Nahezu unvorbereitet trifft einen die bullige Hitze wie ein Schlag ins Gesicht. Von einem Schritt zum anderen herrschen plötzlich 50 Grad Celsius. Nein, wir pilgern gerade nicht durch die Zentralsahara, sondern starten im beschaulichen Siegen, bei Dometic im Messlabor, bereits die zweite Testreihe unseres Praxisversuchs zum Thema Absorberkühlschrank.

Im Hochsommer ist dessen Kühlleistung immer wieder Gegenstand von Diskussionen, die umso emotionaler geführt werden, je wärmer das Bier gerade ist. Was vom Bordkühlschrank tatsächlich erwartet werden darf, das haben wir daher nach praxisnahen Vorgaben in mehreren Versuchsreihen unter idealen Laborbedingungen ermittelt. So wollten wir wissen, ob der Bordkühlschrank besser an 230 Volt oder im Gasbetrieb kühlt und wie rasch das bei 30 Grad Außentemperatur geht. Ferner haben wir ergründet, ob der Inhalt auch noch bei 40 Grad Celsius genießbar bleibt und ob unter diesen Bedingungen der Einbau eines Zusatzlüfters wirklich etwas bringt. Die Ergebnisse – so viel vorab – sind aufschlussreich.
Tatsächlich stößt die Absorbertechnik irgendwann einmal an ihre Grenzen, denn funktionsbedingt liegt nach den Gesetzen der Physik das absolute Kühlvermögen bei rund 25 bis 27 Kelvin, also bei einer Temperaturdifferenz zwischen innen und außen von 25 bis 27 Grad – „je nach Konstruktion, Auslegung des Aggregats und der Fertigungstoleranzen“, wie Mario Bogun, Technical Manager bei Dometic, betont.
Testergebnisse aus der Klimakammer
Für die Entwicklung der hauseigenen Produkte hat Dometic ein hochmodernes Klimalabor mit mehreren Klimakammern und umfangreicher telemetrischer Datenerfassung eingerichtet. Tatsächlich sind für Untersuchungen an Kühlschränken immer gleich zwei Kammern erforderlich. In der einen werden die Bedingungen im Fahrzeuginnern dargestellt, in der direkt anschließenden jene, die außerhalb des Fahrzeugs herrschen. Für die Messungen wird der Kühlschrank selbst in ein spezielles Schrankelement installiert, das mit seiner mit den Original-Lüftungsgittern versehenen Rückseite in die „Draußenkammer“ hineinragt.

Gas- oder Strombetrieb machen, so unsere Ergebnisse, tatsächlich einen Unterschied, wobei mit Strom der stationäre Anschluss ans 230-Volt-Netz gemeint ist. Hier kann der Testkandidat, ein RMD 10 5 XT neuester Generation, den Vorteil seiner starken Heizpatrone voll ausspielen. Prinzipiell kühlt der Absorber auch auf 12 Volt noch vernünftig, ist aber aufgrund der durchs Bordnetz begrenzten Stromaufnahme etwas eingeschränkt.
Aus der Vielzahl der Messkurven haben wir der Übersichtlichkeit wegen in allen unseren Praxisversuchen die aussagekräftigsten ausgewählt und in den Diagrammen in der Bildergalerie dargestellt. Wichtig natürlich: die gemittelte Temperatur im Hauptfach. Zusätzlich erfassen wir den Temperaturverlauf in einer der fünf Halbliterflaschen in der Kühlschranktür. Wie kalt es im Frosterfach ist, auch das zeigen die Diagramme. Und sie geben auch Auskunft, welche Temperaturen hinter dem oberen Lüftungsgitter herrschen, denn sie bestimmen nachdrücklich die gesamte Kühlleistung – Stichwort: absolutes Kühlvermögen.
Beim Vergleich fällt auf, dass mit Gas die Kühlung etwas rascher einsetzt. Hier herrschen im Frosterfach nach 54 Minuten 0°C. Mit 230 Volt dauert es zwar 77 Minuten, dafür kommt man aber auf tiefere Temperaturen. Beispiel Hauptfach nach 20 Stunden: 4,4 statt 6,9 °C. Grund ist, dass der Gasbrenner durch seine Abwärme den Schacht zusätzlich etwas aufheizt. Das zeigt sich an den um durchschnittlich 3,6 Grad höheren Temperaturen hinter dem oberen Lüftungsgitter.
Weshalb es sinnvoll ist, möglichst gut vorgekühlte Lebensmittel und Getränke einzulagern, zeigt die Tatsache, dass die umgebungswarmen Flaschen in der Kühlschranktür im Strombetrieb gut zwölf und auf Gas fast 17 Stunden brauchen, um auf 10 °C herunterzukühlen. Im Hauptfach selbst ist diese Grenze nach sechseinhalb respektive knapp neun Stunden erreicht.

Wenn 40 Grad herrschen im Außenbereich, wird es für den Absorberkühlschrank richtig eng. Kühlschränke werden nämlich nach sogenannten Klimaklassen eingeteilt und produziert. In unseren Breiten ist die Klimaklasse SN (Subnormal) üblich, die für Temperaturen zwischen +10 und +32 °C ausgelegt ist. Für Klimazonen über 40°C wäre ein Modell der Klasse T (Tropen) nötig.
In unserem Beispiel ist direkt nach dem Hochfahren der Kammertemperatur (etwa bei 460 Minuten) ein rascher Anstieg der Temperaturkurve am oberen Lüftungsgitter zu registrieren. Und das hat natürlich Auswirkungen auf den Innenbereich: Im Hauptfach steigt die Temperatur binnen vier Stunden von 3,8 auf 14,9 °C. Nach längerer Zeit stabilisiert sich die Kurve im Bereich um 20 Grad – zu warm für ein erfrischendes Getränk und ganz bestimmt bedenklich für leicht verderbliche Lebensmittel. Ähnlich sieht es im Frosterfach aus, wo ein zwar geringerer, aber dennoch signifikanter Temperaturanstieg aufgezeichnet wird.
Abhilfe verspricht der Einsatz eines Lüfterventilators. Der schafft es nach unseren Messungen tatsächlich, einen für die subnormale Klimazone ausgelegten Kühlschrank gewissermaßen unter tropischen Bedingungen zu betreiben. Regelbetrieb findet hier naturgemäß nicht mehr statt, das Absorber-Kühlsystem muss vielmehr volle Pulle arbeiten. Allein jedoch der vom Gebläse unterstützte Luftstrom reduziert das Temperaturniveau hinter dem Lüftungsgitter um fast zehn Grad, was dazu führt, dass auch die Innentemperaturen wieder nach unten tendieren. Die stabilisieren sich nach einer gewissen Zeit wieder bei knapp –18 °C im Frost- und bei etwas über 10°C im Hauptfach. Die Temperatur in den Flaschen hinkt etwas nach. Kein Grund jedoch, nicht mit den Nachbarn auf unsere mobilen Kühlschränke anzustoßen.

Brandneu laufen sie vom Band, die Dometic-Kühlschränke der Serie 10. Knaus sowie Niesmann+Bischoff werden sie einbauen. Und sie haben einige Besonderheiten aufzuweisen. Am auffälligsten: Tür und Frosterfach lassen sich erstmals von beiden Seiten aus öffnen. Die Vertikalleisten geben dann die Verriegelung frei, blockieren sich aber gegenseitig. Dazu gibt es eine seitenhohe Innenbeleuchtung, ein elegantes Bedienpanel sowie eine stärkere 230-Volt-Heizpatrone mit 250 statt 190 Watt. Und die 10er-Serie lässt sich in die CI-Bus-Steuerungstechnik einbinden.
Kühlschrank-Ventilator nachrüsten
Für frischen Wind und bessere Kühlung sorgt ein zusätzlicher Lüfter. Den gibt es passend für die Dometic-Kühlschränke für rund 50 Euro. Im Set sind alle Montagematerialien, Anschlussleitungen sowie ein Thermoschalter, der den Lüftereinsatz steuert, enthalten. Dometic hat an der Kühlschrankrückseite schon entsprechende Montagebohrungen vorgesehen. Eine zusätzliche Montageplatte verstärkt die Rückwand.
Der Montageort unterhalb des Absorbers ist so gewählt, dass die heiße Luft gezielt nach oben zum Lüftungsgitter abgeleitet wird. Unsere Messungen zeigen, wie effizient so ein Lüfter ist.
Die richtige Beladung ist enorm wichtig. Bei zu vollem Kühlschrank oder wenn Löcher in Einlegeböden abgedeckt werden, kann die Luft nicht richtig zirkulieren. Auch sollte der Bereich vor dem Fühler nicht mit kalten Gegenständen zugestellt werden, denn sonst reagiert er verzögert auf neu eingelagerte Lebensmittel. Eventuell am Zielort beide Lüftungsgitter abnehmen, denn die innenliegende Fliegengaze behindert etwas den Luftdurchsatz. Das probateste Mittel ist natürlich ein Zusatzlüfter.
Energetisch ist Gas die günstigste Wahl. Im Mittel braucht ein Gerät 270 bis 300 Gramm Gas pro Tag. Obwohl im Normalbetrieb bei durchschnittlichen Außentemperaturen die Regelung dafür sorgt, dass die Elektropatrone nur zu etwa 60 Prozent aktiv ist, kann bei den Strompreisen auf manchen Stell- oder Campingplätzen der 230-Volt-Betrieb spürbar teurer werden. Allerdings ist die Gas-Beschaffung dann wieder ein Thema; Landstrom ist schlichtweg komfortabler.
Prinzipiell sind Kühlschrank und dessen Aggregat wartungsfrei. Lediglich der Gasbrenner sollte jährlich, insbesondere nach langen Standzeiten, gereinigt werden. Das kann der Camper meist selbst erledigen. Ideal wäre es, den Gasbrenner über die Standzeit hinweg einmal im Monat in Betrieb zu nehmen.