Reisen mit einem Pick-up ist längst nicht nur etwas für Abenteurer. Besonders dann nicht, wenn auf der Pritsche eine absetzbare Wohnkabine sitzt, wie im Fall des VW Amarok mit einer kompakten Kabine von Tischer. Das Konzept richtet sich an alle, die ein alltagstaugliches Fahrzeug wollen – und es bei Bedarf in ein autarkes Reisemobil verwandeln möchten.
Wer den Amarok im Alltag nutzt, muss beim Absetzen der Kabine etwas Aufwand einplanen. Auch braucht es einen Stellplatz für die Wohnbox, wenn sie nicht gebraucht wird. Das Fahrverhalten mit aufgesetzter Kabine verändert sich ebenfalls spürbar: Der Schwerpunkt liegt höher, der Hecküberhang wächst. Trotzdem bleibt die Kombination fahrstabil – insbesondere, wenn man sich mit dem ungewohnten Gespann vertraut gemacht hat.
Mit seinem 3,0-Liter-V6-TDI, 240 PS, zuschaltbarem Allradantrieb, Untersetzung und Hinterachssperre bringt der Amarok alles mit, was für Fahrten abseits befestigter Straßen nötig ist. Im Alltag punktet er mit modernen Assistenzsystemen, ergonomischem Cockpit und gutem Langstreckenkomfort.
Durchdachter Grundriss, kompakte Maße
Die Wohnkabine ist für Doppelkabiner wie den Amarok mit langer Pritsche konzipiert. Der Einstieg erfolgt durch eine isolierte Tür mit Doppeldichtung. Gleich daneben: Haken für Jacken und ein schräg eingebautes Ablagefach – ideal für Schuhe. Innen fällt der Blick auf ein Querbett im Alkoven (1,50 m breit, knapp zwei Meter lang). Alternativ lässt sich die U-förmige Sitzgruppe mit wenigen Handgriffen zu einem Längsbett umbauen. Dann allerdings ist der Tischplatz dahin.

Der Tisch an der Sitzgruppe ist ausreichend groß für drei Personen. Das Tischbein stört auf Dauer aber.
Die Sitzgruppe selbst bietet Platz für zwei bis drei Personen. Die mittlere Sitzposition ist etwas steil, aber die Polster sind insgesamt bequem. Der Tisch steht auf zwei Füßen und lässt sich bei Bedarf herausnehmen – nicht elegant, aber stabil. Stauraum gibt’s in den Hängeschränken und offenen Ablagen unter den Fenstern. Für größere Gepäckstücke eignet sich die Rücksitzbank im Amarok besser als die Kabine.
Rechts befindet sich die Küchenzeile mit Zweiflammen-Gaskocher, Edelstahlspüle und klappbarer Arbeitsflächenerweiterung. Darunter: Schublade und Schrank. Gegenüber sitzt ein Kompressor-Kühlschrank mit 92 Liter Volumen und Gefrierfach – für zwei Personen völlig ausreichend. Ein kleines Fenster und eine Dachhaube sorgen für Belüftung.

Die Kabine besitzt ein Kombibad. Optional ist das Trockentrenn-WC.
Im Bad hinten links gibt es ein Klappwaschbecken, Hängeschrank und eine Trockentrenntoilette. Geduscht wird in der bodentiefen Duschwanne mit zwei Abläufen. Abgetrennt wird die Nasszelle mit einer Gliederschiebetür. Was fehlt: eine Brausenhalterung. Die Duschbrause dient gleichwohl als Spülbrause in der Küche – platzsparend, aber nicht besonders komfortabel.
Autark reisen mit Solarpanel und Lithium-Batterie
Die Bordtechnik ist für autarke Etappen bestens geeignet. Eine Truma Combi 4E sorgt für Heizung und Warmwasser, gespeist von einer 5-kg-Gasflasche (eine Zweite ist optional). Eine Lithium-Bordbatterie mit 100 Ah übernimmt die Stromversorgung, unterstützt von einem 110-Watt-Solarpanel auf dem Dach. Der Frischwassertank fasst 96 Liter, der Abwassertank 45 Liter. Alle Anschlüsse sind über außen liegende Serviceklappen erreichbar.

Mittels Kurbel oder Sechskant-Schlüssel lassen sich die Stützen der Kabine herunterschrauben.
Das Auf- und Absetzen der Kabine dauert für Geübte etwa 20 Minuten. Zwei Stützen sind fest montiert, zwei werden manuell angebracht. Die Kabine wird über vier Spannverschlüsse gesichert, drei elektrische Verbindungen (Rückleuchten, Strom, Kamera) müssen getrennt werden. Beim Wiederaufsetzen ist Präzision gefragt – vor allem, weil die Rückfahrkamera dann nicht mehr aktiv ist. Zu zweit und mit Akkuschrauber geht es aber problemlos.
Alltag und Abenteuer im Wechsel
Mit Wohnkabine zeigt sich der VW Amarok auf der Straße stabil. Bei etwa 100 km/h fühlt sich das Gespann wohl. Seitenwind oder schlechte Straßenverhältnisse machen sich zwar bemerkbar, sind aber gut beherrschbar. Die blattgefederte Hinterachse reagiert unbeladen recht straff, mit der Kabine wirkt das Fahrverhalten ausgewogener. Die Sicht nach hinten ist eingeschränkt, Zusatzspiegel und Rückfahrkamera schaffen Abhilfe.

Der VW Amarok bietet zuschaltbaren Allradantrieb mit Untersetzung, Hinterachssperre und lässt sich optional mit einer Zusatzluftfeder an der Hinterachse ausrüsten.
Die Isolierung besteht aus 34 Millimeter starkem XPS-Schaum in Wänden, Boden und Dach. LED-Leuchten, Leselampen und ein Bewegungsmelderlicht sorgen für Beleuchtung. Fenster und Dachhauben bringen Luft und Tageslicht. Die Innenhöhe reicht aus – lediglich im Bad wird’s für große Menschen eng.
Preislich liegt die Kombination auf dem Niveau gut ausgestatteter Allrad-Camper. Die Kabine kostet rund 41.000 Euro, der Amarok in der getesteten Variante etwa 50.000 Euro. Mit Ausstattung und Zubehör summiert sich das schnell auf über 100.000 Euro.
Tischer Box 230S: Technische Daten und Preis
- Basisfahrzeug: VW Amarok V6 3.0 TDI mit 224–240 PS
- Länge/Breite/Höhe: 5,85 / 2,10 / 2,99 m
- Innenhöhe (Stehhöhe): 195 cm
- Leergewicht: ca. 635 kg
- Schlafplätze: 2 (3) (Sitzgruppe umbaubar)
- Grundpreis (nur die Box): ca. 41.000 Euro