Ist ein Alko-Chassis besser für Wohnmobile?

Alko-Chassis AMC und AMC Vario Space
Sind Tiefrahmen-Chassis für Wohnmobile besser?

ArtikeldatumVeröffentlicht am 23.07.2025
Als Favorit speichern
Alko-Werk in Ettenbeuren Produktionshalle
Foto: Andre Becker Photography

Wer ein Wohnmobil kauft, schaut oft auf Grundriss, Ausstattung und Optik – dabei entscheidet das unsichtbare Fundament maßgeblich über Komfort und Nutzwert. Die Rede ist vom Chassis des Fahrzeugs, das die Rahmen- und Einstiegshöhe, das Gewicht, die Achskonfiguration, den Einbau der Bordtechnik und das Gewicht mitbestimmt.

Verglichen mit den Standard-Fahrgestellen von Basisfahrzeugen wie dem Fiat Ducato bieten Tiefrahmen-Chassis dabei oft Vorteile. Sie sind leichter und verschaffen den Wohnmobilherstellern mehr konstruktive Flexibilität. Deshalb haben sich vor allem die Modelle des Fahrwerkspezialisten Alko bei höherwertigen Wohnmobilen etabliert. Aber was genau macht das Alko Motor Chassis (AMC) und das Alko AMC Vario Space besser als andere? Ein Vergleich mit Praxisausblick gibt Aufschluss darüber.

Was steckt hinter AMC und AMC Vario Space?

Alko-Chassis wie das AMC sind Leichtbau-Alternativen zum serienmäßigen Rahmen von Fiat Ducato und Co. Das Tiefrahmen-Fahrgestell besteht aus verzinkten C-Stahlprofilen und liegt etwa 22 cm tiefer als der Original-Leiterrahmen der meisten Basisfahrzeuge. Alko arbeitet mit Einzelradaufhängungen. Der Radstand ist also flexibel anpassbar und Wohnmobile können sogar mit Tandembereifung im Heck konstruiert werden.

Alko-Werk in Ettenbeuren
Andre Becker Photography

Das AMC Vario Space geht noch einen Schritt weiter: Es senkt den Rahmen um zusätzliche 90 mm ab – das bedeutet tieferer Schwerpunkt und eine niedrigere Einstiegshöhe. Technisch übernimmt es das Grundprinzip des AMC, doch der Zugewinn an Komfort und Aerodynamik ist in der Praxis deutlich spürbar.

Leichtbau plus Tieferlegung ergibt mehr Spielraum

Ein entscheidender Vorteil des AMC-Systems ist das geringere Eigengewicht. Beim Fahrgestell eines Wohnmobils kann generell viel Gewicht eingespart werden. Am effektivsten gelingt das, wenn Aufbau und Chassis als Ganzes betrachtet werden und die Komponenten aufeinander abgestimmt sind. So können etwa Verstärkungen, je nach Erfordernis, entweder im Aufbau oder im Fahrgestell angebracht werden – und nicht etwa unnötigerweise doppelt. Alko integriert zum Beispiel Traversen oder Ausleger, die später Tanks oder Staufächer tragen sollen, gleich mit in die Rahmenkonstruktion.

Leichtbau Reisemobile Alko
Alko

In der Anpassung der Chassisstruktur an die angestrebte Gesamtmasse des Fahrzeugs liegt ebenfalls Potenzial für Gewichtseinsparungen, etwa im Bezug auf Materialstärken, Rahmenhöhen und -längen sowie die Ausführung von Leichtbaulochungen. Alko schafft es dadurch bei seinem AMC, bei einem vier Meter langen Rahmen in der 3,5-Tonnen-Variante rund 14 kg gegenüber der 4,5-Tonnen-Version einzusparen. 8 kg entfallen dabei auf die Rahmenlängsträger, 6 kg auf die Achskonstruktion. Um das Gewicht der Alko-Chassis möglichst gering zu halten, setzt der Hersteller manche Streben nur bei Bedarf ein. Bestimmte Rahmenteile am Heck kommen etwa nur dann zum Einsatz, wenn eine Anhängerkupplung vorgesehen ist. Die Maßnahmen zahlen sich aus: Im Vergleich zum Originalrahmen des Fiat Ducato ist das Alko-Chassis in der Standardversion 30 bis 40 Kilogramm leichter, das bedeutet mehr Zuladung für Urlaubsausrüstung, Sportgeräte oder Wassertanks.

Der Gewinn an Stauraum ist besonders bei Teilintegrierten mit flachem Heck oder Integrierten mit Heckgarage spürbar.

Mehr Fahrkomfort durch tiefen Schwerpunkt und Einzelradaufhängung

Während der Fiat-Rahmen auf eine Starrachse setzt, fahren die Alko-Chassis mit Einzelradaufhängung. Spurweite und Radstand können in feinen Abstufungen an den Aufbau und dessen Gewichtsverteilung angepasst werden. Außerdem montiert Alko Drehstabfedern, die unabhängig voneinander arbeiten. Im Zusammenspiel reduzieren die Einzelkomponenten Nickbewegungen bei Bodenwellen und verbessern die Kurvenstabilität – besonders bei Fahrzeugen über 7 Metern Länge. Der Tiefrahmen von Alko wird mit verschiedenen Kröpfungen (d.h. Absenkungen) gebaut. Beim X250 sind das 144, 220 und 310 mm, beim Sprinter 90 und 180 mm. Damit wandert der Schwerpunkt ein Stück nach unten, was ebenfalls die Fahrstabilität erhöht. Noch stärker fällt der Unterschied bei Seitenwind oder bei kurvenreicher Strecke auf: Durch den tieferen Schwerpunkt des AMC, beim Vario Space erst recht, fährt sich das Reisemobil deutlich souveräner – auch ohne Luftfederung.

Tiefer Einstieg, Doppelboden, mehr Stauraum

Im Campingalltag zeigt sich der Unterschied beim Einstieg. Während bei Standard-Chassis von Fiat und Co oft Innenstufen nötig sind, reicht beim AMC meist eine integrierte Trittstufe außen. Das Vario-Space-Chassis macht es noch bequemer: Mit dem tiefsten Einstieg im Marktsegment wird das Mobil seniorenfreundlich – ohne Kompromisse beim Bodenaufbau.

I. Pompe

Eine Absenkung unter das Niveau des Original-Fahrgestells ermöglicht einen tiefer liegenden Wagenboden. Tiefrahmen-Chassis wie das AMC oder AMC Vario Space sind die optimale Basis für integrierte Doppelböden. Die dienen nicht nur als zusätzlicher Stauraum, sondern vor allem als geschützter Technikbereich. Hier lassen sich Frisch- und Abwassertanks, Bordbatterien, Heizungsanlagen sowie Elektrotechnik wie Wechselrichter und Ladegeräte sicher und frostgeschützt unterbringen. Der Vorteil: Diese Komponenten nehmen keinen Platz im Innenraum weg, sind oft besser zugänglich und profitieren vom temperierten Klima zwischen Außen- und Wohnraumboden – was besonders bei Wintercamping wichtig ist. Der Gewinn an Stauraum ist besonders bei Teilintegrierten mit flachem Heck oder Integrierten mit Heckgarage als zusätzlicher Bonus spürbar. Zudem ermöglicht der Doppelboden durchgängige, stufenlose Böden im Aufbau, was Komfort und Barrierefreiheit deutlich verbessert. Die Alko-Chassis werden daher vor allem bei höherklassigen Fahrzeugen eingesetzt, die einen Doppelboden besitzen und die trotzdem insgesamt vergleichsweise niedrig bleiben sollen.

Für wen lohnt sich welches Alko-Chassis?

Wer häufig unterwegs ist, lange Reisen plant oder ein schweres Fahrzeug fährt, profitiert vom Alko AMC oder AMC Vario Space spürbar. Wer Fahrkomfort, Nutzlast oder Stauraum priorisiert, sollte die Alko-Tiefrahmen nicht nur als Option, sondern als zentrales Kaufkriterium betrachten. Das Ganze ist dann allerdings schon deutlich teurer als das Standard-Chassis.

Für Einsteiger oder Wenigfahrer mögen die Standard-Chassis ausreichen – sie sind günstiger und brauchen keine besonderen Anpassungen.

Fahrwerkskomponenten für das AMC-Chassis

Alko ist eigentlich ein Fahrwerkspezialist. Deshalb bietet das Unternehmen Fahrwerkskomponenten an, die auf seine Tiefrahmen abgestimmt sind. Gerade adaptive Fahrwerke wie das Alko Comofort-Drive erhöhen Fahrsicherheit und den Komfort unterwegs deutlich.