Die Toskana ist jedem ein Begriff, aber was ist eigentlich die "Tuscia"? Ganz einfach: Der Name bezeichnet eine antike Landschaft, die sich über einen kleinen, südlichen Teil der Toskana sowie über Teile Umbriens und Latiums, von der Tyrrhenischen Küste über das Naturgebiet der Maremma bis hin zu den bewaldeten Berglandschaften rund um die erloschenen Vulkane Monte Vulsini, Sabatini und Cimini erstreckt.
In der Hügellandschaft rund um den Bolsenasee kann man herrlich wandern und radeln.
Diese Gegend fasziniert mit wilder Natur, durchzogen von Canyons, die vor Millionen Jahren durch vulkanische Aktivität entstanden sind, und vor allem durch einen Reichtum an Historie, mit zahlreichen Spuren des antiken Volks der Etrusker. Höhlen, Hohlwege und uralte Tempelstätten, teils versteckt in den Wäldern, machen die Tuscia zum Abenteuerland.
Die Region Tuscia
Der Name der Region stammt vom Begriff "Tusci" (Etrusker) ab, den früheren Bewohnern dieses Gebiets. Sie lebten etwa zwischen 800 bis 350 v. Chr. in Mittelitalien. Danach verschmolz ihre Kultur mit der der Römer. Sie waren weit entwickelt, mit einer für diese Zeit emanzipierten Rolle der Frau, mit Kunst und Musik, einer eigenen Sprache und Schrift, die von rechts nach links gelesen wurde.
Historische Spuren und Relikte im Etruskischen Nationalmuseum von Viterbo.
Sie pflegten wirtschaftlichen und kulturellen Austausch mit anderen Mittelmeerländern, bauten Oliven, Wein und Getreide an, züchteten Pferde, Rinder und Schafe und gründeten Städte mit befestigten Straßen, Wasserversorgung und Kanalisation. Heute zeigen sich Geschichtsforscher fasziniert von den Etruskern, deren geographische Wurzeln und Lebensweise noch immer viele Fragen aufwerfen.
Im Herzen der Tuscia liegt der Lago di Bolsena. Seine Ufer und Strände mit schwarzem Lava-Sand sind kaum bebaut. Der See gilt als Beispiel des sanften Tourismus in Italien. Die runde Form lässt erkennen, dass das Wasser des Lago einen früheren Krater füllt, der vor etwa 300.000 Jahren nach starken Vulkanausbrüchen durch den Einsturz unterirdischer Magmakammern entstanden ist. Für Camper ist der Bolsenasee mit seiner großen Auswahl an Campingplätzen ein idealer Ausgangspunkt für Ausflüge ins Land der Etrusker.
Rund um den Bolsenasee gibt es viele Campingplätze, wie Camping La Grata in Gradoli.
Unser Lieblingsplatz ist der familiäre, am Nordostufer gelegene "La Grata". Wer gerne ruhig, umgeben von Natur und in Begleitung eines Vierbeiners campt, ist hier genau richtig. Reisende, die Cafés, Restaurants, eine belebte Promenade und Ähnliches in direkter Nachbarschaft haben möchten, sollten auf einem Platz in Bolsena, Marta oder Capodimonte einchecken.
Rund um den Lago di Bolsena
An einem Abend auf der Terrasse des Campingplatz-Restaurants tauchen sie thematisch auf, die Etrusker. Ein historisch bewanderter Gast berichtet, dass auf den kleinen Inseln des Sees Relikte ihrer untergegangenen Kultur gefunden wurden. Den See nutzten sie nicht nur zum Fischefangen. Heute wisse man, er habe einst kultische Bedeutung für die Etrusker gehabt, die dort auf Booten ihre Toten ins nächste Leben fuhren. Der Bolsenasee verspricht Entspannung und Badespaß, doch die Tuscia bietet so viel mehr, dass es einen nicht lange im Campingstuhl hält.
Kühl auch an heißen Tagen: Die etruskischen Hohlwege haben teils 20 Meter hohe Wände.
Im Westen des Sees wartet mit den Orten Sorano, Sovana und Pitigliano ein Etrusker-Eldorado auf Wanderlustige. Hohlwege, tief wie Schluchten, führen durch herrliche Natur. Sie wurden vor mehr als 2.500 Jahren von den Etruskern angelegt, danach von den Römern und nachfolgenden Kulturen als Handelswege genutzt, sodass sie sich bis heute (auch durch Wasserfluss) immer tiefer in den weichen, vulkanischen Tuff- und Peperino-Stein gegraben haben.
Es ist ein wirklich einmaliges Erlebnis, diesen Wegen zu folgen. Ihre Zahl ist groß – zu den beeindruckendsten gehören sicherlich die Via Cava di San Rocco, ausgeschildert ab Sorano, und die Via Cava di San Giuseppe unterhalb des auf einem Tuffsteinplateau gelegenen Pitigliano.
Durchlöchert wie ein Schweizer Käse: Die Tuscia ist ein Paradies für Höhlenforscher.
Sorano bildet zusammen mit seinem Nachbarort Sovana und der versteckt liegenden Höhlenstadt Vitozza den Archäologie-Park "Città del Tufo". Highlight hier sind die etruskischen Tempelgräber bei Sovana. Obwohl als Freilichtmuseum ausgewiesen, dürfen sie auch mit Hund besichtigt werden. Es erwarten einen die beeindruckende Tempelanlage der Ildebranda und Grabkammern, die mit Dämonen, Sirenen und anderen Fabelwesen verziert sind – in der Gedankenwelt und Religion der Etrusker spielten sie eine wichtige Rolle.
Zurück im Camp am Bolsenasee, planen wir für den nächsten Tag eine Tour in die entgegengesetzte Richtung. Im Osten liegt Bomarzo, vor allem bekannt wegen des Sacro Bosco (Heiliger Wald), auch Parco dei Mostri (Park der Ungeheuer) genannt. Diesem skurrilen Garten voller fantastischer Skulpturen sollte man auf jeden Fall einen Besuch abstatten. Auch Bomarzo selbst und seine Wälder rundum machen diese Gegend zu etwas ganz Besonderem, ja vielleicht sogar zu einem der spannendsten Orte Italiens, die wir je besucht haben.
Spannende Führung zur geheimnisvollen Pyramide von Bomarzo.
Versteckt an den steilen Waldhängen steht eine Pyramide. Von den Etruskern aus einem riesigen Vulkanfels gehauen und vermutlich als Predigerstein und Opferaltar genutzt, fristete sie später ein vergessenes Dasein, versteckt unter Moos und Schlingpflanzen – solange, bis 2008 Landwirt Salvatore Fosci das Relikt wieder freilegte. Dank Erzählungen seines Vaters fand er den Weg zur Pyramide.
Aus Respekt vor diesem Ort und aus Liebe zur Natur ging er vorsichtig und leise, ohne rabiate Motorsägen, sondern nur mit manuellem Werkzeug an die Arbeit. Stück für Stück brachte er Stufen und Opferrinnen wieder ans Licht. Seitdem schlägt die Pyramide von Bomarzo in Italien hohe Wellen. Medien und Touristen interessieren sich für diesen geheimnisvollen Ort, zu dem inzwischen auch Führungen angeboten werden.
Für anschließende Stärkung empfiehlt sich das "L’Etrusca Bistrot" in der Altstadt Bomarzos. Dort speist man regionaltypisch mit herrlicher Aussicht auf das Tiber-Tal. Wir genießen fruchtigen Weißwein aus Bomarzo und Trüffel-Gnocchi mit Knusperspeck und wildem Spargel und sind jetzt absolut bereit für weitere Entdeckungen im Land der Etrusker.
Heiße Quellen
Bäderkultur in Italien heißt entspannen in natürlich heißen Thermalquellen.
Die Tuscia ist reich an Thermalquellen, die schon die Etrusker und vor allem die Römer für ihre Badekultur schätzten. Nach einer Exkursion oder einem Städtetag im schönen Viterbo entspannt man in der monumentalen "Terme dei Papi". Schwefelhaltiges Hyperthermalwasser sprudelt mit 58 Grad Celsius direkt aus der Quelle in das dampfende Außenbecken (dienstags geschlossen). Die Therme ist von 9 bis 19 Uhr geöffnet, samstags bis 1 Uhr nachts. termedeipapi.it
Campingplätze
Parcheggio per Camper
Gebührenfreier Stellplatz für acht Mobile oder Caravan-Gespanne am Ortsrand von Bomarzo auf einem öffentlichen Parkplatz. Geschottert, kein Schatten, beleuchtet. Am Platz: Schöne Aussicht auf die umliegenden Täler sowie auf die Altstadt. Unterhalb am zweiten Parkplatz Picknicktische. Hunde erlaubt. In der Nähe: Sacro Bosco (Skulpturenpark), Altstadt mit Orsini-Palast, Restaurants, Eisdiele. Wanderrouten ab Stellplatz. Ganzjährig nutzbar.
Camping Massimo
Familiärer Platz direkt am Sandstrand des Lago di Bolsena. Ebener Rasen- und Schotter-Untergrund, teils mit Hecken parzelliert, teils beschattet. Gepflegte Sanitäranlage mit Einzelwaschkabinen. Waschmaschine, Trockner, Bar, Restaurant, privater Sandstrand, Bootsverleih, Hunde erlaubt. 3,5 km bis ins Ortszentrum Bolsenas. 1 ha, 50 Touristenplätze, 18 Mietunterkünfte, keine Dauercamper. Saison: 1. Mai bis 17. September.
Campeggio La Perla del Lago
Solider Platz direkt am Südufer des Lago di Bolsena gelegen, am Ortsrand von Capodimonte. Ebener Rasen-Schotter-Untergrund, mit Hecken parzelliert, beschattet. Einfache, aber gepflegte Sanitäranlage. Waschmaschine, WLAN, Restaurant, Kiosk, Brötchenservice in der Hauptsaison, 400 m langer, privater Sandstrand mit Bootssteg, Hunde erlaubt. Direkteinstieg zur langen, schönen Promenade mit Cafés, Spielplätzen und Bootsverleih. 3,2 ha, 116 Touristenplätze, 60 Dauercamper, 13 Mietunterkünfte. Saison: 2. April bis 20. September.
Ruhig gelegener, familiär geführter Platz. Vom Lago di Bolsena nur durch einen Uferweg getrennt. Angrenzend Olivenhaine und Kartoffelfelder. Ebener Rasen-Untergrund, gut beschattet. Einfache Sanitäranlage, Waschmaschine, WLAN, Restaurant mit schöner Seeterrasse, morgens frisch gebackene Croissants und Brötchen. Platzeigener Sandstrand, Grillplatz, Hunde erlaubt. Besonderheit: Chefin Doris ist Österreicherin, deswegen gibt es am Platz auch Desserts aus der österreichischen Küche. Direkteinstieg in Wander- und Radwege. 5 km bis Gradoli, 10 km bis Bolsena mit Supermärkten, Cafés, Kino etc. 2 ha, 80 Touristenplätze. Ganzjährig geöffnet.
Gitavillage California
Schön gelegenes, großes Feriendorf direkt am Strand. Ebener Schotter-Untergrund im Pinienwald. Im strandnahen Platzteil zusätzlich Kunststoff-Mattendächer. Gepflegte Sanitäranlagen, Waschmaschine, WLAN, Restaurant, Bar, Supermarkt, Wellnessbereich, Swimmingpoolpark mit Babybecken, Rutschen und Wasserspielen, Tennis-, Basketball-, Fußball-, Beachvolley- und Tischtennisplätze, Kinderspielplatz, Animation, Shows, Tanz und Live-Musik im Amphitheater. Etwa 300 m langer und 30 m breiter Sandstrand. 4 km bis Montalto Marina mit zahlreichen Cafés und Restaurants. 14 ha, 300 Touristenplätze, 50 Dauercamper, 156 Mietunterkünfte. Saison: 1. Mai bis 13. September.
Agricamping Monterotondo
Kleiner, familiärer, naturnaher Campingplatz direkt am Ufer des Bolsenasees, 5 km bis zum Stadtzentrum Montefiascone. Man campt im Schatten eines jahrhundertealten Olivenhains, auf ebener Rasenfläche. Einfache Sanitäranlage, Waschmaschine, WLAN, Grillplatz, Hunde erlaubt. Rad- und Wanderwege ab Platz. 0,5 ha,15 Stellplätze. Saison: April bis September.
Agriturismo Il Vecchio Fienile
Idyllischer kleiner Landcampingplatz auf einem Biobauernhof. Stellflächen auf ebenem Rasen, teils beschattet. Einfache, aber saubere Sanitäranlage, duschen kostet 0,50 Euro. Der Camping- bereich ist vom Rest der Anlage getrennt, hat einen eigenen Eingang mit Bar. Restaurant mit toskanischer Küche am Hof. Hofladen. Anbau alter, regionaler Getreidesorten, Zucht von Rindern und Schafen. Keine 24-Stunden-Rezeption, sondern nur während der Öffnungszeiten des Restaurants. Ankunft telefonisch mitteilen. Hunde erlaubt. 8 km bis Sorano, mit kleinen Kaufmannsläden, Käserei, Gastronomie. 8 ca. 60 Quadratmeter große Stellplätze mit Strom und Beleuchtung. Ganzjährig nutzbar.
Agricampeggio Paliano
Stadtnaher Campingplatz mit Stellplatz-Flair. Ebener Rasen-Schotter-Untergrund, beleuchtet, Video-überwacht. Einige Stellplätze mit Sonnendach mit Photovoltaikplatten beschattet. Moderne Sanitäranlage, Waschmaschine 1 Euro, Grillverleih 5 Euro, Haus- tiere erlaubt. 4 km bis ins Zentrum von Viterbo. Shuttleservice. Check-in: 9–13 Uhr und 15.30–20 Uhr. 100 Touristenplätze.
