Slowenische Camper-Marken fordern die Konkurrenz heraus

5 Camper-Marken aus Slowenien
Ernstzunehmende Alternativen zu Hymer und Co

Veröffentlicht am 19.06.2025
Tourne Mobil  6.0 (2024)Campingbus  i
Foto: Uli Regenscheit

In der deutschen Campingszene wächst das Interesse an Marken aus Ländern wie Polen, Slowenien und sogar China. Oft wird ihnen primär eines zugeschrieben: günstige Preise. Doch diese Vorstellung trifft so nicht immer zu. Vielmehr bieten diese Marken häufig ein überzeugendes Preis-Leistungs-Verhältnis.

Besonders spannend sind dabei die slowenischen Hersteller, die keineswegs Neulinge am Markt sind: Einige von ihnen produzieren bereits seit den 1970er und 1980er Jahren, lange bevor Wohnmobile hierzulande ein Boomsegment wurden. Die bekannteste slowenische Marke auf dem deutschen Markt ist Adria, die mit ihrer Tochtermarke Sun Living eine breite Palette, von Einsteiger- bis Premiumfahrzeugen, abdeckt. Und auch wenn die Marke Robeta hierzulande erst in den letzten Jahren für Aufsehen sorgte, gibt es sie schon seit 2011.

Slowenien bietet im heiß umkämpften Markt der Wohnmobile und Wohnwagen für fast jeden Geschmack und Geldbeutel etwas: von robusten Einsteigermodellen über stylische Campervans bis zu exklusiven Luxus-Campern im Boutique-Stil. Sogar der Offroad- und Allrad-Trend spiegelt sich mit der Marke Megamobil wider, die einige besonders geländetauglich anmutende Kastenwagen produziert.

Kurz gesagt: Slowenische Camper überzeugen nicht mit Billigpreisen, sondern mit einer ausgewogenen Mischung aus Qualität, Design, Ausstattung und einem konkurrenzfähigen Preis – eine spannende Alternative zu den klassischen deutschen Herstellern. Wir stellen fünf slowenische Hersteller und ihre Modellpalette vor.

1. Adria – Premium-Marke mit Geschichte

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Adria ist das Flaggschiff unter Sloweniens Freizeitfahrzeugmarken. Seit der Gründung 1965 produziert das Unternehmen durchgängig in Novo Mesto – heute in einem der modernsten Werke Europas. Über 600.000 Fahrzeuge haben die Slowenen bislang gefertigt, darunter Caravans, teil- und vollintegrierte Wohnmobile (Coral, Matrix, Sonic) sowie Campervans (Twin Supreme u. a.). Die Produktion setzt dabei auf hochmoderne und ISO-zertifizierte Prozesse sowie umfangreiche Qualitätsprüfungen – inklusive Dichtigkeit-Checks in Monsunkammern und Extremtests in Klimakammern bei bis zu –40 °C. Die Marke gehört seit 2017 zur französischen Trigano-Gruppe, produziert aber weiterhin eigenständig in Slowenien. Adria verbindet Premium-Design und zuverlässige Technik mit industrieller Stärke – und besetzt so den europäischen Mittel- bis Oberklassemarkt.

  • Segmente: Caravans, Vans, teilintegrierte und integrierte Wohnmobile, Alkoven
  • Baureihen: Caravans: Aviva (Lite), Action, Altea, Adora, Alpina, Astella; Vans: Twin (Sports, Supreme, Max, Supertwin); Teilintegrierte: Compact (Max), Coral, Matrix, Coral XL (Alkoven); Integrierte: Sonic, Supersonic
  • Basispreise: ab circa 10.000 bis 50.000 Euro (Caravans); ab circa 60.000 bis 150.000 Euro (Vans, TIs und Integrierte)
  • Besonderheiten: ISO-zertifizierte Fertigung mit Monsun- und Klimakammern, digitales MACH-System, Panorama-Design, mehrfach ausgezeichnet
  • Hier geht es zum Test des Adria Twin 640 SGX

2. Robeta – Boutique-Luxus aus Slowenien

Robeta hat sich seit der Gründung 2011 in den oberen Rängen des Segments der Luxus-Campingbusse auf dem europäischen Markt etabliert. Mit individualisierbaren Serienmodellen ("Adonis", "Apollo", "Ares" u. v. a.) bietet Robeta über 15.000 mögliche Konfigurationen für Kundinnen und Kunden. Jedes Fahrzeug kommt dabei handsigniert direkt vom Monteur. Ein besonderer Hingucker: die Robeta Schumacher Edition – präsentiert mit Ex-Formel-1-Star Ralf Schumacher auf dem Caravan Salon 2022. Basierend auf dem Mercedes Sprinter (7,36 m, 190 PS), ausgestattet mit Yacht-inspiriertem Interieur, Solaranlage, JL‑Audio-Soundsystem und luxuriösem Sanitärbereich – und einem Preis von rund 279.000 Euro. Eine weitere Besonderheit der Slowenen sind die Leichtbaumöbel aus recyceltem Kunststoff, mit denen sie nach eigenen Angaben bis zu 220 kg Gewichtsersparnis pro Fahrzeug erreichen. Robeta richtet sich damit an Premiumkäuferinnen und -käufer mit Stilbewusstsein, die Individualität statt Massenware, luxuriöses Design und technische High-End-Ausstattung zu Listenpreisen suchen.

  • Segmente: ausschließlich Kastenwagen
  • Baureihen: drei Serienmodelle ("Adonis", "Apollo", "Ares") plus Sonder-Editionen wie die Schumacher Edition
  • Basispreise: ab ca. 80.000 bis 279.000 Euro
  • Besonderheiten: Leichtbaumöbel aus recyceltem Kunststoff mit bis zu 220 kg Gewichtsersparnis, handsignierte Fahrzeuge, rund 15.000 Konfigurationsoptionen
  • Hier geht es zum Test des Robeta Adonis

3. Sun Living – budgetfreundlicher Einstieg

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Als Schwester-Marke von Adria und Teil der Trigano-Gruppe (seit 2017) zielt Sun Living gezielt auf Einsteiger- und Mittelklasse ab. Weil Sun Living im gleichen Werk wie Adria gebaut wird, kann die Marke hochwertige Ausstattungen wie GFK-Boden, Kompressor-Kühlschrank und digitale Steuerung auch in günstigeren Modellen anbieten. Ein Marktvorteil. Auch die hohen Qualitätsstandards und das technische Know-how im Werk in Novo Mesto kommen den Einsteigermodellen von Sun Living zugute.

Die aktuelle Modellpalette umfasst Kastenwagen (V-Serie), teilintegrierte Modelle (S-Serie) sowie klassische Alkovenmobile (A-Serie) – alle auf Citroën Jumper oder Fiat Ducato. Besonders beliebt: der kompakte V 60 SP mit Aufstelldach oder der S 70 SP, ein clever konzipierter Teilintegrierter mit Querbett. Einstiegspreise liegen meist zwischen 57.000 und 70.000 Euro, je nach Modell und Ausstattung. Innen dominiert ein funktionales, helles Design mit pflegeleichten Materialien, das vor allem Camping-Neulinge und Familien anspricht. Wer auf Individualisierungsoptionen verzichten kann, bekommt hier viel Technik und Raum zum attraktiven Preis – ohne auf Solidität und durchdachte Details zu verzichten.

  • Segmente/Baureihen: Vans (V-Serie), Teilintegrierte (S-Serie), Alkoven (A-Serie)
  • Basispreise: ab ca. 57.000 bis 70.000 Euro
  • Besonderheiten: Ausstattung wie GFK-Boden, Kompressor-Kühlschrank, digitale Steuerung aus Adria-Fertigung

4. Tourne – Der schicke Außenseiter

Tourne fertigt ebenfalls in Slowenien und baut ausschließlich kompakte Campervans. Preislich ist die kleine Marke zwischen Sun Living und Robeta angesiedelt – kein übertrieben luxuriös, aber hochwertig, individuell und klar positioniert. Das Unternehmen kombiniert skandinavisch inspirierte Innenraumgestaltung – helle Holzdekore, klare Strukturen, dezente LED-Beleuchtung – mit praxisnaher Technik. Besonders hervorzuheben ist die effektive Wintertauglichkeit: Alle Fahrzeuge verfügen über eine vollständige Isolierung, Fußboden- und Dieselheizung sowie ein durchgängiges Belüftungssystem.

Die Modellpalette umfasst aktuell die Baureihen Cruise und Select, jeweils in den Längen 6,00 und 6,36 Metern – alle auf Citroën Jumper mit optionalem Allrad und Automatikgetriebe. Der Einstiegspreis liegt bei rund 58.700 Euro (Cruise 6.0), die Topmodelle wie der Select 6.4 kosten ab 83.000 Euro. Ein besonderes Merkmal ist das patentierte "Dream4"-System, mit dem sich vier vollwertige Schlafplätze im Kastenwagen realisieren lassen – ganz ohne Aufstelldach.

  • Segmente: ausschließlich kompakte Campingbusse (Kastenwagen)
  • Baureihen: Cruise und Select (je in 6,00 m & 6,36 m)
  • Basispreise: ab ca. 59.000 bis 83.000 Euro
  • Besonderheiten: Skandinavisch inspiriertes Interieur, lückenlose Isolation (Fußboden- & Dieselheizung), patentiertes Dream4-Schlafsystem für vier Personen
  • Hier geht es zum Test des Tourne 6.4

5. Megamobil – Alternative Größe mit Komfort

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Megamobil produziert ausschließlich Kastenwagen – und das in sorgfältiger Handarbeit. Das slowenische Familienunternehmen mit Sitz in Slovenska Bistrica hat seine Wurzeln in den 1960er-Jahren, der Ausbau von Campervans erfolgt seit rund 15 Jahren. Heute fertigen rund 80 Mitarbeiter jährlich etwa 500 Fahrzeuge – mit viel Sorgfalt, robusten Materialien und einem klaren Fokus auf Praxistauglichkeit und ganzjährige Nutzbarkeit.

Alle Modelle entstehen auf Basis von Fiat Ducato, Citroën Jumper, MAN TGE oder VW Crafter – und unterscheiden sich in Länge (von 5,40 bis 6,80 m), Raumaufteilung und Technik. Die Möbel bestehen aus 15 mm starkem Pappelsperrholz mit pflegeleichter CPL-Oberfläche, die Fahrzeuge sind rundum isoliert und mit Armaflex gedämmt. Jedes Exemplar durchläuft nach Angaben des Herstellers vor der Auslieferung umfangreiche Funktions- und Dichtheitsprüfungen.

Besonders beliebt ist der Mega Sport 640: ein clever konzipierter Campervan mit elektrischem Hubbett über einem großen Stauraum im Heck – dort lassen sich selbst zwei Fahrräder unterbringen. Im promobil-Test lobten wir primär das flexible Bettkonzept, die gute Familiennutzung und die hochwertige Verarbeitung. Kritik gab es nur für kleinere Komfortdetails wie fehlende Ablageflächen im Bettbereich. Zum vollständigen Test des Mega Sport 640 geht es hier.

  • Segmente: ausschließlich Kastenwagen
  • Baureihen: Lounge, Classic, Sport, Revolution, Twin, Re-Aktiv, 4x4
  • Basispreise: ab ca. 70.000 Euro