Auf den ersten Blick scheint der Vergleich zwischen Hymer ML-T 570 in der Crossover-Edition und dem Knaus Van Ti Plus Platinum 4x4 zu hinken. Zu groß sind die optischen Unterschiede, zu groß die Preisdifferenz. Aber neben der identischen Länge und dem vergleichbaren Grundriss haben beide auch die Gemeinsamkeit des Allradantriebs. Wenn man sich nun vor Augen hält, dass ein Großteil aller Allrad-Mobile in dieser Fahrzeugklasse maximal mit einem geschotterten Feldweg oder der berühmt-berüchtigten nassen Stellplatzwiese in Kontakt kommt, kann man schon die Frage stellen: Reicht ein Fahrzeug, das seine 4x4-Qualitäten dezent unter dem Sandwichkleid versteckt, oder muss alle Welt sehen, dass mehr als der meist übliche Frontantrieb unter der Haube steckt?
Im ML-T Crossover ist der Allrad serienmäßig an Bord, bei Knaus gibt es ihn gegen Aufpreis. In beiden Fällen sorgt das für einen hohen Gewichtsaufschlag im Vergleich zu den Basismodellen. Beim Van Ti Plus gibt Knaus ein Mehrgewicht von 128 Kilogramm an, zusätzlich muss auch der stärkste Motor samt Automatik geordert werden, was nochmals mit 41 Kilogramm zu Buche schlägt. Möchte man den Knaus dann als 3,5-Tonner zulassen – wie der Testwagen –, muss im Konfigurator zwangsweise die Reduktion auf zwei Personen im Fahrbetrieb angekreuzt werden. Und selbst dann wird es mit der Zuladung sehr eng. Hymer gibt den Gewichtszuschlag für den Allradantrieb mit 155 Kilogramm an, und da der Crossover auch sonst mit viel Zubehör vollgepackt ist, gibt es ihn nur als 4,1-Tonner – mit einer wenig sinnvollen und wohl kaum genutzten Ablastoption auf 3.880 Kilo.
Knaus Van TI Plus 650 MEG Platinum 4x4

Ebenso wie im Hymer ist im Knaus alles an Bord, was eine Zwei-Personen-Besatzung braucht. Auffällig: der schräggestellte Gang.
- Gurt-/Schlafplätze: 2–4/2
- Zul. Gesamtgewicht: 3.500 kg
- Länge: 6,89 m
- Preis: ab 96.370 Euro
Hymer ML-T 570 Crossover

Einzelbetten im Heck, ein Bad mit klappbarer Waschtischwand und eine Dinette mit L-Sitzbank – ein solider Zwei-Personen-Grundriss.
- Gurt-/Schlafplätze: 4/2–3
- Zul. Gesamtgewicht: 4.100 kg
- Länge: 6,89 m
- Preis: ab 156.900 Euro
Wohnen

Knaus: Holzdekor und ein schräg gestellter Gang zum Heck prägen den Knaus. Insgesamt ist der Möbelstil eher klassisch ausgelegt.
Aber nicht nur im Außendesign unterscheiden sich die Testwagen deutlich, auch der Blick nach innen zeigt unterschiedliche Welten. Der Knaus empfängt mit einem warmtonigen Design aus hellem Holzdekor sowie farblich abgesetzten Schrankklappen und Schubladen. Besonderheit ist der leicht schräg angeordnete Mittelgang. Das Bad läuft nach hinten schmaler zu, die Küche wird breiter. Insgesamt ist der Ausbaustil aber eher klassisch.
Anders im Hymer: Dessen Ausbau orientiert sich am Flaggschiff Venture S und kommt mit einem modernen Mix aus Grautönen, Bambusholz- und Fliesenoptik daher. Das moderne Gesamtkonzept könnte dem einen oder anderen aber auch zu kühl und ungemütlich wirken. In Sachen Grundriss bauen beide Modelle auf die seit Jahren beliebteste Aufteilung mit Einzelbetten im Heck, Bad mit schwenkbarer Waschtischwand in der Mitte, Küche gegenüber und Halbdinette-Sitzgruppe im Bug. Das alles auf einer relativ kompakten Länge von rund 6,90 Meter.

Hymer: Das Ausbaudesign lehnt sich am Hymer-Topmodell Venture S an. Die Hängeleuchte ist zwar schick, aber unpraktisch, da das Kabel oft stört.
Kurze Einzelbetten in beiden Modellen
Im Detail gibt es aber durchaus Unterschiede, etwa bei den Einzelbetten. Die Knaus-Exemplare sind spürbar länger. Mit 1,91 und 1,92 Meter erreichen die Matratzen zwar auch kein Gardemaß, doch im Hymer sind es nur 1,79 und 1,85 Meter. Auch wenn von Wand zu Wand zusätzlich noch rund fünf Zentimeter "Luft" bleiben, sind großgewachsene Camper im Knaus besser bedient. Mitverantwortlich dafür ist die sogenannte Fold-Xpand-Rückwand mit geschickt integriertem Heckleuchtenträger. Diese Konstruktion ermöglicht bis zu zehn Zentimeter mehr Innenraumlänge bei gleichen Außenabmessungen im Vergleich zu Modellen mit üblichem aufgesetztem Heckleuchtenträger.
In Sachen Schlafkomfort kann der Hymer aber wieder Punkte sammeln. Die dickeren 130-mm-Matratzen sind auf Tellerfedern gelagert, darauf liegt es sich komfortabler als im Knaus. Dort sind die Schlafunterlagen 105 Millimeter dick, mit Lattenrosten darunter.

Knaus: Die Einzelbetten sind länger. Der Einstieg nach dem Bettumbau erfolgt über eine Leiter.
Der Einstieg erfolgt bei beiden Modellen komfortabel über Treppenstufen. Beide haben auch ein Zusatzpolster für den Umbau zur Liegewiese serienmäßig an Bord. Zum Einstieg braucht man im Knaus dann eine einhängbare Leiter. Im Hymer ist dagegen ein ausklappbarer Tritt in einer der Bettstufen verstaut, was das Lagern wie das Erklimmen der Steighilfe erleichtert.
Um ein gut nutzbares Bad bei unter sieben Metern Außenlänge zu verwirklichen, gehen beide Hersteller einen ähnlichen Weg und bauen eine schwenkbare Waschtischwand ein. So hat man einen soliden Wasch- und Toilettenraum oder – nach einem Klappvorgang – eine passable Duschkabine. In beiden Fahrzeugen ist eine Banktoilette zu finden mit ähnlicher Beinfreiheit. Im Sinne längerer Autarkie hat der Crossover eine zweite Toilettenkassette serienmäßig dabei.
Dusche nicht für großgewachsene Personen

Hymer: Um den Raum bestmöglich zu nutzen, versteckt sich die Dusche hinter der schwenkbaren Waschtischwand.
Insgesamt ist die Grundfläche des Knaus-Bads etwas größer und auch die Stehhöhe mit 1,92 Meter ein wenig besser als die 1,88 Meter im Hymer. Durch die weniger dick auftragende Radhausverkleidung ist die Nutzbarkeit dort – insbesondere beim Duschen – aber etwas besser. Auch in Sachen Stauraum und Ausstattung hat der Hymer Vorteile. Für die anvisierte Zwei-Personen-Besatzung sollte der Raum in Schränken und Ablagen aber auch im Knaus gut ausreichen.
Gegenüber dem Bad findet sich jeweils die Küche. Ein Hängeschrank und zwei Schubladen halten Stauraum bereit. Im Hymer ist ein dritter Auszug in der oberen Küchenschublade integriert, so dass insgesamt mehr Platz zur Verfügung steht. Gekocht wird hier auf einem Dreiflammherd mit elektrischer Zündung und gespült in einem runden, etwas flachen Spülbecken, dessen Durchmesser aber ausreichend ist. Der Wasserhahn wächst direkt aus der Wand in Fliesen-Optik – hoch genug, um auch größere Töpfe füllen und spülen zu können. Der Kompressorkühlschrank, ein Dometic-Modell der Serie 10 mit doppelt angeschlagener Tür, ist mit 154 Liter Volumen samt 18-Liter-Gefrierfach üppig dimensioniert.
Große Kühlschränke, wenig Arbeitsfläche

Hymer: In der Küche gibt es viel Stauraum. An dauerhafter Arbeitsfläche mangelt es aber – die Klapperweiterung hilft aus.
Das Knaus-Exemplar steht dem aber kaum nach mit seinem Thetford-Gerät und 150 Liter Volumen samt 17-Liter-Gefrierfach. Gekocht wird hier auf einem Herd mit nur zwei Flammen. In den meisten Fällen reicht das aber völlig aus. Die Zündung erfolgt elektrisch. Das Spülbecken ist ähnlich groß wie im Hymer und der Wasserhahnauslauf mündet in vergleichbarer Höhe. Beiden Küchen mangelt es an echter Arbeitsfläche, und hier wie da soll eine Klapperweiterung für Abhilfe sorgen. Im Hymer ist diese etwas größer.
Sowohl der Hymer-Sprinter als auch der Knaus-Crafter haben ein spürbar schmaleres Fahrerhaus als der Ducato. Deshalb ist das Drehen der Sitze bei beiden nur mit mehrmaligem Verschieben in Längsrichtung möglich. Sind die Sitze umgedreht, integrieren sie sich gut in die Sitzgruppe.
Im Hymer ist eine angedeutete L-Sitzbank an Bord. Die Längsbank wird aber eher als Beinauflage dienen, denn die Sitztiefe beträgt nur rund 32 Zentimeter. Der Tisch steht stabil auf einer Säule, die Platte fällt aber etwas klein aus, so dass man vom Beifahrersitz aus hier kaum essen kann. Für zwei Personen sollte es aber ausreichen. In einem Brett mit Loch über der Rückbank verstaut Hymer eine Hängelampe. Die wird an der 12-V-Dose neben dem Hängeschrank eingesteckt und kann dann über dem Tisch an der Decke in variabler Höhe angebracht werden. Ihr Licht ist angenehm und je nach Hängehöhe der Lampe auch blendfrei. Allerdings ist die Befestigung etwas fummelig und das Kabel hängt stets etwas störend vor dem Hängeschrank.

Knaus: Der eingehängte Tisch mit Erweiterung ist groß, aber etwas instabiler. Auf der Rückbank sitzt man bequem.
Serienmäßig kann aus der Sitzgruppe ein 175 mal 80 Zentimeter großes Notbett gebaut werden. Im Knaus ist das nicht vorgesehen. Seine Rückbank glänzt dafür mit gut 15 Zentimetern mehr Breite. Der an der Wand eingehängte Tisch steht etwas weniger stabil, hat dafür aber eine ausschwenkbare Erweiterungsplatte, mit deren Hilfe der Beifahrersitz gut in die Sitzrunde eingebunden wird und ein Essen zu viert am Tisch komfortabel möglich ist.
Apropos Komfort: Die Knaus-Tür ist mit 1,95 mal 0,54 Meter spürbar größer als im Hymer (1,86 x 0,5 m). Hier muss zudem das hohe Fahrgestell mittels einer 39 Zentimeter hohen Stufe erklommen werden, im Knaus sind es maximal 28.
Beladen

Hymer: Die Garage lässt sich bequem über zwei Türen beladen und trägt bis zu 350 Kilogramm.
Ein Reisemobil mit Allradantrieb und Zulassung auf 3,5 Tonnen Gesamtgewicht ist schwierig zu realisieren. Das zeigt auch der Knaus Van Ti in der Platinum Selection. Klickt man im Konfigurator auf Allrad, kommt die Meldung, dass auch der stärkere Motor mit Automatik geordert werden muss. Nach der Bestätigung folgt wiederum der Hinweis, dass das als 3,5-Tonner nicht funktioniert.
Aus der Patsche hilft dann nur die Reduzierung auf zwei eingetragene Fahrplätze – wie im Testwagen. Bei der Gewichtsermittlung nach promobil-Maßstab, also mit vollen Diesel-, Wasser- und Gasvorräten – aber ohne Passagiere –, ergeben sich erwartungsgemäß auch keine großen Zuladungsspielräume. Mit 270 Kilogramm Reserve muss man sich genau überlegen, was mit soll. Die Auflastung auf 3,85 oder besser noch auf 4,0 t für jeweils 375 Euro sollte also auf jeden Fall mit in die Kaufüberlegungen einbezogen werden. Ebenso die auf 2,1 t verstärkte Vorderachse für 387 Euro.
Nur über 3,5 t praxisgerecht

Knaus: Zwei Türen schaffen auch beim Knaus Zugang zur Garage. Und wie im Hymer wird es für zwei große E-Bikes etwas eng.
Als 4,1-Tonner läuft der Hymer vom Band, was ihm gute Zuladungsreserven von 550 Kilogramm einbringt. Hier gilt es allenfalls die Hinterachslast im Auge zu behalten, denn die Heckgarage darf mit 350 Kilo, optional sogar 450 Kilo beladen werden. Wer einen schweren Hänger ziehen möchte, hat im Knaus mehr Spielraum. Er darf bis zu 2.400 Kilo anhängen, der Hymer nur 1.780 Kilo.
Wegen des Reserverads am Heck kann für den Crossover kein Fahrradträger ab Werk bestellt werden. Die Zweiräder müssen also auf einen Kupplungsträger oder eben in die Garage. Die verfügt über zwei große Türen und hält auch ausreichend Innenhöhe bereit. In der Breite muss man eventuell die Lenker drehen. Für weiteres sperriges Campingzubehör bleibt dann aber nicht mehr allzuviel Raum übrig.
Gleiches gilt für die Knaus-Garage, die in Summe etwas kleiner ausfällt. Hier können die Fahrräder allerdings optional auf einen Heckträger gepackt werden. Immer wieder erfreut die Einhandbedienung der Garagentüren beim Knaus.
Schränke unter den Betten

Knaus: Die beiden Kleiderschränke unter den Betten sind von vorn und oben zugänglich und etwas größer als im Hymer.
Unter dessen Einzelbetten stehen zwei Kleiderschränke für Klamotten bereit. Sie sind sowohl von vorn als auch von oben zugänglich, was das Beladen vereinfacht. Weitere Kleidung kann in den drei Hängeschränken an der Rückwand verstaut werden. Für Handy, Lesestoff und Co. gibt es eine praktische offene Ablage unter den Hängeschränken. Zwei weitere offene Staukästen sind beidseitig an den Wänden angebracht. Zudem befindet sich über der Sitzgruppe ein weiterer Hängeschrank.
Ähnlich verhält es sich im Hymer. Dessen Hängeschränke sind allerdings etwas größer. Im Schlafzimmer befinden sich je zwei davon an den Seiten. Die Rückwand überspannt eine offene Ablage mit Gummibändern als Herunterfallschutz. Der einzige Kleiderschrank ist unter dem rechten Bett platziert und ebenso von vorn und oben zugänglich. Er ist größer als eines der beiden Knaus-Exemplare, aber kleiner als beide zusammen. Gegenüber findet sich hier noch einbWäscheschrank. Er ist schmal und tief, was das Be- und Entladen etwas mühsam macht.

Hymer: Kleider und Wäscheschrank sind unter den Betten platziert, bieten aber weniger Stauraum als im Knaus.
Einen Doppelboden mit weiteren Staufächern gibt es hier wie da nicht. Im Gegensatz zum Knaus kann der Hymer aber trotzdem mit einem Außenstaufach aufwarten. Genaugenommen kommt es aber nur dadurch zustande, dass der Gaskasten auf Fünf-Kilo-Flaschen verkleinert wurde und der übrige Platz zu einem Fach wird, in dem die serienmäßige zweite Toilettenkassette mitreist. Benötigt man sie nicht, können hier aber auch Kabeltrommel und Auffahrkeile unterkommen.
Technik
Der deutlich teurere Crossover kann im Technikkapitel ordentlich punkten. Denn Teil der Ausstattung ist zum Beispiel das Smartbattery-System mit insgesamt 320 Ah Lithium-Power. 190 Watt Solar sorgen für Stromnachschub und ein 1,8-kW-Wechselrichter für die Möglichkeit, 230-V-Geräte zu betreiben. All das verbirgt sich aufgeräumt und gut erreichbar hinter zwei Außenklappen.
Der Knaus begnügt sich dagegen mit einer 80-Ah-Batterie, immerhin ebenfalls in der LiFePO4-Ausführung. Eine zweite kann man optional für 1.535 Euro ordern, ebenso eine 200-Wp-Solaranlage für 1.895. Ein Wechselrichter ist ab Werk nicht vorgesehen. Die Elektrozentrale befindet sich hinter einem abnehmbaren Brett in der Heckgarage. Unschön: Die Halter des Bretts verabschiedeten sich im Test bereits nach zweimaliger Benutzung.

Knaus: Das moderne Bedienpanel ist selbsterklärend und auch per App steuerbar.
Die Wasserreserven des Knaus umfassen 100 Liter, der Abwassertank speichert 73 Liter. Seine markentypische Serviceklappe erleichtert den Zugang zur Revisionsöffnung des Frischwassertanks und zu den Ventilen zum Entleeren der Wasseranlage. Der Toilettenschacht ist sauber abgedichtet.
Serienmäßig ist eine Zusatzluftfederung an der Hinterachse installiert, was auch angesichts des langen Überhangs sinnvoll ist. So kann das Höhenniveau am Heck um 75 Millimeter angehoben werden.

Knaus: Frischwassertank und Ablassventile sind zentral zusammengefasst.
Die Wasserreserven des Hymer sind mit 120 Liter Frisch- und 100 Liter Abwasser etwas größer. Wie im Knaus ist der Abwassertank isoliert und beheizt. Das Entleeren und Reinigen des Frischwassertanks verlangt im Hymer allerdings größere Gelenkigkeit. Zwar sind Ventil und Weithalsöffnung sowohl von der Garage als auch durch ein Treppenfach von innen erreichbar. Komfortabel ist das aber nicht. Auch die fehlende Abdichtung des Toilettenschachts erntet Kritik.
Die Bordtechnik wird bei beiden per Touchpanel bedient. Während das Hymer-System gut funktioniert, ist das Knaus-Panel nicht nur kleiner, sondern verweigerte im Testwagen auch standhaft den Dienst. Bei der Versorgung mit 230-V-Steckdosen glänzt der Hymer mit sieben, der Knaus sogar mit acht. Dagegen knausert er mit nur zwei USB-A-Anschlüssen, im Hymer sind es vier USB-A und drei USB-C.
Fahren

Knaus: Nüchtern und sachlich war schon immer der VW-Interieur-Stil, besonders bei den Transportern. Die Bedienung ist selbsterklärend und ergonomisch.
In Sachen Fahrkomfort und Assistenzsysteme treffen hier zwei der aktuell besten Basisfahrzeuge aufeinander. Beide mit der stärksten Motorisierung und beide mit Allradantrieb. Das verspricht ein enges Rennen, was es am Ende auch wird. Erfreulich bei beiden ist das relativ geringe Geräuschniveau während der Fahrt, was sowohl für eine komfortable Federung als auch einen soliden Ausbau spricht. Störgeräusche fanden sich im Knaus nur im Bereich der Aufbautür, die im Testwagen offenbar nicht ganz dicht schließt.
Im Hymer nervte eine Vibration der Fensterverdunklung auf der Beifahrerseite. An das sehr geringe Geräuschniveau des letzten ML-T-580-Testwagens kam der aktuelle ML-T 570 insgesamt nicht heran, obwohl sich die AT-Bereifung dabei erstaunlich zurückhielt. Einmal mehr gilt aber der Hinweis, bei Nässe sehr vorausschauend zu fahren, da AT-Pneus hier deutlich schneller an ihre Grenzen stoßen als Sommerreifen. Die Sprinter-Automatik setzt beim Anfahren den Gasbefehl spontan um und für ein 4,1-Tonnen-Mobil sprintet der Hymer flott voran.

Hymer: Um die Vorzüge des Sprinters voll zu nutzen, muss man noch in das teure MBUX-System investieren. Abstandstempomat und Automatik arbeiten gut.
Hier gönnt sich der Crafter eine kleine "Gedenksekunde" zwischen dem Tritt auf das Gaspedal und dem Anfahren. Dann geht es aber vehement voran und dank Allrad und Sommerreifen bekommt er die Kraft gut auf den Asphalt. Aber auch auf nasser Straße und bergauf sind keinerlei Traktionsverluste selbst bei starker Beschleunigung auszumachen. Das subjektive Gefühl unterstreichen die Messergebnisse. In der Beschleunigung hat stets der Hymer die Nase vorne. In allen Messungen der Wiederbeschleunigung, die im Alltag meist wichtiger ist, ist aber der Knaus agiler. Beim Testverbrauch hält sich der Allrad-Zuschlag beim Knaus in Grenzen: 11,8 Liter auf 100 km. Der hochbeinige Hymer konsumiert 12,2 L/100 km.
Die Assistenzsysteme funktionieren in beiden Testwagen sehr gut. Hervorzuheben sind die Abstandstempomaten – im Hymer Serie, im Knaus Teil des Assistenzpakets (1.190 Euro). Ein echter Komfortgewinn auf langen Strecken. Ebenso ein Sicherheitsgewinn bei Dunkelheit sind die Voll-LED-Scheinwerfer, die der Hymer ebenso aufpreisfrei mitbringt. Sie leuchten die Straße sehr gut aus. Beim Knaus gibt es dieses sinnvolle Extra als Einzeloption (1.365 Euro) oder als Paketbestandteil (3.090 Euro).
Die relativ kurzen Radstände beider Modelle machen sie schließlich relativ wendig und auch gut zu rangieren.
Preise
Das Preis-und-Service-Kapitel geht natürlich klar an den Knaus, auch wenn der Hymer als Crossover-Edition mit sehr umfangreicher Ausstattung daherkommt. Man kann den ML-T570 allerdings auch günstiger kaufen – den "normalen" gibt es ab 112.400 Euro mit 150-PS-Motor und Heckantrieb.
Der Allradantrieb steht als Option für 6.990 Euro in der Preisliste. Der zieht zwar noch ein paar Pflichtoptionen wie etwa Leichtmetallräder und mindestens den 170-PS-Motor nach sich, aber so kann man sich ein Fahrzeug zusammenstellen, das nur die wirklich benötigte Ausstattung hat, mit unauffälligerer Optik und etwas günstigerem Preis. Für alle, die ganz auf den Allrad verzichten können, lockt zur Saison 2025 zudem der ML-T als Experience Edition ab 121.600 Euro, für den Hymer einen Preisvorteil von über 8.000 Euro verspricht.
Den Knaus kann man ebenfalls günstiger bekommen. Der Van TI Plus 650 MEG beginnt bei 80.890 Euro. Allrad gibt es nur in Kombination mit dem stärksten Motor, der ab Modelljahr 2025 allerdings nur noch 163 PS leistet, für zusammen knapp 9.000 Euro. Da es zudem aber noch ein paar Quasi-Pflichtpakete gibt, ist die Platinum Selection ab 87.390 Euro insgesamt das bessere Angebot, auch wenn dabei eventuell Extras enthalten sind, die man nicht unbedingt braucht.

Beide Testwagen sind dank des schmaleren Aufbaus handlich zu fahren. Durch die hohe Sitzposition ist der Hymer dabei etwas übersichtlicher.
Um eine Auflastung kommt man im Knaus realistisch gesehen kaum herum, wenn man den Crafter mit Allradantrieb habenmöchte. Die kostet mit 375 Euro nicht wirklich viel und man hat die Wahl, ob man 3,85 oder 4,0 Tonnen als Gesamtgewicht eintragen lassen möchte.
Bei der üppigen Ausstattung des Hymer schmerzt es TV-Fans allerdings etwas, das man nochmals ziemlich tief in die Tasche greifen muss: Die Sat-Anlage gibt es für 2.890 Euro und der passende Smart- TV mit 32 Zoll schlägt nochmals mit 1.790 Euro zu Buche. Im Knaus ist kurioserweise ein 27-Zoll-TV-Gerät bereits Serie, die Sat-Anlage aber nicht. Die kostet 2.985 Extra.
Wertung
Maßstab: Teilintegrierte über 75.000 Euro
maximal 5 Punkte möglich
Wohnen
Das Wohnkapitel geht knapp an den Hymer. Seinen größten Vorsprung holt er sich durch den hochwertigeren Möbelbau. Der Knaus bekommt zwar nur in der Sitzgruppe eine bessere Wertung, ist aber in den anderen Kapiteln immer dicht am Hymer dran.
- Hymer: 3,5 Punkte
- Knaus: 3,4 Punkte
Beladen
Die Rubrik geht klar an den Hymer, was aber an der 3,5-Tonnen-Zulassung des Knaus liegt. Kopf an Kopf liegen beide Kontrahenten bei der Stauraumwertung.
- Hymer: 3,4 Punkte
- Knaus: 2,5 Punkte
Technik
Das Technik-Kapitel geht dank der üppigen Crossover-Ausstattung klar an den Hymer. Zudem kosten die maue USB-Versorgung und ein paar Mängel am Testwagen den Knaus Punkte.
- Hymer: 3,8 Punkte
- Knaus: 3,4 Punkte
Fahren
Während der Hymer vor allem beim Komfort punktet, holt der Knaus dank geringerer Karosseriebewegungen im Fahrverhalten auf. Zudem ist sein Testverbrauch etwas geringer.
- Hymer: 3,7 Punkte
- Knaus: 3,7 Punkte
Preis & Service
Aufgrund des großen Preisunterschieds gewinnt der Knaus deutlich. Das Servicenetz ist bei beiden sehr engmaschig.
- Hymer: 2,9 Punkte
- Knaus: 3,9 Punkte