Manche suchen in ihrem Reisemobilurlaub nach Erholung. Sie beziehen ihr Lager auf einem Camping- oder Stellplatz und genießen dort Ruhe und Entspannung. Andere wiederum nutzen die Zeit auf Tour mit dem eigenen Fahrzeug, um neue Länder, Städte, Kulturen und Landstriche zu entdecken.
Doch vielen dient das Reisemobil für mehr als nur den Urlaub in die Ferne. Für sie werden das Reisemobil oder der ausgebaute Kastenwagen zur Basis, die es ihnen neben dem Verreisen ermöglicht, ein bestimmtes Hobby auszuüben.

Um herauszufinden, welchen Hobbys Fahrer von Freizeitfahrzeugen so nachgehen, haben wir auf unserer Website vor kurzem einen "Hobby-Aufruf" gestartet und unsere LeserInnen zum Mitmachen aufgefordert. Was sind die Hobbys unserer LeserInnen? Warum ist gerade ihr Reisemobil das Vehikel ihrer Wahl? Wie passt es zur zweiten großen Leidenschaft neben dem Reisen an sich?
Die Vorteile für viele Hobbys
Nahezu alle TeilnehmerInnen des Online-Aufrufs sprechen davon, wie praktisch sich ihr rollendes Zuhause bei der Ausübung ihres Hobbys bewährt. Sich selbst zu jeder Zeit versorgen zu können, ist einer der Vorzüge gegenüber vielen Hotels. Außerdem ist mit dem Domizil auch der eigene Kleiderschrank stets dabei. Viele berichten, wie geschickt es ist, dass man so nach dem Angeln, Golfspielen oder Kitesurfen in andere Klamotten hüpfen kann.
Ein anderer Vorteil von Reisemobilen: Durch die Stauräume im Fahrzeug lässt sich jede Menge Hobby-Equipment mit auf Reisen nehmen. Wer mit dem Flugzeug oder Auto anreist, ist in diesem Bereich deutlich eingeschränkter unterwegs.

Reisemobilfahrer und Angler Olli Berlips beispielsweise muss nicht schon zu Hause entscheiden, wie viele Angelrouten er mitnimmt – ein Luxus, den ihm der Doppelboden seines Integrierten verschafft. Auch Modell-Flieger Dieter Huke hat gleich mehrere Flieger in der Heckgarage seines Teilintegrierten. Um darin Ordnung zu halten und schnell an alles zu gelangen, hat er ein Gestell in den Heckstauraum eingebaut.
Hand angelegt haben auch Mona Pekarek oder Nicolas Schall bei ihren Bussen, die jeweils den Anforderungen ihres Hobbys angepasst sind. Überzeugend ist vor allem die Flexibilität, die ein Reisemobil ermöglicht. So kann man seine Basis nah am Berg oder am Wasser aufschlagen. Als Erster in der Felswand oder im Kanu, das hat bei angesagten Freizeitbeschäftigungen durchaus etwas für sich. Außerdem können Camper dank mitgebrachtem Fahrzeug flexibel auf äußere Begebenheiten reagieren und gegebenenfalls umplanen.
Angeln
Die Bremer Olli und Tina Berlips gehen zum Spinnfischen, Fliegenfischen und Feedern (Angeln mit Futterkorb). Immer dabei: der Dethleffs Alpa, den sie vor allem wegen des Doppelbodens schätzen. Hier bekommen sie die teils 3,6 Meter langen Angelrouten locker unter. Der gefangene Fisch landet entweder auf dem Tisch oder in der großen Kühlschrank-Froster-Kombi an Bord. Besonders Tina Berlips tut sich in der Essenszubereitung hervor und zaubert manch leckere Mahlzeit auf die Teller.

Chiemsee, Weserbergland, Föhr – Angeln lässt sich an vielen Orten. Doch damit überhaupt erst ein Fisch gesetzeskonform am Haken hängt, brauchen beide einen Bundesfischereischein. Und um dann an den unterschiedlichen Gewässern hierzulande angeln zu dürfen, benötigt man zusätzlich eine Gastkarte. Diese gibt es für rund acht Euro pro Tag. Das Paar liebt die Ruhe und die Natur beim Angeln. Mit Kamera und Ferngläsern sitzen die beiden im Grünen und beobachten die bunte Tierwelt um Seeadler oder Eisvögel. Und wohin geht der nächste Angelurlaub? Im Mai wollen sie nach Fehmarn reisen. Dann laicht dort der Hornhecht.
Kitesurfen
Wenn es die Zeit zulässt, fährt Peter Küppers mit seinem T5 zum Kitesurfen Richtung Wasser. Von seinem Wohnort Münster geht es oft übers Wochenende ans Ijsselmeer. Mit dabei: Freundin und zwei Boards – eines für flaches, eines für unruhiges Wasser. Ebenfalls mit müssen der Neoprenanzug, das Trapez (eine Art Beckengurt), das aufblasbare Kite (Lenkdrachen), die Luftpumpe und das Geschirr inklusive der sogenannten Bar, mit der gelenkt wird.

Das Segel passt in einen größeren Rucksack und mit Ausnahme der Boards kommt der Rest hinten unter die Sitzbank. Die Bretter landen im Fußraum oder auf dem Dach. Den Neoprenanzug hängt der Programmierer zum Trocknen an die Heckklappe. Hat Küppers mehr Zeit, fährt er weiter weg. Er campt direkt am Strand und ist einer der Ersten im Wasser. Und dank Fahrzeug schnell woanders.
Hund und Fliegen
Ursprünglich hatten sie nach einer Möglichkeit gesucht, mit der Thomas Lötschs Freundin die Hunde mit zur Arbeit nehmen kann. Die Lösung sahen die beiden in der Anschaffung eines gebrauchten Wohnmobils. Als sich das Angebot ergab, einen Westfalia, Baujahr 2019, aus einer Vermietung herauszukaufen, schlugen die beiden zu. Und so langsam ist besonders der Herr des Fahrzeugs auf den Camper-Geschmack gekommen.
Gelände-Fahrwerk, Solarpaneele auf dem Dach, Zusatzscheinwerfer – ein paar Sachen wurden peu à peu nachgerüstet. Und bestimmt kommt das eine oder andere Extra noch dazu. Wichtig ist dem Dezernenten aus einer Kreisverwaltung in Sachsen-Anhalt bei seinem neuen Hobby vor allem, dass es sich mit seinen anderen Leidenschaften kombinieren lässt.

Daher immer dabei: die beiden Hunde Goofy und Cookie, die das Paar aus einer Tötungsstation gerettet hat. Außerdem will der einst als Berufspilot ausgebildete Lötsch gerne spontan und autark seinem Flieger-Hobby nachgehen. Lötsch besitzt sogar ein eigenes kleines Flugzeug, wobei er als Mitglied in einem Fliegerclub auch oft mit dem Vereinsflugzeug durchstartet. Dass das Fliegen dabei ein allzu teures Unterfangen ist, kann der Camper-Neuling nicht bestätigen.
Weniger als 100 Euro pro Stunde werden im Schnitt für einen Flug fällig, denn berechnet wird dabei nur die reine Betriebszeit des Flugzeugs. Dafür gibt es eigens einen Zähler im Flugzeug. Für Lötsch ist der Kastenwagen die perfekte Ergänzung zum Flieger-Hobby. Er hat die Eier legende Wollmilchsau, wie er selbst sagt.

Gleitschirm
Seit zweieinhalb Jahren steigt Helge Vester in seiner freien Zeit in die Lüfte. Neben Caravaning ist Gleitschirmfliegen seine Leidenschaft. Als Basis ideal dafür ist ein Reisemobil, weil man damit schnell auf sich verändernde Wetter- und Windbedingungen reagieren und den Abflugort wechseln kann. Außerdem passt neben der Flugausrüstung bestehend aus Gleitschirm, Gurtzeug, Rettungsschirm, Helm sowie Variometer (Höhenmesser) auch anderes Equipment ins Fahrzeug. Sollte die Thermik nicht mitspielen, gibt es immer einen Plan B, Rad- oder Kanufahren zum Beispiel.

Geflogen werden darf in Deutschland nur in ausgewiesenen Gegenden, so am Alpsee oder am Breitenberg. Weitere Flieger-Hotspots, die für Vester nicht weit weg sind, liegen im italienischen Bassano oder im Bregenzerwald in Andelsbuch.
Meist steigt Vester mit der Partnerin hoch zum Startplatz. Danach hat man das Gefühl, sich den Abflug redlich verdient zu haben, berichtet er. Bei guter Thermik gewinnt man sogar an Höhe. Faszinierend, über der ursprünglichen Starthöhe zu fliegen. Mit Glück zusammen mit Greifvögeln. Seine Partnerin bleibt lieber am Boden. Dann heißt es: Wer zuerst am Wohnmobil ist, deckt den Kaffeetisch.
Modellflug
Seit rund 40 Jahren ist Dieter Huke Modell-Flieger. Da er nicht mehr so gut zu Fuß ist, erweist sich das Steuern eines Segelfliegers in Miniaturgröße für ihn als ideale Freizeitbeschäftigung. Entspannt am Boden, während oben am Himmel der Flieger seinen Kommandos folgt. Modelle gibt es viele. Bei Spannweiten um neun Metern werden auch schnell mal fünfstellige Beträge dafür fällig.

Für Dieter Huke geht es auch eine Nummer kleiner. Seine Flieger mit maximal sechs Metern Spannweite wiegen acht, neun Kilo. Mit seinen Elektro-Flugzeugen betreibt der Rentner das Hangfliegen. Dabei wird die etwaige Thermik am Berg als Auftrieb genutzt. Einen recht schönen Hang finden sie beispielsweise im dänischen Hanstholm oder bei Stellplatzbetreiber und Gastwirt Norbert im österreichischen Friedburg.
Wie praktisch, dass Huke und seine Frau Helga einen Bürstner Lyseo ihr eigen nennen. Der dient als Domizil und zum Flugzeug-Transport. Für seine Modelle hat Huke sich eigens ein Gestell in die Heckgarage gebaut, wo drei, vier Flugzeuge Platz finden. Auch das Werkzeug und eine "Anlage", wie er die Fernsteuerung für den Segelflieger nennt, kommen im Reisemobil unter.
Golfen
Reisemobilfahrer Manfred Paul ist gerne mit seiner Frau an der frischen Luft – am liebsten zum Golfen. Wenn es die Zeit zulässt, packen die beiden ihre Golftaschen in die große Heckgarage ihres Arto 69 L von Niesmann+Bischoff und tingeln von Golfplatz zu Golfplatz. Nach gespielter Runde geht es dann ans berühmte 19. Loch, bei dem auf gelochte Putts und ausgelassene Chancen angestoßen und nicht selten gut gegessen wird.

Vorher hängen die Pauls ihre Golfschuhe an die Innenseite der Heckgarage und werfen sich auch mal in Schale, wenn es sein muss. Schließlich ist die Garderobe stets dabei. Und sollte es mal ein Gläschen mehr werden, ist auch das Bett nicht weit. So kann das Paar auch frühe Startzeiten wahrnehmen, denn oft ist der erste Abschlag nicht weit entfernt vom mitgebrachten Zuhause.
Wandern
Der Chausson 716, ein 7,5 Meter langer Teilintegrierter mit zwei Hub-Heckbetten und einem Hubbett im Wohnraum, ist das optimale Urlaubsfahrzeug, zumindest für die vierköpfige Familie Schaefer aus Köln. Ihre Leidenschaft: Wandern. Nach einem Wandertag kommen Trekkingschuhe, Jacke und Rucksack in die beheizbare Garage, ohne dass drinnen alles dreckig wird.

Unterwegs sind die vier überall. Schwäbische Alb, Norwegen oder direkt vor der Haustür in der Eifel. 2020 machte Papa Schaefer mit einem Freund eine Streckenwanderung (410 km auf Ahrsteig und Eifelsteig). Anders als bei einer Rundwanderung landet man dabei am Etappenende nicht wieder am Ausgangspunkt. Da der Freund sein Auto mitbrachte, konnten sie das Wohnmobil auch dort nachführen und nutzen, wo es keinen öffentlichen Nahverkehr gab.
Radfahren
Sozusagen ein Freizeit-Allrounder ist Rajko Sickert. Früher nahm er an Triathlons teil, doch mittlerweile hat er die Wettkämpfe an den Nagel gehängt und ist aufs Vanlife umgestiegen. Nicht aber ohne dabei auch sportlich aktiv zu sein. Auf dem Gravelbike oder Mountainbike erkunden er und seine Freundin Marie-Luise die Berge und Orte, am liebsten im schönen Italien.

Früher war sein Urlaubsvehikel ein Hymermobil-Integrierter, Baujahr 92, den sie mühsam über die Alpenpässe quälen mussten. Heute nennt der Key Account Manager aus Dresden einen Cliff-Kastenwagen von Sunlight sein eigen. Als gelernter Kfz-Mechaniker hat er beim Fahrzeug auch selbst Hand angelegt und das Bett mit Alu-Profilen aufgebockt. Nun passen zwischen Möbel und Matratze nicht nur Yogamatte und anderes Gepäck, sondern auch die Räder finden hinten ihren Platz – vorausgesetzt, das Vorderrad wird vorher abgeschraubt.
Sein lassen kann Sickert die Wettbewerbe aber doch nicht. Mit seinem Freund Holm, ebenfalls Triathlet, nahm er an der Strade Bianche im italienischen Gran Fondo teil. Dabei geht es nicht ums Gewinnen, sondern ums Teilnehmen.