Ein Riss in der Wohnmobil-Frontscheibe ist ein Sicherheitsrisiko. Daher sollte man nicht lange mit der Reparatur oder dem Austausch in der Fachwerkstatt warten.
Ein Riss in der Wohnmobil-Frontscheibe ist ein Sicherheitsrisiko. Daher sollte man nicht lange mit der Reparatur oder dem Austausch in der Fachwerkstatt warten.
Zwar sind Reisemobil-Frontscheiben inzwischen aus Verbundglas und rundum eingeklebt – und können demzufolge allenfalls bei heftigen Unfällen komplett zerbrechen und herausfallen. Dennoch stellt bereits ein kleiner Steinschlag in der Windschutzscheibe ein Sicherheitsrisiko dar. Wenn sich der Sprung vor dem Fahrer entlang zieht, ist dessen Sicht oft beeinträchtigt – insbesondere, wenn noch ungünstige Lichtreflexionen bei Sonneneinstrahlung dazukommen. Kein Wunder also, dass dafür ein Bußgeld fällig werden kann.
Nein, die Reparatur eines kleinen Risses ist nicht sehr aufwendig. Die Schadstelle wird zunächst gereinigt und dann mit einem speziellen Harz versiegelt, und schließlich mit Politur geglättet, sodass nichts mehr zu sehen ist.
Ignoriert man den Steinschlag jedoch, weitet er sich beim Fahren oftmals aus. Denn auf die eingeklebte Scheibe wirken, etwa auf holpriger Straße, starke Kräfte ein, die Risse schnell weiter wachsen lassen. Dann führt am Scheibentausch bald kein Weg mehr vorbei. Daher: Den Steinschlag so schnell wie möglich reparieren, sonst wird das Problem möglicherweise größer – und die Scheibe muss komplett getauscht werden.
Für die Planung des Werkstattaufenthalts wichtig zu wissen: Das Fahrzeug muss nach dem Scheibenwechsel ruhen, genauer gesagt der Kleber braucht Zeit zum Abbinden. Empfohlen wird dafür ein Tag, notwendig sind mindestens sechs Stunden. Der Tausch selbst dauerte in unserem Fall (siehe unten) etwa drei Stunden. Für die Arbeiten sind zwei Monteure nötig, um die beschädigte Scheibe aus dem Rahmen und die neue Scheibe hineinheben zu können.
Die Kosten übernimmt in der Regel die Teilkasko-Versicherung. Lediglich die mit der Assekuranz vereinbarte Selbstbeteiligung muss der Fahrzeughalter entrichten. Wichtig ist, vorab zu klären, ob die anvisierte Werkstatt den Scheibentausch auch durchführt. Gerade bei integrierten Aufbauten winkt manch Firma ab, da es wegen der individuell verbauten Scheibe Probleme oder Lieferschwierigkeiten geben kann. Außerdem hat nicht jede Werkstatt den entsprechenden Raum für ein großes Reisemobil.
Bei unserem Dauertestwagen, einem Carthago C-Tourer, musste die Scheibe direkt getauscht werden. Hier wuchs ein anfänglich kleiner Steinschlagriss schnell zum ausgedehnten "Spinnennetz". Nach Rücksprache mit Carthago sollte der Austausch von der Zentrale Autoglas ausgeführt werden. Ein Werkstatttermin war schnell vereinbart. Den kompletten Tausch zeigen wir hier
Rolf Schuhmann,per E-Mail
Antwort: Ob nach einem Steinschlag ein Wechsel der Frontscheibe nötig ist oder sich der Schaden doch noch reparieren lässt, kann erst bei genauerer Betrachtung entschieden werden.
Damit eine Reparatur möglich ist, müssen einige Voraussetzungen erfüllt sein: Der Steinschlag darf im Durchmesser nicht größer als drei Zentimeter sein und muss mindestens zehn Zentimeter vom Fensterrahmen entfernt liegen. Außerdem darf er sich nicht im direkten Sichtfeld des Fahrers befinden. Das ist vom Gesetzgeber als ein etwa 30 Zentimeter breiter, senkrechter Streifen über der Lenksäule definiert. Als obere Begrenzung gilt der Wischbereich des Scheibenwischers.
Damit die Frontscheibe bei einem Steinschlag nicht zersplittern kann, ist sie aus einem Verbundglas mit dazwischenliegender, durchsichtiger Folie gefertigt. Eine Reparaturmöglichkeit bedingt darum auch, dass nur das äußere Glas der Windschutzscheibe, nicht aber die Zwischenfolie beschädigt ist.
Die berühmte Radiowerbung eines großen Autoglasbetriebes kennt jeder. Mehrere Autoglasereien bieten die Reparatur und den Austausch von großen Scheiben an. Doch an die diffizile Arbeit, die Frontscheibe bei einem integrierten Reisemobil oder gar bei einem Liner zu tauschen, traut sich nicht jede Autoglaserei. Natürlich sind die Service-Center der Hersteller dazu in der Lage und auch einige Caravaning-Fachhandelsbetriebe. Doch wenn’s schnell gehen muss und die Anfahrt weit ist, kann guter Rat teuer kommen.
Im Internet findet man unter dem Stichwort "Autoglas" eine lange Liste. Nicht alle Betriebe agieren allerdings bundesweit, oft sind regionale Anbieter zu finden, die sich manchmal auch unter einem Dach als Franchise-Unternehmen anbieten.
promobil wollte wissen, wie zuverlässig ein solcher Vor-Ort-Service funktioniert. Dazu entschieden wir uns für die Zentrale Autoglas GmbH im westfälischen Melle, ein Anbieter in Deutschland und Österreich, der sich seit 1988 mit dem Austausch und der Reparatur von Lkw- und Autobus-Scheiben einen Namen gemacht hat. Auch für Freizeitfahrzeuge verspricht der Service schnelle Hilfe, denn hier liegen ständig über 500 Reisemobilscheiben aller gängigen Hersteller auf Lager. 200 Mitarbeiter an 22 Standorten in Deutschland und Österreich stehen an 365 Tagen im Jahr parat, um im Ernstfall zu helfen. 72 Montagefahrzeuge sind unterwegs, die in der Regel innerhalb weniger Tage, im ganz akuten Notfall auch mal in 24 Stunden anrücken. Das Versprechen, den Scheibentausch auf jedem Stellplatz vorzunehmen, haben wir auf Herz und Nieren geprüft.
Wir bestellen also das Montageteam der Zentrale Autoglas auf den Reisemobilstellplatz an der Messe in Stuttgart, um dort die gesprungene Frontscheibe des Testwagens der Stellplatz-Redaktion, eines Carthago Chic E-Line I 4.9, zu erneuern. Zum vereinbarten Termin rückt das Montageteam pünktlich mit seiner mobilen Werkstatt an, eine nagelneue Frontscheibe fachmännisch im Laderaum verstaut.
Nach einer kurzen Begutachtung des Schadens macht sich die Crew an die Arbeit. Mit einer weichen Decke im Innern des Fahrzeugs wird das Armaturenbrett abgedeckt. Danach beginnt das Team mit dem Ausbau der zerstörten Scheibe. Dazu müssen an der Front des Carthago erst einmal einige Verkleidungsteile abgebaut werden, was bei diesem Modell durchaus anspruchsvoll ist. Die Scheibe ragt seitlich unter mehrere Verkleidungen. Auch die Motorhaube und die Scheibenwischer müssen die Monteure entfernen.
Nach dem Ausbau können die Vorbereitungen zum Einbau der neuen Scheibe beginnen. Mit einem speziellen Band werden die Ränder des Scheibenausschnitts abgeklebt, und ein neues Quellband wird ringsherum entlang der Klebefläche aufgebracht. Anschließend kommt die elektrische Kartusche zum Einsatz, mit der möglichst gleichmäßig und üppig der eigentliche PU-Kleber ringsherum aufgetragen wird.
Dann kommt der spannende Moment – die neue Scheibe wird passgenau aufgesetzt. Das neue Visier des Mobils wird fest angedrückt, nachdem es noch leicht korrigiert wurde. Ringsherum müssen die verbleibenden Fugen mit reichlich PU-Kleber aufgefüllt und handwerklich geschickt glatt gestrichen werden.
Was nach erfolgter Montage nun noch bleibt – alle demontierten Anbauteile müssen wieder abgebracht werden. Schließlich sitzen A-Säulenverkleidung, Scheibenwischer und Motorhaube nach genauer Justierarbeit wieder an ihrem angestammten Platz. Fertig ist die Arbeit, die in unserem Fall etwa einen halben Tag dauert, weil wir für die Fotodokumentation etwas mehr Zeit als üblich benötigt haben. Normalerweise dauert ein solcher Austausch etwa drei Stunden.
Zwei bis drei Stunden soll das Reisemobil nach der Montage nicht bewegt werden, um eine ausreichende Trockenzeit zu gewährleisten. Danach kann es wieder auf die Strecke gehen. Bleibt die Frage nach den Kosten. Auch bei der Abwicklung mit der Versicherung hilft die Zentrale Autoglas. Eine solche Scheibe wie in unserem Beispiel zu tauschen, macht etwa 4400 Euro aus. Je nachdem wie das Fahrzeug mit einer Teilkasko versichert ist, kommt die Assekuranz ganz oder zum Teil dafür auf. Das hängt von der Höhe der vereinbarten Selbstbeteiligung ab.
Die günstigere Alternative heißt Reparatur. Doch wie funktioniert das eigentlich? In der Carglass-Niederlassung in Stuttgart-Zuffenhausen haben wir genau hingeschaut.
Ob ein Steinschlag überhaupt reparabel ist, hängt zum einen von seiner Position auf der Scheibe ab: Sitzt er zu knapp am Rand – etwa zehn Zentimeter Abstand sind nötig – ist eine Reparatur nicht möglich, und auch im unmittelbaren Sichtbereich des Fahrers darf ein Steinschlag nicht repariert werden. Zum anderen sind die Maße des Einschlags wichtig: Die Aufschlagstelle darf nicht größer als einen Zentimeter sein, der komplette Steinschlag nicht größer als ein Zwei-Euro-Stück. Je älter der Steinschlag ist, desto schwieriger wird die Reparatur, da mit der Zeit Feuchtigkeit und Schmutz eindringen und nur schwer zu entfernen sind.
Als Vorbereitung auf die Reparatur wird die Temperatur der Scheibe gemessen: Sie muss zwischen drei und 38 Grad Celsius liegen, sonst können Spannungen entstehen, die die Scheibe reißen lassen. Nun kann man die Scheibe reinigen. Mit einer eingeträufelten Flüssigkeit wird überprüft, ob es sich um einen offenen oder geschlossenen Steinschlag handelt. Trifft letzteres zu, muss er aufgeschlagen werden, sonst kann später das Harz nicht eindringen.
Anschließend wird mit Hilfe eines Vakuums verbliebener Glasstaub herausgesaugt. Mittels einer Patrone presst man nun ein spezielles Harz in das Loch. Nach einer Wartezeit von ein paar Minuten wird das Harz mit UV-Licht ausgehärtet. Überstehende Harzreste werden mit einer Rasierklinge entfernt, danach kommt der Feinschliff mit Politur. Im Idealfall dauert die komplette Reparatur nicht länger als 30 Minuten. Kostenpunkt: 99,90 Euro, die die Teilkaskoversicherung übernimmt. Das Ergebnis ist zufriedenstellend. Auch wenn der Steinschlag nicht komplett verschwunden ist, irritiert er jetzt nicht mehr. Außerdem ist die Scheibe wieder sicher und voll belastbar.
Im Vergleich sieht man deutlich, was die Steinschlagreparatur leisten kann – und was nicht: Völlig verschwunden ist der zum Zeitpunkt der Reparatur knapp einen Monat alte Steinschlag nicht. Dennoch ist er merklich verblasst und die Scheibe nun wieder sicher.
Innerhalb weniger Minuten ist die Windschutzscheibe wieder wie neu – ganz ohne Kosten für den Autofahrer: Das versprechen Autoglaser, die Steinschlagreparaturen auf Parkplätzen großer Super- oder Baumärkte anpreisen. Doch bei diesen verlockend klingenden Angeboten ist Vorsicht geboten. "Immer wieder haben Verbraucher hinterher Ärger. Dann bleiben die Autobesitzer auf den Kosten sitzen", sagt Karl Walter, Kfz-Experte beim Infocenter der R+V Versicherung. Problematisch sind vor allem Glasreparaturen, die eigentlich nicht erlaubt sind, etwa im Sichtbereich des Fahrers oder bei zu großen Beschädigungen – hier muss die ganze Scheibe ausgewechselt werden.
Die Masche der "fliegenden" Handwerker gleicht denen von Drückerkolonnen: Sie locken die Kunden damit, dass die Kaskoversicherung die Reparaturkosten komplett übernimmt, auch bei Verträgen mit Selbstbeteiligung. Das stimmt jedoch nicht immer. "Die Selbstbeteiligung wird in der Regel nur erlassen, wenn man seiner Versicherung den Steinschlag vor der Reparatur meldet. Und wer eine Police mit Werkstattbindung abgeschlossen hat, muss den Schaden in einer Vertragswerkstatt beheben lassen", erklärt Walter.
Hinzu kommen oft qualitative Mängel bei der Ausführung. "Fahrer brauchen eine einwandfreie Sicht auf die Straße. Deshalb dürfen im Sichtbereich des Fahrers keine Glasreparaturen durchgeführt werden, weil sich später in diesen Stellen das Licht brechen und den Fahrer blenden kann", so Karl Walter. Dies fällt dann erst bei der nächsten Hauptuntersuchung auf. Die Folge: Die Scheibe muss doch noch ausgetauscht werden, eine Reklamation ist jedoch oft unmöglich, weil das Unternehmen nicht mehr erreichbar ist. Walter rät Autofahrern deshalb, sich vorher bei Ihrer Versicherung zu informieren, ob die Kosten übernommen werden.
Ein Steinschlag in der Scheibe ist zunächst keine große Sache. Ein Sicherheitsrisiko ist es trotzdem. Lassen Sie ihre Scheibe in der Fachwerkstatt reparieren. Sie sollten mit der Reparatur nicht zu lange warten, sonst kann ein Scheibentausch notwendig werden.