Zugspitze. Seit einer halben Stunde stehen wir auf der Terrasse der neuen Bergstation des Nebelhorns – und kommen aus dem Staunen nicht raus. Wir haben Anfang Juni, und drunten in Oberstdorf war das heute ein schöner, lauer Sommermorgen. Hier oben, auf 2.224 Meter Höhe und nur eine Seilbahnfahrt später, fühlt sich die Welt fast winterlich an. Es liegt noch Schnee, und der Wind ist kühl.
Das Nebelhorn ist das erste Ziel unserer Mobiltour. "Allgäu im Uhrzeigersinn" haben wir sie genannt. Wir wollen mit dem Mobil zu den schönsten Orten im Allgäu reisen. Und Oberstdorf ist gleich ein toller Startpunkt dafür. Unten im Städtchen gibt es einen großen Stellplatz für 200 Mobile. Okay, er ist nicht wirklich charmant, aber die Lage ist praktisch: Der Ort ist gut zu Fuß erreichbar, und zur Bergbahn sind’s nur ein paar Minuten.
Wanderung zum Seealpsee

Schon die Fahrt zum Nebelhorngipfel ist ein Erlebnis. Das Dorf wird immer kleiner, und der Blick wird weiter, je höher die Seilbahn steigt. Das "Gipfelrestaurant 2.224" wurde vor zwei Jahren eröffnet, fast ganz aus Glas und Holz gebaut mit einer herrlichen Aussichtsterrasse. Momentan ist unsere Aufmerksamkeit aber gefangen von den Gleitschirmfliegern, die nach ein paar Anlaufschritten auf der Wiese unterhalb des Restaurants ins Leere treten und losfliegen, rein in das sensationelle Panorama. Hier oben gibt es etliche Wanderwege. Vom spektakulären neuen Nordwandsteig, auf dem man auf einem Steg rund um den Gipfel gehen kann, über den barrierefreien Weg Nummer 1 bis hin zu wirklich hochalpinen Touren.
Wir wandern gemütlich mit Blick auf den schönsten Bergsee des Allgäus, den Seealpsee – zu dem man in etwa 30 Minuten runtergehen kann und dann weiter ins Oytal.
Zwischen kulturellen Highlights und abenteurlichen Felsenschluchten
Das ist das Schöne an einer Mobiltour durchs Allgäu – sie ist unglaublich vielfältig. Kulturelle Highlights liegen an der Strecke wie das interessante Bauernhofmuseum in Illerbeuren oder die Barock-Basilika des Benediktinerklosters Ottobeuren. Und wir haben intensive Naturerlebnisse, wie hier oben am Nebelhorn, auf dem Skywalk in Scheidegg oder bei unserer Radtour zur Breitachklamm, die nur ein paar Kilometer von Oberstdorf entfernt ist:

Unter uns tost und braust und gischt und schäumt das Wasser der Breitach, kugelt sich in glatt und rund ausgewaschenen Felsenmulden. Über uns ragen hohe, senkrechte und überhängende Wände, abenteuerlich bewachsen mit hohen Bäumen, Moosen und Farnen und wie beworfen mit Felsbrocken, ganz oben dann ein schmales, blaues Himmelsband. Die gut zwei Kilometer spazieren wir durch die Klamm auf bestens ausgebauten Wegen und Stegen neben und über dem rauschenden wilden Wasser. Zugegeben, wir sind ziemlich lahm, weil wir immer wieder stehen bleiben, um dem Wasser mit den Augen zu folgen, die Kraft der Natur bestaunen. Das Überwältigende in trockenen Zahlen: Die Breitachklamm ist die tiefste Felsenschlucht Mitteleuropas. Das Wasser hat 10 000 Jahre gebraucht, um sich teilweise 100 Meter tief ins Gestein zu fräsen.
Von Stadt zu Stadt
Von den Städten sollten Sie keine auslassen– Lindenberg, Immenstadt, Oberstaufen, Leutkirch, Memmingen, Kempten, Kaufbeuren und wie sie alle heißen –, jede ist einen Stadtbummel wert. Die Stellplatzsituation ist meist erfreulich.

Immer wieder bekommen wir unterwegs auch gute Gesundheitstipps. Zum Beispiel beim Spaziergang durch Bad Wörishofen: Im Kurgarten, beim Kneipp-Becken, am Gradierwerk – überall sind Sebastian Kneipp und seine Naturheilkunde parat. Wie in vielen anderen Orten gibt es auch hier Informationstafeln, auf denen man beim Stadtrundgang über das Wichtigste am Wegesrand informiert wird. Zum Beispiel interessante Erkenntnisse im Duft- und Aroma-Garten ("Frauen, die nach Blumen riechen, werden von Männern zwölf Pfund leichter geschätzt") oder Zitate, die das gesunde Selbstbewusstsein von Sebastian Kneipp bezeugen: "Allen, die in boshafter Weise gegen mich schreiben, möchte ich sagen: Plagt euch doch nicht wegen mir. Ich lese es ja doch nicht."
Übrigens: Der Stellplatz in Wangen ist unser Lieblingsplatz bei dieser Tour. Er liegt am Sportplatz, hat einen Grill mit Sitzgruppe am Rand – und er ist nicht weit von der schönen Altstadt entfernt. Mittwoch ist Markttag in Wangen. Von unserem frühen Morgenspaziergang über den Markt kommen wir strahlend zurück – mit noch warmen, frischen Seelen, Tomaten und Gurken, Käse und Wurst. Das Frühstück wird das beste unserer ganzen Reise– ein Tag, der so beginnt, kann nur perfekt werden.
Die schönsten Orte des Allgäu im Überblick
Die zauberhafte Landschaft, schöne Orte voller Kulturdenkmäler und ein Sinn für Tradition machen den Charme des Allgäus aus. Kulinarische Genüsse runden das Reiseerlebnis ab – hier 15 lohnende Stationen.

1. Oberstdorf
Als Wintersportort international bekannt, ist Oberstdorf auch ein schöner Kneipp-Kurort und eine tolle Basis für Wanderungen. Tipp: Eine Ausstellung im alten Rathaus erzählt die Entstehungsgeschichte der Alpen. www.oberstdorf.de
2. Immenstadt
Die älteste Stadt des Oberallgäus liegt direkt am Großen Alpsee. Ein Hingucker ist das toll restaurierte Schloss im mittelalterlichen Stadtkern. Tipp: der samstägliche Markt auf dem historischen Marienplatz. www.stadt-immenstadt.de
3. Oberstaufen
Der schöne Kurort ist auch top zum Wandern im Sommer und Skifahren im Winter. Tipp: Seit 130 Jahren gibt’s das Bauerntheater Oberstaufen – und einmal monatlich eine Aufführung. www.oberstaufen.de
4. Scheidegg
Sonnenreichster Ort Bayerns – damit kann der Kneipp-Kurort für sich werben. Tipp: vom Baumwipfelpfad Allgäu Skywalk den fabelhaften Ausblick über die Wälder bis zum Bodensee genießen. Vom Wohnmobilstellplatz Scheidegg erreicht man vom Kurhaus aus den Skywalk in ca. 30 Minuten zu Fuß. www.scheidegg.de
5. Lindenberg
Einst galt die Stadt als "Klein-Paris", Hüte aus hiesiger Produktion verkauften sich weltweit. Der anerkannte Luftkurort liegt an der Deutschen Alpenstraße. Tipp: Ein Hutmuseum erzählt die Geschichte der Kopfbedeckung. www.lindenberg.de
6. Wangen
Beim Bummel durch die hübsche Altstadt fallen sie sofort auf: die vielen Brunnen, alle paar Meter einer. Tipp: Unbedingt einen Abstecher zur Fidelis-Bäckerei machen – dort gibt’s das beste Seelen-Gebäck weit und breit. www.wangen.de
7. Leutkirch
Besonders schön ist die denkmalgeschützte Altstadt der ehemaligen freien Reichsstadt im baden-württembergischen Teil des Allgäus. Tipp: Im Glasmacherdorf in Leutkirch-Schmidsfelden den Künstlern zuschauen. www.leutkirch.de
8. Bauernhof-Museum Illerbeuren
32 Häuser und Höfe aus drei Jahrhunderten werden mitsamt Interieur für die Nachwelt bewahrt. Tipp: Auf dem benachbarten Gromerhof gibt’s schwäbische Leckereien. www.bauernhofmuseum.de
9. Memmingen
Mal lang, mal breit – aus jeder Perspektive wirkt der historische, von Zunft- und Patrizierhäusern umrahmte Marktplatz anders. Tipp: Das Kuchenbuffet im Café Bienvenue ist eine Pause wert. www.memmingen.de
10. Benediktiner-Abtei Ottobeuren
Wahrzeichen des auch "Schwäbisches Escorial" genannten Benediktiner-Klosters ist die spätbarocke Basilika. Fertiggestellt wurde sie 1766 – rund eintausend Jahre nach Gründung der Abtei. Tipp: Regelmäßig finden gratis Orgel-Konzerte statt. www.abtei-ottobeuren.de
11. Mindelheim
Sehenswert ist neben der pittoresken Altstadt das Krippenmuseum – dort gibt es das älteste Christkind der Welt zu bestaunen. Tipp: das Frundsbergfest, eines der größten historischen Festivals Deutschlands. www.mindelheim.de
12. Bad Wörishofen
Im Kurpark erinnert ein Brunnen an den Pfarrer Sebastian Kneipp, dessen neuartige Wasser-Heilmethode sich bald in aller Welt verbreitete. Tipp: Das Kur-Orchester gibt (fast) täglich Konzerte. www.bad-woerishofen.de
13. Kaufbeuren
Den besten Blick über die Stadt, hat man vom Fünfknopfturm, den man im Zuge einer Führung begehen darf. Tipp:bei der Nachtwächterführung Spannendes aus der Stadtgeschichte erfahren. www.kaufbeuren.de
14. Marktoberdorf
Die Stadt ist eine der höchstgelegenen in Bayern – und hat mit den Fendt-Traktoren einen echten Exportschlager. Tipp: Das Café Muckefuck serviert selbstgerösteten Kaffee und regionale Köstlichkeiten. www.marktoberdorf.de
15. Füssen
Dieser schöne Ort am Lech gilt als Wiege des Lauten- und Geigenbaus, auch heute noch sind hier einige renommierte Geigenbauer ansässig. Tipp: Das sehenswerte Museum der Stadt erzählt die Geschichte dieses Füssener Traditionshandwerks. www.fuessen.de
Tipps fürs Allgäu
Diese Highlights sollten Sie nicht verpassen.
Leckeres Gebäck: Allgäuer Seelen

Einst durften sie nur am Allerseelentag gebacken werden, um die Armen damit zu beschenken: die Allgäuer Seelen. Daher stammt auch der Name. Die Rezeptur ist relativ einfach: Weizen- und Dinkelmehl sowie Hefe und Wasser bilden die Basis des würzigen, mit Salz und Kümmel bestreuten Gebäcks. Äußerlich ähnelt die Seele einem Baguette, im Biss ist sie jedoch viel fester. Neben dem Namen geht auch die Form auf die Historie zurück – das Backwerk soll an einen Oberschenkelknochen erinnern, weil dort einst die Seele des Menschen vermutet wurde. Im Süden Deutschlands gibt es fast überall Seelen, die vielleicht besten erhält man in der Fidelis-Bäckerei in Wangen.
Die zauberhaften Seen
Bergwandern und Surfen direkt nebeneinander, wo gibts denn das? Na, im Allgäu. Das Land bietet außer sanften Wiesen und stolzer Alpenkulisse nämlich auch noch eine stattliche Anzahl zauberhafter Weiher, Seen, Wasserfälle und Wildwasserflüsse. Kein Wunder, dass Sebastian Kneipp, der "Wasserdoktor" aus Ottobeuren, ausgerechnet im Allgäu die Inspiration für seine Kuren gefunden hat.
So schöne Berg- und Talseen gibt es hier, dass die Region südlich von Kempten den Beinamen "Allgäuer Seenland" bekommen hat. Ganz gleich ob Niedersonthofener oder Sulzberger See, Eschacher oder Widdumer Weiher – sie alle laden ein zu Picknick und Baden, zu Wassersport und zu genussvollen Wander- oder Fahrradtouren. Der größte der Allgäuer Naturseen ist mit 2,4 Quadratkilometern der Große Alpsee bei Immenstadt. Für Wassersportler interessant: Bei Normalwind wehen drei bis vier Windstärken, im Frühling bis zu sieben – viel Spaß!
Die Schönheiten am Wegesrand
Durch das Allgäu ziehen so viele schöne Wanderrouten, dass nur noch die Frage zu beantworten bleibt: Welche Strecke hätten Sie denn gern? Da wäre zum einen die Deutsche Alpenstraße, die aus gutem Grund als "Königsweg der Alpen" gilt.
Der Allgäuer Abschnitt von rund 160 Kilometern umspannt den südlichen Teil des Landes am Rand der Alpen entlang, von Lindau über Oberstdorf bis nach Schwangau im Osten. Hier darf ein Besuch der Königsschlösser Hohenschwangau und Neuschwanstein nicht fehlen. Für Bergfreunde empfiehlt sich ab Oberstaufen ein Ausflug zur Nagelfluhkette.
Für Menschen, die gern die Schönheiten am Wegesrand besuchen, empfiehlt sich die Oberschwäbische Barockstraße mit einigen der schönsten Klöster, Kirchen und charmanten Anwesen. Der Weg selbst zieht sich durch die idyllischen Lande des nordwestlichen Allgäus. Einen Abstecher lohnt die Burgruine Sulzberg beim gleichnamigen Ort, sie ist die größte des Allgäus. Faszinierende Naturschauspiele präsentieren sich zum Beispiel im Eistobel bei Isny – im Sommer ist es die urwüchsige Natur, im Winter sind es die zu bizarren Gebilden gefrorenen Wasserfälle der Oberen Argen. Ein Meisterwerk des deutschen Barocks steht in Ottobeuren: das Benediktinerkloster aus dem 8. Jahrhundert. Info: www.oberschwaebische-barockstrasse.de , www.deutschealpenstrasse.de
Die historischen Städte
Wer Lust auf Kultur, Shopping und Geschichte hat, sollte unbedingt in den vielen historischen Orten vorbeischauen. Immenstadt zum Beispiel ist die älteste Stadt des Oberallgäus, mit schönen Jugendstilvillen und einem Stadtschloss. Die Gemeinde legt besonders viel Wert auf Traditionen, aber auch auf zeitgemäße Events à la Open-Air-Konzerte am Großen Alpsee und Sportveranstaltungen wie den populären Allgäu-Triathlon.

Isny und Kempten präsentieren lebendige Geschichte. Isnys Stadtbild wird von einem typisch mittelalterlichen Oval geprägt. Auf den Wehranlagen spaziert man mit besten Aussichten auf Bürgerhäuser und Kirchen entlang. Empfehlenswert ist ein Besuch im ehemaligen Gefängnis am Wassertor. Kempten blickt auf eine über 2000-jährige Geschichte zurück, damals hieß die ehemalige Römerstadt noch "Cambodunum". Spannende Einblicke in die Vergangenheit bieten der Archäologische Park, die Altstadt und die fürstäbtliche Residenz. Kulturgenuss gibts auf der Museumsmeile im Allgäu- und im Alpinmuseum. www.immenstadt.de, www.isny.de, www.kempten.de
Die musikalischen Events
Nein, musikalisch geht es im Allgäu nicht immer nur um Alphörner, auch wenn ihr Klang perfekt zur Akustik der Bergwelt passt. Das Allgäu bietet wahrscheinlich die spannendsten Open-Air-Spielorte des Landes – zum Beispiel auf rund 2000 Meter Höhe auf der Kanzelwand beim Oberstdorfer Musiksommer. Hier wird klassische Musik unter anderem vor großem Alpenpanorama dargeboten – zum 20-Jahre-Jubiläum vom 26. Juli bis 16. August werden etwa das Württembergische Kammerorchester, das Vokalensemble "Singer Pur" und das "Lotus String Quartet" erwartet.
Für Jazzfreunde beginnt das Jahr mit guter Musik beim Kemptener Jazzfrühling (Ende April/Anfang Mai). Märchenhafter geht es – gemäß dem Zuckerguss-Stil des Anwesens – im Barocksaal auf Schloss Neuschwanstein zu. Wunderbar getragen klingen Klassikwerke bei den Basilika- und Kaisersaalkonzerten in Ottobeuren. Info: www.oberstdorfer-musiksommer.de, www.ottobeuren.de, www.kempten.de
Das beste vom Käse
Auch die kulinarische Seite des Allgäus lohnt entdeckt zu werden. Auf den sattgrünen Hochplateaus und Almwiesen fühlen sich nicht nur Bergkräuter wohl, sondern auch Kühe gedeihen hier prächtig. So ergeben Natur, frische Bergluft und die Milch des Braunviehs hervorragende Heumilch – die beste Grundlage für Spezialitäten wie Berg- und Heumilchkäse.
Wie aus diesen Zutaten echte Genüsse werden, kann man zum Beispiel auf der Käsestraße in Städtchen wie Isny, Maierhöfen oder Scheidegg erleben. Man schaut den Sennern über die Schulter, bereitet in der Käseschule den eigenen Käse-Erstling zu – und wer noch nicht genug hat, bestellt sich seine eigene Käsekiste zum Nachkosten. www.westallgaeuer-kaesestrasse.de
Alle Infos im Überblick
Anreise: Aus allen Richtungen prima zu erreichen: Von Norden über die A7, aus dem Osten – zum Beispiel von Dresden – via A7 oder A9, aus dem Westen über die A3.
Sehenswertes:
- Schloss Kronburg im Illerwinkel liegt malerisch auf einer Anhöhe. Es gehört zu den schönsten Renaissance-Schlössern Bayerns und wird heute noch vom Baron von Vequel-Westernach bewohnt. Der lässt es sich nicht nehmen, Gäste selbst durchs Anwesen zu führen.
- Allgäuer Bergbauernmuseum Deutschlands höchstgelegenes Freilichtmuseum sieht aus wie aus dem Bilderbuch: historische Gebäude, in denen gewerkelt wird wie vor 100 Jahren, und glückliche Bauernhoftiere – streicheln und mitmachen ist natürlich erwünscht.
Auskunft: Urlaubsregion Allgäu, Allgäuer Straße 1, 87435 Kempten/Allgäu, Telefon: 0831/5753730.
Weitere Infos und Tipps für Ihren Campingurlaub im Allgäu finden Sie in unserem kostenlosen digitalen Campingführer "Allgäu".
Stellplatz-Tipps im Allgäu