Hobby Vantana 4x4 vs. HRZ Freedom im Test
Das ungleiche Duell der Allrad-Campingbusse

Die Gegensätze könnten eigentlich nicht größer sein. Und doch gingen wir mit beiden los. Großserienausbau von Hobby gegen Manufakturqualität von HRZ, Herstellerallrad von Mercedes gegen Dangel-4x4 für Fiat.

Hobby Vantana 4x4 vs. HRZ Freedom
Foto: Ingolf Pompe

"Da stecken bleiben, wo kein anderer hinkommt", sagt man. Eigentlich, wenn ich mich recht erinnere, über den Syncro-Antrieb des VW Bulli. Der kann ja einiges. Stecken geblieben wären wir auf unserem Roadtrip mit dem HRZ Freedom auf Allrad-Sprinter und dem Hobby Vantana 4x4 auf Fiat mit Dangel-Allrad auch fast. Allerdings in der Galerie einer Passstraße, die, weil so eng, Millimeterarbeit forderte. Hängen geblieben wären wir gerne, allerdings einfach ein paar Tage länger. Denn darum geht’s beim Thema Allrad. Abhauen, da hinfahren,wo man will, und sich vor allem vom Untergrund nicht abhalten lassen.

Ach ja, Hobby oder HRZ? Unterschiedlicher könnten sie ja irgendwie kaum sein, und trotzdem schien die Harmonie der Vans fast vereint in den Bergen Oberitaliens. Sprinter Werksallrad gegen Fiat Ducato mit Nachrüst-4x4 von Dangel. Der Vantana ausgerüstet von Hobby-Händler Schmidtmeier in Steinenbronn nahe Stuttgart. Exklusiv für ihn. Mit fetten ORC-Felgen und General-Grabber-AT3-Reifen. In 255er-Breite, das schaut martialisch aus. Daneben der hohe Sprinter. Mit seinem Heckantrieb und Zuschaltallrad und den Cooper-Discoverer-Offroad-Reifen.

Hobby Vantana 4x4 vs. HRZ Freedom
Ingolf Pompe
Fernab der üblichen Pfade am Gardasee haben wir uns mit dem Hobby Vantana 4x4 und dem HRZ Freedom auf eine wilde Testfahrt gemacht.

Inspirieren ließen wir uns von den Kollegen von der Zeitschrift Motorrad, die ein neues Reise-Magazin an den Kiosk gebracht haben. "Ride" heißt das, und eine Ausgabe beschäftigt sich mit der Region Gardasee. Diese Region eignet sich nicht nur zum Mopedfahren, sondern auch für kleine Abenteuer mit Allrad-Campingbussen. Erstes Ziel war der Passo Crocedomini und das dortige Rifugio. Da gab es Schinken, Käse, Apfelschorle. Sonst haben wir in den Vans selbst gekocht. Oder davor. Im wilden Draußen, mit Blick über das Tal, die Sonne untergehen sehend, morgens mit dem Kaffee beobachtend, wie sich die Nebelschwaden verziehen. Alleine, legal, falls jemand fragt. Die erste Nacht an einer Liftstation. Am Tag drauf in einem alten Steinbruch. Die Besitzer ließen uns gewähren. Da oben in den Bergen ist man nett zueinander, zumindest abends, denn da ist man unter sich.

Es war auch ein Klassenkampf zwischen dem Hobby als Vertreter der norddeutschen Arbeiterklasse und dem HRZ Freedom als Vertreter der Besserverdienenden. Der Vantana mit Möbelbau aus der Serie, aufgebrezelt mit Allrad-Ausstattung aus Frankreich, und dagegen die Manufakturarbeit aus dem Ländle.

Grundinformationen

Hobby Vantana 4x4

  • Gurt- und Schlafplätze: 4/2-3
  • Zul. Gesamtgewicht: 3500 kg
  • Länge: 6,36 m
  • Preis: 63.000 Euro

HRZ Freedom

  • Gurt- und Schlafplätze: 2/2-3
  • Zul. Gesamtgewicht: ab 3500 kg
  • Länge: 5,93 m
  • Preis: 92.610 Euro

Hobby Vantana 4x4

Hobby Vantana 4x4
Ingolf Pompe
Der Vantana 4x4 von Hobby besitzt einen 130 PS-Motor.

Der Vantana ist von Haus aus vielleicht nicht der erste Kandidat, wenn es darum geht, ein Fernreisemobil zu finden. 6,36 Meter lang und mit Längsbetten, kommt er wie ein klassischer Kastenwagen daher. Kompaktbad an der Seite und eine große Küchenzeile. Allerdings: Von Fiat gibt es in Zukunft keinen ab Werk bestellbaren Allradantrieb mehr und – das muss man hier auch gleich sagen – zudem erst mal keine Möglichkeit mehr, einen Dangel-Allrad nachzurüsten. Fiat sieht mittelfristig keine Möglichkeit zur Homologation.

Aber: Ein Sprecher von Citroën versichert uns gegenüber nachdrücklich, dass beim nahezu baugleichen Jumper alles weitgehend bleibt wie bisher. "Es gibt für Citroën keine Einschränkungen beim Allrad auf Jumper. Die ersten Umbauten auf Kastenwagen mit den neuen PSA-Motoren 2,2 HDI 165 mit Euro 6d-Temp sind schon gemacht." Aber unseres Wissen nach noch nicht homologiert. Auch Ausbauer wie La Strada vertrösten auf das Modelljahr 2021. Wer einen Euro 6b-Fiat hat oder noch kauft, kann ihn aber auch weiterhin nachrüsten lassen. Oder bei Hobby-Händler Schmidtmeier nachfragen, ob aus der 4x4-Kleinserie des Vantana noch ein Exemplar übrig ist, von denen er uns eins für den Test überlassen hat.

Als Basis hat der findige Händler den Hobby Vantana K65 ET (Längseinzelbetten) in der mittleren Ausstattungsvariante De Luxe genommen. Die kommt schon serienmäßig mit 3,5 Tonnen Gesamtgewicht. Bei Hobby muss auch kaum ein Paket zugekauft werden, da die Fahrzeuge schon im Serientrimm rundum gut ausgestattet sind. So ist der Testwagen für rund 63.000 Euro praktisch reisefertig, wie er ist.

Hobby Vantana 4x4
Ingolf Pompe
Hobby Vantana 4x4: Auf in die weite Welt mit luxuriös viel Raum auf 6,36 Meter.

Er ist vor allem groß. Langer Radstand, etwas Überhang, dafür im Innenraum für die lange Reise geeignet. Am Tisch mit Vergrößerung kann man ordentlich essen, und das Bad hat seinen Namen verdient. Beinfreiheit auf der Toilette und Bewegungsfreiheit beim Duschen. Es gibt insgesamt viele Dachschränke mit Ablagen darunter. Die Küche ist für Campingbusverhältnisse sehr groß, und die Betten sind bequem zugänglich, weil längs angeordnet. Der Grundriss nutzt die langen 6,36 Meter voll aus. Das Preis-Leistungs-Verhältnis ist für diesen Ausbau sehr gut. Auch wenn er von der handwerklichen Qualität her eben typischen Großseriencharakter zeigt und nicht die Güte aufweist, wie im rund 30.000 Euro teureren HRZ.

Wer die große Reise mit dem Hobby antritt, sollte schauen, ob ihm der Stauraum in der Heckgarage ausreicht. Quer lässt sich hier nicht viel einladen, Gasflaschen und Tanks nehmen viel Platz ein. Und wer wirklich die lange Abenteuerreise plant, mit Pistenfahrten und Schotter, sollte sich darauf einstellen, dass der Möbelbau auf Dauer leiden könnte. Dank Hobbys All-inclusive-Politik sind ein beheizter Abwassertank und Nebelscheinwerfer serienmäßig – Dinge, die man auf großer Fahrt gut gebrauchen kann. Ein vergleichbar ausgestatteter Vantana ohne Allrad-Antrieb, Höherlegung und Offroad-Räder kostet gut 52.000 Euro – der Gelände-Vantana also rund 11.000 Euro mehr.

Übrigens, geschlafen haben Kollege Bartosch und Fotograf Pompe in den Betten offenbar hervorragend. Dass Pompe morgens in die falschen Schuhe schlüpfte, kann an der mauen Lichtsituation im Hobby liegen oder doch im Bestreben, den Sonnenaufgang nicht zu verpassen.

Technische Daten Hobby Vantana 4x4

Hobby Vantana 4x4
promobil
Grundriss für alle, die es gerne bequem haben. Großes Bad, große Küche, große Betten ...

Basisfahrzeug: Fiat Ducato, 130 PS (BJ 2019), Allrad-Antrieb, Vierzylinder-Turbodiesel, 96 kW/130 PS, Sechsgang-Schaltgetriebe, Radstand 4035 mm
Leergewicht/Gesamtgewicht: 3210 kg (reisefertig)/3500 kg
Länge/Breite/Höhe: 6360/2050/2640 mm
Bettenmaße: 1850 x 850, 1720 x 850 mm
Ausbau: Küche mit 3-Flammkocher, 70-L-Kompressorkühlschrank, Bad mit Toilette, Waschbecken, Dusche, Kleiderschrank, 8 Hängeschränke, Heckstauraum
Aufbau: Stahlblech-Karosserie mit Original-Dach, XPS-Wärmedämmung, kein Doppelboden, 5 vorgehängte Kunststoff-Isolierfenster, 2 Dachhauben
Bordtechnik: Gas-Gebläseheizung Truma Combi 4, Frischwasser-/Abwassertank 95/90 Liter, Bordbatterie 95 Ah, Gasflaschen 2 x 11 kg

HRZ Freedom

Der Einstieg ist hoch, weil die Trittstufe fehlt, – zu Gunsten der Bodenfreiheit – aber dann merkt man schnell, vor allem, wer schon viel unterwegs war in verschiedenen Campingbussen, dass man mit dem Freedom jetzt auf der Stelle wegfahren möchte, und zwar für mindestens ein Jahr. HRZ baut schon traditionell Mercedes Sprinter aus, die in der ganzen Welt umherfahren. Die robust und schlechtwegetauglich sind und damit einen Möbelbau benötigen, der das aushält.

HRZ Freedom
Ingolf Pompe
HRZ Freedom: Man fragt sich, warum bei anderen Herstellern so eine Schublade nicht zu finden ist. Ihr Praxisnutzen ist extrem hoch.

Es fühlt sich alles satt an. Die Klappen schließen perfekt. Die Schubladen laufen ruhig und präzise eingepasst. Die Schließbleche sind ausgerichtet. Während der Fahrt hört man kein Klappern. Wände und Decke sind fein ausgeschlagen. Der Möbelbau ist durchdacht, praxisgerecht. Ein Beispiel ist die Schublade unter der Sitzbank. Sie fasst Unmengen von Lebensmitteln, auf die man ständig zugreifen muss. Oder auch Töpfe, Lampen, eben die Dinge, die man im Alltag dauernd benötigt. Und dann läuft sie auch noch so sauber.

Das Bad ist eine GfK-Kapsel mit einer praktischen, weil bequem zu reinigenden Banktoilette mit eigenem Wassertank. Das Waschbecken kommt aus der Wand wie eine Schublade. Das schafft die nötige Bewegungsfreiheit. Hier geht es nicht um Luxus, sondern hohe Praktikabilität. So ein HRZ Freedom ist ein Werkzeug für lange Reisen. Der Sprinter ein hoch komfortables Fahrzeug, auch wenn er im Detail dann doch nicht ganz so hochwertig ist, wie er gerne daherkommt.

Das Schaltgetriebe ist okay, aber auch ein wenig mit Spiel behaftet. Zusammen mit der elektrischen Feststellbremse macht es das Anfahren am Berg, womöglich noch in schwierigem Gelände, zu einer kitzeligen, Kupplung-belastenden Übung. Eine Berganfahrhilfe wäre mindestens nötig, besser wäre die Kombination mit der Siebengang-Automatik. Auch auf die Gefahr hin, dass eine Reparatur in der inneren Mongolei vielleicht eine paar Tage länger dauert als beim Schaltgetriebe.

HRZ Freedom
Ingolf Pompe
Auch wenn es eng ist: Der fehlende Heckschrank, nur rechts Hängeschränke und Verbreiterungen machen den Raum gemütlich.

Der Sprinter ist gut, wenn auch schmal. Karosserieverbreiterungen für das Querbett sind daher nötig. Nach diesem Offroadtrip nutzten meine Frau und ich den HRZ noch als Hotel nach einer Hochzeitsfeier. Ich würde mit genau diesem Fahrzeug, dieser Frau und diesem Bett am liebsten ein Sabattjahr bestreiten. Unter dem Bett ist viel Platz. Auf der ganzen Breite kann man einladen. Die ganze Bordtechnik ist ebenfalls unter dem Bett installiert, damit ist alles gut aufgeräumt. Lediglich das Durchladen von langen Sportgeräten – oder dem Einkauf beim Baumarkt – ist eher eingeschränkt.

Zurück auf den Berg in Oberitalien: Wir kochen und essen draußen. Die Küche ist überschaubar groß. Ein Zweiflammherd und eine separate Spüle. Der Kühlschrank ist wie beim Hobby an der Stirnseite platziert – mit Zugriff von innen wie außen. Praktisch, weil das Campingleben doch bevorzugt draußen stattfindet. Wie bei uns, mit Lagerfeuer auf gut 2000 Meter Höhe. Wenn die Funken durch die Nacht sprühen und der Kopf bei einem Glas Wein zur Ruhe kommt. Und die Gespräche leiser und langsamer werden.

Technische Daten HRZ Freedom

HRZ Freedom
promobil
Absoluter Zweipersonenbus. Je nach Bedarf gibt es null bis zwei Gurtsitze hinten.

Basisfahrzeug: Mercedes Sprinter, 163 PS, Allrad- Antrieb, Vierzylinder-Turbodiesel, 120 kW/163 PS, Sechsgang-Schaltgetriebe, Radstand 3665 mm
Leergewicht/Gesamtgewicht: 3170 kg (reisefertig)/3500 kg
Länge/Breite/Höhe: 5930/1990/2950 mm
Bettenmaße: 1850 x 1440 mm
Ausbau: Küche mit 2-Flammkocher, 69-L-Kompressorkühlschrank, Bad mit Toilette, Waschbecken und Dusche, Kleiderschrank, 5 Hängeschränke, Schublade, Heckstauraum
Aufbau: Stahlblech-Karosserie mit Original-Dach, kein Doppelboden, 4 Kunststoff-Isolierfenster mit PU-Rahmen, vorgehängt, 2 Dachhauben
Bordtechnik: Diesel-Gebläseheizung, Frischwasser-/Abwassertank 120/80 Liter, Bordbatterie 95 Ah, Gasfl. 2 x 11 kg

Fiat-Dangel-Allrad beim Hobby Vantana 4x4

Es war ein schöner TV-Spot. Chuck Norris, Actionheld aus Hollywood, machte vor zwei Jahren Werbung für den neuen Fiat Ducato 4x4. Allrad für alle Modelle, versprach man. Das ist vorbei. Der von uns getestete Fiat mit dem bisherigen Euro-6b-Motor ist eines der letzten noch erhältlichen Ducato-Exemplare mit Allrad ab Werk.

Hobby Vantana 4x4
Ingolf Pompe
Hobby Vantana 4x4: Unklare Zukunft, hier noch real. Ein Ducato mit Allrad fühlt sich im Gelände ganz wohl. Verbrauch im Test: 13,7 Liter.

Wir fahren die schotterige, von Schlaglöchern durchzogene Passstraße hoch. Mit den 130 PS ist der Camper eher untermotorisiert, aber er schafft’s. Krabbelt durch das Geröll. Wenn die Vorderräder durchdrehen, wird die Kraft über eine Visco-Kupplung nach hinten geleitet. Das funktioniert einwandfrei. Das System wird seit Jahren vom französischen Hersteller Dangel gebaut und ist bewährt. Richtig gut funktioniert auch der Radsatz von ORC in den Dimensionen 255/55 R18. Gerade an der Vorderachse fühlt sich der Ducato viel geschmeidiger an, gleitet über Unebenheiten, Querrinnen und Schlaglöcher viel lockerer dahin als die Serienbereifung. Mit dem höhergelegten Fahrwerk messen wir eine Bodenfreiheit von 21 Zentimeter unterm Wassertank. Die General Grabber AT3 sind auch auf Asphalt leiser als die Cooper Discoverer, die auf dem HRZ drauf sind.

Wir spielen Extremsituation: Böschungen runter- und rauffahren. Der Ducato hebt das Bein, ist gut kontrollierbar. Dann bleibt er stecken. Der Kollege drückt aufs Knöpfchen im Cockpit, die Differenzialsperre sperrt, und nach einem beherzten Tritt aufs Gas schiebt sich der lange Ducato die Böschung hoch. Wer also ein bisschen ins Gelände mag, für den ist die Differenzialsperre gut. Gegenüber ist ein Hang, Geröll, hier heißt es Schwung nehmen. Und dem Unterfahrschutz vertrauen. Der Weg runter zum Steinbruch ist knifflig.

Der Wendekreis des langen Fiats zwingt zum Rangieren. 2,05 Meter Breite sollte man auch bedenken. Wir rumpeln Richtung Schlafplatz. Ein Rallye-Fahrzeug ist er nicht. Der Ausbau von Hobby knarzt leidend. Ich denke, wir haben mit dieser Art Offroad seine Grenze gesehen.

Funktionsweise des Fiat-Dangel-Allradantriebs

Hobby Vantana 4x4
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der Fiat-Dangel-Allradantrieb basiert auf dem Ducato-Frontantrieb. Das Verteilergetriebe ist in die Vorderachse eingesetzt und leitet die Antriebskraft über eine außermittig verlaufende Kardanwelle zur Hinterachse. Eine Visco-Kupplung sorgt hier für die vollvariable Kraftverteilung. Optional wird das Hinterachsdifferenzial mit einer mechanischen Sperre ausgerüstet.

Mercedes-Allrad beim HRZ Freedom

HRZ Freedom
Ingolf Pompe
Sechs Meter lang ist der HRZ Freedom und schmaler als der Fiat. Dazu ein zuschaltbarer Werksallrad. Man will nur weg.

Surrend fahren wir über die Autobahn, die Abrollgeräusche sind hörbar, geben einem aber ein gutes Gefühl. So eines wie: "On the road again" oder: "Ab nach Afrika". Man sitzt hoch in dem Sprinter. Der Überblick ist überragend. Im wahrsten Wortsinn. Auf der Bahn ist der Allrad aus. Er ist ja zuschaltbar, was ihn für einen breiten Einsatzzweck prädestiniert. Auf Asphalt Heckantrieb, im Gelände Feuer an alle Räder. Bevor es ins Gelände geht, kommen Serpentinen. Man spürt die etwas gewöhnungsbedürftige Neigung des Sprinters zum Wanken. Aber beim Testwagen ist die Rückmeldung so gut, dass man dieses Phänomen sehr schnell in seine Fahrweise integriert und das Ein- und Ausfedern in Kurven aktiv mit integriert.

Oben dann der Schreckmoment. Ich fahre durch eine ganz enge Gallerie. Ohne Leitplanke, wir müssen an der Kante entlang. Und unser Testwagen hat keinen Hillholder, aber ein Schaltgetriebe mit Kupplung. Und nur die elektronische Feststellbremse und keine Handbremse. Da will die Entscheidung, von der Bremse zu gehen, wohlüberlegt sein. Nur mit Kupplung kommen lassen geht das Anfahren auch nicht, der Motor will Gas, sonst macht es klack, und er geht aus.

Auf dem Weg die Berge hoch schalte ich den Allrad zu, man hört ihn leise summen, auch in der Lenkung spürt man seine Präsenz. Er verteilt jetzt die Kraft statt komplett nach hinten zu 35 Prozent nach vorn. Und wenn es doch richtig steil wird, kann man die Untersetzung zuschalten, die mit dem Faktor 1,42 noch mal hilft beim Hochkrabbeln mit dem 3,5-Tonner. Beim etwas schnelleren Überfahren von Gebirgswegen schluckt er die Stöße. Bei steilen Abwärtspassagen unterstützt die Bergabfahrhilfe, den Van auf Kurs zu halten.

Wenn es richtig steil und wild wird, ist man froh um seine Bodenfreiheit. 15,5 vorn und 13,5 Zentimeter hinten beträgt die Höherlegung – ausgewaschene Flussbetten in Marokko, kein Problem. Der Rampenwinkel wächst von 14 auf 23 Grad, die Überhangswinkel vorn und hinten auf ordentliche 26 Grad.

Die Funktionsweise des Mercedes-Allradantriebs

HRZ Freedom
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Da der Sprinter vornehmlich für den gewerblichen Nutzen gebaut wurde, ist der Allrad zuschaltbar. Das spart Sprit im Alltag und hilft, wenn es nötig ist. Im Normalbetrieb ist der Allradler heckgetrieben. Eine mechanische Sperre hat dieser Antrieb nicht. Die Kraft verteilt die Elektronik mit Hilfe der Bremsen.

Wertung Hobby Vantana 4x4

Die Überraschung: Zugegeben, es gibt nicht viele seiner Art. Und im Gelände wird er einem Mercedes Sprinter, wenn es hart auf hart kommt, nicht bis zuletzt folgen können. Aber: Was der lange Fiat auf unserem Trip mitgemacht hat und wie elegant der Italiener es tat, überraschte uns doch gewaltig. Alleine was die großen Räder an Fahrkomfort bringen, ist sensationell. Beim Ausbau sprechen wir hier von einer gelungenen Ausstattung, einem sehr komfortablen Grundriss, in dem man ohne Frage zu zweit auf große Tour gehen kann. In Sachen Preis-Leistung ist die Kombination wirklich sehr attraktiv.

 Sehr gutes Preis-Leistungs-Verhältnis
 Viel Platz zum Leben
 Geräumiges Bad
 Großes Bett
 Viel Platz in der Küche
 Keine nervige Paket-Politik vom Hersteller

 Nur sehr, sehr geringe Zuladung
 Selten, so nur bei einem Händler in Deutschland zu haben
 Niedrige Motorleistung, nur Schaltgetriebe
 Der Möbelbau ist nicht explizit auf Offroad-Fahrten ausgelegt

Wertung HRZ Freedom

Der Traum: Bei solchen Weltreisevans schwindet schnell die Objektivität des Testers. So ein Campingbus will man einfach nur haben. Egal, ob man ihn braucht oder nicht. Seine Maße, sein Auftreten, seine Performance sind so zwingend konsequent auf das Bereisen des Globus ausgelegt. Und dann ertappt man sich, wie man immer und immer wieder Klappen und Schubladen öffnet und schließt und sich an der Passgenauigkeit erfreut. Wenn ein Reisevan so etwas auslöst, wird es schwer, über Vor- und Nachteil, über Sinn und Zweck nachzudenken.

 Allrad zuschaltbar
 Mehrere Motorisierungen
 Automatikgetriebe möglich
 Qualität und Durchdachtheit des Ausbaus, wie die Schublade unter der Sitzbank mit hohem Alltagsnutzen

 Eingeschränkte Durchladefähigkeit
 Sehr hoher, aber gerechtfertigter Preis
 Querbett und Durchgang könnten manchem zu klein und eng sein
 Je nach Ausrüstung ist eine Auflastung empfehlenswert

Fazit

Keine echte Qual der Wahl: Manche behaupten, es gäbe eine riesige Nachfrage nach einem Allradantrieb für Fiat und Co. Fiat hatte ihn bis dato im Programm, und nur wenige schlugen zu. Die Gründe liegen vermutlich beim Gewicht und der Beschränkung auf den 130-PS-Motor. Trotzdem ist das Offroad-Paket von Hobby-Händler Schmidtmeier eine klasse Idee. Wer einen vergleichsweise günstigen und dabei komfortablen Allrad-Camper sucht, kann hier fündig werden. Mir gefällt der 4x4-Hobby – im Vergleich zum Freedom-4x4-Sprinter muss man im Gelände weniger Abstriche machen als gedacht. Beim rund 30.000 Euro teureren HRZ ist es allerdings schlicht eine Wonne zu sehen, wie sorgfältig und detailverliebt der ganze Ausbau gemacht ist. Der Möbelbau ist von Anfang an auf den Offroadeinsatz abgestimmt. Hier passt am Ende dann alles zusammen – Verfügbarkeit, Qualität und Anspruch der Zielgruppe.

Technische Daten
Hobby Vantana De Luxe HRZ HRZ
Grundpreis47.990,00 €79.900,00 €
AufbauCamperVanCampervan
Maße636 x 205 x 264 mm593 x 199 x 295 mm
Leistung96 kW / 130 PS95 kW / 129 PS
Motor2,3 l - 130 Multijet II, 6-Gang manuell, 2.287 cm³
Leergewicht2.900 kg
Sitze mit Gurt4 bis –3 bis 4
Schlafplätze2 bis 32 bis 3
Die aktuelle Ausgabe
Promobil 10 / 2023

Erscheinungsdatum 13.09.2023

172 Seiten