„Seit 60 Jahren trinke ich hier fast jeden Tag meinen Kaffee“, sagt der ältere Herr und nippt an seiner Wiener Melange. „Mein Vater hat mich hierher mitgenommen, seit ich fünf war. Ach, dort drüben in der Ecke saß früher übrigens immer der Leopold Hawelka, der Besitzer des Cafés.“ Der Mann vom Nebentisch, mit dem wir zufällig ins Gespräch gekommen sind, ist Bildhauer. Das klingt fast schon ein bisschen nach Klischee, aber er ist echt. Jetzt unterbricht er sich kurz und fragt dann: „Ich halte euch auf. Ihr wollt ja noch was sehen in Wien, oder? Also Hofburg, Grinzing und den Zentralfriedhof dürft ihr auf gar keinen Fall verpassen.“
Wir sitzen in der Dorotheenstraße, beim Stephansdom, im Hawelka – einem der berühmtesten Wiener Kaffeehäuser. Eigentlich sind wir also schon längst mittendrin im Besichtigungsprogramm. Erst Wien, dann die westlich der Hauptstadt an der Donau liegende Wachau zwischen Melk und Krems, in dieser Reihenfolge möchten wir die Region mit dem Reisemobil erkunden. Ein lockeres Kulturprogramm mit vielen Genussmomenten haben wir uns vorgenommen, und das geht im Hawelka schon mal ziemlich perfekt los, denn hier gibt’s enorm viele Kaffeespezialitäten.

Mit einem 72-Stunden-Vienna-Pass in der Tasche erkunden wir die österreichische Hauptstadt, das Reisemobil bleibt während unserer Wien-Zeit auf dem „1. Reisemobilstellplatz Wien“ stehen. Er liegt im Südwesten, die U-Bahnstation Perfekta-Straße ist gleich nebenan – in einer halben Stunde kommt man bequem ins Zentrum. Wir machen also einen Stopp am Stephansdom, besuchen die Hofburg, dann geht’s zum Hundertwasserhaus im dritten Bezirk. Es wurde 1983 erbaut – ein auch nach über 30 Jahren immer noch sehr modern wirkendes Gebäude.
Schloss Schönbrunn
Am nächsten Tag steht dann Schloss Schönbrunn in seiner ganzen Pracht auf dem Programm. Per Bus geht es später auf den Kahlenberg, von wo aus man einen tollen Blick über Wien hat. In der Nachmittagssonne wandern wir durch Weinberge, an Straußenwirtschaften vorbei bis nach Grinzing. „Out of the Dark, into the Light“ – wir besuchen Falcos Grab auf dem Wiener Zentralfriedhof, wo auch viele andere berühmte Persönlichkeiten liegen, Johann Strauß und Beethoven zum Beispiel.
Schließlich landen wir auch auf der Donauinsel mit ihren Grillplätzen, Badestellen und Biergärten und ein Mal auch am Prater, von dem längst nicht alle wissen, dass es rund um den berühmten Vergnügungspark auch riesige Gartenanlagen und schöne Aulandschaften zu entdecken gibt.
Unser nächstes Ziel ist die Wachau, die von Wien aus eine gute Autostunde Richtung Westen liegt. Sie beginnt in Krems und erstreckt sich über 35 Kilometer bis Melk, ein perfektes Ziel für unsere Reise, denn es gibt viele schön gelegene Camping- und Stellplätze. Mit ihren barocken Klöstern, uralten Burgen und idyllischen Weinorten zählt die Flusslandschaft zum Unesco-Welterbe. Am frühen Nachmittag erreichen wir in Krems den Campingplatz „Donaupark“. Ein netter Platzwart begrüßt uns auf dem eigentlich voll belegten Gelände, wo er dann doch noch ein Plätzchen für uns findet. Die Lage direkt am Fluss mit Blick auf das Stift Göttweig ist ideal.

In wenigen Minuten erreichen wir am nächsten Morgen die sehenswerte Altstadt und den Schiffsanleger, von dem täglich Ausflugsfahrten zu den Höhepunkten der Wachau starten. Eine solche Tour gönnen wir uns, wir lieben die Perspektivwechsel: Die Landschaft zieht in gemächlichem Tempo vorüber, schöne Orte, Burgen, Weinberge und Wälder wechseln sich ab. In Melk bleibt genug Zeit, die weltberühmte Abtei zu besuchen.
Der Ausflug hat Lust auf mehr gemacht, und so radeln wir am nächsten Tag flussaufwärts und erreichen nach etwa acht Kilometern Dürnstein. Besonders vom gegenüberliegenden Ufer hat man einen tollen Blick auf den markanten blau-weißen Kirchturm des Stifts. Auf der Rückfahrt treffen wir auf eine Marillenbäuerin, die ihre selbst gemachte Marmelade in Gläsern auf einem Gartenstuhl hochgetürmt hat. Fünf Euro das große, drei Euro das kleine Glas. Die Obstfachfrau weiß alles über Blüte, Frucht und Ernte der Marillen – und das schmeckt man.
Wir haben auf dem „Camping Stumpfer“ in Schönbühel kurz vor Melk einen Stellplatz direkt am Ufer ergattert. Es ist ein warmer Sommerabend, das weiche Licht wechselt langsam ins immer tiefer werdende Blau der Dämmerung. Mit einem Glas Grünem Veltliner in der Hand genießen wir den Blick auf Schloss Schönbühel und lassen uns von dem etwas mürrischen Platzwart nicht die Laune verderben – die Stimmung ist zu schön.
Über Melk verlassen wir die Wachau. Auf dem Heimweg machen wir noch einen Abstecher nach Maria Taferl, einer Abteikirche hoch über der Donau. Im Treppenaufgang zu einem der Türme gibt es eine riesige Sammlung von Marienbildern, die von Wallfahrern aus Dankbarkeit für Marienwunder gestiftet wurden. Mit einem letzten Blick über das Tal vom Klostergarten aus verabschieden wir uns von dem Fluss. Was für eine Landschaft! Ihre Schönheit müsste doch eigentlich auch als mittelgroßes Wunder durchgehen.
Hundertwasser in Wien
Eine in kräftigen Farbtönen bemalte Außenfassade, geschwungene Linien und mehr als 200 Bäume und Sträucher auf den Balkonen und Dachterrassen – das Hundertwasserhaus in der Kegelgasse ist nicht nur eines der ersten großen Werke des österreichischen Künstlers, sondern auch eines der markantesten und architektonisch interessantesten Bauwerke Wiens. Direkt gegenüber liegt das Hundertwasser-Village, ein kleines Einkaufszentrum mit interessant gestalteten Toiletten. Sehr sehenswert ist auch das ebenfalls von Hundertwasser mitgestaltete Kunst Haus Wien, in dessen Museum viele seiner Werke ausgestellt sind.
Zudem steht die wahrscheinlich weltweit optisch ansprechendste Müllverbrennungsanlage in Wien. Bunte Fassaden, kontrastreiche Farben und die markante goldene Kugel auf dem Schlot haben die Müllverbrennungsanlage Spittelau zu einem Wahrzeichen der Stadt gemacht.
Marillen-Knödel

Nach klassischem Rezeptwerden die reifen Aprikosen, die in Österreich Marillen heißen, von einem Teig aus Topfen (Quark) umschlossen im Wasser sanft gegart. Semmelbrösel in ordentlich Butter goldgelb braten, mit Zimt und Zucker aromatisieren, die abgetropften Knödel darin wälzen. Klingt gut? Ist lecker! Gibt es als Nachspeise oder auch als Hauptgericht. In der Wachau ist das übrigens oft nur ein saisonales Vergnügen – Marillenknödel werden in guten Restaurants nur im Juli und August serviert, dann, wenn die besonders aromatischen Früchte aus der Region auch wirklich reif sind.
Der Donauradweg in der Wachau
Der Donauradweg zählt zu den attraktivsten Radwegen Europas. Einer seiner schönsten Abschnitte verläuft auf gut 30 Kilometer Länge von Melk nach Krems durch die Wachau. Beiderseits der Donau führt er entlang bezaubernder Flusstäler an pittoresken kleinen Dörfern und international renommierten Weinbergen vorbei. Unterwegs bieten gut gewählte Aussichtspunkte tolle Ausblicke auf die umliegende Landschaft, und urige Heurige laden zum Verweilen ein. Die Etappe lässt sich gut an einem Tag fahren und ist hervorragend ausgeschildert. In Spitz, Weißenkirchen und Dürnstein kann mit einer Fähre auf die andere Donauseite gewechselt werden. www.donau-radweg.info

6 sehenswerte Städte an der Donau
Die Donau ist ein idealer Reisebegleiter für die Mobil-Tour von Wien in die Wachau. Auf dem Silbertablett serviert werden die Highlights der Welterbe-Region – bei einer Schifffahrt sogar mit Würstl, Marillenknödeln und Erklärungen aus dem Lautsprecher.

1. Melk
Hoch oben, schon von Weitem sichtbar, thront das weltberühmte Stift Melk, ein Kloster aus dem 11. Jahrhundert. Ebenso lohnend wie Stiftskirche und Museum sind die dazugehörenden Gärten, der barocke Gartenpavillon mit seinen exotischen Malereien und der Paradiesgarten mit seiner glänzenden Kugel, in der sich das Kloster spiegelt.

2. Aggstein
Der Blick von der Donau 300 Meter hinauf zu Österreichs berühmtester und immerhin 150 Meter langer Burgruine ist schon sehr beeindruckend, aber der Blick von oben hinunter auf die Donau und das Weltkulturerbe Wachau ist es erst recht. Wer sich das mit dem Fahrrad oder wandernd erarbeitet hat, kann es sicherlich noch mehr genießen.

3. Spitz
Die Stadt Spitz ist besonders bekannt für die Wachauer Marille und für ihren Wein. Am vorletzten Wochenende im Juli beim Marillenkirtag gibt’s alles, was sich aus der Marille zubereiten lässt – und natürlich auch Wein. Der bekommt im Spitzer Weinherbst zwei Wochen lang besondere Aufmerksamkeit, unter anderem mit Weingartenführungen.

4. Weißenkirchen
Hier fallen die beiden Kirchen ins Auge, die katholische Pfarrkirche Mariä Himmelfahrt mit ihren roten Dächern und kurz darauf die graue Wehrkirche St.Michael. Drumrum wachsen einige der großen Wachau-Weine in den besten Lagen, fangen die Sonne ein und bringen sehr guten Grünen Veltliner, Sauvignon Blanc und Riesling hervor.

5. Krems
Krems-Stein ist seit 2000 Unesco-Weltkulturerbe. Beim Spaziergang durch die sehenswerte Altstadt trifft man an jeder Ecke auf Architekturschätze, aber auch auf das Karikaturmuseum, das sich schon von außen mit Deix-Figuren ankündigt. Erholen können sich danach die Augen (und die Beine) im Restaurant direkt an der Donau bei bestem Essen.

6. Wien
Was zuerst anschauen? Ganz gemütlich verschafft man sich einen ersten Eindruck während einer knapp halbstündigen Fahrt mit der Straßenbahn: Die Vienna Ring Tram sowie die historischen Straßenbahnen des Tramwaymuseums umrunden die Wiener Ringstraße, vorbei an den wichtigsten Sehenswürdigkeiten der österreichischen Hauptstadt.
Alle Infos für Ihre Mobil-Tour
Informationen für eine Fahrt in die niederösterreichische Region Wachau gibt es hier: Telefon 00 43/2 71 33 00 60 60, wachau@donau.com, www.donau.com
Wissenswertes für einen Besuch der Landeshauptstadt Wien finden Sie hier: Telefon 00 43/3 12 45 55, info@wien.info, www.wien.info