Verschärfte Umweltzonen in Frankreich: So vermeiden Camper mit Wohnmobil Bußgelder

Verschärfte Umweltzonen in Frankreich
So vermeiden Camper mit Wohnmobil Bußgelder

Veröffentlicht am 29.05.2025

Frankreichs Umweltzonen schützen die Anwohner vor Feinstaub und Stickoxiden, machen das Reisen für Camper aber ein wenig komplizierter. Wer ohne passende Umweltplakette unterwegs ist, riskiert Bußgelder und Fahrverbote. Die Umweltplakette aus Deutschland ist dort nicht mehr gültig. Wir zeigen, welche Regeln für Wohnmobile, Campingbusse und Wohnwagen gelten – und geben Tipps, damit Sie entspannt und regelkonform unterwegs sind.

Umweltplakette Crit’Air – Pflicht für Wohnmobile und Zugfahrzeuge

Frankreich verlangt in zahlreichen Städten eine sichtbare Umweltplakette namens Crit’Air. Sie kategorisiert Fahrzeuge nach Schadstoffklasse – von der sauberen Elektrokategorie 0 bis zur ältesten Dieselklasse 5. Alle Wohnmobile und Campingbusse benötigen die passende Plakette, um Umweltzonen befahren zu dürfen. Das Gleiche gilt für die Zugfahrzeuge von Wohnwagen.

  • Klasse 0 (Grün): Elektrofahrzeuge, Wasserstoff- und reine E-Modelle, emissionsfrei
  • Klasse 1 (Violett): Benziner Euro 5 und neuer, sehr niedrige Emissionen
  • Klasse 2 (Gelb): Diesel Euro 5 und neuere Benziner Euro 4, niedrige Emissionen
  • Klasse 3 (Orange): Diesel Euro 4, mittleres Schadstoffniveau
  • Klasse 4 (Rot): Diesel Euro 3, relativ hohe Emissionen
  • Klasse 5 (Grau): Diesel Euro 2 und älter, sehr hohe Emissionen

Generell bekommen ältere Fahrzeuge, die vor 1997 zugelassen worden sind, keine Crit'Air-Umweltplakette. In Frankreich dürfen sie nicht in Umweltzonen fahren, falls keine örtlichen Ausnahmeregeln geschaffen worden sind.

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Das Bestellen der Plakette erfolgt ausschließlich online über die offizielle französische Website. Es empfiehlt sich, die Plakette mindestens zwei Wochen vor Reiseantritt zu beantragen, da die Lieferung postalisch erfolgt.

Wichtig: Plakette rechtzeitig bestellen

Die französische Umweltplakette Crit’Air kostet rund 4,80 Euro zuzüglich Versand. Bestellt werden kann sie ausschließlich online über die offizielle Website. Die Zustellung erfolgt per Post und kann bis zu zwei Wochen dauern, daher empfiehlt es sich, die Plakette mindestens zwei Wochen vor der Reise zu beantragen. Wohnmobilfahrer sollten auf eine korrekte Angabe der Fahrzeugdaten achten, um die richtige Plakettenklasse zu erhalten. Ohne gültige Plakette drohen Bußgelder bei Einfahrt in Umweltzonen.

Geltungsbereiche und Fahrverbote

Im Unterschied zu Deutschland gelten die Einfahrverbote, sofern nicht anders angegeben, Montag bis Freitag von 8 bis 20 Uhr. Seit dem Beginn des Jahres 2025 bestehen in allen französischen Städten und Ballungsräumen mit mehr als 150.000 Einwohnern dauerhafte Umweltzonen ZFE ("zone à faible émission"), die nur mit gültiger Crit’Air-Vignette befahren werden dürfen. Insgesamt wurden 30 neue Umweltzonen eingerichtet, darunter auch in den grenznahen Städten Metz und Mulhouse.

Die Einrichtung von Umweltzonen liegt in der Verantwortung der jeweiligen Kommune. Sie bestimmt auch, welche Crit’Air-Kategorien zu welchen Zeiten die Umweltzone befahren dürfen. Meist ist dies durch einen zusätzlichen Hinweis unter dem Umweltzonenschild kenntlich gemacht. Es gibt dauerhafte Umweltzonen wie die ZFE ("zone à faible émission") und ZCR ("zone de circulation restreinte") sowie temporäre Umweltzonen, die als ZPA ("zone de protection de l’air") bezeichnet werden.

Temporär heißt im Fall der ZPA-Umweltzonen, dass sie in der Regel nur bei Smog-Alarm gelten. Während dieser Phasen gelten Fahrverbote für Fahrzeuge mit Crit’Air-Plaketten der schlechteren Kategorien (meist Klassen 4 und 5, manchmal auch 3). Die betroffenen Fahrzeuge dürfen dann nicht mehr in die temporär ausgewiesenen Zonen fahren. Der Smog-Alarm wird über lokale Medien, Verkehrs-Apps oder die offizielle Website der betroffenen Kommune kommuniziert. Es lohnt sich für Camper, die lokale Lage regelmäßig zu prüfen. Eine Option, sich zu informieren, ist die Crit’Air App: Sie zeigt Umweltzonen, die benötigte Plakettenklasse und temporäre Fahrverbote und informiert über Smog-Alarm in den jeweiligen Zonen.

Besonders ältere Diesel-Wohnmobile mit schlechterer Schadstoffklasse haben eingeschränkten Zugang. Neuere Fahrzeuge mit Euro-5- oder Euro-6-Norm erhalten günstigere Plaketten und dürfen meistens problemlos fahren. Welche Klassen konkret in einer Stadt nicht in die Umweltzonen einfahren dürfen, ist an der lokalen Beschilderung zu erkennen. In den wichtigsten Städten gelten folgende Regeln:

  • Paris: Dauerhafte Umweltzone (ZFE), Fahrverbot für Fahrzeuge mit Crit’Air-Klassen 4 und 5 (ab 2021), ab 2025 Klasse 3.
  • Lyon: Dauerhafte Umweltzone (ZFE), Fahrverbot für Fahrzeuge mit Crit’Air-Klassen 4 und 5, ab 2025 Klasse 3
  • Grenoble: Dauerhafte + temporäre Umweltzone (ZFE), Fahrverbot für Fahrzeuge mit Crit’Air-Klassen 4 und 5 sowie Fahrzeuge ohne Plakette.
  • Straßburg: Dauerhafte Umweltzone (ZFE), Fahrverbot für Fahrzeuge mit Crit’Air-Klassen 4 und 5, ab 2027 Verschärfung geplant.
  • Lille: Dauerhafte Umweltzone (ZFE), Fahrverbot für Fahrzeuge mit Crit’Air-Klassen 4 und 5.
  • Toulouse: Dauerhafte Umweltzone (ZFE), Fahrverbot für Fahrzeuge mit Crit’Air-Klassen 4 und 5.
  • Montpellier: Dauerhafte Umweltzone (ZFE), Fahrverbot für Fahrzeuge mit Crit’Air-Klassen 4 und 5.
  • Nizza: Umweltzone (ZCR), Fahrverbot für Fahrzeuge mit Crit’Air-Klassen 4 und 5, speziell für Fahrzeuge über 3,5 Tonnen.
  • Bordeaux: Umweltzone (ZFE), Fahrverbot für Fahrzeuge mit Crit’Air-Klassen 4 und 5.

Bedeutung für Wohnmobile

Wohnmobile bis 3,5 Tonnen zulässigem Gesamtgewicht werden ähnlich wie Pkw behandelt, während schwere Wohnmobile (mehr 3,5 Tonnen) teilweise gesonderte Regeln beachten müssen. In manchen Städten sind sogar spezielle Zufahrtsgenehmigungen für große Fahrzeuge vorgeschrieben, etwa in Paris.

Viele ältere Diesel-Wohnmobile fallen in die Crit’Air-Klassen 3 bis 5 und dürfen in Umweltzonen oft nicht mehr fahren. Eine Nachrüstung mit Partikelfilter kann in manchen Fällen helfen. Neuere Fahrzeuge mit Euro-5- oder Euro-6-Norm erhalten günstigere Plaketten und dürfen meist problemlos einfahren.

Wer ohne gültige Plakette oder mit falscher Kategorie in eine Umweltzone fährt, riskiert ein Bußgeld von rund 68 Euro bis zu 375 Euro. Kontrollen erfolgen zunehmend über Kameras und Polizeistreifen.

Wichtige Tipps für Reisen mit Wohnmobil und Wohnwagen

  • Plakette rechtzeitig bestellen: Online auf https://www.certificat-air.gouv.fr, Lieferung dauert bis zu 14 Tage.
  • Fahrzeugklasse prüfen: Euro-Norm und Schadstoffklasse genau ermitteln – ältere Diesel sind oft problematisch.
  • Routen und Umweltzonen checken: Apps und Online-Karten zeigen Umweltzonen und temporäre Fahrverbote an.
  • Alternativparken planen: Parkplätze außerhalb von Umweltzonen nutzen und mit öffentlichen Verkehrsmitteln in die Stadt fahren.
  • Plakette sichtbar anbringen: Immer gut lesbar an der Frontscheibe befestigen.
  • Wohnwagen beachten: Zugfahrzeug benötigt Crit’Air-Plakette, der Anhänger selbst nicht.
  • Große Wohnmobile: Vorab Sonderregelungen prüfen, etwa in Paris oder Grenoble.
  • Smog-Alarm ernst nehmen: Temporäre Fahrverbote können kurzfristig verhängt werden.