Der Allrad-Sprinter fällt auf im Straßenverkehr. Die Höherlegung des Fahrwerks und die All-Terrain-Reifen ziehen Blicke auf sich. Die Statur beeindruckt nicht minder. Im langen Mercedes Sprinter kommt der Hymer Grand Canyon S 700 auf eine Außenlänge von 6,97 Meter. In Serie basiert der Kastenwagen auf dem Sprinter 417 CDI (170 PS) – das Testfahrzeug hat 190 PS unter der Haube.
Hymer Grand Canyon S 700
- Gurte/Schlafplätze: 4/2-4
- Zul. Gesamtgewicht: ab 3800 kg
- Länge/Breite/Höhe: 6,97/2,06/2,67 m
- Grundpreis ab: 103.500
Zu den Fahreigenschaften: Der S 700 fährt sich bequem, wobei die Geländebereifung und die Geschwindigkeitsbegrenzung – wegen des zulässigen Gesamtgewichts von 4,1 Tonnen – auf maximal 100 km/h gewöhnungsbedürftig sind. Außerdem zeigt sich der lange Radstand von 4,33 Meter beim Rangieren als hinderlich. Aber wie macht sich die Langversion als Campingbus?
Die Sitzgruppe wird zum Arbeitsplatz
Im Cockpit erfreut der Sprinter – beim Fahren wie beim Wohnen – mit viel Kopffreiheit. Ein Dachfenster obendrüber gibt es allerdings nicht. Mit gedrehten Pilotensitzen und der Rückbank ergibt sich eine Sitzgruppe für maximal vier, eher drei Personen. Die Tischplatte ist aufklappbar, bleibt aber knapp für vier Gedecke. Ein störendes Tischbein gibt es zwar nicht, dennoch ist der Fußraum bei Vollbesetzung nicht gerade üppig.

Der klappbare Tisch eignet sich als Arbeitsplatz.
Für Digital-Nomaden erfreulich sind die zahlreichen Stromanschlüsse, die das Fahrzeug auch als rollendes Büro nutzbar machen. Mit den optionalen mobilen Leuchten, die in den Wandschienen eingehängt werden können, lässt sich der Innenraum flexibel beleuchten.
Altbewährte Muster, moderne Ausführung
Die Aufteilung folgt dem bekannten Muster für ausgebaute Kastenwagen: Sitzgruppe vorn, Küche und Bad in der Mitte und hinten das Bett. Letzteres ist dank der üppigen Karosserielänge aber als großzügiges Doppellängsbett angelegt, das auf 2,00 bis 2,05 Meter Länge bei 1,70 Meter Breite kommt. Die Matratze ist dreigeteilt und lässt zwei spürbare Längsritzen entstehen. Als Unterfederung sind Tellerfedern in die Matratze integriert. Das Resultat ist ein kaum mehr als durchschnittlicher Liegekomfort.
Über eine portable Leiter, die allerdings keinen festen Aufbewahrungsort hat, geht es ins optionale Aufstelldach, wo eine zweite Schlafgelegenheit wartet. Hier findet sich eine Matratze, die auf separaten Tellerfedern lagert. Wegen des schmalen Sprinter-Dachs ist die Liegefläche mit 1,99 Meter zwar ordentlich lang, aber nur 1,19 Meter breit – für zwei wird es da kuschelig. Licht und Strom (USB, 12 V) für die Abendlektüre und das nächtliche Handy-Aufladen sind oben auch vorhanden.
Solide Sanitärräume
Das Bad präsentiert sich solide: Banktoilette, großes Klappwaschbecken, offene Ablagen und ein kleiner Hängeschrank bieten funktionale Lösungen. Per Schwenkwand lässt sich eine passable Duschkabine abtrennen. Ein kleines Fenster sorgt für Frischluft, was auch notwendig ist – denn ein Dachlüfter fehlt wegen des Aufstelldachs. Ausgiebiges Lüften nach dem Duschen ist auch angeraten, um die stoffkaschierte Baddecke abzutrocknen.
Die Küche ist kompakt und durchdacht. Zwei Gasflammen, eine kleine Spüle und ein 90-Liter-Kompressor-Kühlschrank mit Sechs-Liter-Frosterabteil bilden die solide Ausstattung. Drei große Schubladen und eine einhängbare Verlängerungsplatte komplettieren den Küchenblock. Nicht optimal ist die Beleuchtung per LED-Leiste, die zwar die Spüle, aber nicht das Kochfeld erhellt. Der schmale Schrank am Ende der Zeile ist wahlweise Kleiderschrank oder Küchenstauraum.
Stauraum und Beladungsmöglichkeiten
Beim Thema Beladen kann der Hymer insgesamt überzeugen: Zwei Hängeschränke über der Sitzgruppe, sechs im Heck, dazu drei Schubladen und diverse Schrankfächer unter dem Bett sowie der zwar schmale, aber lange Heckstauraum, der sich durch Aufstellen des Betts zudem noch vergrößern lässt, bieten für zwei bis vier Personen reichlich Platz.

Durchdacht sind die Halterung für die Markisenkurbel oben und die Campingstühle an den Hecktüren.
Beide Wassertanks hängen unterflur in isolierten Wannen. Das Frischwasserreservoir ist dennoch gut durch eine Luke im Fußboden erreichbar und fasst 100 Liter. Der Abwassersammler nimmt 85 Liter auf. Die Combi-6-Heizung arbeitet zuverlässig mit Diesel. Damit wird die Elf-Kilo-Gasflasche nur zum Kochen lange reichen. Eine 80-Ah-LFP-Batterie ist Serie, gegen Aufpreis gibt es bis zu drei davon.
Preis und Ausstattungspakete im Überblick
Ein Blick auf die Preisgestaltung für den langen Sprinter-Campingbus zeigt, dass er sich mit über 100.000 Euro Grundpreis eher an eine gehobene Käuferschicht wendet. Andererseits gibt es auch Sprinter-Ausbauten der Sechs-Meter-Karosserie, die ähnlich teuer sind.
Mit Allradantrieb, Aufstelldach, Lichtpaket, Lederausstattung und zahlreichen weiteren Extras wie im Testwagen summiert sich der Gesamtpreis schnell auf über 155.000 Euro. Dafür erhält man ein technisch hochwertiges, gut ausgestattetes Fahrzeug, das in der Premiumklasse der Campingbusse mitspielt.
Größter Posten ist dabei das Ausstattungspaket Premium Camper Van, das einige Assistenzsysteme, das Multimediagerät mit Rückfahrkamera sowie etliche weitere Extras enthält und mit 11.400 Euro zu Buche schlägt. Das Schlafdach kostet 4990 Euro, das Autarkie-Paket mit den drei Batterien, Wechselrichter und Solaranlage kommt auf 7900 Euro.
Unterm Strich ist der Hymer Grand Canyon S 700 ein Fahrzeug für anspruchsvolle Reisemobilisten, die Wert auf gute Verarbeitung und ausgefeilte Bordtechnik legen. Zugunsten der großzügigen Bettenmaße und des umfangreichen Stauraums, der auch für längere Touren geeignet ist, gilt es allerdings, die Nachteile des fast sieben Meter langen, etwas unhandlichen Kastenwagens zu akzeptieren.
Daten und Preise
Aufbau: Stahlblechkarosserie, Stahlverstärkungen, innen filzartige Verkleidungsteile, Holzlamellenpaneele, Isolierung Wand/Dach PE/XPS, Wandstärke Wand/Dach 16/23 mm, 7 Kunststoff-Isolierfenster mit Alu-Rahmen, 1 Dachfenster.
Ausbau: Möbel aus Sperrholz, Sitzbank mit 2 Dreipunktgurten, Längsdoppelbett 2000–2050 x 1700 mm, Matratze mit Tellerfedern, Dachbett 1990 x 1190 mm (optional), Küche mit Zweiflammkocher und Kompressorkühlschrank 90 L, Gefrierfach 6 L, Bad mit Kassettentoilette und integrierter Dusche, 1 Kleider-, 8 Hänge-, 2 Unterschränke, 3 Schubladen, Heckstauraum.
Bordtechnik: Diesel-Gebläseheizung/Boiler Truma Combi 6, Frischwassertank 100 L, Abwassertank 85 L, Druckpumpe, Bordbatterien 3 x 80 Ah, LFP-Typ, Gasflasche 1 x 11 kg.
Basisfahrzeug: Mercedes Sprinter 419 CDI, Kastenwagen, Allradantrieb, Vierzylinder-Turbodiesel, Hubraum 1950 cm3, Leistung 140 kW/190 PS, Neungang-Wandlerautomatik.
Maße und Gewichte: Länge x Breite x Höhe 6970 x 2060 x 2760 mm, Radstand 4325 mm, Masse fahrbereit 3745 kg, zulässiges Gesamtgewicht 4100 kg.
Preise: Grundpreis 103.500 Euro, Paket Premium Camper Van (u. a. Tempomat, aktiver Spurhalte-Assistent, Aufmerksamkeits-Assistent, MBUX mit Rückfahrkamera, Automatikgetriebe, Verkehrszeichen-Assistent) 11.400 Euro, 190-PS-Motor 4440 Euro, Allradantrieb 7490 Euro, elektr. Schiebetür 1290 Euro, Aufstelldach 4990 Euro, Markise 1390 Euro, Autarkie-Paket 7900 Euro, Winterpaket 1390 Euro.

Der Grundriss des Hymer Grand Canyon S 700.
Wertung
Betten: 3,5 von 5 Punkte.
Sitzgruppe: 3 von 5 Punkte.
Küche: 3 von 5 Punkte.
Sanitärraum: 3,5 von 5 Punkte.
Möbelbau: 4 von 5 Punkte.












