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Custom-Bus: Design-Perfektion in Bulli und Camper

Zu Besuch bei Custom-Bus in Hannover Design-Perfektion im Bulli

Das Leben in einem Bus darf schön sein. Es soll funktionieren, nebenbei passieren. Den Menschen mitnehmen mit seiner Herkunft, ihn begleiten bei dem, was kommt. Besuch bei Custom-Bus.

An der Wand in der Küche der Manufaktur hängt ein Fahrrad. Die Größe ist so gewählt, dass möglichst alle Mitarbeitenden damit fahren können. Weil man in Hannover ist, können die MitarbeiterInnen von Custom-Bus neue Busse zum Ausbau mit diesem Fahrrad direkt aus dem VW-Werk abholen. Hinfahren, Rad einladen, zurückfahren, ausbauen. Fertig.

Mir sitzt der Chef gegenüber. Craig Kammeyer ist Mitte 40. Steht voll im Leben, hat Frau, Kinder und rund 15 Mitarbeiter. Mal mehr, mal weniger. Bei der Frage, ob die Firma wachsen soll, merkt man ihm das Hadern an, der Markt ließe es zu, aber die eigene Work-Life-Balance sei nun ganz gut ausbalanciert. Seine MitarbeiterInnen sind ein gutes, eingespieltes Team, er nennt das Stichwort Redundanz, er hat eine Vier-Tage-Woche. Zweimal Homeoffice, zweimal im Laden, hier in Hannover, in einem Industriegebiet.

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Timo Großhans
Hannover, Industriegebiet, 30851 Langenhagen. Hier hat’s begonnen, wurde erweitert. Der Chef, Craig Kammeyer, plant hierzubleiben.

Leidenschaft für Campervans

Als ich ankomme, sehe ich den Laden erst nicht, überall Autos, Vans. Innen ein anderes Bild: Ruhe, Design, feiner Möbelbau. Ein stimmiges Bild. Die äußere Form von dem, was hier passiert. Saubere Arbeit, Hingabe für das Produkt. Leidenschaft für Camping, für das Draußensein. Kammeyer erzählt von Touren mit dem Rad. Er hat das Gravelbike für sich entdeckt. Versucht so oft wie möglich rauszukommen. Mit Freunden. Mit den Kindern.

Neben ihm steht ein alter Holzhobel als Deko, von seinem Großvater. Der war auch Schreiner wie Craig. Bock auf Holz, Bock auf Perfektion. Er hat studiert, Holzbau. "Ich leide, wenn ich Produkte verkaufe, hinter denen ich nicht stehe." Ich weiß, dass ich es ihm abnehmen kann. Begegnet bin ich ihm vor vielen Jahren. Da hatte Custom-Bus gerade die eigene Schlafbank entwickelt.

Lange hatten sie getüftelt und bis heute optimieren sie die Konstruktion weiter. Die Firma war vor rund 15 Jahren eine der ersten der neuen Ausbauer-Generation von VW-Bussen. Die der alten Garde in den Hintern trat, aber deren Ideale verstand. Und deren Denke, wie so ein Bus sein muss, damit er funktioniert. Und doch ist Custom-Bus als Marke öffentlich zurückhaltend. Messen zum Beispiel sind nicht ihr Ding.

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Timo Großhans
Bei aller Schönheit der Design-Busse soll der Fokus auf den normalen Modellen bleiben. Die heißen Camper und Purist.

Zu wenig Zeit für die Menschen, für die vielen Menschen. Wie soll man da seine Busse erklären, wenn die Leute nur durchrennen und die Details nicht sehen?

Kooperation mit Nils Holger Moormann

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Christian Brandes
Der Streifenwagen enstanden aus der Zusammenarbeit mit Nils Holger Moormann.

Dann kam Nils rein, so stellte er sich vor, erzählt Craig, während wir unser Müsli zu Mittag essen. New Business. Kein "Ich habe einen Tisch im Blabla reserviert", nur ein leises "Ist Müsli okay?". Ich bin dankbar, es ist mehr als okay. Nils ist Nils Holger Moormann. Designer. Möbelhersteller. Geboren in Stuttgart, ansässig in Aschau im Chiemgau. Bekannt, berühmt.

Weltweit in Museen ausgestellt. Hat viele Preise gewonnen. Der Tisch, an dem Kammeyer sitzt, auch ein Moormann, der Tisch wird nur von Seilen zusammengehalten. Dieser Nils meinte dann, so Kammeyer, Custom-Bus würde die schönsten Busse bauen. "Was für ein Lob." Er habe dann erst danach so richtig verstanden, wer Nils ist, und dann haben sie zusammen angefangen, was aufzuziehen.

Die "Holzklasse" und der "Streifenwagen"

Die "Holzklasse" war das erste von zwei Projekten (promobil berichtete erstmals darüber 2016). Design-Busse, die Custom-Bus seitdem in kleiner Stückzahl anbietet. Das zweite Projekt hieß Streifenwagen. Hinter dessen Design Moormanns Frau steckt. Der eigentliche Grund, warum ich und wir als Zeitschrift eigentlich hierhergekommen sind. Geht es um Polizei? Nein. Um Streifen. Sieht man doch. Hier finden Sie mehr zum Streifenwagen.

Selbst die Maserung des verbauten Holzes verläuft in Streifen, parallel zu denen am Boden, der einem Schiffsdeck nachempfunden ist. Streifen gibt es bei der Sitzbank, deren Bezug teils aus Merinowolle gewoben ist.

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Custom-Bus
Reduziertes geradliniges Design zeichnet die Fahrzeuge aus.

Aber es geht auch um eine Art Gegenentwurf zur Holzklasse. "Die ist eher so ein rustikalerer Ausbau. Der Streifenwagen ist feiner." Er ist nur noch nicht fertig, nicht bewohnbar. Den Trip mit dem Bus für 120.000 Euro werden wir nachholen. "Ich habe meine Wurzeln als Surfer in der Hinsicht Preise schon lange über Bord werfen müssen." Aber da kommt er her, aus der Praxis. Und zu viele Designer-Busse sollen es auch nicht werden. Derzeit zwölf pro Jahr, und mit dem zweiten Modell vielleicht noch mal so viel.

Was sind das für Kunden, die so campen wollen? Für die meisten, so Kammeyer, sind das, anders als man denken würde, keine Statussymbole. "Das sind Menschen, die sich vielleicht zu Hause intensiv mit ihren Möbeln und deren Design auseinandergesetzt haben und das auch in einem Bus wollen." Und mit dem Bus wollen sie dann raus, ins Sabbatjahr, oder ganz raus. Manager, Firmenchefs, die nach Australien wollen oder planen, die Panamericana runterzufahren. "Manche hatten einen Liner und merkten, dass sie das nicht brauchen. Und dann hier fündig werden."

Die Wurzeln des Surfers vom Steinhuder Meer, wo er aufgewachsen ist, der einen einfachen, günstigen Van braucht, sind das eine. Die Frage nach der richtigen Lampe und dem passenden Wasserhahn im neuen Streifenwagen das andere. Dann kosten halt einzelne Leuchten ein paar Hundert Euro. Aber wenn es eben die besten sind? Wenn Moormann einen Wasserhahn findet, der einfach perfekt passt? Kammeyer kann damit leben. Er ist stets auf der Suche nach der besten Lösung, dem besten Scharnier, der besten Oberfläche. Dem besten Fenster.

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Timo Großhans
Auf das Detail kommt es an.

Work-Life-Balance in der Werkstatt

Er führt mich durch die Werkstatt. Er ist ruhig. Schimpft nicht über die "Situation", nicht über Zulieferer. Benennt Probleme, sagt auch, wie es anders geht. Die Stimmung im Team scheint gelassen. Es läuft. "Seit wir einen Teambus haben", sagt Kammeyer, den sich die Belegschaft selbst gebaut hat und mit dem sie in den Urlaub kann, ist die Identifikation mit dem Produkt viel höher.

In einem Raum in einem anderen Gebäude schneiden sie die Dächer der neuen Bullis auf und setzen Campingschlafdächer drauf. In einem anderen Raum sitzt der Näher – die Fertigungstiefe ist recht hoch, was auch ein wenig unabhängiger von anderen macht. An der Wand in der Küche hängen Grüße von zufriedenen Kunden, die motivieren sollen.

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Timo Gro§hans
Das Gespräch findet natürlich im Bulli statt.

Wir reden viel, über Psychologie und Freundschaften, Familie und was gutes Leben ausmacht. Nebenher zeigt er mir den Streifenwagen. Der Boden ist noch nicht behandelt. Er erzählt von Symmetrien, von Linien, die sich hier und dort wiederfinden, wie die in der Küche. Aber auch von Verschlüssen von Türen und, was wichtig ist, dass die nie klappern. Es muss alles passen. Die Hölzer und ihre Lagerung und Maserung. Ihre Verarbeitung zu einem technischen Produkt, das in seiner Form makellos ist. Das funktioniert und begeistert.

100 VW Bullis pro Jahr

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Timo Gro§hans
Vielleicht ein Paradies für VW-Bus-Liebende.

Rund 100 Busse bauen sie bei Custom-Bus nun jährlich. Im kommenden Mai wird die Firma 15 Jahre alt. Draußen, im Hof der Werkstatt, wo jetzt ein alter Schuppen steht, soll ein kleines Campingrefugium entstehen. Wo man Feuer machen kann. Wo Mitarbeiter draußen weilen können oder Kunden übernachten. Kammeyer würde gerne mal eine Radtour machen. Mit "Arschrakete" am Fahrrad und Zelt und mit Draußenschlafen. Seine Freunde wollen nicht, wenn, dann Pension. Ich kann sie verstehen, aber auf der anderen Seite ...?

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