Niesmann+Bischoff Smove und Carthago Chic C-Line T
Vergleichstest der zwei Luxus-Teilintegrierten

Sportlich elegant gestylt trifft der neue Smove von Niesmann+Bischoff in der Edelklasse auf den ebenso markanten, optimierten Carthago Chic C-Line T. Eine erste Standortbestimmung.

SMOVE von Niesmann+Bischoff
Foto: Andreas Becker

Vollmundig wie von der Marke gewohnt klingt die Ankündigung. Erfolgreich mit den Integrierten Arto und Flair feiert Niesmann + Bischoff seinen neuen Smove als „ersten teilintegrierten Liner“. Wir prüfen die Faktenlage erneut. Was sind schon Worte angesichts dieser Formen? Ein Hingucker ist er allemal. Mehr als das: eine optische Sensation. Aufwendige Anbauteile auf den Türen verschmelzen das Fahrerhaus mit der Kabine. Die flache T-Haube mit der markanten Erhöhung wölbt sich weit über den Aufbau, der fast wie ein nahtloses Monocoque wirkt. Der eigene Frontstoßfänger stellt zumindest optisch die Verwandtschaft zu den Integrierten her.

Teilintegrierte Reisemobile

Niesmann + Bischoff Smove

Die Proportionen und der lange Radstand lassen den Niesmann + Bischoff Smove kompakter wirken, als er ist. Die vier Modelle, je zwei mit Querbett und Einzelliegen, sind zwischen 6,93 und 7,40 Meter lang. Die Höhe beschränkt sich auf 2,77 Meter.

Das und die starke Wölbung des Dachs deuten es an: Auf ein Hubbett verzichtet der Hersteller. Wer die sportliche Linie ins Auge fasst, versteht die Entscheidung, auch wenn die Zielgruppe dadurch kleiner wird. Nach einem längst vergessenen Versuch in den 80er Jahren und einem viel beachteten, aber zu experimentellen vor zehn Jahren stehen wir vor dem ersten ernst zu nehmenden Anlauf der Marke im teilintegrierten Segment. Wer mag, kann tatsächlich schon bald zuschlagen. Bei 78.920 Euro Grundpreis geht es los.

Carthago Chic C-Line T

In der gehobenen Klasse trifft der Niesmann + Bischoff Smove auf wenige, aber etablierte Konkurrenten wie den fast gleich teuren Carthago Chic C-Line T. Der nimmt die Herausforderung mit vielen Optimierungen zur neuen Saison an. Und auch der C-Line T schlägt mit neuem Stoßfänger und großem Grill die Brücke zum bekannteren I-Modell. 

Drei Grundrissvarianten ab 7,34 Meter Außenlänge gibt es. Zwei davon haben Einzelbetten, eines ein Queensbett. Mit 2,89 Meter ist der Chic höher als der Smove. Ein Hubbett hat er jedoch ebenfalls nicht. Die Bestimmung ist klar: Beide wollen auf Reisen anspruchsvolle Paare verwöhnen. Und beiden gelingt das auf sehr unterschiedliche Weise.

Interieur: Moderne Eleganz vs. opulentes Holzdekor

Das Interieur des Smove spricht mit seiner reduzierten Eleganz den modernen Geschmack an. Helles Holzdekor mit feiner Oberflächenstruktur und weiße, grifflose Fronten unterstreichen den loftartigen Charakter. Viel Licht kommt durch die zwei Dachfenster über der Sitzgruppe. Die Dachschränke ziehen sich in einer Linie um den Dachausschnitt unter der T-Haube und weiten sich nach hinten. Das schafft Luftigkeit im Wohnraum. Von der kleinen Küche sieht man im abgedeckten Zustand nur ein großes Sideboard. Seine Berufung als Reisemobil verleugnet der Smove dennoch nicht. Experimente verkneift man sich bei Niesmann + Bischoff. Alle Einrichtungselemente und -funktionen wie Sitzgruppe, Bad und Bett sind vorhanden. 

Grundrisse und Zuladung

Zwei Salon-Konfigurationen stehen zur Wahl. Besonders offen wirkt der Smove mit zwei Seitensofas; Klappsitze mit Gurt gibt es als Extra. Version zwei ist eine Barsitzgruppe, bisher einmalig bei Teilintegrierten. Durch diverse Kissenstoff-Variationen lässt sich das Ambiente individuell auf den persönlichen Geschmack abstimmen. 

Der Sanitärraum des Carthago Chic C-Line T 6.9 ist relativ klein. Trotzdem entsteht bei Bedarf eine große Dusche. Dazu lässt sich die Spiegelwand zur Seite schwenken, wobei das Waschbecken in einer Nische unterm Bett verschwindet, und die Toilette nach vorn schieben, was einigen Stauraum in der Küche kostet. 

Im Heck haben Käufer zwei Optionen: Entweder sie wählen ein Querbett, müssen dann zwar beim Einsteigen übereinanderklettern, haben aber ein Fahrzeug unter sieben Meter Länge. Oder sie ziehen den komfortablen Zugang zu Einzelbetten vor. Mit 7,40 Meter Länge wird der Smove zwar nicht wesentlich unhandlicher, aber auf jeden Fall schwerer. In Grundausstattung soll er mit 3,5 Tonnen auskommen. 

Auch Carthago bietet den Chic C-Line T nur optional mit Auflastung an. Der vorgestellte T 4.9, als Integrierter ein Bestseller, kommt auf exakt 7,40 Meter und damit viel Platz für das Leben unterwegs. Sein gediegenes Ambiente bedient das konservativere Stilgefühl. Mit klassischem Holzdekor und reicher Beleuchtung interpretiert er das Wort „edel“ eher auf eine rustikale, opulente Art. Die Raffinessen des Chic liegen mehr in seiner Funktionalität. 

Viel Platz in Küche und Bad

Satt lässt man sich abends in die gemütlichen Polster der Sitzgruppe fallen, die aus L-Bank, Seitensitz und Cockpitsesseln besteht. Mit einem Fußpedal löst man die Arretierung der Tischplatte, die so einfach verschiebbar ist. An der Küche zaubert man Drei- bis Vier-Gänge-Menüs – inklusive Salat und Nachspeise –, ohne in Sachen Stauraum oder Arbeitsfläche je ins Schwitzen zu kommen. Und für den Espresso danach gibt es den praktischen Kaffeemaschinen-Lift. 

Nicht minder viel Platz bietet das Bad. Der Toilettenraum ist zwar auf Taille geschnitten, aber es gibt eine separate Dusche gegenüber, die sich gleichzeitig nutzen lässt. Die Einzelbetten im Heck gefallen mit ausgezeichnetem Schlafkomfort und sind bequem über eine Treppe zu entern. Beim neuen Modell ist sie nach vorn verschiebbar, für den Fall, dass man die Betten zu einer großen Liegewiese verbinden will. 

Stauraum im Überfluss stellt der Chic zur Verfügung. Von der Schuhschublade in der Sitztruhe über die zwei Kleiderschränke unter den Betten bis hin zu den Staukästen in der Haube überm Fahrerhaus. Dazu kommt ein durchgängiger, nun auch beleuchteter Doppelboden mit mehreren abgesenkten Wannen. Ladegut lässt sich von außen einlagern und von innen entnehmen. 

Auf diese Möglichkeiten müssen Smove-Fahrer verzichten. Nur der große Bereich unter der Sitzgruppe ist unterkellert. Eine 1,14 Meter hohe Heckgarage bietet jedoch auch der neue Niesmann + Bischoff. Beim Carthago hat sie zwei große Türen, beim Niesmann + Bischoff auf der linken Seite nur eine kleine. Die Klappe auf der rechten ersetzt hier optional eine elektrische Schiebetür, die zum Beladen nur wenig Parkraum beansprucht.

Bordtechnik und Ausstattung

Nicht viel schenken sich die beiden Teilintegrierten in Sachen Technik. 170 Liter Frischwasser nehmen Chic-Fahrer mit auf die Reise, beim Smove bis zu 200 Liter. In beiden Fällen liegen die Ablasshähne im frostgeschützten Bereich, beim Smove in einem Schürzenfach nebeneinander, wo sich auch die Einfüllstutzen für den Frischwassertank und für den optionalen Gastank verbergen. Serienmäßig steckt hier der Gaskasten in der Heckgarage, während Carthago die Flaschen in einem Außenstaufach mit breiter Tür besser zugänglich macht.

Auf hohem Niveau rangiert die Aufbautechnik. Innen wie außen sind die hochwertig gedämmten Sandwichplatten mit Aluminium beplankt. Die steife Konstruktion lässt sich vorzüglich mit einer jeweils optional erhältlichen, standesgemäßen Warmwasserheizung kombinieren. Die Dachflächen bestehen zum Schutz vor Hagel größtenteils aus GfK. Die Erhöhung auf dem Dach des Smove hat auch einen funktionalen Zweck. In der Senke dahinter verstecken sich – geschickt kaschiert von den seitlichen Relings – Aufbauten wie Sat-Schüssel oder Dachhauben, ohne die elegante Profilinie zu stören. Plane, solide Rahmenfenster sind bei beiden Teilintegrierten Serie, bei Niesmann + Bischoff sogar in der sehr kommoden Variante mit Einhand-Entriegelung.

Und wann geht’s los? Ab Herbst fließen die Optimierungen am Carthago Chic C-Line T in die Serienfertigung ein. Zu besichtigen war er wie der neue Smove erstmals auf dem Caravan Salon 2016. Anfang 2017 beginnt dort die Serienfertigung. Die erste Reise kann man fürs späte Frühjahr einplanen.

Niesmann+Bischoff Smove und Carthago Chic C-Line T im Überblick

Niesmann+Bischoff Smove 6.9 Q 
Preis: ab 78.920 Euro, 
Basis: Fiat Ducato, Frontantrieb, Alko-Tiefrahmen, ab 96 kW/130 PS 
Gesamtgewicht: 3500 kg 
Länge/Breite/Höhe: 6930/2320/2770 mm 
Empfohlene Personenzahl:
Baureihe: Der neu entwickelte Teilintegrierte geht mit vier Grundriss-modifikationen in zwei Längen an den Start: mit Querbett und Einzelbetten.

Carthago Chic C-Line T 4.9 
Preis: ab 78.500 Euro, 
Basis: Fiat Ducato, Frontantrieb, Alko-Tiefrahmen, ab 96 kW/130 PS 
Gesamtgewicht: 3500 kg 
Länge/Breite/Höhe: 7400/2370/2890 mm 
Empfohlene Personenzahl:
Baureihe: Modellgepflegt und in Details optimiert gehen die drei C-Line in die neue Saison. Auch eine Variante mit Queensbett ist verfügbar.

Fazit

Von wegen, Teilintegrierte sind sich alle so ähnlich. Niesmann + Bischoff und Carthago zeigen mit dem brandneuen Smove und dem modellgepflegten Chic ein komplettes Kontrastprogramm. Modern lifestylig der eine, nutzwertig konservativ der andere. Und während der C-Line T als Ableger des integrierten Schwestermodells viele von dessen Vorzügen übernimmt, interpretiert der Smove auf eine letztendlich überraschend konsequente Art das teilintegrierte Aufbaukonzept neu. Wenn sie nur nicht so teuer wären. Beneidenswert, wer solche Wahlmöglichkeiten hat.