promobil-Leser Gerhard Böttner hat uns mit seinem Leserbrief zu diesem Thema inspiriert. Er schrieb uns einen Leserbrief* (siehe unten), dass er total happy ist, seitdem er ein Wohnmobil mit amerikanischer Toilette hat.
Heißt das Amerikaner bauen die besseren Camping-Klos?! Und vielleicht sogar die besseren Camping-Fahrzeuge beziehungsweise „Recreational Vehicle“ (Freizeit-Fahrzeuge)? Wer gewinnt das Wohnmobil-Duell Deutschland vs. USA? Let's get ready to rumble...
Duell Nummer 1: Ver- und Entsorgungslösungen
Als promobil-Leser und Wohnmobil-Besitzer/-Fahrer kennen Sie die deutsche Cassettentoilette. Wenn der Fäkaltank voll ist, wird er von außen entnommen und in der sogenannten „Cassette“ an einer fest verbauten Entsorgungsstation auf dem Stellplatz entleert. Der Nachteil liegt auf der Hand: Man muss den vollen und schweren Rollcontainer über den Stell- oder Campingplatz zerren. Ist die Cassette geleert, spült man sie mit Wasser aus. Insgesamt eine recht aufwendige und undankbare Aufgabe.
In den USA ist der Vorgang „easy as pie“. Hier fährt man mit seinem Wohnmobil einfach auf den RV-Platz (RV: recreational vehicle) mit sogenanntem „Full Hook-Up“, der Wasser, Strom und Abwasser-Anschlüsse umfasst. Direkt am Platz schließt man sowohl einen Frischwasserschlauch als auch einen Schlauch an Fäkal- und Grauwassertank an. Letzterer führt direkt in die Kanalisation. Mithilfe des Grauwassers wird außerdem der Fäkaltank regelmäßig durchgespült.
An Plätzen ohne „Full Hook up“ gibt es eine „Dumping Station“ (Deutsch: Entsorgungs-Station). Praktisch: Da die Tanks recht groß sind, muss man meist erst dann entsorgen, wenn man den Stellplatz verlässt.
Im Toiletten-Duell gewinnt also eindeutig die USA: USA:D - 1:0
Duell Nummer 2: Wohnraum-Größe
Bleiben wir noch kurz bei der Toilette: Der Platz rund um die Kloschüssel, wie auch die Kloschüssel selbst, ist in amerikanischen Fahrzeugen viel größer als in deutschen. Nicht nur im Badezimmer befindet sich mehr Platz in den US-Mobilen, auch der Rest ist meist großzügiger bemessen.
In Deutschland gibt es eine Fülle an Modellen: Vom kleinen Campingbus bis zum Luxusliner. Als Camper hat man ganz nach Bedürfnis und Budget die Wahl zwischen vielen verschiedenen Herstellern. In Europa sind kompaktere Fahrzeuge von Vorteil, da auf den Stellplätzen oft nur Platz für die kleineren Mobile ist und Städte und Orte mit engen Gassen aufwarten.
Auch in den USA gibt es verschiedene Campingfahrzeug-Klassen: Die kleinsten Campingbusse kommen meist in Mercedes-Sprinter-Größe, die größten Fahrzeuge sind die richtig großen Liner auf Lkw-Basis (wie beispielsweise dieser Liner mit Helikopter-Landeplatz). Das ist in Anbetracht des Landes und seiner Straßen folgerichtig: Auf den Highways hat auch das breiteste und längste Reisemobil Platz.
Was bei uns noch relativ neu und erst im Kommen ist, gehört in den USA schon lange zum Standard: Slide-Outs. Damit wird der sowieso schon größerere Wohnraum im Stand noch weiter verbreitert. In Deutschland dürfen Wohnmobile maximal 2,55 Meter breit sein, in den USA gibt es diese Begrenzung nicht.
Der Punkt im Duell Größe geht an die USA: USA:D: 2:0
Duell Nummer 3: Raumausnutzung
Bleiben wir im im Innenraum: Hier stellen wir fest, dass die deutschen Hersteller ihre Wohnmobile sehr viel besser verarbeiten. Jeder Zentimeter Raum ist bestens ausgenutzt und mit pfiffigen Lösungen für kleine Räume versehen. Die Amerikaner versuchen gerne jeglichen Komfort in ihre Mobile zu bringen, wie Mikrowelle, Sofa oder Sessel, doch dabei kann es leicht passieren, dass beispielsweise ein Bett zu kurz gerät.
Im Duell Raumausnutzung siegt zum ersten Mal Deutschland: USA:D – 2:1
Duell Nummer 4: Verarbeitungs-Qualität
Die Möbel in US-Wohnmobilen wirken oft nicht so gut verarbeitet und setzen eher auf Masse statt Klasse. In Deutschland wird darauf geachtet, das Klappen und Schränke ordentlich schließen, außerdem muss jedes Möbelteil stabil und langlebig sein.
Die schweren und dunklen Holzklappen sind typisch für amerikanische Wohnmobile, wirken aber oft viel zu massiv. Außerdem geht in US-Mobilen schnell etwas kaputt, wie Schubladenböden oder Zierhölzer.
Kaum eine Überraschung: In Puncto Qualität kann Deutschland punkten. Gleichstand: USA:D – 2:2
Duell Nummer 5: Heizungen
Ob heiß oder kalt, sowohl in deutschen wie auch in amerikanischen Wohnmobilen lässt sich die Temperatur über Klimaanlage und Heizung regeln. Hier liegt der Unterschied bei der Technik. In Deutschland kommen oft Warmluftgebläse- oder Warmwasserheizungen zum Einsatz. Diese sind leise und sorgen für gleichmäßige Wärme im Wohnmobil. Das ist wichtig, weil Wintercamping bei den Deutschen sehr beliebt ist.
Bei den Amerikanern wird auf die Heizung nicht so großen Wert gelegt, da Wintercamping dort nicht besonders angesagt ist. Im Winter fährt man einfach in die warmen Bundesstaaten im Süden. Ihre Heizungen werden mit Gas oder elektrisch betrieben, sie sind sehr laut und nachts kaum zu ertragen. Im Urlaub verzichtet man in den USA deswegen lieber auf die Heizung.
Im Klima-Duell gewinnt Deutschland aufgrund der guten Heizsysteme: USA:D – 2:3
Duell Nummer 6: Motorenvergleich
Wenn es um Motoren geht, gibt es vor allem einen großen Unterschied bei der Kraftstoffversorgung. In Deutschland setzten Wohnmobilisten zumeist auf Diesel, in den USA fahren Wohnmobile dagegen oft mit Benzin. Ein amerikanisches Wohnmobil schluckt nicht gerade wenig und verbraucht, wenn es reicht, 20 Liter pro 100 Kilometer. Für deutsche Wohnmobile liegt der Durchschnittsverbrauch bei ca. 12 Liter pro 100 Kilometer. Trotzdem heißt es nicht, dass die Kraftstoffkosten in den USA dadurch teurer sind. Die Benzinpreise sind so niedrig, dass im Endeffekt in Deutschland und den USA derselbe Preis herauskommt.
In Deutschland schieben sich Wohnmobile oft mit rund 150 PS und Frontantrieb über die Straße. In Deutschland wird oft bei den PS gespart und bei Steigungen verliert man schnell an Fahrt.
In den USA haben Wohnmobile meist Heckantrieb und eine Automatik-Gangschaltung, außerdem kräftige Motoren. Das macht die Fahrt etwas angenehmer. Dank des oft serienmäßigen Tempomats kann man auf längeren Strecken auf den Highways sogar das rechte Bein zwischendurch etwas entlasten.
Was die PS-Zahl angeht, heißt es in den Staaten klotzen, nicht kleckern. Der schnellste deutsche Campingbus mit Porsche-Motor hat 580 PS unter der Haube, das schnellste Wohnmobil der Welt mit 900 PS aber kommt aus den USA.
Die Runde Motoren-Stärke geht an die USA: USA:D – 3:3
Duell Nummer 7: Außendesign
Eines ist bei allen deutschen Wohnmobilen meist gleich (Campingbusse ausgenommen): die Außenfarbe. Fast alle Fahrzeuge erstrahlen in dem gleichen öden weiß. In Amerika setzt man mehr auf individuelles Design. Die Wohnmobile sind meist in unterschiedlichen Erdtönen, von beige bis schwarz, gestaltet.
Auch beim Design gibt es keinen klaren Gewinner. In Deutschland dominiert tristes Weiß, in den USA ein interessantes Design in Erdtönen: USA:D – 4:3
Duell Nummer 8: Fahrsicherheit
Ein sehr wichtiges Thema in Deutschland ist der Führerschein. Mit einem klassischen Führerschein Klasse B kann man nur Wohnmobile bis zu einem Gesamtgewicht von 3,5 Tonnen fahren. Für schwerere Wohnmobile benötigen deutsche Bürger den Führerschein C1 (bis 7,5 Tonnen) oder C für Fahrzeuge über 7,5 Tonnen. In den USA darf mit dem normalen PKW Führerschein jedes Wohnmobil gefahren werden, auch über 3,5 Tonnen. Ein durchschnittliches Mietmobil für eine Familie in den USA wiegt oft mehr als 3,5 Tonnen.
Zwar ist es nervig, dass man in Deutschland für mehr als 3,5 Tonnen einen weiteren teuren Führerschein machen muss, doch sollten wir uns glücklich schätzen eine so allumfassende Fahrschule zu durchlaufen. Die Amerikaner bringen sich das Fahren oft mit der Hilfe von Familienmitglieder bei. Damit sind sie nicht optimal auf verschiedene Verkehrssituationen vorbereitet. Das beweisen auch Verkehrsstatistiken. Die WHO (Weltgesundheitsorganisation) schreibt in ihrem Bericht 2015: In den USA (10,6) gibt es mehr als doppelt so viele Verkehrstote auf 100.000 Einwohner als in Deutschland (4,3).
In der Kategorie Sicherheit gewinnt Deutschland. Damit kommt es final zum Gleichstand: USA:D - 4:4
Fazit: In Deutschland kann man sich über eine gute Verarbeitung und die lange Haltbarkeit seines Wohnmobils freuen. Allerdings werden einem in Deutschland auch viele Vorschriften auferlegt, wie verschiedene Führerscheine, Abgasnorm usw. Absoluter Minuspunkt in Deutschland ist die Entsorgung, die Toilette über den Stellplatz tragen sollte eigentlich ein No-Go sein.
Im Land der unbegrenzten Möglichkeiten ist alles etwas „bigger“ und muss keine Angst vor Gewichtsproblemen haben, weil man den falschen Führerschein hat. Auf Stell- und Campingplätzen ist genug Platz für große Mobile. Doch die Verarbeitung und die Qualität der Möbel ist nicht mit der Deutschen vergleichbar und es kann schnell einmal etwas kaputt gehen. Wirklich klasse ist die Ver- und Entsorgung bei den amerikanischen Wohnmobilen.
Amerikanischer Traum: Ein Mal ein US-Wohnmobil fahren
Wer Lust auf ein US-Mobil bekommen hat, sollte sich im Klaren sein: Wohnmobile aus den USA in Deutschland zu kaufen und vor allem zuzulassen ist nicht so einfach. Tipps dazu geben wir hier.
Wer einmal einen Winnebago oder Co. fahren will, dem ist mit einer Wohnmobil-Miete in den USA geholfen. Im vergangenen Jahr hat unser promobil-Redakteur eigene Erfahrungen mit einem Mietmobil in Kalifornien gesammelt, die ganze Geschichte gibt es hier.
*Leserbrief zu Wohnmobil-Toiletten:
„Das Toilettenthema ist für uns erledigt: Wir sind viele Jahre mit Wohnwagen und später mit Wohnmobil unterwegs gewesen. Die eingebauten Toiletten waren in unseren Augen Notlösungen. Ständig Geruchsprobleme und keine Kapazitäten.
Seit vier Jahren haben wir ein gebraucht gekauftes Wohnmobil mit Vakuumtoilette und 100-Liter-Fäkaltank. Diese stammt aus dem US-Bootsbau. Seit diesem Kauf ist das Thema für uns erledigt. Wir benutzen so gut wie keine anderen Toiletten.
Die Anlage verfügt über eine große Emailleschüssel (wie zu Hause) und wegen des sparsamen Wasserverbrauchs reicht die Kapazität locker 14 Tage. Bisher gab es auch keinen Defekt an der Anlage. Die Entleerung erfolgt mittels Pumpe über ein Bodenventil. Den Fäkaltank spülen wir (mit Pumpe) mit dem Grauwasser. Für uns kommt etwas anderes nicht mehr in Frage.“