Als StudentIn hätte man sich für so ein Vehikel wie den VW Caddy California den Arm abgehackt. Eine Minimalunterkunft auf Rädern mit ausreichend Bett für ein junges Paar, dazu klein, wendig, sparsam und potenziell sogar mit nächtlichem Blick in den Sternenhimmel gesegnet. Der kleine California wird seinen Weg machen, auch wenn das für ihn nötige Budget fordernd ist.
Mit kleinem 75-PS-Diesel liegt sein Grundpreis bei knapp unter 30.000 Euro, unsere Testvariante als 35 Zentimeter längere Maxi-Version mit 122 PS und Allradantrieb kostet knapp 39.000 Euro. Darauf summiert sich dann noch allerhand Zubehör, auf das man ungern verzichten will, unter anderem zum Beispiel die Miniküche für 1410 Euro, die Standheizung für 1500 Euro, das Panoramadach für 976 Euro sowie diverse Assistenzsysteme.
So stehen unterm Strich für den VW Caddy California, den ich testen darf, schließlich stattliche 54.871 Euro auf der Rechnung. So viel zum Thema Studenten-Fahrzeug …

Der Camper
Der kleine Cali bietet ein vollwertiges Bett, das sich über der zusammengeklappten Rückbank in Windeseile aufschlagen lässt. Seine Matratze ist mit Tellerfedern unterbaut, was einem als Single-Schläfer bequemes Lümmeln erlaubt und beim Schlafen zu zweit den Mitschläfer zumindest ein Stück weit von störender nächtlicher Unruhe entkoppelt. 1,98 x 1,07 Liegefläche sind für Zwei nicht die Welt.
Weil der jetzt breitere VW Caddy aber im Oberkörperbereich zu den Türen hin neben der Matratze noch Raum lässt, kommt sie einem tatsächlich weniger schmal vor. Lieb sollte man sich trotzdem haben. In der Maxiversion ist auch zwischen dem Fußende und der Heckklappe (für die es übrigens von innen keinen Griff zum Aufmachen gibt) noch angenehm Luft.

Wenn man dann am Ende eines langen Tages verdient im Bett fläzt, leitet das getönte, leider nicht zu öffnende und mit einer etwas umständlich zu handelnden Stoffbahn verdunkelbare Panoramadach nicht nur lange noch Tageslicht ins Wageninnere, sondern liefert bei sternenklarem Himmel nebenbei auch ein romantisches Schauspiel, das beinahe ins Kitschige abdriftet.
Alle weiteren Fenster werden per Stofftuch mit Magnetleisten verhängt, die nötige Frischluftzufuhr garantieren faltbare Fenstergitter, die in die Scheibe der vorderen Türen geklemmt werden – was Feingefühl bei der Bedienung der elektrischen Fensterheber erfordert.
Wer im Dunklen lesen möchte, ist mit den vier LED-Leuchten im Heck nur dann gut bedient, wenn er mit dem Kopf hinten schläft. Die weiteren Lampen vorn sind nämlich nur mit Zündung zu zünden.
Wasservorräte lassen sich im Caddy zwar nicht bunkern und zum Kühlen der Getränke muss man eine eigene Kühlbox mitbringen; ansonsten aber unterstützt der VW, entsprechend ausgestattet, das Campen nach Kräften: Zum Beispiel mit der optionalen Miniküche, die die Zulassung als Wohnmobil ermöglicht. Als oberen Auszug liefert sie einen einflammigen, elektrisch zündbaren Kocher, gefüttert von einer 1,8 Kilo-Gasflasche. Der untere Auszug bietet neben einer Besteckschublade auch Platz für Geschirr und ein paar Vorräte.

Überhaupt der Platz. Wer auf die Rückbank verzichten kann, baut sie aus, denn als Auflagefläche fürs Bett werden sie nicht gebraucht. Damit gewinnt man unterm Bett Stauraum satt, der für das Gepäck von zwei Personen ausreichen dürfte. Ablagetaschen, die in die Fensternischen im Heck gehängt werden können, ergänzen das Packvolumen.
Eine clevere Lösung haben die Wolfsburger für die Unterbringung der Campingmöbel gefunden, die man aus dem großen California kennt. Der Tisch und die beiden Stühle hängen klapperfrei in einer Hängeregaltasche im Heck. Überhaupt ist der Caddy California sehr geräuscharm. Es klappert und knarzt beim Fahren nur sehr verhalten im Gebälk, das Geräuschniveau erscheint noch niedriger als im ohnehin schon leisen großen Bruder.
Wer beispielsweise im Regen mehr Platz braucht, als sich im Auto und unter der großen Heckklappe mit ihrer komfortablen Stehhöhe findet, dem offeriert VW ab dem kommenden Jahr ein großes gewinkeltes Tunnelzelt, das ans Heck des Caddy angeschlossen werden kann.
Das Auto

Die Freude am Fahren beansprucht zwar eine andere Marke für sich. Doch in den drei Tagen in der Rhön war sie tatsächlich mein ständiger Begleiter. Raumgefühl und Rundumsicht sind auf hohem Niveau, und der 122-PS-Diesel mit dem Sechsgang-Schaltgetriebe, für den VW wie für alle Caddy-Motoren die höchste Effizienz in der Klasse beansprucht, ist ein munteres Kerlchen.
Mit den knapp zwei Tonnen Leergewicht samt Fahrer hat er keine Mühe, auch die potenzielle halbe Tonne Zuladung sollte daran nicht viel ändern. Weil ich die Dynamik sowohl bei der Anfahrt auf der Autobahn wie im Landstraßengewürm der Rhön gern und leidlich ausnutzte, meldete der Bordcomputer einen Durchschnittsverbrauch von 6,3 Litern. Kollegen kamen auch mit einem Liter weniger aus.
Wie der Golf 8 errichtet auf dem sogenannten modularen Querbaukasten (MQB), ist der Caddy deutlich Pkw-iger geworden. Zwar hängen die hinteren Räder noch an einer Starrachse, die aber stützt sich nicht länger auf Blatt-, sondern auf Schraubenfedern ab. Ergebnis ist ein ausgesprochen komfortables Fahren, dem es dennoch nie an der nötigen Stabilität mangelt. Die Lenkung sportlich zu nennen, ist in dieser Fahrzeugklasse kaum übertrieben. In schnellen, engeren Ecken neigt der Caddy ein wenig zum Untersteuern, bleibt aber immer im grünen Bereich.

Bei Vollausstattung lässt der kleine Cali in Sachen Assistenzsysteme so gut wie keine Wünsche mehr offen: Mit Abstandsregeltempomat, Anhänger-Rangierassistent, Einparkhilfe, Rückfahrkamera, Verkehrszeichenerkennung, Spurwechselassistent, Notbremsassistent mit Fußgänger- und Radfahrererkennung und und und, scheint das autonome Fahren gar nicht mehr so weit weg.
Nicht so gut funktioniert die Bedienung des Infotainmentsystems Discover Pro mit 10-Zoll-Touchscreen. Eher komplizierter ist sie geworden, funktioniert nicht immer reibungslos und fordert – beispielsweise bei der reinen Laustärkesteuerung des Radios, während der Fahrt, viel Aufmerksamkeit.
Fazit
Wer sich die Jugend leisten kann, der darf sich mit VWs kleinem California in seine Studentenzeiten zurückversetzen lassen. Im Vergleich zum großen Bruder eher basic in Sachen Camping- und Platzangebot, lässt er noch genügend Raum fürs Abenteuer und ist auch einfach nur als Fortbewegungs- und Transportmittel eine sehr animierende Erscheinung.