Praxis: Einbau einer Anhängekupplung Christian Hass
Praxis: Einbau einer Anhängekupplung
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Praxis: Einbau einer Anhängekupplung 15 Bilder

Praxis-Tipp Einbau einer Anhängerkupplung

Praxis-Tipp Einbau einer Anhängerkupplung Haken Dran

Als Zugfahrzeug für Auto-, Boots- oder Pferdeanhänger taugen Reisemobile ähnlich gut wie Pkw. Beim Nachrüsten einer Anhängerkupplung gibt es einiges zu beachten. So funktioniert es.

Wohnmobile zeichnen sich vor allem durch ihre Flexibilität aus. Verlockend ist, nicht an einen Urlaubsort gebunden zu sein. Und das eigene Heim samt Ausrüstung ist immer dabei. Gehören dazu aber Motorräder oder Auto, sollen Boot oder gar Pferd mit auf eine Tour, stoßen die meisten Mobile schnell an ihre Grenzen. Abhilfe kann eine Anhängerkupplung schaffen. Sperriges oder schweres Gepäck reist dann in einem separaten Anhänger in zweiter Reihe mit. Um den Einbau einer Anhängerkupplung exemplarisch darzustellen, erhielt der promobil-Dauertestwagen – ein Adria Matrix Plus M 680 SP - einen Haken. Kupplungsspezialist Linnepe unterstützte mit Material und Know-how.

Welche Anhängerkupplung für welches Mobil?

Zunächst gilt es zu klären, welche Anhängerkupplung für das jeweilige Fahrzeug die richtige ist. Hier spielen verschiedene Faktoren eine Rolle. Handelt es sich um ein aufgebautes Wohnmobil, muss in der Regel der Hecküberhang durch eine Rahmenverlängerung überbrückt werden, damit die Kupplungskugel nicht unter dem Aufbau sitzt. Besitzt das Mobil bereits eine Rahmenverlängerung, ist zu prüfen, ob diese ausreichend tragfähig ist.

Da manche ab Werk eingebauten Rahmenverlängerungen hauptsächlich als Montagehilfen dienen und wenig tragende Wirkung haben, müssen sie beim Einbau der Anhängerkupplung getauscht werden. Weiter ist der benötigte D-Wert für die Anhängerkupplung zu ermitteln. Er bezeichnet das Maß für die maximale Belastung der Konstruktion. Mit Hilfe der Angaben aus den Zulassungspapieren, nämlich den zulässigen Gesamtgewichten von Fahrzeug und Anhänger, lässt er sich nach einer feststehenden Formel berechnen.

Voraussetzungen für eine Anhängerkupplung

Neben dem D-Wert muss auch die zulässige Anhängelast des Wohnmobils den Anforderungen genügen. Dabei ist es wichtig zu prüfen, ob der Hersteller des Aufbaus die Vorgaben des Basisfahrzeugs einschränkt. Etwaige Abweichungen sollten auf einer zweiten Plakette, die sich oft im Motorraum findet, ablesbar sein.

Die Auswahl und Bestellung der passenden Teile übernimmt meist die Werkstatt, die auch den Einbau vornimmt. Wer den Umbau einem Fachbetrieb, beispielsweise dem Wohnmobilhändler, überlässt, beugt im Schadensfall auch etwaigen Haftungsfragen vor.

Die Mechaniker dort verfügen auch über entsprechende Erfahrung, um nötige Zusatzarbeiten durchzuführen. Da jeder Aufbauhersteller eigene Konstruktionsprinzipien verfolgt, sind unter Umständen der Abwassertank zu versetzen oder die Standstützen umzubauen. Der Einbau der Anhängerkupplung beginnt mit der Befestigung der Halterungen. Diese kann man, je nach Platzverhältnissen am Unterboden des Fahrzeugs, innen oder außen an das Originalchassis anschrauben. Ebenso werden die Rahmenverlängerung und die Quertraverse per Schraubverbindung miteinander fixiert. Wichtig: Ähnlich wie beim Reifenwechsel sollten alle Schrauben, hier nach 1000 Kilometern, kontrolliert und nachgezogen werden.

Für die abschließend herzustellende Stromverbindung der Beleuchtungsanlage ist am Originalchassis bereits ein Zentralstecker vorgesehen. Das Modul mit der Steuerung findet seinen Platz am besten neben der Starterbatterie im Fahrerhaus. Dort ist es vor Feuchtigkeit geschützt.

Zeit und Kosten der Anhängerkupplung-Montage

Für den Einbau einer Anhängerkupplung benötigt ein Mechaniker in der Werkstatt rund vier Stunden, je nach Zusatzarbeiten für die Vorbereitung des Fahrzeugs entsprechend länger. Das führt zu Montagekosten von rund 400 Euro. Je nach Region und Fachbetrieb kann es jedoch durchaus Unterschiede geben. Dazu kommen die Kosten für das Material. Die am Dauertestwagen angebaute Anhängerkupplung kommt inklusive Rahmenverlängerung auf 795 Euro, für den Elektriksatz werden noch einmal 199 Euro fällig.

Der letzte Arbeitsschritt besteht darin, das Typenschild am Fahrzeug anzubringen. Neben technischen Daten wie der Stützlast oder dem D-Wert ist dort auch die sogenannte E-Nummer eingetragen. Diese Prüfnummer – die mit einem "E" beginnt – zeigt, dass das Bauteil nach europäischer Norm geprüft und europaweit zugelassen ist. Somit entfällt eine gesonderte Abnahme der Anhängerkupplung durch den TÜV und eine Eintragung in die Zulassungsbescheinigung.

Notieren sollte man sich jedoch das neue Leergewicht des Fahrzeugs. Der komplette Bausatz der Linnepe-Anhängekupplung mit Rahmenverlängerung, Quertraverse und Elektriksatz wiegt in diesem Fall rund 47 Kilogramm. Damit verringert sich zwar die Zuladung des Reisemobils, den Einsatzbereichen und Transportmöglichkeiten sind so aber noch weniger Grenzen gesetzt als zuvor.

Checkliste: Anhängerkupplung

Anhängerkupplungen gibt es in den verschiedensten Varianten für fast alle Reisemobiltypen. Bei der Auswahl müssen ein paar Fragen geklärt werden. Manches lässt sich anhand der Fahrzeugpapiere herausfinden, anderes muss am Fahrzeug selbst begutachtet werden. Mit folgender Checkliste vergessen Sie nichts:

  • Haben die geplanten Fahrer den passenden Führerschein?
  • Welche Lasten möchte ich ziehen und reicht dafür die freigegebene Anhängelast?
  • Genügt auch das zulässige Zuggesamtgewicht?
  • Reicht zudem die zulässige Hinterachslast, um das Mehrgewicht der Anhängerkupplung und die Stützlast des Anhängers zu verkraften? (Hebelwirkung des Hecküberhangs beachten!)
  • Ist bereits eine Rahmenverlängerung angebaut und ist diese tragfähig genug für die Anhängerkupplung?
  • Sind Anbauteile wie Heckstützen oder Wassertanks im Weg und können diese gegebenenfalls versetzt werden?
  • Welchen D-Wert muss die Anhängerkupplung mindestens haben? (Berechnung anhand der nachfolgenden Formel.)

D bezeichnet den erforderlichen D-Wert in Kilonewton (kN)
G (K) bezeichnet das zulässige Gesamtgewicht des Fahrzeugs in Tonnen (t)
G (A) bezeichnet das zulässige Gesamtgewicht des Anhängers in Tonnen (t)
g bezeichnet die Erdbeschleunigung (9,81 m/s2)

Blickpunkt Fahrvorschriften: Zulässiges Zuggesamtgewicht

Genau wie beim Pkw ist neben dem Gesamtgewicht auch die Anhängelast des Reisemobils begrenzt. Aufschluss gibt der Fahrzeugschein. Unter den Ziffern O.1 und O.2 schreibt der Fahrzeughersteller vor, welche Anhängelasten gebremst und ungebremst gezogen werden dürfen. Das zulässige Zuggesamtgewicht setzt sich aus dem zulässigen Gesamtgewicht von Fahrzeug und Anhänger zusammen. Für den Adria Matrix Plus M 680 SP bedeutet dies:

  • Zulässiges Gesamtgewicht des Fahrzeugs: 3500 kg
  • Zulässige Anhängelast (gebremst): 2000 kg
  • Zulässiges Zuggesamtgewicht: 5500 kg

Achtung: Abweichungen des zulässigen Zuggesamtgewichts zwischen Hersteller von Aufbau und Basisfahrzeug sind nicht selten. Achten Sie beim Check unter der Motorhaube auf eine eventuelle zweite Plakette mit abweichenden Angaben. Dann sind die eingeschränkten Werte des Reisemobilherstellers einzuhalten.

Führerscheinklassen

Seit der Umstellung der Führerscheinklassen zum Januar 1999 muss für Anhänger über 750 kg ein zusätzlicher Führerschein gemacht werden. Wer seine Fahrerlaubnis jedoch schon vorher erworben hat, braucht keine Einschränkungen zu befürchten. Aus dem Führerschein der Klasse 3 wurden folgende Kategorien:

  • Klasse B: Fahrzeuge bis 3,5 t mit Anhänger bis 750 kg
  • Klasse BE: Fahrzeuge bis 3,5 t mit Anhänger über 750 kg
  • Klasse C1E: Fahrzeuge bis 7,5 t mit Anhänger über 750 kg

Tempolimits

Für Gespanne gelten andere Geschwindigkeitsbegrenzungen als für das Mobil im Solo-Betrieb. Auch im Ausland unterscheiden sich die Vorschriften. In Deutschland gilt Folgendes:

  • Tempo 50: Alle Gespanne in geschlossener Ortschaft
  • Tempo 60: C1E-Gespanne auf Landstraßen
  • Tempo 80: BE- und C1E-Gespanne auf Autobahnen
  • Tempo 100: BE-Gespanne mit 100-Plakette auf Autobahnen
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