Wer sich eine neue Aufbaubatterie fürs Wohnmobil, den Campingbus oder den Wohnwagen zulegen möchte, steht vor einigen Entscheidungen. Wie viel Kapazität soll es sein? Soll es ein moderner Lithium-Akku werden, oder doch eine AGM-Batterie? Braucht man Bluetooth? Bei welchen Temperaturen muss die Bordbatterie funktionieren können? Und viele Fragen mehr kommen auf.
Dazu muss man Datenblätter studieren und diese verstehen. Da bei den meisten der Physikunterricht in der Schule schon eine Weile her ist und nicht jeder technische Fächer im Studium oder der Ausbildung belegt hat, kann das schnell zu einer Herausforderung werden. Angefangen bei den Einheiten Volt, Ampere und Watt bis hin zu Abkürzungen wie DoD, BMS und COS. Die wichtigsten Begriffe, Einheiten und Abkürzungen erklären wir diese Grundlagen in diesem Artikel kurz und so einfach wie möglich.
Die Aufbaubatterie – was ist das?
Im Wohnmobil gibt es in der Regel zwei Batterien:
- Starterbatterie versorgt den Motor, also Anlasser, Bordelektronik vom Fahrzeug, Licht etc.
- Aufbaubatterie versorgt den "Wohnbereich" (den sogenannten Aufbau des Wohnmobils).
Daher der Name: "Aufbaubatterie" oder auch: "Bordbatterie".
4 schnelle Fragen zur Aufbaubatterie
Sie liefert Strom für alles, was im Wohnteil läuft:
- Licht im Innenraum
- Wasserpumpe
- Kühlschrank
- Häufig auch den Zünder am Gasherd
- USB-Steckdosen, Lüfter, Fernseher, etc.
- Wechselrichter (für 230-V-Geräte wie Kaffeemaschine oder Laptopladegerät)
Sie kann auf drei Wegen Energie bekommen:
- über die Lichtmaschine während der Fahrt,
- über Landstrom, wenn das Wohnmobil angeschlossen ist,
- über Solarpanels auf dem Dach.
Traditionell werden Blei-, AGM- oder Gel-Batterien eingesetzt. Moderne Wohnmobile und Nachrüstungen setzen zunehmend auf Lithium-Akkus (LiFePO₄), da diese leichter, effizienter und langlebiger sind.
Sehr wichtig – ohne sie wäre man auf externe Stromquellen angewiesen. Mit einer ausreichend großen Aufbaubatterie und ggf. Solarstrom kann man tagelang oder sogar wochenlang unabhängig vom Landstrom stehen.
Was ist richtig: Batterie oder Akku?
Streng genommen handelt es sich bei der Aufbaubatterie um einen Akku, da er aus wiederaufladbaren Zellen besteht. Im Alltag verschwimmt der Sprachgebrauch, besonders im Wohnmobilbereich sagt man "Batterie", meint aber in 99 % der Fälle einen Akku. In diesem Artikeln werden diese beiden Begriffe synonym verwendet, um den realen Sprachgebrauch wiederzuspiegeln.
Die 7 wichtigsten Abkürzungen zum Thema Batterie
Wer auf der Suche nach einer neuen, evtl. größeren Aufbaubatterie ist, muss sich durch ein Dickicht an Begriffen und Abkürzungen schlagen. Wir erklären hier in Kürze die wichtigsten. Das Ziel: Nach dieser Lektüre sollten Sie in der Lage sein, das Datenblatt einer Aufbaubatterie nicht nur zu lesen, sondern auch zu verstehen. Weitere Tipps zur Auswahl der richtigen Batterie für Ihren Bedarf geben die von uns empfohlenen Artikel.
1. Volt (V) – die Spannung
Die elektrische "Betriebsspannung" einer Batterie. Gibt an, wie stark der Strom "drückt". Im Wohnmobil beträgt die Spannung fast immer 12 bzw. 12,8 V, weil das der Standard für Bordelektrik ist.
Einfach erklärt: Man stelle sich Strom wie Wasser in einem Schlauch vor. Die Spannung ist der Druck im Schlauch.
2. Stromstärke (Ampere, A)
Die Menge an Strom, die gerade fließt. Einfach erklärt: Wie breit der Wasserstrahl ist, der aus dem Schlauch kommt. Viel Ampere = dicker Strahl.
3. Leistung (Watt, W)
Spannung (V) × Strom (A) zeigt die tatsächlich nutzbare Power des Batterie-Inhaltes. Watt beschreibt die "Momentanleistung", Wattstunden dagegen die gespeicherte Energiemenge.
Einfach erklärt: Man stelle sich einen Wasserstrahl vor: Spannung (V) = Druck, Strom (A) = Menge. Beides zusammen bestimmt, wie stark (W) man mit dem Wasser eine Mühle (Verbraucher) antreiben kann.
Die Kapazität: Ah und Wh
Ah und Wh scheinen auf den ersten Blick das Gleiche anzugeben, die Kapazität der Batterie. Doch...
4. Amperestunden (Ah)
- sagen nur, wie viel Strom über die Zeit gespeichert werden kann.
- Beispiel: 100 Ah = die Batterie kann 100 Stunden lang 1 Ampere liefern (theoretisch).
- Das sagt allerdings nichts darüber aus, wie viel "Arbeit" dabei rauskommt.
Einfach erklärt: Wie groß der Wassertank ist. Ein größerer Tank = mehr Wasser (mehr Strom).
5. Wattstunden (Wh)
- berücksichtigen zusätzlich die Spannung (V) der Batterie.
- Formel: Wh = Ah × V
Einfach erklärt: Nicht nur die Tankgröße (Ah), sondern auch, wie stark das Wasser herausgedrückt werden kann (V). Beides zusammen ergibt die "Arbeitskraft" der Batterie.
Beispiel: Eine 100-Ah-Batterie mit 12 V hat ca. 1.200 Wh Energie. Eine 100-Ah-Batterie mit 24 V hat ca. 2.400 Wh Energie.
👉 Gleiche Ah, aber doppelte Wh – also doppelt so viel nutzbare Energie.
Relevanz der unterschiedlichen Größen:
- Ah reicht zum Vergleichen, wenn alle Batterien die gleiche Spannung haben (z. B. 12 V).
- Wh ist genauer, besonders wenn man Batterien mit unterschiedlicher Spannung (12 V, 24 V, 48 V) vergleichen will.
- Die Einheit Wh ist auch dann praktischer, wenn man wissen will, wie lange ein Gerät an der Batterie laufen kann. Da die Leistungsaufnahme der meisten Geräte im Alltag in Watt (W) oder Kilowatt (kW) angegeben ist.
6. Dauerstrom/Nennleistung (A)
Der Strom (A), den eine Batterie oder ein Akku dauerhaft liefern kann, ohne Schaden zu nehmen.
Einfach erklärt: Wie viel Wasser ständig aus dem Schlauch laufen darf, ohne dass er platzt.
7. Spitzenstrom/Spitzenleistung (Peak)
Der kurzzeitig maximal mögliche Strom (A).
Einfach erklärt: Wenn man den Wasserhahn ganz schnell ganz weit aufdreht – kurz geht das, aber nicht dauerhaft.
13 Fachbegriffe für Lithium- und AGM-Batterien
Die folgenden Begriffe und dahinter geschriebenen Werte begegnen Camperinnen und Campern auf den Datenblättern von Lithiumbatterien. Für AGM-Batterien sind diese teilweise nochmals anders zu betrachten, als für Lithiumbatterien.
1. DoD (Depth of Discharge)
Die Entladetiefe beschreibt, wie viel Prozent der gespeicherten Energie einer Batterie genutzt wird. Ein DoD von 80 % bedeutet, dass 80 % der Kapazität entnommen werden, während 20 % als Reserve verbleiben.
Anmerkung:
- AGM-Batterien haben eine nutzbare Kapazität von 50 bis maximal etwa 70 %. Eine AGM-Batterie mehr als 50 % zu entladen schadet auf Dauer der Haltbarkeit.
- Lithium-Batterien vertragen eine Entladung von 80–90 % problemlos.
2. Zyklen/Lebensdauer
Ein Zyklus entspricht einer vollständigen Entladung und anschließenden Wiederaufladung. Je nach DoD sind mehrere tausend Zyklen möglich. Die bei "Lebensdauer (80% DoD)" angegebene Anzahl der Zyklen beschreibt wie viele Zyklen eine Batterie mindestens durchleben kann, wenn 80 % ihrer Kapazität genutzt werden.
Anmerkung:
- AGM-Batterien schaffen bei 50 % DoD meist 500–1.000 Zyklen.
- Lithium-Batterien erreichen bei 80 % DoD oft 3.000–7.000 Zyklen und halten dadurch deutlich länger.
Mehr zu den Vor- und Nachteilen von AGM- und Lithiumbatterien lesen Sie hier.
3. BMS (Battery Management System)
Das BMS ist die integrierte Schutz- und Steuerelektronik der Batterie. Es überwacht Spannung, Strom und Temperatur und verhindert Schäden durch Überladung, Tiefentladung oder Kurzschluss.
Anmerkung:
- AGM-Batterien besitzen kein BMS, weil ihre Chemie einfacher ist.
- Lithiumbatterien benötigen es zwingend, um die empfindlicheren Zellen zu schützen.
4. Balancing (aktiv/passiv)
Balancing sorgt dafür, dass alle Zellen einer Batterie gleichmäßig geladen werden. Passives Balancing verbrennt überschüssige Energie, aktives Balancing verteilt sie effizient zwischen den Zellen.
Anmerkung:
- AGM-Batterien haben keine Einzelzellenüberwachung.
- Lithiumbatterien brauchen Balancing, da mehrere Zellen in Reihe verbaut sind und sich sonst unterschiedlich entwickeln könnten.
In Lithium-Batterien werden mehrere Zellen in Reihe geschaltet, um die gewünschte Spannung zu erreichen. Um bei gleichbleibender Spannung eine höhere Kapazität zu erzielen, werden Zellen parallel geschaltet.
Reihenschaltung:
Wenn Zellen in Reihe geschaltet sind, addiert sich ihre Spannung. Beispiel:
- Eine LiFePO₄-Zelle hat eine Spannung von 3,2 V.
- Zwei Zellen in Reihe ergeben 6,4 V, drei Zellen 9,6 V, usw.
- Das bedeutet, wenn man eine 12,8 V-Batterie haben möchte, benötigt man 4 Zellen in Reihe (4 × 3,2 V = 12,8 V).
Parallelschaltung:
Bei einer Parallelschaltung bleibt die Spannung gleich, aber die Kapazität (Ah) addiert sich.
- Beispiel: Zwei Zellen mit jeweils 3,2 V und 100 Ah in Parallel ergeben eine Gesamt-Kapazität von 200 Ah, aber die Spannung bleibt bei 3,2 V.
- Das wird genutzt, um die Batteriekapazität (also den Energiegehalt) zu erhöhen, ohne die Spannung zu verändern.
Warum beides?
- In einer Lithium-Batterie (z. B. 12,8 V) werden mehrere Zellen in Reihe geschaltet, um die benötigte Spannung zu erreichen.
- Für die Gesamt-Kapazität (Ah) werden dann mehrere Reihenschaltungen parallel geschaltet.
Beispiel für eine 12,8-V-Batterie mit 200 Ah:
- 4 Zellen in Reihe (4 × 3,2 V = 12,8 V)
- 2 dieser Reihenschaltungen parallel (2 × 100 Ah = 200 Ah)
In jeder Reihe können sich die Zellen unterschiedlich verhalten – einige könnten schneller entladen oder langsamer geladen werden.
Balancing sorgt dafür, dass alle Zellen in der Batterie auf dem gleichen Ladelevel sind, um eine lange Lebensdauer und optimale Leistung zu gewährleisten.
Zusammenfassung:
- In einer Lithium-Batterie sind Zellen sowohl in Reihe (für die Spannung) als auch parallel (für die Kapazität) geschaltet.
- Das BMS überwacht und balanciert diese Zellen, damit keine einzelne Zelle über- oder unterladen wird.
5. Ladeschlussspannung
Die maximale Spannung, bis zu der eine Batterie beim Laden gebracht werden darf. Sie liegt bei 12-V-Batterien je nach Typ meist zwischen 14,2 und 14,7 V. Wird die Batterie dauerhaft über diese Spannung geladen, kann das die Lebensdauer verkürzen oder sogar zu Schäden führen.
Wichtig beim Kauf: Die Ladeschlussspannung muss zu den vorhandenen Ladegeräten im Wohnmobil passen (Ladebooster, Solarladeregler, Landstrom-Ladegerät). Sonst wird die Batterie entweder nicht voll oder sie wird falsch geladen.
6. Maximaler Ladestrom
Der höchste Strom (in Ampere), mit dem eine Batterie sicher geladen werden kann. Ein zu hoher Ladestrom kann die Batterie überhitzen oder das BMS auslösen.
Anmerkung:
- Lithiumbatterien vertragen in der Regel deutlich höhere Ladeströme.
- AGM-Batterien benötigen normalerweise etwas niedrigere Ladeströme.
7. SOC (State of Charge)
Der SOC zeigt den aktuellen Ladezustand einer Batterie in Prozent an. Er funktioniert ähnlich wie eine Tankanzeige.
Anmerkung:
- Bei AGM kann man ungefähr am Spannungswert ablesen, wie voll sie ist – aber ungenau.
- Bei Lithium geht das nicht, hier braucht man zwingend ein BMS oder einen Batteriecomputer.
8. CAN-Bus / CI-Bus
Dies sind digitale Schnittstellen, über die die Batterie mit anderen Bordgeräten kommunizieren kann. So können Daten wie Ladezustand oder Fehlermeldungen an Displays oder Apps übertragen werden.
Anmerkung:
- AGM-Batterien bieten diese Schnittstellen in der Regel nicht.
- Lithiumbatterien haben sie häufig, vor allem in hochwertigen Modellen für Wohnmobile.
9. C-Rate (C, z. B. 0,5C oder 1C)
Die C-Rate gibt an, wie schnell eine Batterie im Verhältnis zu ihrer Kapazität geladen oder entladen wird.
Beispiel: Eine 100-Ah-Batterie hat....
- ... bei 1C = 100 A Entladestrom (d.h. volle Entladung in 1 h).
- ...bei 0,5C = 50 A Entladestrom (d.h. volle Entladung in 2 h).
10. Ladetemperaturbereich/Entladetemperaturbereich
Zeigt an, zwischen welchen Temperaturen die Batterie sicher geladen oder entladen werden kann.
Anmerkung:
- Lithiumbatterien brauchen oft eine Heizfunktion, wenn sie unter 0 °C geladen werden sollen.
- AGM-Batterien sind weniger empfindlich, verlieren aber bei Kälte an Leistung.
11. Eigenverbrauch/Ruhestrom der Batterie
Einige Batterien haben eine Elektronik (BMS, Bluetooth), die selbst etwas Strom verbraucht. Das steht manchmal im Datenblatt und erklärt, warum eine Batterie auch ohne Verbraucher langsam leer werden kann.
12. Selbstentladung
Gibt an, wie schnell eine ungenutzte Batterie ihre Ladung von allein verliert.
Anmerkung:
- AGM: hat eine höhere Selbstentladung (5–10 % pro Monat).
- Lithium: hat eine sehr geringe Selbstentladung (meist < 3 % pro Monat).
Bei längeren Standzeiten kann das zum Problem werden. Die Lösung ist der Einbau eines Trennschalters. In diesem Artikel lesen Sie wie man einen Batterietrennschalter einbaut.
13. Innenwiderstand
Ein Wert, der angibt, wie "leicht" Strom aus der Batterie fließen kann. Ein niedriger Innenwiderstand bedeutet höhere Effizienz, weniger Wärmeverlust, bessere Leistung für starke Verbraucher.
Anmerkung:
- Lithium hat hier klare Vorteile gegenüber AGM.
Die Batterie ist immer nur ein Teil des Gesamtsystems
Ebenso wichtig sind die Verbraucher im Wohnmobil, die Ladegeräte (Ladebooster, Landstrom-Lader, Solarladeregler) und die passende Verkabelung. Wer hier unsauber plant oder Kabel falsch dimensioniert, riskiert nicht nur Leistungsverluste, sondern im schlimmsten Fall auch teure Schäden.
Gerade bei größeren Umrüstungen – etwa beim Wechsel von AGM auf Lithium – ist es deshalb sinnvoll, den Blick eines Profis einzubeziehen. Fachhändler und Ausbauer können einschätzen, wie Batterie, Ladegeräte und Bordelektrik optimal aufeinander abgestimmt werden. Auch der Besuch von Caravan- und Campingmessen ist eine gute Gelegenheit, verschiedene Hersteller und Anbieter von Batterien und Ladetechnik an einem Ort zu vergleichen und sich unabhängig beraten zu lassen.
So bleibt am Ende nicht nur die Batterie, sondern das ganze Energiesystem im Wohnmobil zuverlässig, sicher und effizient.