Karmann Duncan 500 AWD mit neuem Allradantrieb von Ford im Test

Karmann Duncan 500 AWD
Neuer Campervan mit Allrad

ArtikeldatumVeröffentlicht am 13.11.2025
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Auch wenn die Kompaktcamper zuletzt eine Delle bei den Verkaufszahlen hinnehmen mussten, das Konzept bleibt weiterhin attraktiv und aktuell:ein Fahrzeug für alles. Für Alltag, Wochenendtrip und Jahresurlaub. Variabel, komfortabel, praktikabel. Zunehmend spendabel mussten sich allerdings auch die Käufer zeigen – besonders wenn es ein Campingbus auf VW T6.1 sein sollte.

Doch das Quartett der Basisfahrzeuge wurde neu gemischt. Der VW New Transporter ist nun ein Ableger des Ford Transit Custom. Und der hatte mit seiner letzten Neuauflage ohnehin nochmals deutlich gewonnen, was Sicherheits- und Komfortausstattung anbelangt. Auch ein Allradantrieb ist nun erstmals verfügbar. Damit bleiben wenig Gründe, warum man den VW-Ring am Bug der Ford-Pflaume vorziehen sollte.

Der Karmann Duncan baut bereits seit seiner Einführung 2021 auf den Transit Custom und ist mit dessen Evolution ebenso weiterentwickelt worden. Die aktuelle Version zeigt sich ziemlich ausgereift und durchdacht. Beispiel Dreiersitzbank: Die nutzt den vorhandenen Raum viel besser aus als zuvor. Das ergibt zehn Zentimeter mehr Sitz- und Liegebreite, die man spürt. Obwohl die Optik des Ausbaus sich auf den ersten Blick kaum verändert hat, wurde auch die Möbelzeile auf der Fahrerseite neu konstruiert. Grund sind die geänderten Fenster des neuen Custom-Kombis.

Viele Anpassungen durch neue Fenster

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Jürgen Bartosch

Statt eines Schiebefensters links und einer Festverglasung an der Schiebetür gibt es nun auf beiden Seiten ein Ausstellfenster. Das ermöglicht nun immerhin Querlüften; allerdings öffnen die Fenster nur einen schmalen Spalt weit, was keinen großen Luftaustausch bewirkt. Dazu gibt es nun aber Fliegengitter an diesen Exemplaren und Verdunkelungsplissees an allen vier Wohnraumfenstern. Im Fahrerhaus bleibt es dagegen bei fummelig anzubringenden Verdunkelungsmatten – beim Vorgänger galt das aber für sämtliche Fenster.

Da Fenster plus Rahmen nun mehr Platz beanspruchen, musste die Küchenzeile um rund neun Zentimeter flacher konstruiert werden. Statt zwei Schubladen gibt es deshalb nur noch eine und die ist in den Unterschrank integriert. Neben dem identischen 42-Liter-Kompressor-Kühlschrank findet sich dennoch ähnlich viel Küchenstauraum, weil der Gaskasten für die 2,75-kg-Flasche ins Heck verlegt wurde.

Ein Unterschrankfach ist weiterhin so dimensioniert, dass das optionale Porta Potti darin Platz findet. Praktisch sind zudem die Arbeits- und Abstellfläche neben der Kocher-Spüle-Kombination mit geteilter Glasabdeckung sowie die zwei neuen Regalablagen gegenüber. Hier finden sich nun auch, zentral angeordnet, das Kontrollbord, das Bedienpanel der optionalen Kraftstoffheizung sowie je eine 12-Volt-, 230-Volt- und USB-A-Steckdose.

Gutes Stauraumangebot

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Jürgen Bartosch

Stauraum für Klamotten & Co. offerieren die beiden Hochschränke im Anschluss an die Kombüse. Der vordere ist in der Nutzung allerdings etwas eingeschränkt, hält weder Zwischenboden noch Kleiderstange bereit und beherbergt zudem die Klappleiter für das Aufstelldachbett. Ins hintere Exemplar mit Regalboden lässt sich dafür einiges reinstapeln. Weitere Verstaumöglichkeiten bieten die Schublade, die vorn aus der Sitzbankkonsole herausfährt, sowie ein zweiteiliges Staufach, das sich direkt daran anschließt und vom Heckstauraum aus zugänglich ist. Letzterer ist – ganz klassisch – durch die an der Sitzbank befestigte Bettverlängerung in zwei Ebenen unterteilt. Für größere Gepäckstücke kann sie aber auch nach oben geklappt und die ganze Bank bis nach vorn geschoben werden, um für den Einkauf im Möbelhaus bereit zu sein. Praktisch: Die Bodenschienen entsprechen dem Airline-Muster, so dass sich leicht Zurrösen, Fahrradhalter und Ähnliches anbringen lassen.

Der Bettenbau aus der Sitzbank gelingt mit ein paar gezielten Handgriffen, wobei man den Entriegelungshebel für die Lehne beim ersten Mal nicht leicht findet. Ungewöhnlich: Von der Lehnen-Rückseite muss dann noch ein Polsterteil auf die harte Sitzflächen-Rückseite geklappt werden, um für brauchbare Bequemlichkeit zu sorgen. Noch komfortabler wird die Sache mit dem optionalen Topper, der allerdings tagsüber entsprechend Stauraum beansprucht.

Praktische Ablagen für Brille und Bettlektüre finden sich auf beiden Seiten. Neben den langen LED-Leisten an der Dachbett-Unterseite, die am vorderen Ende schalt- und dimmbar sind, gibt es am Kopfende des Betts aber keinerlei Leselicht.

Schlafen unter (fast) freiem Himmel

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Jürgen Bartosch

Im Vergleich dazu zeigt sich das Dachbett besser ausgestattet mit je einer Ablageschale, Schwanenhalslampe und USB-Buchse rechts und links vom Aufstieg. Die Liegefläche ist 1,96 mal 1,17 Meter groß, die 40-mm-Kaltschaummatratze lagert auf einer punktelastischen Unterfederung. Keine Wünsche offen lässt zudem der Zeltbalg. Bei Regenwetter nutzt man das Folienfenster und den schmalen Lüftungsschlitz oben. Bei schönem Wetter kann man drei Stofflappen – seitlich und vorn – herunterklappen und liegt dann – mit Fliegengitter – fast im Freien. Alternativ kann der Balg auch ganz geöffnet werden.

Bei der Bordtechnik hat sich nichts Wesentliches geändert. 50 Liter Frisch- und 32 Liter Abwasserkapazität, 2,75-Kilo-Gasflasche und 80-Ah-Blei-Gel-Batterie sind solider Standard. Die Dieselheizung kostet 1.690 Euro Aufpreis, einen Boiler gibt es nicht, so muss man bei der serienmäßigen Außendusche mit Kaltwasser vorliebnehmen. Der Wassereinfüllstutzen ist hinten links, direkt neben dem Außenstromanschluss platziert. Beim Wassertanken sollte man den Landstromstecker besser vorher abziehen, sonst kann herausschwallendes Wasser für einen Kurzschluss sorgen.

Fahrverhalten

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Jürgen Bartosch

Beim Fahren präsentiert sich der Transit Custom als moderner Bus mit allen Sicherheits- und Komfortsystemen aktueller Pkw – ob Abstandstempomat, Spurhalter oder der inzwischen obligatorische Geschwindigkeitswarner. Letzterer kann manchmal ganz schön nerven. Für die vorübergehende Deaktivierung muss man sich durch fünf Menüpunkte hangeln.

Federung und Fahrverhalten sind kommod, stabil und agil, insbesondere mit optionalem 170-PS-Motor und Automatikgetriebe wie im Testwagen. Aufpreispflichtig ist auch der Allradantrieb, bei dem die Steuerung völlig selbsttätig entscheidet, an welche Achse und welches Rad die Motorleistung gerade am besten geleitet wird. Über die Vorwahl verschiedener Fahrmodi kann der Fahrer aber ein Stück weit eingreifen. Beim Programm "Unbefestigte Straße" ist der Allrad permanent aktiv und einige Assistenten wie das ESP werden weitgehend abgeschaltet. In der Praxis funktioniert das gut und der Duncan zeigt auf losem Untergrund erstaunliches Klettertalent. An der mäßigen Bodenfreiheit ändert der Allradantrieb allerdings nichts.

Das fiel uns auf

 Die Dreier-Sitzbank ist immerhin auf den äußeren Plätzen serienmäßig mit Isofix-Ösen ausgestattet.

 Praktisches Staufach für Kleinzubehör, hinten in die Konsole der Rücksitzbank integriert.

 Außendusche am Heck: geschickt zum Abduschen nach dem Strand oder für Hund und Mountainbike.

  Die Seitenfenster an Küche und Schiebetür haben zwar Fliegengitter, öffnen aber nur einen Spalt.

 Der Bettumbau ist etwas umständlich und die Liegefläche erst mit zusätzlichem Topper wirklich bequem.

 Außensteckdose und Wassereinfüllstutzen so nahe beieinander erfordern beim Wassertanken Umsicht.

Karmann Duncan: Daten und Preis

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Jürgen Bartosch
  • Grundpreis: 55.290 Euro (Ford Transit Custom, Motor 96 kW/130 PS) mit TÜV und Zulassung
  • Länge/Breite/Höhe: 5,05/2,03/2,06 m
  • Zul. Gesamtgewicht: 3.170 kg
  • Gurte/Schlafplätze: 5/4
  • Testwagenpreis: 77.260 Euro
  • Auf- und Ausbau: Stahlblech-Karosserie, Stahl-Verstärkungen, außen Stahl, Dach GfK, innen Kunststoff-Formteile, Isoliermaterial k.A., Stärke Wand/Dach/Boden 0–40/15/30 mm, kein Doppelboden, 5 Original-Einscheiben-Glasfenster (3 x festverglast, 2 x ausstellbar), keine Dachhauben/-fenster.
  • Bordtechnik: Diesel-Gebläseheizung Webasto Airtop 2000, 2.000 W, 2 Ausströmer (2 x Heck), kein Boiler, Wasseranlage: Frischwasserrohre, Abwasserschläuche, Tauchpumpe, Außendusche.
  • Basisfahrzeug: Ford Transit Custom, verglaster Kombi, Allradantrieb, Vierzylinder-Turbodiesel, Hubraum 1.996 cm3, Leistung 125 kW/170 PS, Drehmoment 390 Nm, Achtgang-Automatikgetriebe, Testverbrauch 9,2 L/100 km.

Preise und Ausstattung

  • 170-PS-Motor/Automatikgetr. (0/38 kg): 4.900/2.150 Euro ✘/✘
  • Allradantr./Metallic-Lack (99/0 kg): 4.000/2.200 Euro ✘✔/✘
  • 19"-Alufelgen/Ganzjahresreif. (27/0 kg): 1.100/700 Euro ✘/✘
  • Rückfahrkamera/Markise, 2,3 m (0/20 kg): Serie/890 Euro ✘
  • Assistenz-Paket (Navigation, Abstandstempomat, Totwinkel- und Querverkehrswarner) (0 kg): 2.500 Euro ✘✔
  • Viva-Paket (el. Spiegel, Sitzverstellung u. -heiz., lackierte Stoßfänger, Klimaautomatik u. a.) (48 kg): 2.990 Euro ✘✔
  • Bett-Topper/Porta Potti (5/4 kg): 300/230 Euro ✘✔
  • Diesel-Heizung/isol. Aufstelldach (9/3 kg): 1.690/450 Euro ✘
  • Wechselrichter/Solarpanel, 100 W (2/3 kg): 290/500 Euro

✘ im Testwagen enthalten; ✔ empfehlenswert

Fazit