Sunlight Cliff 590 4x4 im Dauertest 2025: Abschlussbericht mit gemischtem Fazit

Neun Monate Sunlight Cliff 4x4 im Test
Fazit zum Sunlight Cliff 4x4 Offroad-Campingbus

Veröffentlicht am 29.06.2025

Auch wenn der Sunlight Cliff 4 x 4 bestimmt 95 Prozent seiner gut 20.000 Kilometer in Redaktionsdiensten auf asphaltierter Straße zurückgelegt hat, haben die fünf Prozent Offroad einen besonders nachhaltigen Eindruck hinterlassen. Und so geht es wahrscheinlich vielen, die sich von dem Trend der letzten Jahre zu Allrad-Campern haben anstecken lassen. Neben der coolen Optik sind es diese besonderen Momente, die manchen Nachteil fast vergessen machen – und sei es nur der Übernachtungsplatz mit epischer Aussicht, kaum 500 Meter abseits der Straße, der nur mit Allrad erreichbar ist.

Was bringt das Offroad-Paket?

Mehr Gewicht, höherer Verbrauch, lautere Fahrgeräusche und nicht zuletzt der höhere Kaufpreis sind – nüchtern betrachtet – starke Gegenargumente, die kaum wegzudiskutieren sind. Was die Kosten anbelangt, kann sich der Cliff 4 x 4 aber immerhin als einer der günstigsten Allrad-Campingbusse des Marktes rühmen. Rund 70.000 Euro sind es aktuell. Allerdings offenbart sich der Allrad-Transit dann erst mal nur durch das "AWD"-Kürzel am Heck. Das unübersehbare Offroad-Ornat des Dauertestwagens, 50-mm-Höherlegung, 17-Zoll-Stollenräder, Frontbügel und LED-Fluter hat Spezialanbieter Hurter Offroad für rund 9.000 Euro extra montiert – das gibt es nicht auf Sunlight-Rezept.

Höherlegung und Offroadbereifung sind aber auf jeden Fall sinnvoll, wenn sich der Allrad auch mal artgerecht austoben soll. Durch Wahl geeigneter AT-Reifen mit Wintereignung lässt sich immerhin ein bisschen Geld sparen, weil man dafür auf Winterreifen – und den Wechsel – verzichten kann. Bei den ersten Ausfahrten im Winter 2024, nach Schweden und in die Alpen zum Skifahren, konnten sowohl Allradantrieb als auch BF Goodrich-Pneus ihre Schneetauglichkeit gleich überzeugend unter Beweis stellen.

Einen anderen Eindruck hinterlassen die Reifen allerdings auf nasser Straße mit schwacher Brems- und Seitenführungsperformance. Wer vor der Kaufentscheidung steht, dem sei der große promobil-AT-Reifentest empfohlen, um für sich den passenden AT-Pneu zu finden.

AT-Reifen sind eigen

Sunlight Cliff 4x4, Dauertest, Klippe
Jürgen Bartosch

In Sachen Fahrgeräusche tritt ab etwa Tempo 60 ein gewisses Wummern der Stollenreifen in den Vordergrund, flaut ab 80 aber auch wieder ab. Was hier an Komfortverlust zu beklagen ist, gleichen die weichen, hochflankigen AT-Reifen im Format 255/65 R 17 beim Abroll- und Federungskomfort jedoch locker wieder aus.

Weit nerviger waren anfangs zwei andere Geräuschquellen, die sich aber nach und nach abstellen ließen. Die Ursache eines hochfrequenten Quietschens bei Fahrbahnunebenheiten entpuppte sich als verbogenes Wärmeleitblech am Unterboden, das am Auspuff rieb. Zurückbiegen – fertig. So einfach ließ sich das starke Fahrtwindpfeifen bei Autobahntempo dagegen nicht befrieden, das vom Dachfenster über der Sitzgruppe verursacht wurde. Nach mehreren Versuchen sorgte ein vorn quer zwischen Rahmen und Fensterhaube eingelegter Moosgummistreifen endlich für Ruhe.

Die Vor- und Nachteile

 Angesichts des serienmäßigen Allradantriebs und der Ausstattung recht günstiges Preis-Leistungs-Verhältnis.

 Gute Kopffreiheit in der Sitzgruppe u. Stehhöhe im Gang.

 Funktionale Küche, angemessenes Stauraumangebot.

 Mit Serien-Allrad und optionaler Höherlegung samt AT-Bereifung offroadtauglich.

  Viele offene Ablagen, großes Bettkastenfach, aber kein Kleiderschrank und wenige Hängeschränke.

  Topmotor serienmäßig, guter Federungskomfort, aber pfeifendes Dachfenster und wummernde AT-Reifen mit unbefriedigendem Nässe-Grip.

  Bad mit vielen Fächern und Ablagen, Dachhaube und Fenster, draußen duschen möglich, drinnen unangenehm mit Vorhang.

  Gute Wasser- und Gasreserven, Stromkapazität erweiterbar, simples Kontrollbord, schlecht zugänglicher Frostwächter.

 Kurzes Querbett, durch Fenster noch eingeschränkt (inzwischen mit Karosserieverbreiterungen verlängert).

 Küche mit wenig echter Arbeitsfläche, kein Besteckkasten, eher kleiner Kühlschrank.

Einfach zu fahren

Sunlight Cliff 4x4, Dauertest, Frau
Frank Eppler

Der Transit-4 x 4-Bus machte sich durchaus auch bei Fahrerinnen und Fahrern beliebt, die keinen Wert auf seine Offroad-Talente legten. Die einfache, direkte Art der Bedienung ohne viel elektronischen Schnickschnack erleichtert die Eingewöhnung. Auf Annehmlichkeiten wie Automatikgetriebe und Abstandstempomat muss man zwar verzichten, dennoch kann man mit dem Bus recht entspannt Kilometer machen. Mit der 170-PS-Motorvariante steht ausreichend Power zur Verfügung, gerade auch angesichts der erhöhten Fahrwiderstände durch Allradantrieb, AT-Bereifung und Zusatzgewicht. Dadurch liegt der Verbrauch allerdings auch höher, als man es bei einem "normalen" 3,5-t-Kastenwagen erwarten würde: 12,1 Liter pro 100 km im Durchschnitt über die gesamte Testdistanz. Wobei bei moderater Fahrweise auch Verbräuche unter elf Litern möglich waren.

Großgewachsene Kollegen erfreute beim Fahren wie beim Sitzen an der Halbdinette-Sitzgruppe die großzügige Kopffreiheit, die durch das Fehlen eines Staufachs über dem Fahrerhaus zustande kommt. Da beim Transit-Kastenwagen in der Regel die Dachhöhe 3 für den Ausbau genutzt wird, ist auch die Stehhöhe im Gang gut ausreichend, trotz des höherliegenden Fußbodens beim Allradmodell gegenüber dem Fronttriebler. Die Sitzgruppe rund um den Tisch mit verlängerbarer Platte ist für die übliche Zwei-Personen-Besatzung groß genug. Obendrüber finden sich reichlich offene Ablagen, allerdings nur ein kleiner geschlossener Hängeschrank.

Platzierung der Bordtechnik

Sunlight Cliff 4x4, Dauertest, Frostwächterventil
Frank Eppler

Die Sitztruhe ist voll mit Bordtechnik belegt, insbesondere mit der Truma-Combi-Gasheizung. Im Winter freut man sich über diese Position für den Ofen, denn dann ist die Wärme gleich dort, wo sie am meisten gebraucht wird. Ungeschickt installiert ist allerdings das Frostwächterventil tief unter Warmluftrohren und Schläuchen verborgen in der Sitztruhe. Viel besser platziert wäre es in dem Servicefach seitlich an der Truhe, wo sich auch die Gasabsperrhähne und die Netzsicherung gut aufgehoben finden lassen.

Serienmäßig werden die Fahrerhausscheiben mit einem Vorhangverdunkelt, der an den Sonnenblenden und B-Säulen mit schwergängigen Druckknöpfen befestigt wird. Nach dem Einbau einer Dometic-Faltverdunkelung gestaltete sichdieser Vorgang deutlich komfortabler. Leider wird durch deren Rahmen die Sicht in den rechten Weitwinkelspiegel etwas eingeschränkt.

Die Sunlight-Kombüse ist unter den zahlreichen Dauertestnutzern kein großes Thema gewesen – sie funktioniert einfach. Stauraum gibt es genug. Wer gerne und ausgiebig kocht, wünschte sich aber mehr echte Arbeitsfläche, auch beim Kühlschrankvolumen bietet mancher Konkurrent mehr als die 70 Liter. Eine ärgerliche Kleinigkeit ist der fehlende Besteckkasten in der Schublade.

Duschen mit nervigem Vorhang

Klar kann man sich dafür irgendwas von Ikea & Co. holen, aber Sunlight dürfte es auch nur Cent-Beträge kosten, dafür ein passendes Kunststoff-Tiefziehteilherstellen zu lassen. Nicht so einfach verbessern kann man dagegen die Badsituation gegenüber, speziell beim Duschen. Um die Holzmöbel trocken zu halten, muss ein umlaufender Vorhang vorgezogen werden, der beim Duschen dann ein ums andere Mal am Körper klebt und hinterher zum Trocknen erst mal ausgebreitet bleiben muss. Immerhin gibt es zum Lüften nicht nur eine Dachhaube, sondern auch noch ein Fenster.

Sunlight Cliff 4x4, Dauertest, Vorhang
Frank Eppler

Was zudem die Möglichkeit eröffnet, den Brauseschlauch nach draußen durchzureichen und dort mit mehr Platz zu duschen. Denn der weit in den Raum ragende Waschtisch beschränkt die Bewegungsfreiheit merklich. Darüber hinaus macht das Bad seine Sache passabel, das Waschbecken ist groß genug, bei diagonal gestellter Schüssel gibt es genug Beinfreiheit auf dem Thron und auch an Stauraum und Ablagen mangelt es nicht.

Der Einstieg in das für Sechs-Meter-Busse so typische Querbett erfordert etwas Kraxelei. Als Steighilfe gibt es nur einen Ausschnitt in der Schottwand zum Gepäckraum.

Das hilft beim Hochklettern etwas, beim Ausstieg – womöglich über den Partner drüber – aber praktisch gar nicht. Spätestens wenn man sich beim nächtlichen Toilettengang den Fuß verknackst hat, wird man darüber nachdenken, sich eine Klappstufe oder Ähnliches zu basteln. Dass das bei vielen Konkurrenten ähnlich ist, macht es nicht besser.

Knappe Liegelänge im Bett

Sunlight Cliff 4x4, Dauertest, Bett
Frank Eppler

Wände und Hecktüren sind rund ums Bett mit passgenauen Kunststoffteilen verkleidet, das ist zwar nicht gerade kuschelig, aber pragmatisch. Großgewachsene Nutzer bemängelten jedoch häufig die Liegelänge von nur knapp 1,90 Meter. Dabei stört auch noch das Fenster auf der linken Seite, dessen Faltverdunkelung bei nächtlicher Bewegung immer wieder malträtiert wird. Gut, dass Sunlight inzwischen bei diesem Modell auf beiden Seiten Kunststoffschalen anbaut, die dem Querbett zu rund zwei Metern Liegelänge verhelfen.

Mit Ablagen für Brille und Smartphone ist das Bett dagegen reich gesegnet. Serienmäßig gibt es aber nur einen Lesespot und keine Handylademöglichkeit. Das lässt sich gegen Aufpreis aber leicht ändern, da zusätzliche Strahler und USB-Buchsen ganz einfach in die Stromschienen unten an den Hängeschränken eingesetzt werden können – genauso vorn an der Sitzgruppe.

Der Heckstauraum ist für zwei Personen zwar okay, es gibt aber durchaus Sechs-Meter-Campingbusse, die deutlich mehr Platz für sperriges Gepäck vorhalten. In den vier Hängeschränken über den Betten müssen praktisch sämtliche Klamotten unterkommen – einen echten Kleiderschrank gibt es nicht. Aushelfen kann noch das breite Regalbrett quer im Heck, auf dem man Kleiderstapel ablegen kann – beim Bremsen können sie jedoch aufs Bett fallen. Links im Bettkasten findet sich zudem ein relativ großes Fach, in dem etwa voluminöse Strandhandtücher eingelagert werden können. Der Zugriff darauf ist etwas mühsam, weil man erst Matratzenteile zur Seite räumen muss.

Bike-Fans macht der Cliff 4 x 4, insbesondere in der Dauertestkonfiguration, das Leben relativ schwer. Ein Fahrradträger ist zwar schon serienmäßig am Heck montiert, doch er ist sehr hoch angebracht, was durch die zusätzliche Fahrwerks-Höherlegung noch verschärft wird. Eine kleine, ein- oder zweistufige Steighilfe ist da sehr nützlich – und ersetzt besser auch die einfache, elektrische Trittstufe an der Schiebetür, die bei Fahrten im Gelände meist das erste Opfer ist.

Die teuren Bikes im Heckstauraum zu transportieren, gelingt nur bei zur Seite geräumten Rost- und Matratzenteilen. Unter dem Bett reicht die Höhe für Fahrräder allenfalls mit demontiertem Vorderrad und abgesenktem Lenker und Sattel. Manche Bike-Enthusiasten haben in ihrem Cliff 4 x 4 darum das Bett um rund zehn Zentimeter hochgesetzt, was allerdings Liegelänge und Kopffreiheit einschränkt.

Die Bordtechnik des Sunlight zeigt sich klassengerecht. Die Tanks fassen 100 Liter Frisch- und 90 Liter Abwasser. Neben der 95-Ah-Blei-AGM-Serienbatterie ist noch Platz für ein zweites Exemplar, das im Dauertestwagen mit an Bord war. Damit kann man ganz gut zurechtkommen. Das Kontrollbord über der Schiebetür ist allerdings an Schlichtheit kaum zu überbieten. Es begnügt sich mit den absolut notwendigsten Grundfunktionen.

Nachgerüstetes Zubehör

promobil-Dauertestwagen dienen meist auch als Basis für die Nachrüstung von Zubehör. Als Erstes erhielt der Sunlight eine Biotioo-Trockentrenntoilette (TTT) installiert statt des Serien-Kassetten-WCs. Die hochwertige, weitgehend aus Edelstahl gefertigte Biotioo mit Quirl und Ventilator überzeugte vor allem die Nutzer, die länger als nur ein Wochenende damit unterwegs waren. Wenn das System erst einmal läuft und die Besatzung sich darauf eingestellt hat, funktioniert es prima, weitgehend geruchlos und mit längeren Entsorgungsintervallen. Für die kurzzeitige Nutzung durch wechselnde Personen zeigte sich das TTT-Prinzip jedoch als nicht ganz so gut geeignet.

Da der Sunlight-Testwagen nur mit einem fummelig anzulegenden Verdunkelungsvorhang für das Fahrerhaus ausgestattet war, bot es sich an, die gerade neu für den Transit vorgestellte Faltverdunkelung von Dometic einbauen zu lassen. Sie erleichtert das abendliche Verdunkeln tatsächlich sehr. Der Blick in das Weitwinkelfeld des rechten Außenspiegels wird durch den Kunststoffrahmen des Plisseerollos aber ein gutes Stück eingeschränkt.

Außerdem erhielt der Bus ein kräftiges Update der Stromversorgung von Büttner-Dometic mit zwei 75-Wp-Solarpanels, zwei 100-Ah-Tempra-LFP-Batterien sowie einem Batterie-Computer mit Display-Bedienpanel. Damit waren die Besatzungen praktisch jeglicher Stromprobleme ledig. Um die geballte Power wirklich nutzen zu können, fehlte eigentlich noch ein Wechselrichter.

Sunlight Cliff 590 4x4 auf einen Blick

  • Preis: ab 69.499 Euro (aktuell)
  • Basis: Ford Transit AWD, Kastenwagen, Allradantrieb, 122 kW / 165 PS
  • Gesamtgewicht: 3.500 kg
  • Länge/Breite/Höhe: 5.980 / 2.060 / 2.840 mm
  • Empfohlene Personenzahl: 2
  • Baureihe: Alle Cliff-Modelle, außer dem 590 4 x 4, basieren auf dem Peugeot Boxer oder Fiat Ducato mit Vorderradantrieb. Fünf Grundrisse in drei Fahrzeuglängen stehen dabei zur Auswahl.

Nach neun Monaten musste der graue Bus die Redaktion leider schon wieder verlassen. In dieser Zeit erwies sich der Transit als zuverlässig und der Ausbau – bis auf Kleinigkeiten – als weitgehend robust. Dort, wo gefordert – im Winter in Schweden, auf der tiefmatschigen Campingwiese am Nürburgring, beim Offroad-Training in der Kiesgrube und auf albanischen Hinterlandpisten –, zeigte der Allrad mit Höherlegung und AT-Reifen, dass er wirklich etwas kann und den Cliff 4 x 4 so schnell nichts aufzuhalten vermag. Der Rammbügel an der Front ist allerdings vor allem Show – im Gelände stört er sogar eher, weil man damit vorn schneller aufsetzt als ohne. In der Praxis diente er immerhin zum Anketten des Fahrrads. Und als Montagebügel für die starken LED-Zusatzscheinwerfer: Sie sind als Fernlichtersatz angeschlossen und machen die Nacht tatsächlich fast zum Tag – und damit dem "Sunlight" alle Ehre.