Der Name Titan ist noch recht neu im Frankia-Programm. Er steht für etwas, das auch in gehobenen Preisklassen Seltenheitswert hat: Eine echte Komplettausstattung. Vom Navi bis zur Markise ist der Titan reisefertig ausgerüstet. Alle weiteren Optionen fallen unter die Rubrik Individualisierung. Titan steht außerdem für eine Elektrik der Extraklasse. Solaranlage, Lithium-Batterie und Wechselrichter sollen auch ohne Anschluss eine Stromversorgung wie zu Hause sichern. Mal sehen, wie das in der Praxis funktioniert.

Bevor es losgeht, steht die Fahrt zur Waage an. Hier bleibt die Vollausstattung nicht unbemerkt. Es bleibt kaum mehr als eine halbe Tonne Zuladung. Daher erscheint die Auflastung auf 5,5 Tonnen für den sonst so großzügigen Titan kein übertriebener Luxus. Eröffnet sich doch hinter den Außenklappen reichlich Freiraum. Gewichtiges Gerät in der hohen Garage verbessert überdies die hintere Achslastverteilung. Beim Beladen fällt aber ebenso auf, dass Aufbautür gemessen am Fahrzeugformat schmal geraten ist. Fast allen Außenklappen fehlt eine Arretierung, so dass sie im geöffneten Zustand an die Seitenschürzen stoßen.
Sinnvollerweise rüstet Frankia den Titan mit dem stärksten Fiat-Motor aus; auch die ebenfalls serienmäßige Comfortmatic passt gut dazu. Das automatisierte Getriebe fördert genauso wie die ausgewogene Federung eine ruhige Fahrweise. Genusssteigernd wirkt sich dabei die gute Lärmdämmung aus und die Tatsache, dass beim Testwagen kaum Nebengeräusche stören. Mit den Sichtverhältnissen im Fahrerhaus kommt man auf Anhieb gut zurecht. Versteckt liegen allerdings die Schalter für die Spiegelverstellung und die beheizbare Frontscheibe. Ergonomisch günstiger könnte auch der Zuziehgriff an der Fahrertür angebracht sein.

Am Urlaubsziel wandelt sich das Fahrerhaus denkbar einfach zum Wohnzimmer. Ein kleiner Handgriff und die gedrehten Sessel heben sich auf das – bedingt durch den hohen Doppelboden – erhöhte Niveau der übrigen Einrichtung. Hinsichtlich des Komforts gibt es keinen Niveauunterschied. Man sitzt auf allen Plätzen sehr gut. Nicht minder bequem kann man sich später in die Horizontale begeben. Matratzen und Unterfederung der Einzelbetten erfüllen höchste Ansprüche. Der Zuschnitt der Liegeflächen mit einem großen gemeinsamen Kopfende ohne Zusatzpolster erweist sich als gelungen. Nur die Länge wirkt unnötig knauserig. Ein paar Zentimeter mehr Außenlänge hätten dem I 790 GD nicht geschadet, um ein echtes Zwei-Meter-Bett an Bord zu haben.
Das gibt es überraschenderweise im Bug. Als eine der wenigen Optionen ist im Testwagen das sogenannte Duo-Bett eingebaut. Es ist eine Überlegung wert, wenn man oft zu viert unterwegs ist: Nach dem elektrischen Absenken wird die Liegefläche ausgezogen und so zum Doppellängsbett – das allerdings die Sitzgruppe weitgehend blockiert. Sonst kennt der Titan keinen Platzmangel. Das Raumbad wird seiner Bezeichnung bestens gerecht. Zudem machen die verwendeten Materialien den fühlbaren Unterschied, etwa die Glastüren der großen Dusche oder das stabile Waschbecken. Nicht nur schick, sondern auch praktisch ist der Wasserhahn mit Wandauslauf. Man wünscht sich aber etwas mehr Abstellfläche auf dem nur angedeuteten Waschtisch.

Davon hat die Küche ausreichend zu bieten. Zumindest wenn man die Abdeckungen gezielt als Abstellfläche nutzt. So kann man das Brettchen über der Spüle als Erweiterung in einen Auszug einlegen. Auf jeden Fall gönnt Frankia den wesentlichen Küchenelementen den nötigen Raum. Ein zentraler kräftiger Kocher nimmt es auch mit große Töpfen oder Pfannen auf, was ebenso für die voluminöse Spüle gilt. Kochambitionen unterstützt außerdem der Backofen oberhalb der Kühlschranks gegenüber. Ebenso wichtig: Egal ob Flaschen, Gewürze, Küchenpapier, Topflappen oder feuchte Geschirrtücher – alles findet sofort seinen Platz. Weil Vorräte und Geschirr in den großen Küchenauszügen unterkommen, bleibt der raumhohe Schrank neben dem Kühlschrank flexibel nutzbar.
Die Kleidung passt locker an die vorgesehenen Stellen im Schlafzimmer, Schuhe ins Bodenfach am Einstieg. Die Sitztruhen werden glücklicherweise nicht für Alltagsdinge benötigt. Sie lassen sich nur nach dem Abnehmen aller Polster vernünftig öffnen.
Bordtechnik
Die Bordtechnik verschwindet nahezu unsichtbar im Doppelboden. Und dennoch trumpft der Titan in diesem Punkt so richtig auf. Typisch für Frankia hat eine zweite Toiletten-Kassette zur Reichweitenverlängerung ihren festen Platz. Die Wassertanks sind groß, aber vor allem auch schnell zu befüllen beziehungsweise zu entleeren. Im Servicefach steckt eine fest montierte Schlauchtrommel für Frischwasser und ein flexibles Rohr fürs Abwasser – beides gleich fest an den Tank angeschlossen.
Ebenfass vorbildlich: Das Stromkabel zieht man einfach hinter eine Klappe hervor. Oder auch nicht, denn im sommerlichen Testbetrieb war kein Landstromanschluss nötig. Die große Solaranlage trägt ihren Teil dazu bei, aber auch der Ladebooster. Er signalisiert der Lichtmaschine Ladebedarf, so dass die Batterie selbst auf kurzen Strecken wirksam geladen wird. Und selbst wenn die Sonne ausbleibt und keine Fahrt ansteht, kann man sich lange auf die Lithium-Batterie verlassen, die aufwendige Innenbeleuchtung oder die TV-Anlage nach Herzenslust nutzen oder auch 230-Volt-Geräte an die vom Wechselrichter gespeisten Steckdosen anschließen.

Besonders beruhigend: Das System von Büttner Elektronik zeigt nicht nur den Batteriefüllstand präzise an, sondern unter anderem auch den Solarertrag und – ganz wichtig – wie lange der Akku angesichts der aktuellen Entladesituation durchhält. Während die Elektrik im Sommerbetrieb fast schon unterfordert erscheint, ergänzt sie nicht zuletzt die ohnehin ausgeprägten Wintertalente des Titan. Zu nennen sind hier neben der gut frostgeschützten Wasseranlage und der Alde-Heizung auch der Bugrolladen und die Diesel-Standheizung im Fahrerhaus. Wenn es um Unabhängigkeit in jeder Jahreszeit geht, ist der neue Titan ein echter Riese.
Frankia I 790 GD Titan: Alle Infos
Gurte/Schlafplätze: 4/4
Zulässiges Gesamtgewicht: 5000 kg
L/B/H: 7,86/2,30/3,25 m
Auf- und Ausbau: Sandwich-Bauweise, außen GfK, innen Alu, Isoliermaterial Wand/Dach/Boden XPS-Schaum, Wandstärke Wand/Dach/Boden 35/35/36 mm, Doppelboden, Höhe 350 mm, 5 Kunststoff- Isolierfenster mit Alu-Rahmen, 4 Dachhauben, 1 Panorama-Dachfenster.
Bordtechnik: Gas-Warmwasserheizung/Boiler Alde Compact 3020, 17 Konvektoren (3 x Fahrerhaus, 4 x Sitzgruppe, 2 x Küche, 2 x Bett, 1 x Garage, 5 x Doppelboden), Handtuchhalter-Heizkörper im Bad, Wasseranlage: Frischwasserschläuche, Abwasserschläuche/-rohre, Druckpumpe.
Basisfahrzeug: Fiat Ducato, Alko-Tiefrahmen, Frontantrieb, Vierzylinder-Turbodiesel, Hubraum 2287 cm3, Leistung 130 kW/177 PS bei 3500/min, Drehmo. 400 Nm bei 1500/min, autom. Sechsganggetriebe.
Fahrleistungen: Beschleunigung 0–50/80/100 km/h 9,2/13,3/24,0 s; Elastizität 60–80/100 km/h (4. Gang) 10,9/23,1 s, (5. Gang) 12,2/27,6 s, Testverbrauch 12,9 L/100 km.
Preise:
Grundpreis: 136.900 Euro
(Fiat Ducato 40 H, Motor 130 kW/177 PS) mit TÜV und Zulassungsbescheinigung II
Testwagenpreis: 142.750 Euro
Fazit
Frankia Titan | |
Grundpreis | 136.900,00 € |
Aufbau | Integriert |
Maße | 786 x 230 x 314 mm |
Leistung | 130 kW / 177 PS |
Motor | 2,3l Euro 6 Motor |
Sitze mit Gurt | 4 bis 5 |
Schlafplätze | 4 bis 4 |