Vor gut einem Jahr haben wir in zwei Teilen über die Wasserschaden-Reparatur unseres Redaktionscaravans "Ferdi-Fendt" beim Camping-Doktor berichtet. Dabei erwies sich das Multitool als wichtigstes und vielseitigstes DIY-Werkzeug – ein Thema, das wir hier als Teil unserer Do-It-Yourself-Reihe vertiefen.
Multitool im Einsatz: Vom Workshop zur Praxis
Die Bilder entstanden beim Camping-Doktor Kay Kutzner, genauer gesagt bei einem Benefiz-Workshop, bei dem er die Handhabung des Multitools an einem präparierten Schrott-Caravan demonstrierte. Am speziell präparierten Versuchsmodell, einem alten LMC, konnten die Teilnehmer die Arbeit mit dem Multitool kennenlernen und erste Erfahrungen bei verschiedenen Anwendungsmöglichkeiten sammeln.
Empfehlungen vom Profi: Was lohnt sich?
Kay Kutzner setzt auf das Fein Multimaster AMM 700 Akkugerät (über 300 €), betont aber:
"Für Gelegenheitsnutzer reichen auch Kabel- oder Akkugeräte ab der Hälfte des Preises. Unterschiede zeigen sich vor allem bei Vibrationsdämpfung und Lautstärke."
Sein Tipp: Beim Kauf auf mindestens zwei Sägeblatt-Varianten im Lieferumfang achten. Per Schnellspannvorrichtung lassen sich die Aufsätze, wie das Sägeblatt, wechseln und fixieren – etwa um das Multitool mit einem Schleifaufsatz in einen Deltaschleifer zu verwandeln. Akkugeräte seien zwar teurer, aber durch ihre Flexibilität oft die bessere Wahl.
Praktische Anwendung im Workshop
Im Rahmen des Benefiz-Workshops konnten die Teilnehmer an einem speziell präparierten Versuchsmodell – einem alten LMC-Caravan – erste Erfahrungen mit dem Multitool sammeln. Per Schnellspannvorrichtung lassen sich die Aufsätze, etwa das Sägeblatt, blitzschnell wechseln und fixieren. Mit einem Schleifaufsatz verwandelt sich das Multitool sogar in einen Deltaschleifer, ideal für präzise Oberflächenarbeiten.
Bei der Arbeit mit empfindlichen Materialien wie der Aluminium-Außenhaut kommt es auf Fingerspitzengefühl an: Die Dichtmasse wird vorsichtig erwärmt, bevor ein Spachtel behutsam zwischen Alublech und Holzlattung geschoben wird, um Beschädigungen zu vermeiden. Sobald der Spachtel in Flucht zum geplanten Schnitt sitzt, kann gesägt werden – vorausgesetzt, das Sägeblatt ist scharf. Qualmt es übermäßig, deutet dies auf ein stumpfes Blatt hin, das umgehend ersetzt werden sollte.
Der Sägeaufsatz eignet sich auch zum Entfernen von Isolierungen wie Styropor, allerdings entsteht dabei kleinteiliger Abfall, der besser in geschlossenen Räumen aufgefangen wird. Beim Ablösen der darunterliegenden dünnen Innenverkleidung ist ein flacher Winkel entscheidend, um Schäden an der Wand zu verhindern.
Multitool-Funktionen im Detail
Das Multitool ist ein Alleskönner für Caravan-Reparaturen. Neben den im Workshop gezeigten Fähigkeiten, kann es auch hierfür Anwedung finden:
- Schneiden: Präzises Durchtrennen von Silikondichtungen oder beschädigten Kunststoffteilen.
- Fräsen: Ausarbeiten von Löchern oder Nuten, z. B. für neue Elektrokabel.
- Polieren: Entfernen von Rostspuren oder Glätten von Metallflächen nach dem Schleifen.
- Entgraten: Säubern von Schnittkanten an Holz- oder Kunststoffplatten.
- Vibrierendes Lösen fester Schrauben: Praktisch bei verrosteten Verbindungen.
Budget-Alternativen
Nicht jeder hat ein Multitool zur Hand. Für Leser, die erst in DIY einsteigen, gibt es folgende kostengünstige Alternativen zum Akku-Multitool (ab 80 Euro):
- Schleifen: Handschleifklotz mit Wechselpapier (für kleine Flächen) ab 5 Euro
- Klebeverbindungen lösen: Heißluftföhn und Spachtel kombiniert einsetzen.
- Sägen: Japansäge (ab 15 Euro) für präzise Schnitte in Holz oder Kunststoff.
- Polieren: Stahlwolle oder Schleifvlies für Metalloberflächen (Set ab 7 bis 10 Euro).
Kay Kutzner empfiehlt preiswerte Akkugeräte, doch manche Aufgaben sind auch ohne Elektrowerkzeug machbar – etwa bei kurzen Reparaturen oder begrenztem Budget.
Sicherheitsempfehlungen
Multitools sind praktisch, erfordern aber Vorsicht:
- Schutzausrüstung: Tragen von Schutzbrille (gegen Splitter) und Atemmaske (bei Schleifarbeiten).
- Klingenwechsel: Immer das Gerät vom Strom trennen oder Akku entfernen, bevor Zubehör gewechselt wird.
- Vibrationskontrolle: Bei längeren Arbeiten Handschuhe mit Antivibrations-Polster verwenden, um Durchblutungsstörungen vorzubeugen.
- Materialcheck: Vor dem Schneiden prüfen, ob sich in der Arbeitsfläche versteckte Leitungen oder Schrauben befinden.