Campervan Spacecamper Modular Multivan im Test

Spacecamper Modular im Test
Wie gut ist der VW Multivan als Undercover-Camper?

Veröffentlicht am 14.07.2024

In der Stadt unauffällig. Ist das ein Camper? Ein Aufstelldach gibt es nicht. Weil für den VW Multivan noch keines existiert. Alle Ausbauer warten noch, ob VW eines anbieten wird. Wo wird also geschlafen? Was macht den Modular zum Campervan? Die Antwort: Module. So löst Spacecamper im Modular die Camping-Frage. Wie gut das funktioniert, haben wir getestet.

Und wie macht er sich auf der Straße? Da geht was. Der Multivan ist schnell. Richtig schnell. Über 200 PS schieben den Van hart nach vorn. Die Sitzposition hat zudem mit der in einem Bulli nichts zu tun. Hier ist der Pilot integriert, hinter der Achse. Schnittig im Tiefflug über die Autobahn und mit Speed durch die Kurven der Landstraßen.

Spacecamper Modular Daten

Grundriss des Spacecamper
promobil
  • Grundpreis ab: 63.000 Euro
  • Länge/Breite/Höhe: 4,97/1,94/2,63 m
  • Zul. Gesamtgewicht: 2.850 kg
  • Gurte/Schlafplätze: 5/2

Spacecamper aus Darmstadt bauen VW Busse aus. Bisher immer den aktuellen Bus der T-Reihe. Aber die endet ja und daher müssen sich auch die Bus-Pioniere der Neuzeit (Erfinder des zu öffnenden Zeltbalgs) neu aufstellen, sich was Neues überlegen. Wie es mit dem VW Transporter weitergeht, lesen Sie hier. Außerdem gibt es inzwischen den Multivan als VW-Camper California.

Eine Überlegung war, den Multivan mit Campingmodulen auszustatten. Soweit nichts Außergewöhnliches, doch diese hier sind zum einen einzeln nachrüstbar und sie sind entfernbar, wenn der Multivan wieder den Haushalt verlässt. Das Konzept spricht daher all jene an, die so einen VW Multivan als Leasingfahrzeug haben, beispielsweise als Dienstwagen. Denn neben den Tischchen und den Küchenmodulen sind auch die Bettpolster einfach wieder auszubauen, wenn der Wagen wegmuss. Das Kredo der Spacecamper-Entwickler lautete: Kein Loch muss gebohrt, nichts muss geklebt werden, keine Säge kommt zum Einsatz.

So fährt der Multivan

Der Multivan ist für Bullifahrer gewöhnungsbedürftig. Eben weil man nicht über der Achse sitzt (wie es sich gehört, mag der Busfahrer einwerfen). Doch selbst gestandene Bus-Bewohner räumen grinsend ein, dass das Rasen, äh Reisen mit der 204-PS-Wumme schon eine eigene Welt ist.

Das DSG und der Abstandsregeltempomat in Kombination mit Spurhalteassistent haben ihren Anteil daran. Die schicken Niederquerschnittsreifen auf den großen Felgen sehen dabei richtig sportlich aus, aber wer es live erlebt hat, wie unser Testfahrer genüsslich kratzend vor meinen Augen die Felge am Bordstein entlangzog, mag sich die Anschaffung gut überlegen. Anders gesagt: Zum Campen wirklich praktisch sind die Dinger nicht.

Module für VW-Busse

Timo Großhans

Die Module sind einzeln zu haben, für T5, T6 und T7. Rechts wie links, also jeweils hinter der Schiebetür, sitzt ein Klapptisch mit Schuhschrank. So ähnlich kennen das Spacecamper-Besitzende, je nach Ausbau, von ihrem T6. Der wird einfach in die Unterschale der Sitze eingehängt. Wer das mit Gewalt macht, bekommt höchstens ein paar Kratzer in den Kunststoff.

Die beiden Vordersitze drehen sich relativ einfach auf den neu entwickelten, Spacecamper-eigenen Drehkonsolen. Erstaunlich, wie gut der kleine Tisch in so einem kompakten Fahrzeug funktioniert. Er sitzt auf einer Teleskopstange und wird in der Höhe von einem Schnellspanner fixiert.

Eine Gasdruckunterstützung hebt ihn elegant nach oben. Die Tischfläche ist dreigeteilt und lässt sich daher schmal wie breit verwenden, zudem sitzt sie auf einem Drehlager und ist so frei im Raum positionierbar.

Bett-Bau aus Polstern

Timo Großhans

Zentral ist natürlich das Bett. Es besteht aus mehreren Polstern. Drei davon werden an die Rückseite der hinteren Sitze gesteckt. Werden diese umgelegt, entsteht zusammen mit dem Heckbrett eine große Liegefläche, die 135 Zentimeter breit und bequeme 202 Zentimeter lang ist – sehr ordentlich. Die Polster sind schön dick und bilden eine ebene Fläche. Klingt nach einer Selbstverständlichkeit, ist aber in dieser Qualität hervorzuheben.

Licht spenden zwei lange, optionale LED-Leisten am Dachhimmel. Alternativ kann man sich selbst Lampen mitnehmen. Unter dem Bett hat Spacecamper ein Elektrikpaket im Angebot mit einem Lithium-Ionen-Speicher, der während der Fahrt geladen wird und an dem man Strom für Dinge wie Lampen, Telefon und Laptop bequem abgreifen kann.

Heckküche mit Gaskocher

Ist das Bettenmodul eine Notwendigkeit, um aus dem Multivan einen Camper zu machen, ist die Küche eine weitere Option, ihn zum vollständigen Camper aufzuwerten. Hierfür werden zwei Schwerlastauszüge ins Heck montiert. Diese tragen dann verschiedene Euroboxen als Staukisten, eine Kühlbox und es gibt ein Küchenmodul, das zwei Spülschüsseln enthält und Träger für den Gaskocher ist. Hier kocht ein 2-flammiger von Primus, der in Sachen Power gut zu den 204 PS des Testwagens passt. Auf dem brodelt das Nudelwasser ganz schnell.

Timo Großhans

Das Wasser kommt aus einem der Wasserkanister, die linksseitig unter dem Bett in einer Art Technik-Tunnel verstaut sind. Mittels einer Außenduschbrause und Tauchpumpe kommt es in den Topf oder wird zum Duschen genutzt. Um ein wenig Privatsphäre zu schaffen, lässt sich ein Heckzelt montieren. Da kann man sich nach dem Surfen oder Radeln das Salzwasser oder den Schweiß runterspülen.

Die Zeiten ändern sich in der Campingszene. Die Busse ändern sich auch. Die alten Bullis gehen, neue kommen. Neue Konzepte müssen her, Altem darf man nachtrauern, Neues begrüßen. Der Modular ist keine Notlösung. Das System funktioniert. Schlafen, Arbeiten, Kochen. Alles da, und am Ende des Leasingvertrags kann alles raus. Und das Autohaus ist happy.

Daten und Preise

  • Aufbau: Stahlblechkarosserie mit Original-Blechdach, innen komplett original, Verdunklung durch außen anzubringende Hauben.
  • Ausbau: Bettpolster mit Liegefläche 202 × 135 x 10 cm, Schwenktisch im Fahrerraum, 55 x 47–70 x 40 cm, seitliche Klapptische 46 x 45 cm, Drehkonsolen Vordersitze, Radkastenbox, Metallschublade, 2 x Heckauszüge 60 und 40 x 120 cm, Heckküche mit Zweiflammkocher, LED-Beleuchtung.
  • Bordtechnik: 2 × 12 L Wasserkanister, Lithium-Ionen-Powerpack (Kapazität nach Wahl), Kompressor-Kühlbox, Standheizung.
  • Basisfahrzeug: VW Multivan (T7), Vorderradantrieb, Vierzylinder-Benziner, Hubraum 1968 cm³, Leistung 150 kW/204 PS bei 3000/min, 360 Nm bei 1600/min Siebengang-Doppelkupplungsgetriebe
  • Maße und Gewichte: Länge x Breite x Höhe 4973 x 1941 x 1907 mm, Radstand 3124 mm, Leergewicht 2270 kg; zulässiges Gesamtgewicht 2850 kg.

Das fiel uns auf

 Die seitlichen Tischchen werden einfach in die Sitzunterschale eingehängt.

 Eine sehr lange Schublade nimmt die Verdunklungen auf. Hier ist mehr Stauraum, als man denkt.

 Unter dem Kocher lassen sich rechts und links Spülschüsseln ausziehen und in den Klappen einhängen.

 Zwei LED-Lichtleisten sind am Himmel montiert. Beide sind mit einer Fernbedienung steuerbar.

  Die Verdunklungen werden über die Türen gestülpt. Wertig, aber im Handling etwas hemdsärmelig.

 So hübsch die Felgen sind – beim Campen sind sie stets in Gefahr, verkratzt zu werden.

Preise

Grundpreis: ab 63.000 Euro

(VW Multivan (T7), Vorderradantrieb, Vierzylinder-Benziner, Hubraum 1968 cm³, Leistung 150 kW/204 PS bei 3.000/min, 360 Nm bei 1.600/min Siebengang-Doppelkupplungsgetriebe)

Testwagenpreis: 72.369 Euro

  • ✘ Test-Basisfahrzeug 60.798 Euro
  • Multivan-Basis 51.794 Euro
  • ✘ AHK 946 Euro
  • ✘ Park Assist 952 Euro
  • ✘ Schiebefenster in Schiebetür 999 Euro
  • ✘ Zuziehhilfe Heckklappe 117 Euro
  • ✘ Zuziehhilfe Schiebetüren 280 Euro
  • ✘ Sitzheizungen für beide Sitze 910 Euro
  • ✘ Standheizung 1.482 Euro

Der Ausbau kostet rund 11.000 Euro. Einzelposten sind Bettpolster mit Gestell 2.999 Euro, Schwenktisch 620 Euro, seitliche Tische mit Box je 580 Euro, Radkasten links mit Wasserkanistern und Pumpe 920 Euro, Heckküche inklusive Zwei-Flammen-Kocher Primus Tupike 625 Euro, Beleuchtung 389 Euro.

Fahrleistungen

Beschleunigung 0–50/80/100 km/h 4,4/7,6/11,0 s; Elastizität 60–80/100 km/h (Automatik) 2,7/6,2 s, Testverbrauch 8,5 L/100 km.

Wertung Spacecamper Modular

  • Betten: 4 Punkte
  • Sitzgruppe: 3,5 Punkte
  • Küche: 3,5 Punkte
  • Sanitärraum: 1,5 Punkte
  • Möbelbau: 4 Punkte

maximal 5 Punkte möglich

*Maßstab: Campingbus ohne Bad.