Je vielseitiger ein Fahrzeug nutzbar ist, desto leichter lässt sich der oft hohe Preis rechtfertigen. Schließlich handelt es sich um eine große Investition – da ist ein Mehrwert durch Flexibilität für viele Käuferinnen und Käufer entscheidend.
Doch vielseitige Nutzung bringt nicht nur Vorteile. Denn je mehr Möglichkeiten ein Campingbus bieten soll, desto mehr muss sich im Inneren anpassen lassen. Möbel und Einbauten müssen also oft beweglich oder verstellbar sein – je nachdem, ob man gerade schlafen, transportieren oder kochen will. Ein zentrales Element dabei: das Hubbett. Diese flexible Schlafgelegenheit kennt man bereits aus großen Reisemobilen. Inzwischen gibt es sie auch in vielen Kastenwagen – und sie wird immer beliebter.
Besonders gefragt ist ein Hubbett im Heck. Es bietet tagsüber Platz für Fahrräder oder Gepäck und wird nachts zum bequemen Bett. Zwei Modelle, die genau dieses Konzept umsetzen, sind der Adria Twin 640 SGX und der Megamobil Mega Sport 640.
Beide basieren auf dem Fiat Ducato mit 6,36 Meter Länge. Die Betten sind längs eingebaut, die Fahrzeuge 2,59 Meter hoch – also mit Hochdach (H2). Außerdem stammen beide Campingbusse aus Slowenien. Was haben sie noch gemeinsam? Und wo unterscheiden sie sich? Der direkte Vergleich zeigt die Unterschiede im Detail.
Adria Twin 640 SGX
- Gurt-/Schlafplätze: 4/2–3
- Zul. Gesamtgewicht: 3.500 kg
- Länge: 6,36 m
- Preis: ab 61.599 Euro

Die Innenansicht des Adria Twin 640 SGX.
Der Adria verzichtet auf einen Dachstaukasten über dem Fahrerhaus, dadurch entsteht an der Sitzgruppe ein großzügiges Raumgefühl – auch ohne Panoramadachfenster über dem Cockpit. Der Tisch ist vorne abgeschrägt, das erleichtert den Durchgang nach vorn. Eine ausdrehbare Tischplattenerweiterung sorgt dafür, dass der Beifahrersitz trotzdem gut in die Sitzgruppe eingebunden ist. Baut man den Tisch ab, kann ein kleines Plattenstück mit Becherhaltern und Ablageschale an der Wand verbleiben. So hat man während der Fahrt auf der bequemen Sitzbank noch eine kleine Abstell- bzw. Ablagemöglichkeit.
Der Küchenblock besitzt eine Arbeitsflächenerweiterung an der Stirnseite, auf dem Block selbst kann nur die zweigeteilte Abdeckung der Kocher-Spülen-Kombination zum Arbeiten genutzt werden. Der 84-Liter-Kompressorkühlschrank findet sich in griffgünstiger Höhe. Drei breite Schubladen nehmen einiges an Küchenutensilien auf, allerdings fehlt ein Besteckeinsatz.

Adria Twin 640 SGX: Kompakte Küche mit drei großen Schubladen und Klapparbeitsplatte.
Der Hängeschrank über der Küche besitzt, wie sein Pendant über der Sitzgruppe, einen geschäumten Korpus aus expandiertem Polypropylen (EPP). Das Material ist leicht und robust, es soll außerdem einfach recyclebar sein. Ins Bad gelangt man durch eine Gliederschiebetür. Innen ist ein schüsselförmiges Waschbecken angebracht, darüber ein Spiegel, der für Großgewachsene nicht weit genug nach oben reicht. Die Wand hinter dem Waschbecken kann zum Duschen über das WC geschwenkt werden. Praktische Details im Bad: die Trockenstange an der Decke und das Fenster zum Lüften in der Wand.
Zum Hubbett: Das ist mit einer bequemen Federkernmatratze ausgestattet. Die Liegelänge beträgt in Längsrichtung zwischen 1,80 und 1,90 Meter – für große Personen, die ausgestreckt schlafen, etwas kurz. Um das Bett manuell hoch- bzw. runterfahren zu können, muss zunächst ein Dearretierungsknopf vorne oder hinten am Bett gedrückt werden. Anschließend kann das Bett in der Höhe verschoben werden. Dazu ist allerdings einiges an Kraftaufwand nötig. In der untersten Stellung beträgt die Aufstiegshöhe ins Bett sportliche 93 Zentimeter. In der Mittelstellung erleichtert eine Leiter den Aufstieg. Neben sechs Hängeschränken – hier mit klassischem Sperrholz-Korpus – gibt es zusätzlich offene Ablagen sowie zwei Lesespots und USB-Buchsen.

Adria Twin 640 SGX: Die Liegefläche im Hubbett ist fast quadratisch, erreicht allerdings maximal 1,90 m Länge.
Der Heckstauraum besitzt in mittlerer Stellung des Hubbetts eine Höhe von etwa 1,07 Meter – genug für die meisten Fahrräder. Schiebt man das Bett ganz nach oben, dann hat der Stauraum eine Höhe von "kleinumzugstauglichen" 1,42 Metern. Oben im Hubbett kann man dann nicht mehr schlafen, zumal die seitlichen Matratzenteile eingeklappt werden müssen. An der linken Seitenwand gibt es im Heckstauraum zwei Staufächer, auf die man allerdings nur bei nach oben gefahrenem Bett Zugriff hat. Für die Klamotten ist im Anschluss an die Küchenzeile, unter dem Kühlschrank, ein Kleiderschrank eingebaut. Der Twin ist mit einer Diesel-Gebläseheizung von Webasto und einem gasbetriebenen Warmwasserboiler von Whale ausgestattet, die beide, platzsparend, unterflur installiert sind.
Der 640 SGX startet zu einem vergleichsweise günstigen Grundpreis von 61.599 Euro. Dazu kommen noch 1.350 Euro Nebenkosten. Fast unvermeidbar ist zudem das sogenannte Kit-Deluxe-Paket (2.999 Euro). Es umfasst neben Basics wie einer elektrischen Trittstufe und einer Abdeckung für Kocher und Spüle weitere praktische Extras wie einen isolierten und beheizten Abwassertank mit elektrischem Ablassventil.
Technische Daten
- Basisfahrzeug: Fiat Ducato 140 Multijet, Vorderradantrieb, Vierzylinder-Turbodiesel, Hubraum 2184 cm3, Leistung 103 kW/140 PS
- Leergewicht Testwagen/Gesamtgewicht: 3.025 kg/3.500 kg
- Länge/Breite/Höhe: 6,36/2,05/2,59 m
- Bettenmaße: Hubbett 1,80–1,90 x 1,71–1,84 m
- Ausbau: Küche mit Zweiflammkocher, Spüle, Kompressorkühlschrank 84 L, Bad mit Waschbecken, Kassettentoilette, integrierte Dusche mit Schwenkwand-Abtrennung, Kleiderschrank ca. 165 L, Heckstauraum maximal 4085 L
- Aufbau: Stahlblechkarosserie mit Stahl-Profil-Verstärkungen, Isoliermaterial k.A., Wandstärke Wand/Dach/Boden k.A.,5 Alu-Rahmenfenster, 2 vorgehängte Fenster, 2 Dachfenster (über Sitzgruppe und über Bett)
- Bordtechnik: Diesel-Gebläseheizung max. 4000 W, gasbetriebener Wasserboiler 8 L, Frisch-/Abwassertank 100 (20)/70 L, Bordbatterie Blei-AGM-Typ 100 Ah, Gasflasche 1 x 11 kg
- Preis: ab 61.599 Euro
Das fiel uns auf
Die 120 mm dicke Heckbett-Matratze hat einen Federkern und lagert zudem auf einem Lattenrost.
Die Rückbank ist konturiert, hat Isofix-Ösen und ein separates, kleines Tischchen mit Becherhaltern.
Die Klappen der Hängeschränke werden von hochwertigen, einstellbaren Aufstellern offen gehalten.
Regulierbare Abwassertankbeheizung, zusammen mit den Gasventilen versteckt montiert.
Boilerablassventil tief unten in der Sitztruhe installiert, verdeckt durch herausnehmbares Brettchen.
Megamobil Mega Sport 640
- Gurt-/Schlafplätze: 4/2–5
- Zul. Gesamtgewicht: ab 3.500 kg
- Länge: 6,36 m
- Preis: ab 73.217 Euro

Die Innenansicht des Megamobil Mega Sport 640.
Im Gegensatz zum Adria kann im Megamobil das Hubbett elektrisch hoch- und runtergefahren werden. Die Liegelänge variiert hier stärker: Auf der linken Fahrzeugseite beträgt sie lediglich 1,75 Meter, rechts sind es immerhin 1,95 Meter. Die Liegefläche lässt sich auf beiden Seiten durch ein schmales Zusatzpolster verbreitern – allerdings nur, wenn sich das Hubbett in der untersten Stellung befindet.
Vermisst werden am Bett Ablagemöglichkeiten für Brille und Handy. Für den Mega Sport 640 sind mehrere optionale Zusatzschlafmöglichkeiten erhältlich, etwa ein einsetzbares Bett unter dem Hubbett (790 Euro), das mit 1,62 Meter Länge und 1,27 Meter Breite allerdings eher für Kinder als für Erwachsene geeignet ist. Außerdem kann die Sitzgruppe zu einem Einzelbett umgebaut werden (450 Euro) und auch ein Aufstelldach (9.553 Euro) mit zusätzlichen Schlafplätzen ist möglich.

Megamobil Mega Sport 640: Lesespots gibt es am Bett keine. Die Lichtleisten unter den Hängeschränken sind mittig platziert – zum Lesen nicht optimal.
Das Bad im Megamobil ist, wie im Adria, mit einer Schwenkwand ausgestattet. Das große Waschbecken und der Spiegel, der über die gesamte Schwenkwand reicht, gefallen hier – ebenso wie die Druckpumpe, die für einen satten Wasserstrahl unter der Dusche sorgt. In der Küche des Testwagens fällt als Erstes der riesige 140-Liter-Kühlschrank mit separater Kühlschublade auf. Diese Variante ist allerdings optional (910 Euro) – in Serie kommt der Mega Sport 640 mit 90 Litern.
Die fünf Schubladen im Küchenblock sind nicht allzu groß, außerdem fehlt dort ein Besteckeinsatz. Pluspunkte sammeln dagegen ein Schrankfach im Küchenunterbau, auf das man sowohl von innen als auch von außen bei geöffneter Schiebetür Zugriff hat, ein ausziehbares Brett als Zwischenablage für draußen sowie ein Apothekerauszug neben dem Kühlschrank innen im Bus.

Megamobil Mega Sport 640: Die Schubladen in der Megamobil-Küche sind nicht besonders groß. Einen Besteckeinsatz gibt es nicht.
Zur Sitzgruppe: Auf dem gedrehten Fahrer- bzw. Beifahrersitz des Megamobil gibt es im Vergleich zum Adria weniger Luft nach oben. Grund ist das Staufach über den Sitzen vorn. Für ein angenehmes und gemütliches Ambiente sorgen die mit Mikrofaserstoff bezogenen Sitze im Testfahrzeug. Den gleichen Stoff nutzt Megamobil auch als Innenverkleidung der Seitenwände, der Schiebetür und der beiden Hecktüren. Der Möbelbau gefällt mit seiner sehr guten Verarbeitung und hochwertigen Beschlägen. Ebenfalls gut: Bei Megamobil können Kunden aus einer Vielzahl von Möbeldekoren und Polstern auswählen.
Der Stauraum unter dem Hubbett hat eine maximale Höhe von 1,18 Metern. Das ist weniger als im Adria, reicht aber für Fahrräder oder anderes Sperrgepäck. Nachteil gegenüber dem Adria: Stehen Fahrräder im Heck des Megamobil, dann muss das Hubbett so weit nach oben gefahren werden, dass man wegen der fehlenden Kopffreiheit nicht mehr darin schlafen kann. Das maximale Volumen des Heckstauraums ist im Megamobil mit knapp 2.600 Litern deutlich geringer als im Adria (fast 4.100 Liter). Einen Kleiderschrank mit Stange gibt es im Mega Sport 640 nicht, allerdings zahlreiche kleinere Fächer.

Megamobil Mega Sport 640: Unter dem Hubbett gibt‘s die Möglichkeit für ein Zusatzbett. Verreisen nur zwei Personen, bleibt dort Platz für sperriges Gepäck.
Der Basispreis für den Mega Sport 640 liegt bei 73.217 Euro. Damit ist er fast 12.000 Euro teurer, aber auch besser ausgestattet als der Adria Twin 640 SGX. Die zahlreichen ab Werk erhältlichen Extras im Testwagen (u.a. 100-Watt-Solarpanel, Klimaanlage, 2000-Watt-Wechselrichter, elektrische Markise) treiben nicht nur den Preis auf über 95 .000 Euro, sondern sorgen auch für ein reisefertiges Leergewicht von 3.350 Kilogramm. Für diesen Fall bietet Megamobil ab Mai 2025 eine Auflastung auf 4,1 Tonnen inklusive Luftfederung an der Hinterachse an. Der Preis für das Auflastungspaket: 2.314 Euro.
Technische Daten
- Basisfahrzeug: Opel Movano Cargo, Vorderradantrieb, Vierzylinder-Turbodiesel, Hubr. 2179 cm³, Leistung 121 kW/165 PS (Serie Fiat Ducato 35 H, 103 kW/140 PS, 6-Gang-Schaltgetr.)
- Leergewicht Testwagen/Gesamtgewicht: 3.350 kg/3.500 kg
- Länge/Breite/Höhe: 6,36/2,05/2,59 m
- Bettenmaße: Hubbett 1,75–1,95 x 1,69–1,89 m
- Ausbau: Küche mit Zweiflammkocher, Spüle, Kühlschrank 140 L (Serie 90 L), Bad mit Waschbecken, Kassettentoilette, integr. Schwenkwanddusche, Heckstauraum max. 2580 L
- Aufbau: Stahlblechkarosserie mit Stahl-Verstärkungen, Isoliermaterial Wand & Dach/Boden Elastomerschaum/XPS, Wandstärke Wand/Dach/Boden 25/19/35 mm, 4 PU-Rahmenfenster, 1 Dachhaube, 2 Dachfenster
- Bordtechnik: Diesel-Gebläseheizung/Boiler max. 6000 W, Frisch-/ Abwassertank 80/80 L, Bordbatterien LiFePO4-Typ, 2 x 150 Ah (Serie AGM-Typ 80 Ah), Gasflaschen 2 x 11 kg
- Preis: ab 73.217 Euro
Das fiel uns auf
Die Hecktüren lassen sich von innen ohne Probleme öffnen, der Hebel ist gut positioniert.
Der Abwassertank kann über einen Schalter an der Fahrertür bequem elektrisch entleert werden.
Auf dem Kontrollboard von Simarine (u.) lässt sich unter anderem ablesen, ob das Fahrzeug eben steht.
Die Erweiterung der Küchenplatte schafft zwar zusätzliche Abstellfläche, ist aber tief platziert.
Ist das optionale Bett im Heck mit an Bord, dann lässt sich der Gaskasten nicht mehr öffnen.