Navigationssysteme: Moniceiver vs. Naviceiver? Was ist besser?

Wohnmobil-Navigation Moniceiver vs. Naviceiver
Moniceiver oder Naviceiver? Was ist besser?

Veröffentlicht am 22.03.2024

Als sich vor gar nicht allzu vielen Jahren schnöde Autoradios Schritt für Schritt in Mediacenter mit integriertem Navigationssystem verwandelten, neigte sich das Zeitalter der Straßenkarten auf dem Beifahrerschoß ziemlich schnell dem Ende zu. Zu groß waren die Vorteile, die sich gerade für den flexiblen Reisemobilurlaub, bei dem oft nicht jede Strecke im Voraus geplant ist, damit ergaben. Einzig die hohen Preise der Navisysteme schreckten manchen ab.

Portable Navigationsgeräte, die sich leicht von einem Fahrzeug ins andere umsetzen lassen, boten sich als günstigere Alternative an. Doch dann wirbelte der Siegeszug der Smartphones mit einem geradezu explodierenden Angebot an Apps viele Bereiche des Alltags kräftig durcheinander – auch den der Navigationsgeräte. Google Maps und Apple Karten als kostenlose und ständig aktualisierte Navigations-Programme für iPhone- und Android-Handys schienen zwischenzeitlich sogar jegliche Form von sonstigen Navigationslösungen komplett überflüssig zu machen.

Nach und nach zeigte sich aber, dass die reine Handy-Navigation ihre Nachteile hat gegenüber einem festeingebauten Naviceiver – insbesondere beim Einsatz im Reisemobil: Das Handy-Display ist meist kleiner, die Sprachausgabe schlechter, und die gängigen Navi-Apps bieten keine für Wohnmobile spezifische Routenführung. Mit der Einführung von Apple-Car-Play- und Android-Auto-fähigen Moniceivern wandelte sich das Angebot in diesem Segment erneut.

Im direkten Vergleich: Moniceiver gegen Naviceiver

Alpine

Blaupunkt Cape Town 948 DAB und Hamburg 948 DAB

Kenwood DMX9720XDS Camper und DNR992RVS

Pioneer AVIC-Z1000DAB-C und SPH-EVO950DAB-C

Zenec Z-E3776 + Navisoftware

Unterschiede Moniceiver und Naviceiver

Kurz zum Verständnis: Ein Moniceiver ist im Prinzip ein Naviceiver ohne Navigationseinheit. Der Wortbestandteil "Moni" bezieht sich dabei auf den großen Monitor. Die einzelnen Hersteller bezeichnen diese Produktkategorie teilweise aber auch anders, etwa als Mediacenter. Naviceiver wiederum werden manchmal auch Navitainer genannt.

Doch zurück zur Möglichkeit, das Smartphone per Apple-Car-Play oder Android-Auto mit dem Moniceiver zu verbinden. Der Vorteil ist dabei, dass das Handy in der Tasche bleiben kann. Über den Touchscreen des Moniceivers lassen sich alle wesentlichen Funktionen bedienen sowie die auf dem Smartphone installierten Apps nutzen und auf dem großen Display darstellen. Außerdem profitiert man von der besseren Audioqualität des Moniceivers mit Lautsprecheranlage, sowohl beim Telefonieren wie bei der Navi-Sprachausgabe und natürlich beim Hören der Musik von der persönlichen Spotify-Playlist.

Hat der Naviceiver ausgedient?

Darum stellt sich die Frage, ob der relativ teure, klassische Naviceiver nicht tatsächlich inzwischen ausgedient hat? Kann der meist ein gutes Stück preisgünstigere Moniceiver, gekoppelt mit dem ohnehin vorhandenen Smartphone, nicht inzwischen mindestens ebenso gut navigieren und hat darüber hinaus noch deutlich mehr zusätzliche Möglichkeiten?

Für Fahrer und Fahrerinnen, die nicht als "Digital Native" aufgewachsen sind und die es nervt, in den Tiefen der verschachtelten Einstellungsmenüs wühlen zu müssen, um die Kopplung und optimale Abstimmung von Handy und Moniceiver zu konfigurieren, haben Naviceiver nach wie vor ihren Charme.

Man muss sich nur mit der Bedienung eines Geräts auseinandersetzen, das alles Wesentliche enthält. Die Straßenkarten sind auf dem Gerät gespeichert, sodass die Navigation auch zuverlässig funktioniert, wenn man in einem Funkloch unterwegs ist. Und man muss keine hohen Roamingkosten befürchten, die in Nicht-EU-Ländern wie der Schweiz anfallen, wenn man den Mobile-Daten-Empfang für die Streckenführung braucht.

Fast alle Naviceiver für Reisemobile berücksichtigen inzwischen zudem die Fahrzeugmaße und -gewichte bei der Routenführung, was die ärgerliche Situation vermeidet, dass man plötzlich vor Verbotsschildern für breitere, höhere oder schwerere Fahrzeuge steht und umdrehen muss.

Nicht zuletzt haben spezialisierte Naviceiver häufig eine große Anzahl von Camping- und Wohnmobilstellplätzen als POI (Points of interest) hinterlegt, zu denen man sich bequem hinführen lassen kann.

Für Menschen aber, die im Alltag ohnehin alles mit dem Smartphone erledigen und bei jeder Fahrt – egal ob mit Pkw oder Wohnmobil – sowieso das Handy mit dem eingebauten Gerät koppeln, um die gewohnte Funktionalität auch unterwegs nutzen zu können, ist es nur logisch, sich auch mit einer Navi-App führen zu lassen. Und Applikationen wie Google Maps haben ja auch unbestreitbare Vorteile wie etwa weltweite und ständig aktualisierte Karten – und das kostenlos wie die App selbst. Sehr hilfreich sind auch die Informationen zu Verkehrsbehinderungen quasi in Echtzeit. Da hinkt das sonst übliche TMC-System oft deutlich hinterher. Ärgerlich, wenn man schon in dem Stau steht, vor dem gerade gewarnt wird.

Manche Nachteile der Kombilösung aus Moniceiver und Navi-App auf dem Smartphone lassen sich durch weitere Apps ausgleichen. Etwa dank der promobil-Stellplatzradar-App ist es nicht so gravierend, dass Google Maps keine Wohnmobilstellplätze kennt. Größtes Manko bleibt aber sicherlich, dass keine fahrzeugspezifische Navigation möglich ist, die die Abmessungen und das Gewichtslimit berücksichtigt.

Vor- und Nachteile Moniceiver und Naviceiver auf einen Blick

Allerdings wachsen beide Systeme gerade mehr und mehr zusammen. Das gilt auf der einen Seite für die Geräte. Moderne Naviceiver beherrschen ebenfalls Apple-Car-Play und Android-Auto und überlassen es dem Nutzer, was er verwenden möchte. Bei anderen Herstellern kann der Moniceiver per Software-Update nachträglich noch in einen Naviceiver verwandelt werden.

Mit der Navi-App von Sygic erfolgt aber auch von dieser Seite eine Annäherung. Denn bei dieser App werden die Karten auf dem Smartphone gespeichert, so ist eine Offline-Navigation ohne GSM-Empfang und mobile Daten möglich. Außerdem werden in der Camper-Premium-Version auch Fahrzeugmaße und Gewichte berücksichtigt. Allerdings ist diese App nicht kostenlos, und Kartenupdates sind nur für drei Jahre inklusive. Pioneer und Kenwood liefern die Sygic-Premium-Plus-Version mit Zusatzfunktionen bei ihren Camper-Moniceivern aber kostenlos mit. Aus Konkurrenten werden zunehmend Systeme, die alles können.

Sygic-Navi-App

Navigationssysteme Reisemobil f
Juergen Bartosch

Die fahrzeugspezifische Routenführung ist ein wichtiges Merkmal, das kostenlosen Navi-Apps wie Google Maps, Apple Karten oder Waze fehlt. Sygic bietet neben einer Pkw-Navigation auch eine spezielle Variante für Lkw und Wohnmobile, die Maße und Gewichte berücksichtigt. Allerdings ist die "normale" App-Version nicht Apple-Car-Play- und Android-Auto-fähig. Dazu bedarf es der Premium-Plus-Variante, die noch weitere Funktionen integriert, wie etwa detaillierte Kreuzungsdarstellungen, Fahrspurassistent, Verkehrszeichenerkennung und Verkehrsinformationen in Echtzeit.

Pioneer und Kenwood liefern die Sygic-App in der Premium-Plus-Version inklusive Kartenupdates für drei Jahre bei den Camper-Varianten ihrer Moniceiver gleich mit, für drei (Kenwood) oder fünf (Pioneer) Endgeräte. Was die Sygic-App außerdem von Google Maps & Co. unterscheidet, ist die Offline-Navigationsfähigkeit. Die Karten werden auf das Smartphone geladen, sodass unterwegs keine ständige Mobilfunkverbindung nötig ist. Die "normale" Sygic-Camper-Premium-App kostet ab 59,99 Euro.