13 Fahrassistenzsysteme fürs Wohnmobil im Überblick

13 Fahrassistenzsysteme für Wohnmobile
Elektronische Schutzengel für mehr Sicherheit

ArtikeldatumZuletzt aktualisiert am 15.07.2025
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Steigt man in das Cockpit eines "neuen" Reisemobils, fühlt man sich so manches Mal noch in die 2010er-Jahre zurückversetzt. Dort wo das Infotainment oder zumindest ein Radio sein sollte, klafft ein Loch in der Armatur. Eine Rückfahrkamera – absoluter Standard in neueren Autos – sucht man teils vergeblich. Tempomat und Spurhalteassistenten gibt es nicht für jedes Basisfahrzeug serienmäßig. Besser ausgestattet als die "günstigeren" Basisfahrzeuge aus der Stellantis-Gruppe sind Mercedes Sprinter und VW-Crafter, die aber ohnehin nur in teureren Reisemobilen zum Einsatz kommen. In diesem Artikel geben wir einen Abriss darüber, warum es sich lohnt, im Zweifelsfall teure Pakete und Fahrassistenzsysteme im Wohnmobil oder Campingbus hinzuzubuchen und welches System welchen Zweck hat.

Im Frühjahr 2019 haben EU-Kommission und -Parlament außerdem neue Anforderungen an die Sicherheitsausstattung von Kraftfahrzeugen beschlossen. Darin ist vorgesehen, dass elektronische Sicherheitssysteme wie Notbrems- und Spurhalteassistent ab 2022 für neue Typgenehmigungen vorgeschrieben und ab 2024 für alle Neuzulassungen verbindlich sind.

Demnach müssen seit dem 7. Juli 2024 alle neu zugelassenen Pkw und auch Wohnmobile unter 3,5 Tonnen in der EU mit einer Reihe von Fahrerassistenzsystemen ausgestattet sein. Diese Systeme, wie Notbremsassistent, Spurhalteassistent und intelligenter Geschwindigkeitsassistent, sind nicht mehr optional, sondern verpflichtend und müssen nach jedem Neustart automatisch aktiviert werden. Mehr zur neuen Gesetzeslage und den aktuellen Pflicht-Assistenzsystemen lesen Sie in diesem Artikel.

Ergebnisse der Unfallforschung

Fahrassistenzsysteme
ADAC e.V.

Die Relevanz für die Sicherheit lässt sich für die einzelnen Assistenzsysteme (FAS) am besten aus der Unfallforschung abschätzen. Nach einer Studie des ADAC könnten bis zu 28 Prozent aller Pkw-Unfälle durch die Einführung der von der EU geforderten Intelligenten Geschwindigkeitsassistenten (ISA) bzw. der meist damit gekoppelten Abstandsregeltempomaten (ACC) vermieden oder zumindest in der Wirkung abgeschwächt werden.

Auch die Versicherer interessiert das Unfallvermeidungspotenzial der FAS. Eine Studie des Gesamtverbands der Deutschen Versicherungswirtschaft e. V. (GDV) von 2011 favorisiert den Notbremsassistenten als System mit dem höchsten theoretischen Vermeidungspotenzial von bis zu 43 Prozent für die modernsten Systeme. Für den Spurhalteassistenten wird das Potenzial auf 4,4 Prozent, für den Überhol- bzw. Totwinkelwarner auf 1,2–1,4 Prozent und den Rückfahrassistenten auf 2,3 Prozent geschätzt. Eine andere Studie der GDV von 2017 versucht den Einfluss der FAS auf die Entwicklung der Schadenshöhen bis 2035 zu prognostizieren. Haftpflicht- und Kaskoschäden sollen um ca. 15 Prozent sinken. Zwar werden die Fallzahlen deutlicher zurückgehen, doch die Reparaturkosten pro Fall steigen, wegen der eingebauten Sensortechnik.

Welche Systeme sind wichtig?

An erster Stelle der geforderten Systeme steht der Notbremsassistent (AEBS), der, falls der Fahrer nicht rechtzeitig eingreift, eine automatische Bremsung einleitet. Diese Systeme gibt es in unterschiedlicher Ausprägung. Mit AEBS-Systemen der höchsten Stufe –mit Fußgänger- und Fahrradfahrer-Erkennung – könnten, nach einer Untersuchung des Versicherungsverbands GDV, gut 43 Prozent aller Pkw-Unfälle vermieden oder zumindest abgemildert werden.

Auch bei den aktuell bei Transportern am häufigsten verfügbaren Systemen der Stufe 3 mit City-Brake-Funktion liegt das Vermeidungspotenzial immer noch bei fast 20 Prozent. Aufgrund solcher Untersuchungen wird der Notbremsassistent als wichtigstes Sicherheitssystem neben Airbags und dem Schleuderschutz ESP eingestuft und kann jedem nur empfohlen werden.

Manche Assistenten dienen dagegen vor allem der Erhöhung des Komforts. Doch bei genauerer Betrachtung ist fast immer auch ein mehr oder weniger großer Sicherheitsaspekt mit von der Partie. Bestes Beispiel ist der Abstandsregeltempomat (ACC). Er sorgt in erster Line dafür, dass lange Autobahnstrecken bequem zu absolvieren sind, weil er das vorgewählteTempo automatisch einhält, hinter langsameren Fahrzeugen abbremst und bei freier Bahn wieder auf den gewünschten Wert beschleunigt.

Damit kann der ACC, bei passender Einstellung, gleichzeitig zwei der häufigsten Unfallursachen – überhöhte Geschwindigkeit und zu geringer Abstand – verhindern oder zumindest minimieren. In der EU-Verordnung wird zwar nur der Einbau sogenannter Intelligenter Geschwindigkeitsassistenten (ISA) gefordert, die den Fahrer unmissverständlich auf eine Überschreitung des Tempolimits aufmerksam machen. In der Praxis ist eine Kombination beider Systeme aber sinnvoll. Der neue Ford Transit bietet als erster 3,5-t-Transporter einen Abstandsregeltempomat mit gekoppelter Verkehrsschilderkennung, der Tempolimits automatisch einhält.

Die Verfügbarkeit der einzelnen Assistenzsysteme ist insgesamt noch sehr unterschiedlich ausgeprägt. Was es für den Kastenwagen als Basis eines Campingbusses gibt, muss noch lange nicht für Fahrgestelle, auf denen Teilintegrierte oder Alkovenmobile aufgebaut sind, verfügbar sein . Noch rarer machen sich die Assistenzsysteme bei Integrierten (siehe unsere Liste weiter unten). Ohnehin bietet nicht jeder Basisfahrzeug-Hersteller einsogenanntes Windlauf-Fahrgestell – also ohne Blechfahrerhaus – an, und die eigenständige Frontgestaltung macht die Integration und Abstimmung der nötigen Sensoren zudem aufwendig und teuer.

Dabei wäre gerade bei diesem Reisemobiltyp besonders der Notbremsassistent sinnvoll. Denn die passive Sicherheit des Integrierten-Cockpits ist mutmaßlich weniger weit entwickelt als beim Original-Fahrerhaus. Denn Crashtests sind wegen der relativ kleinen Serien nicht vorgeschrieben.

Sensoren für Fahrassistenzsysteme

Gyro: Beschleunigungs- und Drehratensensoren erfassen die Bewegung des Fahrzeugs in allen drei Raumachsen und sind für das ESP unerlässlich. Das wiederum bildet die Grundlage vieler anderer Assistenzsysteme.

Infrarot: Die Abschwächung bzw. das Reflexionsverhalten von Lichtstrahlen wird genutzt, um Regen auf der Windschutzscheibe zu erkennen und den Scheibenwischer zu steuern. Dafür wird unsichtbares Infrarotlicht verwendet.

Fahrassistenzsysteme
Jürgen Bartosch

Kamera: Optische Kamerasysteme mit gekoppelter komplexer Bildverarbeitung werden für immer mehr Assistenzsysteme eingesetzt, etwa für die Spurhaltung, Verkehrszeichenerkennung sowie Notbremsassistenten mit Fußgänger- und Fahrradfahrer-Erkennung.

Lidar: Der Lidar ist ein dem Radar verwandtes System, das statt mit Radiowellen mit Laserstrahlen arbeitet. Es wird auch zur Abstandsmessung eingesetzt und kommt oft für Totwinkel- und Notbremsassistenten zum Einsatz.

Radar: Mit den Radiowellen eines Radarstrahls lassen sich auch Objekte in größerer Entfernung erfassen. Häufigster Einsatz: Abstandsregeltempomat.

Ultraschall: Mit Hilfe von Ultraschallwellen und deren Reflexionsverhalten lassen sich Gegenstände in der Umgebung detektieren. Diese Systeme funktionieren allerdings nur im Nahbereich. Typischer Einsatz: Parkwarner.

Die wichtigsten Abkürzungen im Überblick

  • ABS: Antiblockiersystem
  • ACC: Abstandsregeltempomat (Adaptive Cruise Control)
  • AEBS: Notbremsassistent (Advanced Emergency Braking System)
  • ASR: Antriebsschlupfregelung
  • BAS: Bremsassistent (Brake Assist System)
  • BSA: Totwinkelassistent (Blind Spot Assist)
  • CWA: Seitenwindassistent (Cross Wind Assist bzw. Side Wind Assist)
  • ESP: Elektronisches Stabilitätsprogramm
  • HBA: Fernlichtassistent (High Beam Assist)
  • HDC: Bergabfahrhilfe (Hill Descent Control)
  • ISA: Intelligente Geschwindigkeitsregelung (Intelligent Speed Adaption)
  • LDW: Spurverlassenswarner (Lane Departure Warning)
  • LKA: Spurhalteassistent (Lane Keeping Assistant)
  • MCB: Multikollisionsbremse (Multi Collision Brake)
  • RCD: Rückfahrassistent (Rear Crosspath Detection)
  • TPMS: Reifendruckkontrollsystem (Tyre Pressure Monitoring System)
  • TSR: Verkehrszeichenerkennung (Trafic Sign Recognition)

Die 13 wichtigsten Assistenzsysteme im Überblick

Welche Assistenzsysteme gibt es? Wie funktionieren sie? Wie stark sind sie bereits an der Entwicklung zum autonomen Fahren beteiligt? Und wie viel Komfort und Sicherheit bringen sie? Ein Überblick.

1. Notbremsassistent

Notbremsassistenten (auch AEBS – Autonomous Emergency Braking Systems) gibt es in verschiedenen Entwicklungsstufen mit unterschiedlichem Funktionsumfang. Basis-Systeme erkennen durch die Bremskraft, dass eine Vollbremsung erfolgt, und erhöhen die Bremskraft automatisch, um den Anhalteweg zu verkürzen.

Aktive Notbremsassistenten überwachen mit Sensoren den Bereich vor dem Fahrzeug und warnen den Fahrer optisch, akustisch und durch kurzes Anbremsen, bevor sie bei Kollisionsgefahr selbsttätig eine Notbremsung einleiten. Der Fahrer kann dabei jederzeit durch Blinken, Lenken oder Gasgeben eingreifen und die Notbremsung verhindern. Viele Systeme lösen vor allem im mittleren und höheren Geschwindigkeitsbereich aus und bremsen nicht immer bis zum Stillstand.

Während einfache Systeme meist nur bewegte Fahrzeuge im Autoformat erkennen, können fortschrittliche City-Brake-Systeme auch stehende Hindernisse erfassen und das Fahrzeug bei niedrigen Geschwindigkeiten bis zum Stillstand abbremsen – wichtig vor allem im Stadtverkehr. Neuere Varianten erweitern die Erkennung auf querende Fußgänger und zum Teil auch Radfahrer. Die Erkennung bewegter Radfahrer ist noch in Entwicklung, da diese technisch anspruchsvoll ist.

Eine sinnvolle Zusatzfunktion ist die Multi-Kollisions-Bremse (MCB), die das Fahrzeug nach einem Erstaufprall automatisch abbremst, um Folgeunfälle zu verhindern, falls der Fahrer handlungsunfähig ist.

Trotz großer Fortschritte können Notbremsassistenten in bestimmten Situationen versagen oder falsch reagieren – zum Beispiel bei schlechten Wetterbedingungen wie starkem Regen oder Nebel, komplexen Verkehrssituationen, ungewöhnlichen Hindernissen (z. B. Tiere, Baustellenabsperrungen) oder abrupten Fahrmanövern anderer Verkehrsteilnehmer. Deshalb bleibt die Aufmerksamkeit des Fahrers weiterhin unverzichtbar.

Einschätzung:

  • Komfort: ★★☆☆☆Kein Komfortgewinn, da nur im Notfall aktiv.
  • Sicherheit: ★★★★★Rettet im Ernstfall Leben – reagiert oft schneller als der Fahrer.

2. Abstandsregeltempomat

Tempomat und Abstandsregeltempomat

Tempomaten, die eine vorgewählte Geschwindigkeit automatisch halten, sind schon lange verbreitet und meist auch in Transportern serienmäßig. Der Abstandsregeltempomat (ACC) geht deutlich weiter: Er nutzt Sensoren, um den Bereich vor dem Fahrzeug zu überwachen. Erkennt das System ein langsamer fahrendes Fahrzeug voraus, passt es die Geschwindigkeit automatisch an und hält den gewählten Sicherheitsabstand – meist in mehreren Stufen einstellbar. Dabei regelt ACC nicht nur durch Gaswegnehmen, sondern kann bei Bedarf auch aktiv bremsen.

ACC arbeitet eng mit dem Notbremsassistenten zusammen und beschleunigt nach einem Stopp automatisch wieder bis zur Wunschgeschwindigkeit. Gerade bei stockendem Verkehr erhöht das den Komfort deutlich. Ein kleiner Tipp aufs Gaspedal ist meist nötig, damit das Fahrzeug nach einem Stillstand wieder anfährt.

Fortschrittliche Systeme koppeln den ACC mit einer kamerabasierten Verkehrszeichenerkennung und den Navigationsdaten, sodass Tempolimits automatisch erkannt und eingehalten werden – auch variable, etwa bei Nässe oder zu bestimmten Zeiten. Diese Funktion entspricht dem künftigen Intelligenten Geschwindigkeitsassistenten (ISA).

In Kombination mit Navigationsdaten kann der Tempomat zudem den Streckenverlauf berücksichtigen, etwa die Geschwindigkeit vor Kurven reduzieren oder vor Steigungen rechtzeitig herunterschalten – Funktionen, die aus dem Lkw-Bereich bekannt sind. Voraussetzung für diese Komfortfunktionen ist meist ein Automatikgetriebe, das gleichzeitig den vollen Funktionsumfang des ACC ermöglicht.

Moderne Abstandsregeltempomaten steigern so nicht nur den Komfort, sondern erhöhen auch die Sicherheit, indem sie helfen, den Abstand zu wahren und Auffahrunfälle zu vermeiden.

Einschätzung:

  • Komfort: ★★★★☆Besonders auf langen Strecken oder bei zähem Verkehr sehr angenehm.
  • Sicherheit: ★★★★☆Hält automatisch Abstand und hilft, Auffahrunfälle zu vermeiden.

3. Seitenwindassistent

Seitenwind-Assistent bei Hymer ML-T
Daimler AG - Global Communicatio

Je größer die Angriffsfläche, desto stärker beeinflusst plötzlich auftretender Seitenwind das Fahrverhalten – besonders bei hohen Reisemobilen mit langem Hecküberhang, etwa auf Brücken oder in Waldschneisen. Der Seitenwindassistent nutzt die Querbeschleunigungs- und Drehratensensoren des ESP, um solche Situationen zu erkennen. Über gezielte Bremseingriffe an den Rädern der windzugewandten Seite hält das System das Fahrzeug auf Kurs. Selbst bei Fahrzeugen mit elektromechanischer Lenkung erfolgt das Gegensteuern meist über die Bremsanlage, da diese schneller reagiert. So wird der seitliche Versatz minimiert, was Kollisionen mit Fahrzeugen auf Nachbarspuren vorbeugt.

Wie stark das Fahrzeug auf Seitenwind reagiert, hängt auch von Fahrwerk und Lenkung ab. Eine direkte Lenkung und ein stabiles Fahrwerk erlauben geübten Fahrern oft ein gutes Handling ohne Assistent. Dennoch stellt der Seitenwindassistent ein deutliches Sicherheitsplus dar.

Einschätzung:

  • Komfort: ★★☆☆☆Arbeitet unmerklich im Hintergrund.
  • Sicherheit: ★★★★☆Stabilisiert das Fahrzeug – besonders bei Brücken oder Böen spürbar.

4. Verkehrszeichenassistent

Wie schnell hat man ein Verkehrsschild übersehen angesichts des ganzen Schilderwalds am Rande deutscher Straßen. Da kann ein elektronisches Erkennungssystem sicher nicht schaden, das zumindest die wichtigsten Zeichen registriert und im Kombiinstrument anzeigt – und damit nicht nur den ein oder anderen Strafzettel vermeiden hilft.

Klar können das auch moderne Navigationssysteme ein Stück weit leisten, doch die Daten sind oftmals nicht aktuell genug. Vor allem temporäre Tempolimits an Baustellen oder Ähnlichem sind dem Navi meist unbekannt. Insbesondere im Zusammenhang mit der EU-Forderung nach einem serienmäßigen Intelligenten Geschwindigkeitsassistenten (ISA) wird die Verkehrszeichenerkennung zunehmend wichtig – und in Kombination mit einem Abstandsregeltempomat besonders sinnvoll.

Allerdings sind auch diese Systeme nicht vor Fehleinschätzungen gefeit, etwa wenn viele Schilder verschiedener Fahrbahnen eng beieinander stehen oder wenn Aufkleber oder Schnee auf den Schildern das Erkennen erschweren.

Einschätzung:

  • Komfort: ★★★☆☆Nützlich auf langen Strecken oder im Ausland.
  • Sicherheit: ★★☆☆☆Unterstützt Aufmerksamkeit, ersetzt aber nicht das eigene Beobachten.

5. Totelwinkelassistent

Totwinkelwarner, auch Überholassistent genannt, warnen vor sich bewegenden Objekten in den Bereichen, die via Außenspiegel nicht einsehbar sind. Typischer Fall ist der Spurwechsel, sei es bei einem Überholvorgang oder bei mehrspurigem Verkehr in der Stadt. Dazu detektieren Sensoren an den hinteren Kotflügeln die Nebenfahrbahn und zeigen meist durch Lichtzeichen am Außenspiegel an, wenn ein anderes Fahrzeug im betreffenden Bereich fährt.

Le Voyageur Signature Smart Vision
Lars Kohstall

Totwinkelwarner, oft auch Überholassistent genannt, warnen vor Fahrzeugen oder Objekten im toten Winkel, die in den Außenspiegeln nicht sichtbar sind. Die Sensoren an den hinteren Kotflügeln überwachen die Nebenfahrbahn und signalisieren Gefahren meist über Leuchten im Außenspiegel.

Wird der Blinker gesetzt, intensiviert sich die Warnung durch Blinken oder einen akustischen Alarm, um den Fahrer vom Spurwechsel bei Gefahr abzuhalten. So hilft der Assistent, Unfälle zu verhindern, und erhöht den Komfort, da der Fahrer sich das Kopfdrehen sparen kann – der Schulterblick bleibt dennoch wichtig.

Weil die Sensoren seitlich am Fahrzeugheck angebracht sind, sind solche Systeme bisher meist nur für Campingbusse mit Original-Kastenwagen-Karosserie erhältlich, nicht für aufbaugebaute Reisemobile. Aktuelle Entwicklungen deuten jedoch darauf hin, dass Totwinkelassistenten zunehmend auch für teilintegrierte und integrierte Wohnmobile angeboten werden.

Einschätzung:

  • Komfort: ★★★☆☆Besonders hilfreich bei Spurwechseln auf engen Autobahnen.
  • Sicherheit: ★★★★☆Verhindert gefährliche Situationen im toten Winkel – auch beim Abbiegen.

6. Spurhalteassistent und Spurwechselassistent

Totwinkelwarner und Spurhalteassistent sind zwei Systeme, die am besten Hand in Hand gehen. Während der Totwinkelwarner die Nachbarspuren überwacht, bemüht sich der kamerabasierte Spurhalteassistent, das Fahrzeug auf der gewählten Fahrbahn zu halten. Grundsätzlich gibt es zwei Ausbaustufen: Der Spurverlassenswarner (LDW), wie ihn zum Beispiel der Fiat Ducato nutzt, macht den Fahrer durch akustische, optische oder mechanische Signale darauf aufmerksam, wenn das Fahrzeug die seitlichen Fahrbahnmarkierungen überfährt. Der Fahrer muss dann selbst eingreifen.

Der Spurhalteassistent (LKA) geht einen Schritt weiter: Modelle mit elektromechanischer Servolenkung, etwa der VW Crafter, steuern am Lenkrad gegen und können das Fahrzeug so auch durch sanfte Kurven führen. Nach rund zehn Sekunden fordert das System jedoch, das Steuer wieder zu übernehmen. Fahrzeuge mit hydraulischer Servolenkung, wie der Mercedes Sprinter, steuern die Lenkbewegungen über gezielte Bremseingriffe, was oft zu ruppigeren Manövern und spürbarem Geschwindigkeitsverlust führt – was Fahrer mitunter zum Abschalten des Systems veranlassen kann. Für integrierte Wohnmobile sind kamerabasierte Spurhalteassistenten hingegen kaum verfügbar.

Der Spurwechselassistent ergänzt diese Funktionen, indem er den Bereich im toten Winkel überwacht und den Fahrer beim Spurwechsel unterstützt. Er warnt frühzeitig vor herannahenden Fahrzeugen auf der Nachbarspur – sei es durch akustische Signale oder durch optische Anzeigen im Außenspiegel. Gerade auf Autobahnen mit hohem Verkehrsaufkommen sorgt der Spurwechselassistent so für mehr Sicherheit und kann gefährliche Situationen beim Spurwechsel verhindern.

Einschätzung:

  • Komfort: ★★★☆☆Entlastet auf längeren Fahrten und beim Spurwechsel, sorgt aber teilweise für vorsichtiges Fahrverhalten.
  • Sicherheit: ★★★★☆Hilft zuverlässig, ungewollte Spurwechsel und Zusammenstöße im toten Winkel zu vermeiden.

7. Lichtassistent

Glühlampen
Hans-Dieter Seufert, Dominic Vierneisel

Automatische Lichtsysteme schalten bei Dunkelheit oder in Tunneln selbsttätig das Abblendlicht ein – das erhöht Komfort und Sicherheit. Noch hilfreicher sind Fernlichtassistenten (HBA), die je nach Verkehrslage automatisch zwischen Fern- und Abblendlicht wechseln. Ein Kamerasystem erkennt entgegenkommende oder vorausfahrende Fahrzeuge und verhindert so ungewolltes Blenden.

Die Systeme arbeiten meist ab ca. 50 km/h und funktionieren insgesamt zuverlässig, auch wenn gelegentlich Flutlichter oder Wetterbedingungen wie Nebel zu Irritationen führen können. Moderne Varianten erkennen zudem Straßenränder oder Verkehrszeichen und passen die Lichtverteilung gezielter an.

Fernlichtassistenten sind inzwischen für viele Kastenwagen und teils auch für teilintegrierte Wohnmobile erhältlich. Integrierte Modelle hinken oft noch hinterher, da deren Scheinwerferlayouts spezielle Lösungen erfordern.

Einschätzung:

  • Komfort: ★★★★☆Insbesondere nachts eine willkommene Entlastung.
  • Sicherheit: ★★★☆☆Unterstützt gute Sichtverhältnisse – ersetzt aber nicht die Aufmerksamkeit des Fahrers.

8. Parkassistent/360°-Kamera

Parken Pkw-Zusatzschild
Germano Poli

Parken ist für manche ein Graus, zumal mit einem großen Fahrzeug wie einem Reisemobil, das die meisten nur gelegentlich bewegen. Neben Parkwarnern, die per Ultraschall die Umgebung abtasten und meist durch Piepsen vor Hindernissen warnen, sind vor allem Rückfahrkameras ein probates und bei Reisemobilen bereits verbreitetes Mittel zur Vermeidung von Parkschäden. Noch weiter gehen 360°-Kameras, die nicht nur die Umgebung hinter dem Fahrzeug darstellen, sondern rundum. Solche Systeme sind auch für Reisemobile verfügbar – zumindest als Nachrüstung –, sind allerdings nicht ganz billig.

Halbautomatisches Parken, teils sogar mit Anhänger, ermöglichen Parkassistenten. Die tasten die Parklücke im Vorbeifahren ab und lenken dann das Fahrzeug automatisch hinein, während der Fahrer nur nach Anweisung Gas geben und bremsen muss. Solche Systeme sind bislang aber nur für Kastenwagen verfügbar.

Einschätzung:

  • Komfort: ★★★★☆Unterstützt beim präzisen Rangieren – besonders bei großen Mobilen.
  • Sicherheit: ★★★☆☆Kann Hindernisse erkennen – ersetzt aber keine Sichtkontrolle.

9. Rückfahrassistent

Beim Ausparken und anderen Rangiermanövern kann es immer wieder vorkommen, dass man auf die Straße zurückstoßen muss. Je nach baulicher Situation und Fahrzeuglänge hat der Fahrer dabei wenig Sicht auf den herannahenden Querverkehr. Eine Rückfahrkamera kann dabei oft nur bedingt helfen, weil der abgebildete Blickwinkel lediglich den Nahbereich direkt hinter dem Fahrzeug zeigt. Rückfahrassistenten erfassen durch Radarsensoren in den hinteren Stoßfängern ein größeres Areal gerade auch seitlich hinter dem Fahrzeug und warnen vor herannahenden Fahrzeugen.

Da diese Systeme bislang aber nur für Kastenwagen angeboten werden, sollte man bei aufgebauten Reisemobilen in solchen Situationen auch weiterhin die Dienste eines Einweisers in Anspruch nehmen.

Einschätzung:

  • Komfort: ★★★★☆Große Hilfe beim Rangieren, vor allem bei großen Fahrzeugen.
  • Sicherheit: ★★★★☆Vermeidet Schäden an Fahrzeug und Umgebung – schützt andere Verkehrsteilnehmer.

10. Müdigkeitsassistent

Auf langen, monotonen Strecken nimmt die Aufmerksamkeit auch beim besten Fahrer ab, und die Reaktionszeit verlängert sich. Ein Müdigkeitsassistent fordert den Fahrer dazu auf, eine Pause einzulegen, wenn Anzeichen von Erschöpfung erkannt werden. Das System überwacht neben der reinen Fahrtdauer vor allem kleine, ruckartige Lenkradbewegungen, die auf Sekundenschlaf hindeuten können. Zusätzlich fließen Signale wie Blinkerbetätigung, Pedalbewegungen und Spurhalteassistent-Daten mit ein. Eine Überwachung der Augenbewegungen per Kamera, die manche Systeme früher nutzten, hat sich nicht durchgesetzt. Ob der Fahrer auf die Warnungen reagiert, bleibt ihm überlassen.

Einschätzung:

  • Komfort: ★★☆☆☆Spürbar nur in kritischen Situationen.
  • Sicherheit: ★★★★☆Warnt rechtzeitig vor Übermüdung – kann schwere Unfälle verhindern.

11. Bergan-/-abfahrhilfe

Das Anfahren am Berg ist besonders mit Schaltgetriebe oft schwierig und kann zu kleinen Remplern führen. Elektrische Feststellbremsen erleichtern zwar die Handhabung, lösen sich aber nicht so feinfühlig wie Handbremsen. Hier hilft die Berganfahrhilfe, indem sie das Fahrzeug für etwa eine Sekunde am Wegrollen hindert. Die Bergabfahrhilfe sorgt elektronisch dafür, dass das Fahrzeug auf losem oder matschigem Untergrund nicht zu schnell wird oder ins Rutschen gerät.

Einschätzung:

  • Komfort: ★★★☆☆Spürbare Erleichterung besonders bei schwierigen Gelände- oder Bergfahrten.
  • Sicherheit: ★★★★☆Verhindert Rückrollen und sorgt für stabile Kontrolle beim Bergabfahren – reduziert Unfallrisiken.

12. Regenassistent

Renault Master
Renault

Eine klare Sicht ist für die Fahrsicherheit unerlässlich – besonders bei Regen. Ein Sensor an der Frontscheibe erkennt, ob und wie stark es regnet, und steuert automatisch die Geschwindigkeit der Scheibenwischer – von Intervallbetrieb bis zur höchsten Stufe. Dadurch wird der Fahrer entlastet und kann sich besser auf das Verkehrsgeschehen konzentrieren. In der Praxis reagieren die Systeme jedoch nicht immer optimal, sodass manuell oft nachgesteuert werden muss. Aufgrund der baulichen Anforderungen sind Regenassistenten bei integrierten Reisemobilen nur selten verfügbar.

Einschätzung:

  • Komfort: ★★★☆☆Entlastet den Fahrer bei wechselnden Wetterbedingungen.
  • Sicherheit: ★★★☆☆Sorgt für freie Sicht – ersetzt aber keine manuelle Kontrolle.

13. Reifendruckassistent

Der richtige Reifendruck ist entscheidend für Bremsweg, Verbrauch, Tragfähigkeit und damit Zuladung. In den meisten Fahrzeugklassen sind Reifendruckkontrollsysteme (TPMS) vorgeschrieben, bei Reisemobilen jedoch meist nicht. TPMS erkennt schleichenden oder plötzlichen Druckverlust frühzeitig und beugt so Reifenschäden vor. Sensoren an den Felgen übertragen die Daten an eine Anzeige im Cockpit. Manche Systeme überwachen bis zu sechs Reifen und sind auch nachrüstbar.

Einschätzung:

  • Komfort: ★★☆☆☆Spürbar nur in bestimmten Fahrsituationen mit Anhänger oder am Berg.
  • Sicherheit: ★★★★☆Verhindert Schleudern und sorgt für Fahrzeugkontrolle in kritischen Lagen.

Entwicklungen bei Fahrassistenzsystemen

Moderne Fahrassistenzsysteme profitieren zunehmend von der Kombination verschiedener Sensortechnologien wie Radar, Kamera und Lidar sowie dem Einsatz von Künstlicher Intelligenz, um Objekte besser zu erkennen und Fehlalarme zu reduzieren. Sie werden immer häufiger in integrierten Assistenzpaketen angeboten, die verschiedene Funktionen miteinander vernetzen, um den Fahrer umfassender zu unterstützen.

Zudem verfügen viele Systeme über vorausschauende Fähigkeiten, indem sie das Verhalten anderer Verkehrsteilnehmer analysieren und so frühzeitiger auf kritische Situationen reagieren können. Regulatorische Anforderungen treiben die Verbreitung dieser Systeme voran, indem sie sie für Neufahrzeuge zunehmend vorschreiben – auch im Bereich der Nutzfahrzeuge und Wohnmobile.

Trotz aller Fortschritte gilt: Assistenzsysteme sind hilfreiche Werkzeuge, ersetzen aber nicht die Verantwortung und Aufmerksamkeit des Fahrers.