Bummeln zwischen den Welten: Von der modernen Hafencity in Oslo zum Ende der Welt und weiter zu den idyllischen Städtchen, in denen die Ruhe lebt. Eine einmalige Wohnmobil-Tour entlang des Oslo-Fjord.
Bummeln zwischen den Welten: Von der modernen Hafencity in Oslo zum Ende der Welt und weiter zu den idyllischen Städtchen, in denen die Ruhe lebt. Eine einmalige Wohnmobil-Tour entlang des Oslo-Fjord.
Ah, so fühlt sich also ein Sommertag in Oslo an: 25 Grad, leichter Wind, Sonne, blauer Himmel und diese unglaublichen dreidimensionalen weißen Wolken. Da liegt Leichtigkeit in der Luft. Wir bummeln durch den Stadtteil Aker Brygge, Oslos moderne Hafencity. Auf der anderen Seite leuchtet das Opernhaus mit seiner weißen Fassade und den schrägen, begehbaren Marmordächern über den blauen Fjord. Das Astrup Fearnley Museum of Modern Art ist ein architektonisches Glanzlicht, aber auch die schönen neuen Wohnungen, die Restaurants, die Bars am Wasser und natürlich die kleinen Softeis-Buden – all das macht den Bummel durch Aker Brygge zum Erlebnis. Im warmen Abendlicht setzen wir uns in eines der schönen Restaurants am Ufer, nicht weit vom Schiffsanleger entfernt.
Die norwegische Hauptstadt ist die erste Station unserer Reise entlang des Oslo-Fjords. Eine wichtige Erkenntnis gleich bei diesem ersten Abendessen: Man trifft in Norwegen beim Bestellen andere Entscheidungen als im normalen Leben. Ah, Fischsuppe, gegrillten Fisch mit Gemüse – das klingt prima. Aber was trinken wir dazu? Wasser? Cola? Apfelsaft? Wein kommt uns nicht in den Sinn, denn das kleine Glas eines italienischen Pinot Grigio kostet 10 Euro – und ein Bier nicht viel weniger. Insofern sind unsere Abendessen bei dieser Reise immer stimmungsvoll, oft sehr gut, aber immer ohne einen Schluck Wein. Auch den geliebten Espresso nach dem Abendessen verkneifen wir uns. Den und den richtigen Wein gibt es dann hinterher im Reisemobil.
Der riesige Stellplatz am Westrand von Oslo ist ein idealer Ausgangspunkt. Auf den ersten Blick nichts mehr als ein gewaltiger, geteerter Parkplatz ohne jeden Charme. Es sei denn, man erwischt einen der 15 Stellplätze in der ersten Reihe, dann genießt man direkt aus dem Mobil-Fenster einen guten Ausblick auf die schaukelnden Schiffe im Yachthafen und ein paar Picknicktische direkt am Fjord.
Der Oslo-Fjord ist eine stark zerklüftete Küstenlinie mit vielen Halbinseln und hunderten kleinen Inselchen, die wie hineingestreut im tiefen Blau des Fjords liegen. Verdens Ende bedeutet übersetzt etwa „das Ende der Welt“ und liegt auf der Südspitze der Insel Tjøme. Nicht mehr als ein unscheinbares Dorf und eine einzigartige Schärenlandschaft. So gesehen könnte es hier ganz viele Welt-Enden geben, bei den vielen Insel-Spitzen.
Wir übernachten auf einem einfachen Campingplatz. Der Sonnenuntergang ist spektakulär: roter Himmel, rosa Wolken in klarer Luft, allein mit Wind und Natur. Und dem Wippfeuer, das erhaben auf einem glattgeschliffenen Felsen thront.
Wippfeuer? Ja, das ist eine schlichte Steinhütte, auf deren Dachspitze sich der Drehpunkt für einen langen Holzbalken befindet, an dessen Ende ein großer Eisenkorb baumelt. Heute ohne Inhalt, aber früher, als Leuchtturm, gefüllt mit brennendem Holz. Glücklicherweise finden wir im Restaurant direkt daneben noch Platz und sehr leckeren Fisch. Dazu gibt’s heute naturtrüben Apfelsaft. Tja. Die Aussicht entschädigt für alles.
Das Fahren im Süden Norwegens ist eigentlich immer eine Freude. Die Straßen sind schon manchmal schmal, aber fast immer in gutem Zustand. Auf unserem Weg begegnen uns immer wieder schöne Orte wie Tønsberg, Sandefjord, Larvik und Kragerø. Wir bummeln von Städtchen zu Städtchen und von einem Ende der Welt zum nächsten. So viel Ruhe war selten in unserem Leben.
Unser persönliches Highlight am Oslo-Fjord ist Risør: Am Ortsrand gibt es einen ruhigen Stellplatz. Hier wollen wir hauptsächlich den Risørflekken anschauen, eine große Felsenfläche weit oberhalb des Ortes, die erstmals im 16. Jahrhundert von holländischen Seeleuten weiß gekalkt wurde – und seitdem als weithin sichtbare Navigationshilfe dient.
Zu Füßen liegen in der Sonne die wunderschöne historische Altstadt, der ziemlich volle Gästehafen, der Stangholmen-Leuchtturm und der Schärengarten. Eigentlich ist das eine Puzzle-verdächtige Aussicht, gut für mindestens 10.000 Teile! Von hier aus geht’s zu den Gletschermühlen von Sild. Das sind ausgehöhlte Fels-Becken, direkt am Meer. Sie sind entstanden durch Schmelzwasser der Gletscher, das schnell fließende Wirbel und hohen Druck gebildet hat. Bei unserem Spaziergang vom Waldparkplatz werden wir überholt von einer Familie mit Teenager-Kindern. Sie leben in der Nähe, kennen diese ungewöhnlichen Badeteiche.
Die Kinder stürzen sich gleich kopfüber in den größten Gletschertopf. Er ist mit Meerwasser gefüllt, fünf Meter im Durchmesser, etwa sechs Meter tief, glattgeschliffen und vollkommen kreisrund. Wir suchen uns in der Nähe ein schönes Plätzchen, packen Brot und Käse aus und genießen den Ausblick auf die glattgeschliffene Felsenlandschaft aus der Urzeit. Cola dazu oder Apfelsaft? Ist eigentlich egal – der Augenblick ist einfach großartig. Einer von vielen bei einer Tour durch den Süden Norwegens.
Auf der Reise durch Südnorwegen begegnet man Wikingern und Polarforschern, man staunt über technische Meisterleistungen und immer wieder über die große Schönheit der Natur.
Oslo
Christiania hieß die norwegische Hauptstadt bis 1924, benannt nach König Christian. Unbedingt anschauen: die mächtige Festung Akershus, die 1000 Jahre alten Wikingerschiffe und das Polarschiff Fram, mit dem auch Roald Amundsen 1910 zu seiner Expedition ins ewige Eis aufbrach. Im Sommer lädt das Sørenga Sjøbad zum Freibaden im Fjord ein.
Sandefjord
Wikingerhochburg, Schwefelheilbad und Walfänger-Zentrum – Sandefjords Geschichte ist wechselvoll: Einst trieben die Wikinger hier Handel, im 19. Jahrhundert ließ der Hochadel rheumatische Beschwerden mit Schwefel- und Moorbädern therapieren. Von der Epoche des Walfangs zeugen Walfangmonument, -schiff und -museum.
Lunde/Telemarkkanal
Achtes Weltwunder wurde der 1892 fertiggestellte Kanal genannt. Eine technische Meisterleistung ist er in jedem Fall: In Handarbeit wurde mancher der 105 Kilometer dem Fels abgetrotzt, auf ihrem Weg vom Meer zum Flåvatn-See werden die Schiffe über 18 Schleusenkammern insgesamt 72 Meter „höhergelegt“.
Risør
Die weiße Stadt am Skagerrak, schönste Holzstadt des Landes – die während des Holzbaubooms um 1500 entstandene Küstenstadt trägt gleich mehrere klangvolle Beinamen. Nach einem verheerenden Brand wurden die typischen und heute unter Denkmalschutz stehenden Holzhäuser vor 150 Jahren komplett neu aufgebaut.
Lyngdal/Kvåsfossen
Die Region ist ein Anglerparadies – kaum irgendwo gibt es so viele Lachse. Die Untertage-Fischtreppe am Wasserfall Kvåsfossen ist ein echtes Unikum, der 35 Meter hohe Wasserfall zählt zu den höchsten des Landes. Niedrigwasser bringt die einer Sage nach von Trollen geschaffenen „Töpfe“ im Flussbett zum Vorschein.
Kristiansand
Quadratisch, praktisch, gut – das dachten sich wohl die Stadtplaner, als sie die Hafenstadt 1641 als Handels- und Militärstützpunkt im Schachbrett-Muster anlegten. Der historische Stadtkern um den Marktplatz von Kristiansand – die sogenannten Kvadraturen – ist in seiner ursprünglichen Form erhalten geblieben.
Vikingskipshuset: Wie die wilden Kerle wohnten
Im Wikingerschiffmuseum in Oslo sind die wohl am besten bewahrten Wikingerschiffe der Welt zu sehen. Als Grabbeigaben sollten die aus dem 9. Jahrhundert stammenden Holzboote verstorbenen Wikingerhäuptlingen für ihre letzte Reise dienen. Benannt wurden die hölzernen Schiffsskelette nach ihrem jeweiligen Fundort. Am eindrucksvollsten ist das 1904 gefundene und aufwendig rekonstruierte Oseberg-Schiff, 22 Meter lang und fünf Meter breit. Die im Fundzustand konservierten Wracks zweier weiterer Schiffe sind kaum weniger beeindruckend. Daneben zeigt das Museum Vikingskipshuset viele weitere Fundstücke aus dem Leben in der Wikingerzeit.
Mehr dazu auf Norwegisch und Englisch: www.khm.uio.no
(K)eine Butterstulle
Das üppig belegte Smørrebrød ist ursprünglich eine dänische Erfindung, doch heute ist es in ganz Skandinavien verbreitet – und viel mehr als nur ein Butterbrot. Es gilt als Mittagessen und wird unbedingt (!) mit Messer und Gabel gegessen. Das Grundrezept ist dabei ziemlich simpel: Dünn geschnittenes Brot buttern, salzen. Variationen gibt es unzählige, die Klassiker unter den Belägen sind jedoch Roastbeef, Hering, Lachs oder Krabben, garniert wird meist mit Ei in roher, gekochter oder gebratener Form, Mayonnaise, Kräutern und Gemüse.
Kvåsfossen: Das Lachskino
Mühevoll kämpfen die Lachse gegen die Strömung an, Meter um Meter, Stufe für Stufe. Ein 220 Meter langer Tunnel wurde in den Berg gesprengt und eine Fischtreppe angelegt, durch riesige Panoramascheiben kann man im Lachszentrum die Fische nun auf ihrer Wanderung zu den flussaufwärts liegenden Laichplätzen ein Stück begleiten. Draußen tost der 36 Meter hohe Kvåsfossen-Wasserfall. Ein Highlight des Lachszentrums ist auch die „Planke“: eine Aussichtsplattform, die 15 Meter hoch über der Schlucht zu schweben scheint.