Reise-Tipp Fränkisches Seenland
Sieben auf einen Streich

Goldgelbe Strände und hübsche Häfen, ein grünes Hinterland, viel Kultur und Genuss, das bietet das Fränkische Seenland Wohnmobil-Fahrern. Eine Region, die ebenso idyllisch wie abwechslungsreich ist.

Fränkisches Seenland
Foto: Martina Sörensen (13), Ewald Fröch/ Fotolia (1), Tourismusverband Fränkisches Seenland: Stefan Schaller (1), Andreas Hub (7)

Der See ruht heute friedlich in der Sonne. Zwei Segelboote sind unterwegs oder besser: verharren mehr oder weniger bewegungslos wie auf einem Ölgemälde. Das erste hält trotzig die Segel gehisst, das zweite hat das weiße Tuch schon mal konsequent eingeholt und lässt sich einfach weitertreiben, entlang der bewaldeten Ufer mit den goldgelben Sandbuchten dazwischen. Wahrscheinlich hat schon jemand den Kaffee oder ein Bier aus der Kombüse geholt für ein verfrühtes Päuschen. Aus einer Bucht tönt das Lachen zweier Kinder quer übers Wasser, die mit offenbar großem Vergnügen ein Gummiboot zum Kentern bringen.

Bunte Gestalten flitzen über den Igelsbachsee, mit lang gezogenen Jauchzern, die man weithin hört, lange bevor die Juchzenden selbst zu sehen sind. Eine Seilbahn führt hier quer über den See, mit bis zu 60 Kilometern pro Stunde geht es für Unerschrockene von einem Ufer zum anderen. Der Igelsbachsee gehört mit dem Großen und dem Kleinen Brombachsee zum Zen-trum des Fränkischen Seenlandes im Norden Bayerns, etwa 50 Kilometer südwestlich von Nürnberg gelegen.

Das Seenland – ein Bauvorhaben aus den 1970er Jahren

Diese Idylle ist von Menschenhand geschaffen, um dieser einst so wasserarmen Region Frankens zum doppelten Neuanfang zu verhelfen: Aufschwung für die Wirtschaft und als wohldurchdachtes Urlaubsziel. Rund 20 Quadratkilometer Wasserfläche verteilen sich auf sieben Seen: Großer und Kleiner Brombachsee mit dem Igelsbachsee, dazu Dennenloher, Altmühl-, Hahnenkamm- und Rothsee.

Fränkisches Seenland
Martina Sörensen (13), Ewald Fröch/ Fotolia (1), Tourismusverband Fränkisches Seenland: Stefan Schaller (1), Andreas Hub (7)
Segel hissen oder lieber baden gehen? Das müssen die Wassernixen am Altmühlsee noch debattieren.

Ein besonderes Merkmal, eines, das sehr genau verrät, wie diese Landschaft einst geplant wurde, ist nämlich, dass die Seen nahezu überall öffentlich zugänglich sind – was Gäste am Starnberger See oder Tegernsee dank zahlloser Privatgrundstücke ja vergeblich suchen. Um die großen Seen wie den Kleinen und Großen Brombachsee, den Altmühl- oder Rothsee führen fein gekieste Wege ohne Unterbrechung oder Hindernis, gleich zwei Streifen nebenein-ander gespurt wie eine Mini-Autobahn mit ländlichem Charme und Grünstreifen dazwischen, damit Radler und Flaneure sich nicht ins Gehege kommen.

Viele Familien zieht es wegen der flach abfallenden Ufer hierher, zum Sonntagsausflug oder während des Urlaubs. Auch Radler und Spaziergänger drehen hier gern eine oder mehrere Runden.

Wohnmobil-Urlauber haben eine große Platzauswahl, und nicht wenige der Stellplätze sind gerade ein paar Schrittchen vom Wasser entfernt. Wer am Großen Brombachsee übernachtet, sollte einfach entspannt den Liegestuhl rausholen und dem Treiben im, auf und am Wasser zuschauen. Der Panorama-Platz am Nordufer, einzig für Wohnmobile reserviert, ist ein Ausguck, bei dem so mancher Hotelgast neidisch werden könnte.

Wassersport im Seenland

Auch die Wassersportler unter den Wohnmobil-Fahrern kommen sehr gern hierher, jedenfalls solange sie nicht motorisiert sind: keine Jetskis, keine Motorboote. Verboten ist, was lärmt und eine große Welle macht. Dafür freuen sich Surfer, Segler und Kitesurfer, denn so verschlafen der Wind sich heute gebärdet, so kräftig kann er auch auffrischen.

Kitesurfer der Weltklasse, wie zum Beispiel Florian Gruber aus Garmisch-Partenkirchen, schätzen die Windbedingungen im Fränkischen Seenland – und üben für den nächsten großen Wettkampf zum Beispiel auf dem Altmühlsee bei Gunzenhausen, gerade einmal zehn Kilometer entfernt vom Großen Brombachsee. Wer sich selbst aufs Brett oder ein anderes Wassersportvehikel schwingen will, der findet einige Reviere samt Schulen und Verleih.

Alles zu seiner Zeit, auch das leibliche Wohl

So viel Aktivität macht hungrig, und wer wie die Segler da draußen pausieren möchte, kann das in einem der vielen Restaurants rings um die Seen – die meisten mit Seeblick von der Panoramaterrasse, das Wasser ist hier allgegenwärtig. Hektisch geht es selbst bei vollbesetzten Tischen nicht zu, dafür sorgen mancherorts solche Schilder an der Wand: „Das Motto ist nicht, dass wir rennen, sondern dass ihr wartet.“ Klare, fränkisch-charmante Ansage, der man sich sorglos beugen kann – also zurücklehnen und aufs Schäufele, den Dunkelbierbraten oder eines der exzellenten Wild- oder Fischgerichte warten.

Langweilig wird es eh nicht, denn esgibt ja, wie gesagt, auf dem Wasser immer etwas zu sehen. Gerade gleitet der haushohe Trimaran vorbei, der seine Gäste von einer Station des Brombachsees zur nächsten schippert. Aus mehreren Stockwerken besteht der stille Koloss, bei beeindruckend wenig Wassertiefgang. Das Innere ist sogar groß genug, um sich für Partys und andere Events in einen Tanzsaal zu verwandeln.

Nach der Stärkung im Restaurant ist es Zeit für eine Ausflugstour, zum Beispiel zur Brauereibesichtigung nach Spalt. Hügelig wird es im Hinterland um die Seen, die Straßen schlängeln sich durch Wälder, Obstplantagen und Fachwerkdörfchen. Überall ragen die umrankten Pfahlbauten der Hopfengärten auf, die ein bisschen aussehen wie das Gerippe ienes futuristisch-eckigen Riesentieres. Wenn der Durft von frischem Holzofenbrot durch die Lande zieht, ist es nicht mehr weit zur Mäusleinsmühle am Ende des Brombachtals. Herzstück des Mühlengebäudes mit einer Kapelle aus dem 19. Jahrhundert ist der Holzofen mitten im Blumengarten. Warmes Brot einpacken, ein kühles Bier dazu – und dann ab an den See. 

Fränkisches Seenland
Martina Sörensen (13), Ewald Fröch/ Fotolia (1), Tourismusverband Fränkisches Seenland: Stefan Schaller (1), Andreas Hub (7)
Weißenburg - hier spaziert man durch ein paar Jahrhunderte spannender Geschichte.

Die schönsten Städte im Fränkischen Seenland für Ihre Mobil-Tour

  • Nürnberg: Kaiserburg, Reichsparteitagsgelände, Weinstadel, Felsengänge, Al-brecht-Dürer-Haus und Germanisches Nationalmuseum – wer auch ein bisschen Stadtluft schnuppern möchte, findet hier allerhand Schönes und Interessantes. Übrigens: Nürnberg schaffte es in puncto Lebensqualität weltweit mehrfach unter die ersten 25 Plätze.
  • Wolframs-Eschenbach: „Stadt des Parzival-Dichters“ nennt sich die Deutsch-ordensstadt mit ihrem bunten Kirchturm – und tatsächlich entdeckt man überall Spuren des Ritter-Epos, von den Schwanen-Figuren am Stadbrunnen und dem Wolfram-Denkmal bis hin zum kunstvoll in Szene gesetzten Eschenbach-Museum im Rathaus.
  • Spalt: Die rund 5000 Einwohner zählende Stadt mit ihren Hopfen- und Fachwerkhäusern liegt inmitten von Hopfengärten und bewaldeten Anhöhen. Viele Häuser gelten als Baudenkmäler, sehenswert sind außerdem das Hopfen- und Biermuseum sowie das Feuerwehrmuseum. Überregionale Bekanntheit erlangte das Spalter Bier.
  • Weißenburg: Der Limes ist nahe – in Weißenburg spaziert man durch ein paar Jahrhunderte spannender Geschichte. Die Altstadt weist so viele Spuren aus unterschiedlichen Epochen auf, dass man sie als Ensemble unter Schutz gestellt hat. Sehenswert obendrein: das Ellinger Tor, welches es sogar schon auf eine deutsche Briefmarke geschafft hat.
  • Gunzenhausen: Viele hübsche Fachwerkstadel zieren das Stadtbild des etwa 16 500 Einwohner zählenden Ortes unweit des Altmühlsees. Besonders auf dem Marktplatz finden sich zudem beeindruckende Barockbauten. Durch Gunzenhausen verlaufen auch zwei Fernradwege: der Deutsche Limes-Radweg und der Altmühlradweg.
  • Georgensgmünd: Manchem Besucher des Städtchens fällt bei den Häusern eine gewisse Ähnlichkeit mit der Nürnberger Altstadt auf. Mit den Steinen aus den nahen Wernsbacher Steinbrüchen wurde sie nach dem Zweiten Weltkrieg erneuert. Auch Georgensgmünd besteht teils aus dem Sandstein. Anschauen: Skulpturenweg und alte Synagoge.

promobil Tipp: Seenland = Bier- und Hopfenland

Frisch, herb und würzig In den Hügeln rund um Spalt gedeiht eine herausragende Grundzutat für gutes Bier – der Spalter Aromahopfen, der es mittlerweile zu Weltruf gebracht hat. Seit rund 450 Jahren wird in dem Fachwerkstädtchen Spalt Bier gebraut, 18 Sorten vom Weizen über Pils bis zur glutenfreien Variante aus Buchweizen gehören heute zum Sortiment. Eine Führung durch die Brauerei sollte mit einem Besuch in der zugehörigen Bierothek abschließen – probieren ist dort sehr erwünscht. Übrigens: Spalt betreibt die einzige kommunale Brauerei in Deutschland – und zählt damit mehr als 5000 Besitzer, nämlich alle Einwohner der Stadt. Wie ernst es den Spaltern mit ihrer Bierkultur ist, merkt man auch daran, dass eine Königin nicht genug ist. Die Stadt leistet sich stolz gleich zwei gekrönte Häupter: eine Königin fürs Bier und eine für den Hopfen.
Info: www.spalter-bier.de

promobil Tipp: Aktiv am Wasser

Fränkisches Seenland
Martina Sörensen (13), Ewald Fröch/ Fotolia (1), Tourismusverband Fränkisches Seenland: Stefan Schaller (1), Andreas Hub (7)
Viel Platz und ordentliche Windstärken.

Surfen, Segeln, Boot fahren und sogar Tauchen - das und einiges mehr bietet das Fränkische Seenland für Wasseraktive. Bootsverleihe und Wassersportschulen finden sich rundum am Ufer. Und wer nicht selbst in See stechen möchte, fährt mit einem der Fahrgastschiffe, die mehrmals täglich zur Rundfahrt starten, auf dem Altmühlsee oder dem Großen Brombachsee spazieren. Glänzende Sicht durch Panoramafenster gewährt zm Beispiel der Trimaran „MS Brombachsee“.
Info: www.ms-brombachsee.com

promobil Tipp: Wasser für Franken

Viel Wasser im Süden, wenig im Norden Bayerns – das war die Ausgangslage vor dem Bau des Fränkischen Seenlandes. Einige der neu geschaffenen Seen dienen als Speicherseen, die ihr Wasser in Trockenzeiten ins Regnitz-Main-Gebiet abgeben können. Parallel dazu wurde das Altmühlwasser umgeleitet, um die Hochwasser im Altmühltal zu regulieren. Zwischen den Seen gibt es Wasserüberleitungen. Trotz des massiven Eingriffs in die Landschaft ist und war der Naturschutz ein wichtiger Aspekt. Am Altmühlsee entstand etwa eine Vogelbeobachtungsinsel mit weiten Flachwassergebieten, die vielen Vögeln als neue Heimat dienen.
Infos: Infozentrum Mandlesmühle www.fraenkisches-seenland.de

Fränkisches Seenland - Infos

Touristen-Information Auskunft zu Aktivitäten, Gasthäusern und Sehenswertem erteilt der Tourismusverband des Fränkischen Seenlandes. Auf der Website gibt es auch eine interaktive Karte, auf der die Glanzlichter der Region verzeichnet sind.
Hafnermarkt 13, 91710 Gunzenhausen, Telefon 0 98 31/50 01 20, www.fraenkisches-seenland.de

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