Mit dem Wohnmobil zum Edersee in Hessen
Wildnis am Stausee erleben

Aus nahezu allen Teilen des Landes ist der Edersee mit dem Wohnmobil gut zu erreichen, denn er liegt fast in der Mitte. Der Stausee lohnt als Wochenendziel genauso wie für eine längere Tour.

Edersee
Foto: ©Ralf Kaiser - stock.adobe.com

Rein in den Camper und los: Ein paar freie Tage, Sonnenschein und Lust auf Abenteuer. Es geht nach Hessen, genauer gesagt an den Edersee. Der Stausee ist immerhin der drittgrößte seiner Art in Deutschland.

Wir fahren vorbei an saftigen Wiesen und kleinen Gehöften, durch malerische Fachwerkdörfer und folgen dem braunen Schild mit der Aufschrift "Edersee Talsperre". Kurz vor Herzhausen geht es in die Straße mit dem schönen Namen "Zum Träumen 1A" und direkt zum Camping und Ferienpark Teichmann.

Camping am direkt am See

Was für ein Glück – unsere Stellfläche liegt am kleinen Badesee des Platzes und hat sogar einen eigenen Zugang zum Wasser. Neugierig kommt eine Entenmutter samt Nachwuchs angeschwommen und beobachtet, wie wir Tisch, Stühle und Grill aufbauen. Ein paar Stunden später spiegelt sich der Vollmond im See, Grillen zirpen und die Geräusche aus den umliegenden Zelten und Wagen verstummen.

Edersee
Annette Frühauf
Das Wasser hat man vom Campingplatz aus im Blick.

Unser Platz in der ersten Reihe gefällt uns so gut, dass am nächsten Morgen erst einmal die Hängematte zum Einsatz kommt – so lässt es sich aushalten. Nach dem verbummelten Vormittag gehen wir ins Nationalparkzentrum Kellerwald, das gleich gegenüber liegt. Die Ausstellung "BaumTraum" widmet sich dem Thema Wildnis. Sie entführt uns in die Buchenwälder des Nationalparks Kellerwald-Edersee und macht Lust auf eine Wanderung.

Wandertour im Märchenwald

Aus der Vogelperspektive wirkt der Kellerwald wie ein endloses Buchenmeer, das weder durch Straßen noch Siedlungen zerschnitten wird. Hier finden sich vereinzelt sogar noch Urwaldreste. Angesichts der fortgeschrittenen Tageszeit entscheiden wir uns für die Hagenstein-Route, statt auf der viel längeren Ringelsberg-Route zu wandern, die wir uns ursprünglich vorgenommen hatten.

Vom Besucherzentrum geht es an den Experimentierstationen vorbei, und nach einem kleinen Barfußparcours folgt man abschnittsweise dem Urwaldsteig Edersee, der sich 70 Kilometer über Stock und Stein durch die Wälder schlängelt. Roter und Großblütiger Fingerhut überrascht uns mit seiner Farbenpracht an den Ederhängen.

Edersee
Annette Frühauf
Fingerhut am Wegesrand gibt es auf unserer Wanderung zu bestaunen.

Der Fingerhut ist auch das Symbol des Wanderwegs, dem wir erst einmal nach oben über den Parkplatz 1 folgen. Etwas später tauchen wir ein in die charakteristischen Wälder mit den bizarr gewachsenen Buchen und knorrigen Eichen, die mit Trockenheit und Kargheit zu kämpfen haben. Der Hagenstein gehört zu den besonderen Naturschätzen des Parks. Von diesem Felsvorsprung schweifen unsere Blicke über das Obere Edertal und bis zum Campingplatz.

Dann gehen wir wieder bergab und vorbei an Stellen, wo die Natur ihre Spuren hinterlassen hat. Windbruch sorgt für einen außergewöhnlichen Anblick: Wie in einem Mikado-Spiel sind Baumstämme in der Landschaft verteilt. Schilder warnen vor herabstürzenden Ästen. Zwischen den umgestürzten Riesen entfaltet sich neue Wildnis. Man fühlt sich wie im Märchenwald von Hänsel und Gretel. Kein Wunder, denn die Brüder Grimm stammen aus Nordhessen. Durch das kleine Kirchschlotheim gelangt man wieder zurück zum Nationalparkzentrum.

Nieder-Werbe und Waldeck

Edersee
Annette Frühauf
In Nieder-Werbe ragt eine Kirchturmspitze aus dem Vorstaubecken des Sees. Der Nachbau erinnert an die im Jahr 1912 abgebrochene Dorfkirche.

Am nächsten Morgen verlassen wir den Campingplatz und fahren nach Nieder-Werbe. Idyllisch liegt das Dorf am Rande des Stausees. Ungewöhnlich ist allerdings der Anblick der Kirchturmspitze, die sechs Meter aus dem Vorstaubecken des Ortes ragt. Sie ist ein Nachbau, der 1912 abgebrochenen Dorfkirche. Nicht nur das Gotteshaus, sondern auch neun Bauernhöfe und eine Mühle mussten vor über 100 Jahren beim Bau des Stausees weichen. Dafür wurde die Schifffahrt unter anderem auf der Weser und dem Mittellandkanal ermöglicht.

Nach dem kurzen Abstecher erreichen wir Waldeck. Hier thront am Nordufer das gleichnamige Schloss über dem Städtchen und dem See. Nur eine Minute entfernt von der Bergbahn gibt es am Haus Seeblick Wohnmobil-Stellplätze. Kurz darauf schweben wir in der Kabine auf den Schlossberg. Hier erwartet uns die ausgebaute Burganlage aus dem 12. Jahrhundert auf dem bewaldeten Felsen. Die Blicke gehen zum See und weit über das umliegende Ederbergland. Große und kleine Schiffe fahren über das blaue Wasser, in dem sich die Sonnenstrahlen gleißend brechen. Einst war die Anlage Residenz der Grafen von Waldeck, heute empfängt hier das Hotel Schloss Waldeck seine Gäste. Im Burg-Museum erfahren wir in der Ausstellung "Hinter Schloss und Riegel", dass das Schloss auch als Zuchthaus diente.

Spazierweg zur Edertalsperre

Kurz vor Sonnenuntergang laufen wir die vier Kilometer zur Edertalsperre, über die ein Fuß- und Radweg führt. 48 Meter geht es hinunter. Durch die gigantische Mauer wurde der Fluss Eder zum See. Dem Wunderwerk stattete einst sogar Kaiser Wilhelm II. einen Besuch ab. Im Zweiten Weltkrieg kam es dann bei einem Bombenangriff zur Beschädigung und eine meterhohe Flutwelle riss Häuser und größere Gebäude mit sich. Die bewegte Geschichte des Bauwerks scheint eine Ewigkeit entfernt.

Edersee
©dieter76 - stock.adobe.com
Jeden Abend wird die gigantische Sperrmauer des Sees mit bunten Scheinwerfern effektvoll illuminiert.

Langsam verschwindet die Sonne am Horizont. Doch gerade ist das Naturschauspiel zweitrangig, denn alle warten darauf, dass die Scheinwerfer mit ihrer Lichtershow beginnen. Als längstes dauerhaft mit Farbwechsel illuminiertes Bauwerk hält die Sperrmauer momentan den Rekord. 2014 – zum 100-jährigen Jubiläum – wurden 39 LED-Scheinwerfer in den oberen Auslässen angebracht, die bei einbrechender Dunkelheit mit ihrem Farbenspiel beginnen.

Ruinen im Stausee erkunden

Bevor wir den See am nächsten Tag wieder hinter uns lassen, wollen wir aber noch seinen Geheimnissen auf den Grund gehen. Nur bei Niedrigwasser im Spätsommer gibt der See sie preis. Ein paar Kilometer vom Stellplatz entfernt lag auf einem schmalen Bergrand das Örtchen Berich. Am Einstieg der Edersee-Tauchzone I steht ein Denkmal, das an die Bewohner erinnert. Bei Niedrigwasser verwandelt sich der Einstieg der Tauchzone in einen Trampelpfad, der zu den Ruinen führt. Wir müssen aber enttäuscht feststellen: Der Wasserstand ist heute zu hoch.

Also begnügen wir uns mit den Daten der Edersee-App und erfahren, dass hier vor dem Staumauerbau 134 Menschen lebten, die allesamt inklusive Kirche in Neu-Berich wieder angesiedelt wurden. Während des Baus der Staumauer wurden die Gräber des Bericher Friedhofs mit Steinplatten bedeckt. Das Gräberfeld taucht bei niedrigen Wasserständen immer wieder auf. Ein Verein erhält die ehemalige Dorfstelle lebendig. Asel und Bringhausen mussten dem See ebenfalls weichen, um an höheren Stellen neu aufgebaut zu werden. Auch die Kirche von Bringhausen wurde vor der Flutung abgetragen und in Neu-Bringhausen verkleinert aufgebaut. Wir blicken auf die glatte Wasseroberfläche und beschließen, einfach bald wiederzukommen.

Edersee
Annette Frühauf
Schöne Plätze für Mensch und Tier gibt es am Edersee zu Hauf.

7 Ausflugstipps rund um den Edersee

Camping-Reise Edersee Karte
promobil
Die Stationen unserer Reise auf der Karte.
  • Die Edertalsperre begrenzt den Stausee im Osten. In der Sommersaison finden hier Führungen statt.
  • Den Nationalpark Kellerwald-Edersee erkundet man am besten nach einem Besuch des Nationalparkzentrums in Vöhl-Herzhausen.
  • Der Edersee-Radrundweg ist 50 Kilometer lang und erlaubt eine Umrundung auf größtenteils asphaltierten Strecken. Der Weg führt fast immer unmittelbar am Ufer entlang.
  • Edersee Atlantis nennen die Touristiker die nur zeitweise sichtbaren Überreste der im See untergegangenen Dörfer. Hilfreich bei der Spurensuche ist die Edersee-Atlantis-App.
  • Marburg liegt rund 70 Kilometer entfernt und ist als quirlige Universitätsstadt einen Ausflug wert.
  • Hirschhagen ist vom Edersee ebenfalls 70 Kilometer weit entfernt, ein fast vergessener Ort mit den Überresten einer der größten Munitionsfabriken im Zweiten Weltkrieg.
  • Kassel erreicht man vom Edersee nach rund 50 Kilometern – eine Kunststadt dank Documenta, eine Märchenstadt mit der Ausstellung Grimmwelt, dazu ein frisch renovierter Campingplatz an der Fulda.

Camping-Tipps

Camping & Ferienpark Teichmann

Familiärer Platz am westlichen Ende des Edersees mit eigenem Badebereich, am Nationalparkzentrum Kellerwald-Edersee.

Campingplatz Affolderner See:
Der Platz im Osten des Sees grenzt an die Eder. Der Affolderner See ist etwa 200 Meter entfernt. Vor Ort gibt es ein kleines Restaurant mit Biergarten.

Camping Edersee-Paradies:
An einem Bio-Bauernhof liegt der von Ecocamping zertifizierte Campingplatz auf einer ruhigen Halbinsel im Edersee.

Weitere Campingplätze:

Es gibt noch mehr Plätze, die zentraler am Edersee liegen, sie sind aber größtenteils auf die Bedürfnisse von Dauercampern zugeschnitten.

Wohnmobil-Stellplätze finden sich beispielsweise in Waldeck (wohnmobilpark-edersee-alm.de und erlebnis-seeblick.de/wohnmobil-camping), Rehbach (Am Rehbachteich) und Hemfurth (Kraftwerkstraße).

34513 Waldeck (D)
Wohnmobilpark Edersee Alm
198 Bewertungen
17,00 EUR/Nacht

Fazit

Wer sich den Edersee für einen Wochenendtrip mit dem Wohnmobil aussucht, der findet tolle Plätze direkt am Wasser, Ausflugsziele für Wander-Fans und spannende historische Orte. Badehose und Bikini sollten Sie einpacken, denn Badegelegenheiten gibt es einige. Sie wollen die Tour ausdehnen? Dann sollten Sie sich diesen Artikel, mit noch mehr Tipps für Nordhessen anschauen.