Sogar in Baumärkten werden mittlerweile für relativ wenig Geld Funkrückfahrkamerasysteme verkauft. Auf dem einen oder anderen Exemplar mag mancher Camper sogar ein Foto eines Reisemobils entdeckt haben. Auch bei Versendern im Internet finden sich bisweilen mit dem Hinweis „für Reisemobile geeignet“ angepriesene Modelle. Dabei geben die Hersteller zu, dass ihnen größere Fahrzeuge bei der Funkübertragung Probleme bereiten.
Ein Widerspruch, den promobil zum Anlass genommen hat, vier kabellose Rückfahrkamerasysteme zu testen, die weniger als 100 Euro kosten: Luis T6, RFK Integro 3,5, RFK WiFi und das kabellose Funk-Farbrückfahrkamerasystem von Taotronics.
Die Übertragungstechnik der Kamerasysteme
Selbst im niedrigen Preissegment setzen die Hersteller schon unterschiedliche Übertragungstechniken ein. Auf der einen Seite gibt es Kameras mit einem analogen Funksender, der seine Signale an einen mitgelieferten Empfänger schickt, der wiederum an einen TFT-Monitor angeschlossen wird. Das Luis T6 nutzt diese Übertragungsmethode genauso wie das RFK Integro von DNT oder das Kamerasystem des chinesischen Herstellers Taotronics. Dem gegenüber steht das RFK WiFi von DNT, dessen Sender die Bilder per Wireless Lan auf ein Smartphone oder auf ein Tablet sendet. Verwertet wird das Signal von einer App, die kostenlos auf alle Geräte heruntergeladen werden kann.
Beim Test auf einer Funkstrecke ohne Hindernis lieferte das W-LAN-System von DNT die beste Leistung ab. Noch in 30 Meter Entfernung erschien das Bild auf dem Display einwandfrei. Der Wermutstropfen war die leichte Verzögerung, mit der das Bild ankam.
Die analogen Funksysteme lieferten ihre Bilder dagegen ohne erkennbare Verzögerung. Dafür war ihre Reichweite geringer. Auf dem Monitor von Taotronics kam noch in 20 Meter Entfernung ein Bild an, das RFK Integro schaffte etwa zwölf Meter, und das T6 von Luis kam nicht einmal über die Marke von zehn Metern.
Problem: Ein Reisemobil ist keine freie Funkstrecke
Zwischen der Kamera und dem Bildschirm befindet sich ein Ausbau mit vielen Metallteilen, die die Funksignale stören. Deshalb ist es wichtig, die Sendeeinheiten so weit wie möglich nach vorne in die Heckgarage oder den hinteren Teil des Fahrzeugsinnenraums zu verlegen. Bei den Rückfahrkameras von DNT und Taotronics geht das ohne Probleme. Die Luis T6 hat leider nur eine recht kurze Sendeantenne direkt an der Kamera, die an den Nummernschildhalter aufgesetzt wird.
Trotzdem überwinden die Funksignale aller vier getesteten Rückfahrkameras das Hindernis eines sieben Meter langen Reisemobilaufbaus – aber mit gelegentlichen Bildaussetzern. Auf den Bildschirmen zeigen sich dabei allerdings relativ schnell die Vor- und die Nachteile der unterschiedlichen Systeme.
Pluspunkt: Die Blickfelder der Rückfahrkameraysteme
Bei den beiden Modellen von DNT ist die Entfernungsskala ein Pluspunkt, die auf dem TFT-Bildschirm oder von der App auf dem Smartphone angezeigt wird. Sie beginnt bei zwei Meter Entfernung vom Heck und endet bei 40 Zentimeter. Über den Neigungswinkel der Kamera, die in den Nummernschildhalter integriert ist, lässt sich die Skala sogar genau justieren. Hindernisse auf dem Boden, die Stoßstangen von Autos hinter dem Reisemobil oder Bordsteine sind dann nicht mehr zu übersehen.
Ein ähnliches Blickfeld bietet sich auf dem Monitor der Luis T6, allerdings ohne die Hilfslinien mit den Entfernungsangaben. Was auf dem Bildschirm der Luis T6, der RFK Integro und auf dem Smartphone bei der RFK WiFi nicht zu sehen ist, sind höhergelegene Hindernisse wie Äste von Bäumen oder Hecken. Durch den niedrigen Sitz der Kameras fehlt auch der Eindruck von der Breite des Reisemobils.
Den bietet dagegen die Rückfahrkamera von Taotronics. Das liegt am Anbauort der Kamera, weit oben an der Heckwand. So überblickt sie fast das gesamte Heck. Wer sich auf sein gesundes Augenmaß verlässt und keine Skala braucht, dem bietet die Rückfahrkamera von Taotronics das beste Blickfeld hinter das Reisemobil.
Was dem Modell des chinesischen Herstellers aber Abzüge beschert, ist der Bildschirm. Er ist zwar der größte, Konturen und Kontraste sind relativ weich und schlechter zu erkennen. Kein Vergleich zur RFK WiFi von DNT, deren Bild dank des hochauflösenden Handy-Displays sehr scharf ist. Die RFK Integro und die Luis T6 liegen in dieser Testkategorie im Mittelfeld.
Wie kommt es zu den Bildaussetzern?
Die Bildaussetzer, die alle vier Testmodelle beim Betrieb am sieben Meter langen Reisemobil bisweilen zeigen, sind aber ein Problem. Sie zwingen die Fahrer dazu, kurz anzuhalten, bis das Bild wieder steht. Sonst kann es im Ernstfall teuer enden.
Auf die Schwierigkeiten angesprochen, geben die Hersteller DNT und Luis ähnliche
Erklärungen ab: Innerhalb Deutschlands ist der Privatfunk nur auf Frequenzen im Bereich von 2,4 Gigahertz und mit einer maximalen Sendeleistung von 50 Nanowatt erlaubt. Deshalb seien die kabellosen Rückfahrsysteme stark genug, um die Funkwellen im Inneren eines Autos problemlos vom Heck bis zur Frontscheibe zu schicken, bei Reisemobilen wird es mit jedem Meter Länge dagegen schlechter. Deshalb müssen Sender und Empfänger so nahe wie möglich zusammengebracht werden.
Fazit: Günstig ist nicht immer gut
Wer an seinem Reisemobil eine zuverlässige Funkrückfahrkamera nachrüsten will, sollte besser tiefer in die Tasche greifen. Bei günstigeren Systemen empfehlen Luis oder DNT dagegen für größere Fahrzeuge die kabelgebundene Variante. Bei der DNT Integro und bei Taotronics liegt das passende Kabel sogar schon mit in der Schachtel der Funkrückfahrkameras. Luis bietet ein System mit ähnlichem Lieferumfang für 119 Euro an.