Zum Test lassen wir den Centurion 910 MI antreten. Eindruck macht der majestätische Auftritt schon mal. Wo dieser Concorde vorfährt, sammeln sich spontan stets einige Schaulustige. An der Länge von 9,27 Meter scheiden sich die Geister, doch ein Centurion ist schließlich nicht zum Kleckern auf der Welt – also geschenkt. Immerhin lässt sich der 7,5-Tonner noch mit dem alten 3er Führerschein fahren, und das macht der Liner mit seinen 210 italienischen Pferden und seiner optionalen Vollluftfederung auch ganz manierlich.
Dass es auf jedem einzelnen Kilometer einer gewissen Umsicht (wegen der Maße) und etwas Geduld (wegen der auf 100 km/h limitierten Höchstgeschwindigkeit) bedarf, muss einem einfach klar sein.
Die vielen Spiegel und die praktische Birdview-Kamera helfen, den Überblick zu behalten. Im Extremfall wirft der Notbremsassistent den Anker. Der Abstandstempomat hält Distanz zum Vordermann, der Spurhalteassistent führt das Dickschiff per Lenkeingriff auf den rechten Pfad zurück. Zumindest auf der Autobahn klappt das okay. Die Schaltarbeit übernimmt unauffällig die Achtgang-Automatik.
Ja, das Lenkrad sollte steiler stehen, damit man in Kurven nicht immer so weit nach vorne greifen muss. Und das Quietschen aus dem Cockpit-Bereich sollte ebenfalls nicht sein – trotz bereits 20.000 Kilometern Laufleistung auf der Uhr.

Sagen wir’s einfach so: Die wahren Stärken dieses Concorde liegen im Wohnkomfort. Das fängt schon bei der Sitzgruppe an, die sich für 4.000 Euro extra in exklusives cognacfarbenes Nappaleder hüllt. Man sinkt genau im richtigen Maß in die Polster, und um der Bequemlichkeit die Krone aufzusetzen, lassen sich auch auf den hinteren Plätzen Sitztiefe und Lehnenneigung in eine noch etwas königlichere Position bringen.
Wir hätten gern die Höchstpunktzahl vergeben, doch unser strenges Testprotokoll bemängelt, dass sich der luftgefederte Fahrersitz nur umständlich drehen und außerdem nur bei laufendem Motor in der Höhe verstellen lässt.
Stauraum & Bewegungsfreiheit im Überfluss
Wer bisher Queensbett-Modelle mit Verweis auf die begrenzte Liegebreite abgelehnt hat, findet im Concorde Centurion 910 M kaum Argumente. Die Platzverhältnisse im Schlafzimmer sind generell feudal. Auch der Zugang gelingt durch die extravagante Schrägstellung des Doppelbetts komfortabel, sobald man die hohe Stufe beim Eintritt ins Schlafzimmer überwunden hat. Wer sich in die Federn fallen lässt, kommt morgens nur schwer wieder raus. Ablagen, Lampen, Steckdosen – alles reichlich da und alles am richtigen Fleck.
Das gilt ebenso für die Küche mit der hochwertigen Arbeitsplatte samt eingelassener Doppelspüle und Profiarmatur. Stauraum gibt’s unendlich, auch im Absorberkühlschrank gegenüber. Praktisch ist der kleine Auszug links, der gleichzeitig die etwas kleine Abstellfläche vergrößert.

Das Bad lässt sich zur Küche und zum Schlafzimmer mit massiven Schiebetüren abtrennen, und das ist gut so, denn der Prozellanthron steht sonst frei im Raum neben dem großen Waschbecken. Dafür reicht die Bewegungsfreiheit zum Tanzen. Fast neigt man dazu, Accessoires wie Seifenspender, Handtuchstangen, Zahnputzbecher, Klorollen- und -bürstenhalter als Selbstverständlichkeit anzusehen, würde man sich nicht jedes Mal still drüber freuen. Annähernd barrierefrei geht’s in die große Dusche, die mit einer schweren Glastür abgetrennt wird. Die Belüftung erfolgt über eine Dachhaube und ein Seitenfenster.
Stauraum bietet der Centurion im Überfluss, vom großen Kleiderschrank über die voluminösen Hängeschränke bis hin zu den Schubladen in den Sitztruhen. Auch Außenstauräume – elegant elektrisch entriegelt, so dass keine plumpen Knebelschlösser die homogene Optik stören – gibt es reichlich.
In die große Durchlade passen Campingmöbel für eine ganze Hochzeitsgesellschaft. Mit 1,45 Höhe und bis 1,56 Meter Breite klotzt auch die Heckgarage. Ein Pkw passt zwar nicht hinein, ein Quad aber problemlos. Spätestens dann sollte man jedoch nach der Zuladung schielen. Logisch ist der Centurion kein Leichtgewicht, und dem Chassis sind mit 7,49 Tonnen Gesamtgewicht einfach Grenzen gesetzt, insbesondere an der Vorderachse. Wenn dann noch Extras mit stattlichen 680 Kilo hinzukommen...
Kleine Abzüge im Technik-Bereich

400 Liter Frischwasser reichen eine Weile. Den Großteil fängt der 300-Liter-Abwassertank auf; auch über die Leerung des Fäkaltanks kann man sich getrost erst nach dem Urlaub Gedanken machen. Die Entsorgung klappt vorbildlich. Die Hähne sind sauber beschriftet, durch dicke Rohre fließt alles fix ab. Noch schnell die beiden Tanks, in denen Hochdruckdüsen rotieren, über die Spülanschlüsse gereinigt – fertig.
Mit Stromvorräten in Form von zwei 200-Ah-Lithiumakkus ist der Liner prinzipiell gut bestückt. Regelmäßig nachladen tut dennoch not, wie sich im Test zeigte: Nach zwei Tagen Normalbetrieb ohne Landstromanschluss waren die Batterien platt. Der Türcode ließ sich nicht mehr eingeben, und der Wagen musste notentriegelt werden.
Die Beleuchtung ist so geschmackvoll wie effektiv. Bis man sich jedoch an die Bedienung gewöhnt hat, ärgert man sich mehrmals drüber, warum das so kompliziert sein muss. Haptisch sind die Folientaster nicht das Optimum, und auch manche Platzierung sollte Concorde nochmal überdenken. Das etwas verwirrende Sammelsurium an Kontrollboards versteckt der Hersteller hinter einer Klappe im Einstieg.
Dank überaus aufwendigem Heizsystem inklusive zweier separat regelbarer Fußbodenheizkreise ist der Komfort beim Wintercampen vorzüglich.
Und stets interessiert die Schaulustigen natürlich noch der Preis. Man nennt dann exorbitante Summen, zumal für einen Liner auf Daily-Basis, und sieht gleichwohl manchen sich unerschrocken davonträumen: als König der Landstraße.
Das fiel uns auf





Die Birdview-Kamera mit unterschiedlichen Perspektiven macht das Rangieren leichter. Aufpreis: knapp 3000 Euro.
Vorbildlich beschriftet: Installationen samt Ablasshähnen für Frisch-, Grau- und Schwarzwasser.
Schick sieht es aus, das Glasceran-Kochfeld (1380 Euro), braucht aber länger als eine Gasflamme.
Elegante grifflose Außenklappen, aber versteckte Schalter für die elektrische Entriegelung.
Sowohl Symbolik als auch Position der Folientaster sind teils sehr kryptisch: gewöhnungsbedürftig.
Concorde Centurion 910 MI (2021)

Gurte/Schlafplätze: 4/2
Zul. Gesamtgewicht: 7490 kg
Länge/Breite/Höhe: 9,27/2,43/3,54 m
Grundpreis ab: 335.200 Euro
Testwagenpreis: 420.360 Euro
Ausstattung des Testwagens (Auszug):
- 210-PS-Motor/7,49-t-Chassis: Serie (im Testwagen enthalten)
- Achtgang-Automatikgetriebe: Serie (im Testwagen enthalten)
- Komfort-und Sicherheitspaket: Abstandsregeltempomat, Notbremsassistent, Aktiver Spurhalteassistent, Regen- und Lichtsensor (20 kg): 5990 Euro (im Testwagen enthalten; empfohlen)
- Fahrwerkspaket: 4-Kanal-Luftfederung mit Autolevelfunktion, optimierte Stoßdämpfer u.a. (56 kg): 5485 Euro (im Testwagen enthalten; empfohlen)
- Leichtmetallfelgen, 16 Zoll (-4 kg): 3065 Euro (im Testwagen enthalten; empfohlen)
- Hydraulische Hubstützenanlage (100 kg): 9185 Euro (im Testwagen enthalten)
Daten und Messwerte

- Auf- und Ausbau: Sandwich-Bauweise, PU-Verstärkungen, außen und innen Alu, Dach/Boden GfK, Isoliermaterial Wand/Dach/Boden RTM, Wandstärke Wand/Dach/Boden 40/40/40+30 mm, Doppelboden, Höhe 420 mm, 6 Kunststoff-Isolierfenster mit Alu-Rahmen, 1 Dachhaube, 1 Ventilator-Dachhaube, 2 Panorama-Dachfenster.
- Bordtechnik: Gas-Warmwasserheizung/Boiler Alde und Webasto, 24 Konvektoren (6 x Fahrerhaus, 6 x Sitzgruppe, 5 x Bad, 2 x Küche, 2 x Schlafzimmer, 3 x Garage), Fußbodenheizung mit 2 Heizkreisen, Wasseranlage: Frisch- und Abwasserrohre, Druckpumpe.
- Basisfahrzeug: Iveco Daily 70 C 21, Leiterrahmen, Hinterradantrieb, Vierzylinder-Turbodiesel, Hubraum 2998 cm3, Leistung 156 kW/210 PS, Drehmoment 470 Nm bei 1400/min, Achtgang-Automatikgetriebe.
- Fahrleistungen: Beschleunigung 0–50/80/100 km/h 5,6/12,7/22,4 s; Wiederbeschleunigung 60–80/100 km/h 7,6/22,5 s, Testverbrauch 18,4 L/100 km.
Fazit
Um auf die Anfangsfrage zurückzukommen: Ja, man kann mit diesem Kompromiss leben. Sehr komfortabel sogar. Was kein Wunder ist, werden Sie sagen, bei der Länge. Doch das alles muss auch erst einmal so geschmackvoll arrangiert werden, wie es im Centurion der Fall ist. Dass er ultrateuer ist, gut, das hätte man sich denken können. Dass er beim Fahren klappert, hat uns mehr überrascht.
Concorde Centurion | |
Grundpreis | 335.200,00 € |
Aufbau | Integriert |
Maße | 927 x 243 x 354 mm |
Leistung | 154 kW / 210 PS |
Motor | 3,0 l, 4-Zylinder, 470 Nm |
Sitze mit Gurt | 3 bis 3 |
Schlafplätze | 2 bis 3 |