Die Zahl der zugelassenen Reisemobile in Deutschland ist in den letzten Jahren stetig gewachsen. Am 1. Januar dieses Jahres waren beim Kraftfahrt-Bundesamt 907.879 Wohnmobile zugelassen. Können die Werkstattkapazitäten in Zeiten des Fachkräftemangels da mithalten? Oder sind die Helfer selbst in Not?
Dazu sagt Kai Dhonau, Präsident des DCHV (Deutscher Caravaning Handels-Verband e.V.): "Die exzellenten Zulassungsjahre lagen deutlich über dem Normalen. Servicekapazitäten konnte man nicht mal eben so erweitern."
Kai Dhonau bekommt als Inhaber des Hymer Zentrums B1 in Mülheim an der Ruhr selbst hautnah mit, wo es hakt. "In den zwei Jahren nach Erstauslieferung haben wir einen erhöhten Servicebedarf." Aber auch nach der Gewährleistungsfrist bleibt der Servicebedarf hoch. "Für aufwendige Komponenten wie Luftfedern oder Hubstützenanlagen wird mehr Wartung und entsprechendes Fachpersonal benötigt." Doch daran fehlt es häufig und im schlimmsten Fall bleiben Werkstattplätze leer.
Werkstätten kämpfen mit Fachkräftemangel

Wenn Fachkräfte fehlen, bleiben solche Werkstattplätze auch mal leer.
So wie bei der Firma Wohnwagen Winkler in Weilimdorf bei Stuttgart. Geschäftsführer Arnd E. Svendsen hat für seine neun Werkstattplätze derzeit nur sieben Monteure und ist auf der Suche nach weiteren Mitarbeitern. Allerdings ist in der Region die Konkurrenz um Mitarbeiter durch große Industrieunternehmen wie Bosch, Mercedes-Benz und Porsche groß.
Das gleiche Problem hat Sören Schaffer von Schaffer-mobil in Dresden. Auf die Frage nach der Zahl seiner Mitarbeiter antwortet er spontan: "Leider zu wenig." Für seine 15 Werkstattplätze könnte er noch ein paar mehr Mitarbeiter einstellen. Doch auch in der Region um Dresden ist die Konkurrenz um Mitarbeiter durch die florierende Chipindustrie groß.
Wie viele Betriebe in der Branche ist auch er selbst aktiv und baut etwa Quereinsteiger auf und bildet selbst aus. Ebenso wie Victoria Pauli, Geschäftsführerin von Pauli Reisemobile in Remscheid, die aktuell zwei Auszubildende zum Kfz-Mechatroniker in ihrem Betrieb beschäftigt.
Um die Attraktivität der Branche zu erhöhen und deren Flexibilität zu steigern, können Handelsbetriebe seit 2023 in der neuen Ausbildungsfachrichtung "Caravan- und Reisemobiltechnik" ausbilden. Allerdings nur, wenn sie einen Meister für Karosserie- und Fahrzeugbau beschäftigen. Doch die Betriebe haben häufiger Meister mit der Zusatzausbildung zum Caravantechniker, die das nur mit Zustimmung der Handwerkskammer und Ausbilder-Eignung dürfen.
Werkstatttermin fürs Wohnmobil

Bei der Terminvereinbarung sollte man die Fahrzeugdaten bereithalten und alle nötigen Arbeiten ansprechen.
Im Rahmen der Leserwahl 2024 wurden die promobil-Leser nach ihrer Zufriedenheit mit Händlern und Herstellern nach dem Kauf des Reisemobils gefragt. Erfreulicherweise ist die Mehrheit der Befragten insgesamt zufrieden oder sehr zufrieden. Die geringste Zufriedenheit herrscht bei der Vergabe von zeitnahen Werkstattterminen. Wir haben die Werkstätten gefragt, wie lange man derzeit auf einen Termin warten muss.
Mit der Auslastung der Camping-Werkstätten verhält es sich wie mit den Winterreifen, nur umgekehrt. "O bis O" steht hier für Ostern bis Oktober. "Ostern fahren alle das erste Mal weg und merken, dass über den Winter die Wasserpumpe oder der Wasserhahn kaputtgegangen ist", so Ralf Müller vom gleichnamigen Camping-Service in der Nähe von Schorndorf.
In seinem Ein-Mann-Betrieb mit kleiner Werkstatt und mobilem Werkstattservice besteht die Chance, auch mal kurzfristig einen Termin zu bekommen, obwohl auch sein Terminkalender meist zehn bis 14 Tage im Voraus gut gefüllt ist. Dennoch ist er flexibel: "Ich muss keinen Mitarbeiter fragen, ob er dafür Überstunden machen will. Ich kann das direkt am Telefon, mit dem Terminkalender am Ohr, entscheiden." Doch größere Arbeiten plant er für die Hauptreisezeit nicht ein, weil er weiß, dass dann viele kleinere Arbeiten wie Hauptuntersuchung, Gasprüfung und Reparaturen anstehen. Erst ab Oktober wird es dann etwas ruhiger.
Auch bei Caravan-Wendt in der Gemeinde Kremmin bei Schwerin schwankt der Terminvorlauf je nach Saison, so Manuel Wendt. Bei unserem Gespräch Mitte Mai bekommt man in seiner Werkstatt frühestens in zwölf Wochen einen Termin. "Im Winter sind es etwa vier Wochen und normalerweise in der Saison circa acht Wochen." Da derzeit jedoch viele Neufahrzeuge ausgeliefert werden, ist der Großteil der Werkstattmitarbeiter mit der Auslieferung beschäftigt. Trotzdem schafft es der Betrieb noch, Helfer in der Not zu sein. "Für Notfälle haben wir Pufferzeiten, egal ob Fremd- oder Eigenkunde." Wer dagegen beispielsweise eine Klima- oder Sat-Anlage nachrüsten möchte, braucht etwas Geduld. "Für Nachrüstungen vergeben wir aktuell nur Termine ab November." Fürs Warten bekommen die Kunden dann aber Sonderkonditionen.
Freie Werkstatttermine für Notfälle

Der Fachmann repariert das Wohnmobil in Notfällen recht schnell.
In Stralsund im Caravan-Center Dahnke ist man ebenfalls auf Notfälle eingerichtet. "In der Hauptsaison zu Ostern, Pfingsten und in den Sommerferien versuchen wir die Werkstatt nicht zu hundert Prozent zu verplanen", sagt Ulf Dahnke. "Wir haben Rügen, Usedom und Darß vor der Tür, da wird der Reparaturservice sehr stark angenommen." Dafür hat der Betrieb ein eigenes Servicemobil, das zu festen Zeiten die umliegenden Plätze anfährt.
Die Kunden müssen sich vorher in der Werkstatt anmelden und werden dann direkt auf ihrem Urlaubsplatz bedient. Die Anfahrtskosten werden durch alle Kunden am Platz geteilt. Neben ihrem Handelsbetrieb haben Dahnkes einen eigenen Stellplatz mit über einhundert Plätzen eingerichtet. Auch von dort kommen Camper, denen nach Möglichkeit geholfen wird. Für größere Arbeiten liegt der Terminvorlauf in Stralsund derzeit bei zehn bis zwölf Wochen. Dafür bekommt man für andere Arbeiten schnell einen Termin. "Dichtheits-, Gasprüfung und Hauptuntersuchung machen wir nur samstags. Termine dafür bekommen wir mit einem Vorlauf von einer Woche hin." Diesem Vorschlag seiner Werkstattmeister, diese Arbeiten auf den Samstag zu verlagern, hat Ulf Dahnke gern entsprochen.
Urlaubende mit Notfällen stehen bei Victoria Pauli in Remscheid dagegen nur ab und an vor dem Tor. "Heute hatten wir einen Norweger da, der in Holland seine Markise verloren hatte. Dem konnten wir schnell helfen, das war Glück." Allerdings kommt es immer darauf an, ob gerade jemand Zeit hat, betont sie. "Es ist nicht so, dass wir es schaffen, jedem zu helfen." In ihrer Werkstatt wartet man in der Hauptsaison zwischen sechs und acht Wochen auf einen Termin. In Notfällen wird auch hier versucht zu helfen, wie im Fall des Norwegers, extra Kapazität dafür wird jedoch nicht reserviert. "Wenn wir auf dem Arbeitsmarkt eine große Auswahl an Mitarbeitern hätten, dann könnte man über solche Themen nachdenken", merkt Victoria Pauli an.

Reparaturen am Wohnmobil.
Auch in Weilimdorf bei der Firma Winkler versucht man in Notfällen zu helfen, sofern der vorhandene Puffer dafür ausreicht. Wie schnell man bei Winkler einen Termin bekommt, hängt davon ab, was genau gemacht werden muss. Für größere Reparaturen, wenn etwa nach einem Feuchtigkeitsschaden eine komplette Seitenwand am Mobil gewechselt werden muss, können Termine in der Regel erst wieder ab dem Herbst vergeben werden. "Das würde in der Hauptsaison zu viel Kapazität binden", sagt Arnd E. Svendsen.
Lange Wartezeiten
Nordöstlich von Lübeck bei der Firma Ostsee-Campingpartner würde man aktuell einen Termin mit vier bis fünf Wochen Vorlauf bekommen, sagt Prokurist Marcel Ruhe. Von seinen acht Monteuren ist ein Außendienstmonteur auf den umliegenden Stell- und Campingplätzen der beliebten Ferienregion unterwegs und hilft Campern. "Da könnten wir drei davon einsetzen", sagt er. Auch mit Notfällen Durchreisender wird der Betrieb in der Hauptreisezeit laufend konfrontiert.
Für einige Camper ist es ein Notfall, wenn die Sat-Anlage nicht funktioniert. Doch hier muss man laut Marcel Ruhe abwägen. "Für die Kunden ist das natürlich sehr ärgerlich, dass sie am Abend kein Fernsehen schauen können. Aber eine ausgefallene Satellitenanlage ist kein ganz so großer Notfall, wie wenn nebenan einer steht, der sagt: Mir ist das Dachfenster weggeflogen."

Schwierige Planung: Oft muss die Teile-Lieferzeit beim Hersteller extra angefragt werden.
Bei Schaffer-mobil in Dresden gibt es erste Lücken im Terminkalender frühestens in vier Wochen, wirklich realistisch sind jedoch sechs Wochen. "Die immense Flut an Anfragen für Servicetermine sorgt aktuell für planerische Herausforderungen", sagt Sören Schaffer, der das Familienunternehmen in zweiter Generation leitet. Auch er betreibt einen Stellplatz mit 100 Plätzen neben seinem Betrieb. "Ist der Platz voll, haben wir garantiert fünf Kunden, die morgens in den Service kommen und fragen, ob wir noch Luft für eine Inspektion haben oder mal nachschauen können, weil zum Beispiel eine Sat-Anlage nicht ausfährt."
Doch obwohl in Dresden Kapazität für Notfälle vorhanden ist, muss auch hier priorisiert werden. "Notfälle speziell für Stellplatzkunden sind bei uns etwa, wenn eine Dachluke undicht ist beziehungsweise eine Heizung oder Wasseranlage nicht funktionieren und der Kunde dadurch das Fahrzeug für den Urlaub nicht mehr weiter nutzen kann." Für Mängel, die auch nach dem Urlaub in der Werkstatt daheim gemacht werden können, bleibt oft keine Zeit. "Dafür haben die Kunden aber auch Verständnis", betont Sören Schaffer.
Um kurzfristige Reparaturen zu vermeiden, empfiehlt DCHV-Präsident Kai Dhonau, Mängel, die vor dem Einwintern auffallen, gleich beheben zu lassen oder vorausschauend einen Reparaturtermin zu vereinbaren. Außerdem sollte man spätestens zwei Wochen vor der ersten Urlaubsfahrt nach dem Fahrzeug schauen. So besteht die Chance, den Defekt noch rechtzeitig vor der Reise zu beseitigen. Kai Dhonau hat aber auch Verständnis dafür, dass sich das nicht immer organisieren lässt. Nicht jeder hat das Mobil direkt vor der Tür stehen und im Alltagsstress geht so manches unter. Dafür gibt er einen Tipp mit auf den Weg: "Hab einen guten Draht zu deiner Werkstatt." Denn aus der Praxis weiß er, wenn man das Reisemobil des Kunden kennt, kann man in den meisten Notfällen besser helfen.
Ersatzteile für defekte Wohnmobile

Bei Nachrüstarbeiten oder Reparaturen kann der Termin häufig erst vereinbart werden, wenn der Liefertermin der Teile feststeht.
32 Prozent der Teilnehmenden an der promobil-Leserwahl 2024 sind mit der Verfügbarkeit von Ersatzteilen für ihr Reisemobil weniger oder gar nicht zufrieden. Auch in Zuschriften an die Redaktion wird immer wieder darüber berichtet, dass Mobile wegen fehlender Teile nicht genutzt werden können. Zum Glück gibt es aber auch Fälle, die sich so pragmatisch lösen lassen, wie es Ralf Müller aus Schorndorf für den Ersatz eines defekten Wasserhahns beschreibt: "Manche Teile sind nicht sofort verfügbar. Entweder ist der Kunde dann flexibel und nimmt ein anderes Modell oder man findet eine Übergangslösung, etwa mit einem Blindstopfen." Dann muss der Kunde zwar auf diese eine Wasserstelle kurzzeitig verzichten, kann aber wenigstens in den Urlaub fahren.
Doch leider sind nicht alle Fälle so einfach gelagert. promobil-Leser berichten von Ersatzteilen, für die der Händler vom Hersteller keine konkreten Liefertermine genannt bekommt. Das hat zur Folge, dass ein Werkstatttermin erst vereinbart werden kann, wenn das bestellte Ersatzteil vom Hersteller avisiert ist. Mal geht es um ein Heckteil bei einem knapp zwei Jahre alten Teilintegrierten von Challenger, für das der Händler laut Leserzuschrift aus dem November 2023 seit Juli des gleichen Jahres keinen Liefertermin genannt bekommt. Ein anderes Mal um einen Unfallschaden an der Front eines neuwertigen Integrierten von Knaus, bei dem der Leser Ende Januar schreibt, dass seinem Händler seit September 2023 kein Liefertermin für das benötigte Ersatzteil genannt wird. In einem weiteren Fall schildert ein Leser Mitte April, dass sein Händler noch immer keinen Liefertermin für eine im Oktober 2023 bestellte Garagentür für seinen Carthago bekommt.
Weiterhin Schwierigkeiten mit Lieferfristen

Sind Ersatzteile beim Händler nicht auf Lager, werden diese vom Hersteller geliefert.
Die Ersatzteilversorgung ist laut Kai Dhonau zwar deutlich besser geworden. "Es gibt aber auch Dinge, wo die Lieferketten noch gestört sind." Über welchen Zeitraum hinweg man für sein Mobil Ersatzteile bekommt, ist stark abhängig von Hersteller und Modell. "Für langjährige Großserienmodelle sind teils auch noch nach über 20 Jahren Ersatzteile vorrätig, bei exotischen Sondermodellen ist es deutlich schwieriger." Als Faustregel nennt er zehn bis 15 Jahre, für die versucht wird, Teile vorzuhalten. "Systemanbieter wie Truma, Dometic oder Thetford bieten zum Teil jahrzehntelangen Support. Bei der ersten Trumatic C aus 1994 kann es so langsam schwierig werden", so Kai Dhonau.
Händlerkollegin Victoria Pauli aus Remscheid bestätigt, dass es auch jetzt immer noch hier und da Schwierigkeiten mit den Lieferfristen gibt. "Ich würde nicht sagen, wir haben eine hundertprozentige Quote, aber sie ist deutlich besser als zu Coronazeiten." Schwierig kann es aber etwa bei Rückrufaktionen werden, wenn hunderte Fahrzeuge ein bestimmtes Teil brauchen.
Sören Schaffer in Dresden wirft, wie seine Kollegin Victoria Pauli, ebenfalls einen Blick zurück auf die Coronazeiten: "Da wurden wir dauergestresst bei der Ersatzteilverfügbarkeit. Wobei dies der Kunde mit der Zeit auch verstanden hat, weil es in anderen Branchen genauso war", sagt sie. Mittlerweile fehlt den Kunden dafür aber das Verständnis. "Verglichen mit dem großen Pkw-Bereich sind wir eine Nischenbranche", sagt auch Arnd E. Svendsen in Weilimdorf. "
Kunden sind häufig aus dem Bereich der Pkw gewohnt, dass Teile innerhalb von 48 Stunden da sind, das bekommt unsere Branche leider noch nicht immer hin", so Svendsen. Polster oder Möbelteile werden etwa laut Sören Schaffer erst dann gebaut, wenn sie bestellt werden. "In solchen Fällen ist eine offene Kommunikation mit den Kunden darüber, dass diese Teile mindestens sechs Wochen Lieferzeit haben, unbedingt erforderlich", sagt Schaffer. "Wenn man dem Kunden offen sagt: ‚Lass uns eine Notlösung suchen, um die Zeit zu überbrücken‘, wird dies in den meisten Fällen verstanden."
Viele Ersatzteile auf Lager

Nachrüstzubehör wie Markisen oder Sat-Anlagen sowie häufig benötigte Komponenten haben viele Werkstätten auf Lager.
Häufig nachgefragte Teile wie Fensteraufsteller und Nachrüstmaterial wie Solar oder Batterien haben viele Werkstätten auf Lager. Etablierte Händler, wie etwa Victoria Pauli, können teils auch bei älteren Schätzchen helfen. "Wir sind 35 Jahre im Geschäft, da sind wir froh, dass wir auf unser Lager zurückgreifen können." Auch in Weilimdorf bei der Firma Wohnwagen Winkler sind gängige Produkte wie Markisen, Wasserpumpen oder Fensteraufsteller auf Lager.
Die Hände gebunden sind den Werkstätten jedoch, wenn ihnen vom Hersteller keine Verfügbarkeit oder Lieferzeit genannt wird, wie in den oben beschriebenen Fällen der promobil-Leser. Dieses Problem wird auch in unseren Gesprächen von vielen Händlern genannt. Auch Lieferengpässe bei den Herstellern von Basisfahrzeugen gibt es. So beschreibt Ulf Dahnke die Lage in seinem Betrieb in Stralsund. "Wir haben jetzt mehrere Fahrzeuge in der Werkstatt, die seit drei Monaten nicht fahrbereit sind, weil Steuergeräte, Abgassensoren oder Ähnliches fehlen." Betroffen sind laut Ulf Dahnke die aktuellen Ducato-Modelle der Serie 8 und 9.
Preise für die Wohnmobil-Reparatur

Auch wenn es in der Hauptreisezeit überall eng wird, versuchen die Werkstätten in echten Notfällen kurzfristig zu helfen.
Die Frage nach den Werkstattpreisen wurde in der promobil-Leserwahl 2024 nicht explizit abgefragt, bewegt dennoch häufig die Gemüter von Reisemobilisten. Bei der Zusammensetzung von Werkstattrechnungen gibt es eine große Bandbreite. Je nach Art der Reparatur oder Nachrüstung fallen die Kosten für Arbeitszeit und Materialaufwand unterschiedlich ins Gewicht. Der Klassiker nach einem Frostschaden ist etwa der Austausch einer undichten Armatur. Je nachdem, ob nur die Kartusche oder die komplette Armatur getauscht werden muss, unterscheidet sich der Gesamtaufwand, Arbeitsaufwand und Materialkosten halten sich aber in etwa die Waage. Werden dagegen Wasserleitungen getauscht, kann der Montageaufwand schon mal weit über die Materialkosten hinauswachsen, wenn die Leitungen hinter Möbeln und in Kanälen erneuert werden müssen. Beim Tausch einer Aufbautür dagegen kann der Materialaufwand die Montagekosten weit übersteigen, je nach Ausstattung der Tür.
Die Stundensätze der Werkstätten in der Caravaning-Branche unterscheiden sich je nach Region und Arbeitsbereich. Stundensätze für Elektronik- oder Karosseriearbeiten sind häufig höher. Bei freien Werkstätten, wie der von Ralf Müller in Schorndorf, sind die Stundensätze naturgemäß niedriger angesetzt. Insgesamt liegen aber die Montagekosten in der Caravaning-Branche deutlich unter den Preisen, die in Pkw-Fachwerkstätten abgerechnet werden. In manchen Regionen bekommt man die Stunde in der Fachwerkstatt noch für netto um die 100 Euro, in anderen liegt der Satz dagegen zwischen 130 und 140 Euro. Laut Kai Dhonau sind die Stundensätze für seine Kunden in der Regel kein Thema für Beschwerden. "Da kommen eher Hinweise wie‚ bei VW bin ich mittlerweile 180 Euro los‘."
Hohe Ersatzteilpreise
Für mehr Diskussionsbedarf sorgen dagegen die Ersatzteilpreise. "Die haben in den letzten Jahren, ähnlich wie die Fahrzeugpreise, stark angezogen", sagt Kai Dhonau. "Die Gründe für den Preisanstieg sind sehr vielfältig. Zum Teil liegt es an der zwischenzeitlich extremen Inflation und der Lieferkettenproblematik."
Er berichtet auch davon, dass es vorkommt, dass Preise für erstmals angeforderte Ersatzteile zunächst automatisiert kalkuliert im System der Hersteller angezeigt werden. Manuel Wendt kennt dieses Phänomen auch: "Man sieht einen Preis und sagt sich, das kann nicht stimmen. Also fragt man an und wartet auf Antwort." Dabei vergeht viel Zeit, die Kunden laut Manuel Wendt häufig nicht mehr bereit sind zu warten.
Um den Kunden schnellere Hilfe bei Problemen anzubieten und so auch seine Servicemitarbeiter zu entlasten, arbeitet Manuel Wendt derzeit daran, die help2camp-App in seinen Betrieb zu integrieren. Die von seiner Heilbronner Händlerkollegin Manuela Brecht entwickelte App ist bei Sören Schaffer in Dresden bereits im Einsatz und unterstützt Camper mit einem umfangreichen Selbsthilfetool. Oft sind es Kleinigkeiten, die den Kunden vor Probleme stellen. Die können mit Videoanleitungen teils einfach gelöst werden. "Alles, was den Mitarbeitern mehr Zeit für die Kunden verschafft, hilft. Wenn die App Standard in der Branche wird, hilft das allen", sagt Manuel Wendt zum Abschluss des Gesprächs.
Der Händlerverband DCHV
Im größten Branchenverband für Caravaning-Fachbetriebe haben sich über 400 Handelsbetriebe in Deutschland zusammengeschlossen. Der Verband mit Sitz in Stuttgart vertritt seit 50 Jahren die Interessen seiner Mitglieder und setzt sich für die Qualitätssicherung und -steigerung im Caravan-Fachhandel und in den Werkstätten ein. Jährlich findet ein Händlerwettbewerb statt, der die Kategorien Fahrzeugverkauf und -vermietung, Werkstattservice, Zubehörverkauf sowie Umwelt- und Qualitätsmanagement umfasst. Ausgezeichnete Betriebe erkennen Reisemobilisten an der Tafel mit dem "C", das immer für drei Jahre gilt. Es wird in Bronze, Silber und Gold verliehen.
Digitaler Helfer

Neben dem Selbsthilfetool bietet die Händlerversion der App auch individuelle Einweisungsvideos. Wer sein Fahrzeug hinterlegt hat, bekommt die passende Ausstattung in der App angezeigt. Fehlerbeschreibungen leiten zum richtigen Kapitel.
Die help2camp-App wurde von Manuela Brecht, Inhaberin von Brecht Caravan in Heilbronn und Präsidiumsmitglied des DCHV, entwickelt. "Mit help2camp Premium wollen wir Campingurlaubern die Gewissheit geben, dass sie ihre Reise in vollen Zügen genießen können, ohne sich über kleine Probleme den Kopf zerbrechen zu müssen", sagt Manuela Brecht. Herzstück der App ist ein Selbsthilfe-Tool mit 32 Kategorien. Hier findet man Fehlerbeschreibungen und anschauliche Videos, die Hilfe zur Selbsthilfe geben. Das entlastet auch Servicemitarbeiter in den Werkstätten, die häufig erste Ansprechpartner bei solchen Fragen sind. Die App gibt es für 14,99 Euro in den Stores von Apple und Google. Händler können die App für ihren Betrieb und ihre Marken adaptieren.
Im Urlaub in die Werkstatt
Reisemobilstellplätze bei Händlern sind eine gute Möglichkeit, das Angenehme mit dem Nützlichen zu verbinden. So kann man beispielsweise beim Caravan-Center Dahnke in Stralsund oder bei Schaffer-mobil in Dresden nach vorheriger Terminvereinbarung das Mobil tagsüber in die Werkstatt geben und am Abend auf dem händlereigenen Stellplatz nebenan übernachten. Beide Plätze sind ursprünglich aus der Not von Reisemobilisten auf der Durchreise entstanden. Sie waren mit einem Defekt gestrandet und durften die Nacht bis zur Fertigstellung der Reparatur auf dem Hof übernachten. Bei der nächsten Reise wurde dann etwa bei Schaffers gefragt: "Können wir da wieder in der Ecke stehen?" Aus der Ecke ist mit den Jahren ein beliebter Reisemobilstellplatz mit 100 Standplätzen geworden, was auch an der guten Anbindung nach Dresden liegt. Auch für Notfälle ist der Betrieb gerüstet, so Sören Schaffer: "Wir planen eine bestimmte Kapazität für solche Notfälle stetig mit ein." Beim Caravan-Center Dahnke in Stralsund kommen auch Kunden von außerhalb wie aus Hamburg oder Berlin, die den Stellplatz nutzen, um Inspektion, Garantiearbeiten oder Nachrüstungen mit einem Urlaub in der Region zu verbinden.
5 Tipps für einen guten Draht zur Werkstatt
- Beim Kauf des Reisemobils auf die Nähe zur Servicewerkstatt achten.
- Planbare Arbeiten wie Inspektion, Dichtigkeits- oder Gasprüfung frühzeitig terminieren.
- Einwintern ohne Defekte und wichtige Funktionen rechtzeitig vor der ersten Fahrt prüfen.
- Bei Terminvereinbarung die Fahrzeugpapiere bereithalten und alle notwendigen Arbeiten ansprechen.
- Hilfe zur Selbsthilfe nutzen, z.B. Apps wie help2camp.