Weinsberg Carabus ab 22.000 €: Lohnt sich der Gebrauchtkauf? Oder ist ein Neuer günstiger?

Weinsberg Carabus gebraucht kaufen
Carabus gebraucht vs. neu kaufen

ArtikeldatumVeröffentlicht am 04.10.2025
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Weinsberg Carabus 600 MQH (2020)
Foto: I. Wagner

Der Weinsberg Carabus ist eine von zwei Kastenwagen-Baureihen der etablierten deutschen Wohnmobil-Marke und schon einige Jahre auf dem Markt. Neue Modelle ab Baujahr 2023 starten mit einem kleinen Plus an Zusatzausstattung bei etwa 50.000 Euro (Quelle: Caraworld). Der Gebrauchtmarkt beginnt bei ca. 20.000 Euro. Das klingt im ersten Moment nach einer großen Ersparnis, doch lohnt sich der Gebrauchtkauf wirklich?

Die Vielfalt an Grundrissen und Ausstattungen ist groß, und wie bei jedem Reisemobil spielen neben dem Kilometerstand vor allem der Aufbauzustand und das Basisfahrzeug eine entscheidende Rolle. Für das Modelljahr 2025 stellt Weinsberg den Carabus und den Cartour, der zweite Kastenwagen im Bunde, auf Ford Transit um. Bis dahin kommen die Campingbusse auf Fiat-Ducato-Basis und so auch alle Gebrauchtmodelle auf dem Markt. Mit den folgenden Tipps und Informationen bekommen Interessentinnen und Interessenten einen umfassenden Überblick, der den Vergleich mit dem Kauf eines aktuellen Neufahrzeugs erleichtert.

Welcher Carabus-Grundriss darf es sein?

Die meistgesuchte Variante des Carabus, ist der 5,99 Meter lange Campingbus, der womöglich auch deshalb auf dem Gebrauchtmarkt häufiger anzutreffen ist, als der kurze 540er und der lange 6,36-Meter. Doch auch, wer schon weiß, dass es ein 6-Meter-Carabus werden soll, muss zunächst wissen, welcher Grundriss es sein soll. Diese kurze Übersicht kann eine erste Orientierung bieten.

  • Carabus 540 MQ (5,41 m Länge): Querbett im Heck, 2–3 Schlafplätze, Sitzgruppe mit drehbaren Fahrerhaussitzen, Kompaktbad, klassischer Kastenwagenausbau. 2025 (noch auf Ducato) bei uns im Test.
  • Carabus 600 MQ (5,99 m Länge): Querbett im Heck, 2–3 Schlafplätze, Sitzgruppe mit drehbaren Fahrerhaussitzen, Bad mit Schwenkwand, Stauraum unter dem Heckbett.
  • Carabus 600 ME (5,99 m Länge): Zwei Einzelbetten im Heck, 2–3 Schlafplätze, Sitzgruppe mit Fahrerhaussitzen, Bad mit Schwenkwand, größerer Stauraum unter den Betten.
  • Carabus 600 MQH (5,99 m Länge, Hochdach): Querbett im Heck plus zusätzliches Bett im Hochdach, bis zu 5 Schlafplätze, Bad mit Schwenkwand, deutlich höhere Stehhöhe durch Hochdach. 2020 bei uns im Test.
  • Carabus 630 ME/MEG (6,36 m Länge): Längs-Einzelbetten im Heck, 2–3 Schlafplätze, Sitzgruppe mit Fahrerhaussitzen, Bad mit Schwenkwand, mehr Stauraum durch längeren Aufbau. 2020 präsentierte Weinsberg den 630 MEG Outlaw mit Motorrad-Garage im Heck.
  • Carabus Edition Fire: Auf der CMT 2025 präsentierte Weinsberg die Edition Fire für den Carabus. promobil hat sich die Edition live vor Ort angesehen.

Wer sich für einen gebrauchten Carabus 600 MQH interessiert, sollte unbedingt in unseren Dauertest des Modells reinlesen. Er ist übrigens der am häufigsten gesuchte Grundriss des Carabus (Quelle: Sistrix).

Der Gebrauchtmarkt: Carabus ab 22.000 Euro

Bei Mobile.de und Kleinanzeigen finden Interessentinnen und Interessenten Angebote ab ca. 22.000 Euro für den Carabus. Der Haken: Laufleistungen von 200.000 bis 300.000 Kilometern, die Erstzulassung meist um das Jahr 2012. Nach wenigen dieser Inserate steigen die Preise schnell auf etwa 35.000 Euro. Laufleistungen dieser Gebrauchten liegen um die 150.000 km, die Erstzulassung etwa um 2018 (Beispiel: Weinsberg 540 Carabus; 34.500 € VB; am 31.09.2025 auf Kleinanzeigen).

Unser eigener Marktplatz für Neu- und Gebrauchtfahrzeuge, Caraworld, listet zu diesem Zeitpunkt 52 gebrauchte Weinsberg-Carabus-Modelle ab 44.900 Euro. Damit nähert man sich bereits dem Basispreis der aktuellen Generation an. Es handelt sich bei dem günstigsten der gelisteten Gebrauchten um einen Weinsberg Carabus 600 MQ mit 39.500 km Laufleistung, 131 PS und auf Fiat-Ducato-Basis. Ein besonderes Augenmerk gilt für die bessere Vergleichbarkeit immer der Sonderausstattung. Hier sind eine Markise, ein Luftvorzelt für die Markise, eine Regenrinne über der Schiebetür mit LED-Beleuchtung sowie Truma I Net System, Alufelgen, Fahrradträger und das Umbauset für die Dinette bereits mit dabei. Die meisten gebrauchten Modelle liegen knapp unterhalb der 50.000 Euro. Ein Preis, für den man, wie eingangs erwähnt, bereits ein Neufahrzeug aus der vorherigen Modellgeneration (2023) bekommt.

Die Inseratelage zeigt also eine große Preisspanne, stark abhängig von Modelljahr, Kilometerstand, Ausstattung (Solar, Klima, Automatik, Fahrradträger, Editionen) und Händler- vs. Privatverkauf. Um sich einen Überblick zu verschaffen, sollte man Angebote mit ähnlichen Kennzahlen vergleichen, um ein Gefühl dafür zu bekommen, ob der Preis im Vergleich zum Markt fair ist. Es kann auch nicht schaden, die angebotene Ausstattung einmal anhand eines neuen Modells durchzukonfigurieren und den Preis für beigelegte Zusatzausstattung (Vorzelte, Fahrradträger) daraufzurechnen. Eine allgemeine Checkliste für den Gebrauchtkauf eines Wohnmobils haben wir in diesem Artikel für Sie zusammengestellt.

Häufige Probleme und Mängel bei einem gebrauchten Carabus

Was sollte man also überprüfen, wenn man sich einen gebrauchten Weinsberg Carabus ausgesucht hat? In Foren, Problemdatenbanken und Basisfahrzeug-Berichten haben wir dafür einmal nachgeschaut was die häufigsten Probleme mit verschiedensten Generationen an Weinsberg Carabus-Modellen sind.

Das Basisfahrzeug: der Fiat Ducato

Ohne funktionierende Basis ist ein Campingbus nicht mehr als ein unpraktischer Wohnwagen mit Standgarantie. Daher ist ein gut gepflegtes Scheckheft mit regelmäßiger Wartung und Kontrolle des Basisfahrzeugs, in diesem Fall des Fiat Ducato, ein Muss, um Enttäuschungen und hohe Folgekosten zu vermeiden. Ein Bericht des ADAC rückte erst kürzlich häufige Probleme der verschiedenen Basisfahrzeugtypen ins Licht der Öffentlichkeit. Beim Ducato zeigt sich beispielsweise ab Jahr sieben eine auffällige Quote an undichten Achsaufhängungen. Solche Mängel und Probleme lassen sich gut vorab recherchieren, am besten bezogen auf das Baujahr bzw. die Generation des Basisfahrzeugs, da jede davon ihre eigenen Probleme mitbringt.

In Foren berichten Besitzerinnen und Besitzer außerdem von typischen Verschleißproblemen: Turboausfall, Probleme mit dem Dieselpartikelfilter (DPF) und den Abgasrückführungssystemen (AGR/EGR) sowie Getriebe- und Kupplungsverschleiß und gelegentlich Servolenkungs- oder Achsprobleme. Achten Sie bei der Probefahrt auf Anzeichen wie Leistungsverlust, ungewöhnlichen Rauch, erhöhten Ölverbrauch oder auffällige Geräusche im Getriebe.

Ein häufiges Problem bei älteren Gebrauchten: Dichtigkeit

Wie bei vielen älteren Wohnmobilen sind Undichtigkeiten ein regelmäßig auftretendes Problem. Dachluken, Fensterdichtungen und Türen, sowie Nahtstellen an Hochdächern oder speziellen Dachhauben (z. B. beim 600 MQH) bergen Potenzial, mit den Jahren undicht zu werden. Das führt früher oder später zu Feuchtigkeit, Schimmel und aufgequollenen Möbeln. Werden solche Mängel frühzeitig entdeckt, können sie meist gut repariert werden. Bei der Besichtigung sollte man besonders auf feuchte Stellen, Geruch, Flecken und lose Leisten/Furniere achten. Das ist meist ein Signal: Finger weg!

Verschleiß am Möbelbau

So ein gebrauchtes Wohnmobil ist bereits durch eine oder mehrere Hände gegangen. Das führt zu Abnutzungen und Verschleiß, wie manch einer zu berichten weiß. Wie hoch die Toleranzgrenze ist, ist dabei individuell. Eine neue Kassette für die Toilette sowie eine neue Matratze sind für die meisten ein Muss. Bei der Besichtigung sollte man Armaturen prüfen, schauen, ob das Wasser ordentlich läuft, wenn man den Hahn aufmacht und ob es nicht an ungünstigen Stellen wieder austritt. Leisten und Dekore können sich ablösen. Polster könnten fleckig und abgenutzt sein. Wenn das Wassersystem intakt ist, lassen sich die meisten anderen Probleme gut lösen.

Bordelektrik und Batterien

Ungenaue Anzeigen der Batterie- und Wasserstände oder Ladeprobleme kommen auch bei Neufahrzeugen oft genug vor. Über derlei Probleme berichten auch Carabus-Besitzerinnen und -Besitzer in verschiedenen Foren. Manche Dinge bemerkt man erst, wenn man mal ein paar Tage mit dem Fahrzeug unterwegs ist. Was sofort geht: Prüfen Sie das Ladeverhalten während der Fahrt und am Landstrom.

Gebrauchtkauf, ja oder nein?

Pro Gebrauchtkauf:

 Preisvorteil: Auf den ersten Blick erscheinen Gebrauchtfahrzeuge deutlich günstiger – Angebote starten ab ca. 22.000 Euro. Selbst Modelle aus den 2010er-Jahren mit etwas höherer Laufleistung wirken preislich attraktiv.

  Verfügbarkeit verschiedener Grundrisse: Wer flexibel beim Modelljahr und Kilometerstand ist, findet fast alle Carabus-Grundrisse gebraucht, vom kompakten 540 MQ bis zum Hochdach 600 MQH.

 Gute Ausstattung möglich: Viele gebrauchte Fahrzeuge sind bereits mit Extras wie Markise, Fahrradträger, Fahrassistenz oder hochwertigeren Felgen ausgestattet, was den Wert im Vergleich zum Neufahrzeug erhöht.

 Typische Kinderkrankheiten sind bei jungen Gebrauchten oft schon festgestellt und wenn möglich, behoben worden.

Contra Gebrauchtkauf:

 Hohe Kilometerstände und Alter: Besonders günstige Angebote haben häufig 200.000–300.000 km Laufleistung und stammen von frühen Baujahren (~2012). Höhere Kilometerstände bedeuten oft mehr Verschleiß am Basisfahrzeug (Fiat Ducato) und an der Bordtechnik.

 Typische Mängel: Probleme wie Turboladerschäden, DPF-/AGR-Ausfälle, Getriebe- oder Kupplungsverschleiß sowie Undichtigkeiten am Aufbau sind wahrscheinlicher als in den ersten Jahren. Reparaturen können schnell mehrere hundert bis über 1.000 Euro kosten.

 Preisniveau aktueller Gebrauchte: Gut ausgestattete Fahrzeuge aus den letzten Jahren (2018+) liegen häufig knapp unter 50.000 Euro. Damit nähert sich der Preis bereits dem Neupreis eines Carabus der vorherigen Modellgeneration (2023) – ein Neufahrzeug hätte dann Garantie, aktuelle Ausstattung und null Verschleiß.