Nadelfilz ausgeschlagen. Wegen des wuchtigen Heckträgers dringt nur wenig Licht und Luft durch die Heckfenster ins Schlafabteil – sie öffnen nur einen Spalt weit. Immerhin gibt es noch ein Mini-Heki obendrüber im Dach.

Das fiel uns auf:

 Stabile und bequem breite Bettleitersprossen, für Beladungszwecke herausnehmbar.
 Bündig eingelassener Induktionskocher mit zwei Feldern, klappbare Arbeitsplattenverlängerung.

  Flauschige Wand-/Türverkleidung rund ums Bett. Obere Türschlossfallen aber offen zu sehen.

 Fummelig anzubringende Verdunklungsmatten fürs Fahrerhaus, die tagsüber Platz wegnehmen.
 Autsch! Die Badtür stößt beim Öffnen gegen die Küchenarbeitsplatte mit edlem Echtholzfurnier.
 Kaum zu sehen und schwierig zu greifen: Das Frostwächterventil sitzt tief im Heizungsfach verborgen.

Besonderheiten des Rhön Camp The Specter

Rhön Camp The Specter, Motorunterfahrschutz
Ingolf Pompe

Mit Besonderheiten gespickt wie eine Festtagsgans ist der Rhön Camp The Specter. Einen Superjob macht dabei das modifizierte Fahrwerk mit 18-Zoll-Felgen, AT-Bereifung Format 285/60 R 18, zusätzlicher Höherlegung und einstellbaren Stoßdämpfern mit Coilover-Feder und Gewindering. Das passt nicht nur optisch super zu dem Mad-Max-Bus, sondern hebt auch die Fahreigenschaften – off- wie onroad – auf ein anderes Niveau. Die Wankneigung ist deutlich geringer als bei einem Serien-Allrad-Sprinter, dennoch leidet der Federungskomfort kaum. Auch die Lenkung wird durch die mächtigen Walzen nicht negativ beeinflusst. Natürlich sind für dieses Reifenformat Kotflügelverbreiterungen nötig, die wie alle Teile unterhalb der Gürtellinie mit schwarzem, narbigem Raptor-Lack überzogen sind.

Das gilt auch für den besonderen Kühlergrill mit senkrechten Streben und den zweifarbig ausgeführten Frontstoßfänger aus dem Optik-Tuning-Regal. Darunter lugt eine massive Motorschutzplatte hervor, zusätzlich sind das Hinterachsdifferenzial und der Abwassertank mit einem Aufsetzschutz versehen. Wegen der enormen Karosseriehöhe sind Trittstufen an Schiebe- und Fahrerhaustüren absolut notwendig. Die robusten Exemplare von Alpha-Dynamik schmiegen sich eng an den Wagenboden und fahren beim Öffnen der Türen automatisch aus. Für den Showeffekt sind am Wagenboden zudem blaue LED-Strahler installiert, die den Wagen am Abend wirkungsvoll in Szene setzen.

Mehr den praktischen Anforderungen folgt der Heckträger mit zwei massiven Grundplatten, die mit regelmäßigem Lochmuster wie bei Airline-Schienen für verschiedenste Transportaufgaben konfigurierbar sind. Neben zwei Boxen und einem Ersatzradhalter ist hier auch ein Fahrradträger montiert. Von Offroad-Ausrüster Mostvanted stammt auch der holzbeplankte Dachgarten mit Leiter, der außer mit einer Umfeldbeleuchtung und krassen Frontscheinwerfern auch mit einem Solarpanel und einer chilligen Hängemattenhalterung aufwartet. Ohne Geländer ist es auf der Plattform zwar etwas abenteuerlich, aber das passt ja zum Specter.

Technische Daten: Rhön Camp The Specter

Rhön Camp The Specter, Grundrisse
Ingolf Pompe
  • Basisfahrzeug: Mercedes Sprinter 419 CDI, Allradantrieb, Vierzylinder-Turbodiesel, Hubr. 1950 cm3, Leistung 140 kW/190 PS,
  • Leergewicht/Gesamtgewicht: 3.585 kg/4.400 kg
  • Länge/Breite/Höhe: 6,43/2,15/2,96 m (mit Anbauteilen)
  • Bettenmaße: unten 1,73–2,02 x 1,10–1,55 m
  • Ausbau: Küche mit Zweiflamm-Induktionskocher, Spüle, Kompressorkühls. 70 L, Bad mit Waschbecken, Trenntoilette, int. Dusche, 8 Hängeschr., 2 Schubladen, Heckstauraum
  • Aufbau: Stahlblechkarosserie mit Serienhochdach, Isolierung Wand/Dach/Boden EPDM/EPDM/XPS, 6–19/6–19/25 mm, 4 Isolierfenster mit Alurahmen, 2 Dachhauben
  • Bordtechnik: Diesel-/Elektro-Gebläseheizung, 4000 W, Frisch-/Abwassertank 105/80 Liter, Bordbatterien LFP-Typ, 2 x 210 Ah, Solarpanel 200 Wp, Wechselrichter 3000 W, gasfrei
  • Preis: ab 229.000 Euro