Wer ein Reisemobil kauft, bekommt zusammen mit dem Fahrzeug eine ganze Menge Papier ausgehändigt – die Bedienungsanleitungen. In einer wird das Basisfahrzeug erklärt, in der nächsten der Ausbau. Außerdem gibt’s noch eine Anleitung für Kühlschrank, Toilette, Heizung und, und, und.
Die übliche Masse an Bedienungsanleitungen brachte Rhön-Camp-Chef Mario Volklandt auf die Idee, für seinen neuen Kompaktcamper Rhön Camp Ultimate eine App entwickeln zu lassen, in der alle Anleitungen zusammengefasst sind. In Leo Metsch fand er einen Partner, der bereits in anderen Branchen ähnliche Apps entwickelt hat. Götz Rutenkolk von der Agentur Campquadrat steuerte sein Know-how in Sachen Reisemobile bei.
Augmented Reality statt gedrucktem Handbuch
Als Plattform sollte die Yona-App dienen, eine Anwendung, die "Augmented Reality" – zu Deutsch: erweiterte Realität – nutzt und die folgendermaßen funktioniert: Der Nutzer öffnet die Yona-App und scannt mit ihr einen QR-Code, der sich in seinem Fahrzeug befindet.

So wird er zur Rhön-Camp-Oberfläche in der App geführt, wo er die Möglichkeit hat, sich Erklärvideos abspielen zu lassen – etwa zum Öffnen des Aufstelldachs, zum Verschieben der Sitzbank oder zum Anschließen der Gasflasche. Die einzelnen Videos sind mal mehr, mal weniger ausführlich, teilweise beschreibt die Person im Video einfach mit Worten, was sie gerade macht.
Dabei können die Videos auf zwei Arten ausgewählt werden: über ein Menü oder über die Augmented-Reality-Funktion. Bei Letzterer richtet der Nutzer sein Smartphone mit laufender App-Kamera auf das erklärungsbedürftige Detail im Fahrzeug.

Ist ein passendes Video vorhanden, wird auf dem Display ein kleines Icon angezeigt, über das der Erklärfilm gestartet wird. Aktuell sind sieben Videos in der App, für die Zukunft sind weitere geplant. Neben Bedienungsanleitungen sollen auch Reparatur-Videos dazukommen, sodass sich der Camper bei kleineren Problemen selbst helfen kann. Genauso denkt Rhön Camp über die Einbindung von Zubehörprodukten inklusive Bestellfunktion denkt nach.
App-Entwickler Leo Metsch kann sich vorstellen, dass neben Rhön Camp auch andere Hersteller künftig auf ähnliche Anwendungen setzen. Ein noch größeres Potenzial sieht er bei Vermietern von Reisemobilen. Deren Kunden sind mit den Details im Fahrzeug oft wenig vertraut und es entstehen immer wieder Fragen. Die können per App-Video meistens schneller beantwortet werden als durch langwieriges Suchen in Bedienungsanleitungen.
"Die Installation übernehmen zur Not die Enkel"
Mario Volklandt, Geschäftsführer von Rhön Camp, will mit der App für seinen Ultimate das Camping-Erlebnis einfacher machen.

Wir haben gemerkt, dass die Leute die Bedienungsanleitung nicht lesen. Noch schwieriger ist es bei Vermietfahrzeugen. Da erklären wir alle Details am Fahrzeug ausführlich – und trotzdem rufen uns die Mieter nach der Abreise an und haben noch die eine oder andere Frage.
Die Hersteller der technischen Komponenten wie Heizung, Kühlschrank und Kochfeld bringen ihre Bedienungsanleitungen mit. Mit unserer App zeigen wir nur das Zusammenspiel.
Die Bedienungsanleitungen der Komponenten müssen schon rein rechtlich noch sein. Wir wollen aber das Erlebnis Camping einfacher gestalten. Deswegen die App für unsere Kunden.
Wir bekommen jetzt schon wahnsinnig gutes Feedback bei den Verkäufen. Und von wegen ‚Ältere Personen können keine App bedienen‘! Die Installation übernehmen zur Not die Enkel, das eigentliche Handling der App ist dann einfach.
Ohne das ist keine Weiterentwicklung möglich. Wer wie wir ständig nach Innovationen Ausschau hält, der benötigt auch Rückmeldung.
Wir wollen für die Kunden auch kleine Service-Videos erstellen, zum Beispiel wie man das Fahrzeug winterfest macht, den Wassertank reinigt oder kleine Reparaturen selbst durchführt. Außerdem können wir in der App nützliches Zubehör wie unser neu entwickeltes Vorzelt oder unser Duschzelt zeigen.