Die erste Tour mit dem Wohnmobil ist ein kleines Abenteuer – voller neuer Eindrücke und kleiner Herausforderungen. Viele Camping-Neulinge bekommen anfangs schwitzige Hände am Lenkrad. Schließlich sind Campingbusse, Integrierte und Alkoven größer, schwerer und einfach anders im Handling als ein Pkw.
Einen Camper zu fahren, muss jedoch kein Stress bedeuten! Wer sich auf die ungewohnten Dimensionen und das neue Fahrgefühl vorbereitet, fährt sicherer – und entspannter.
Diese 7 Fahrfehler begehen fast nur Wohnmobil-Neulinge
Es gibt eine Liste an Fahrfehlern, die viele Camperinnen und Camper beim ersten Mal machen. promobil zeigt, wie Sie sie vermeiden.
- Zu frühes Einschlagen beim Abbiegen: Durch den längeren Radstand – also den Abstand zwischen Vorder‑ und Hinterachse – braucht das Wohnmobil einen größeren Wendekreis. Wenn Sie zu früh einschlagen, "poltern" über den Bordstein. Tipp: Schon früher lenken, und beim Einschlagen etwas zurücknehmen. Wenn es zwei Abbiegespuren gibt, ordnen Sie sich auf der äußeren ein.
- Höhe oder Breite übersehen: Besonders bei Alkoven‑Modellen, aber auch bei allen anderen Wohnmobilen und Campingbussen müssen Sie die Fahrzeughöhe im Blick behalten – Äste, Verkehrsschilder oder Unterführungen können kritisch werden, sind aber kein Grund zur Panik. Denken Sie daran: Selbst LKWs sind tagtäglich im Stadtverkehr unterwegs. Tipp: Lassen Sie beim Einparken unter einem Baum immer ihren Beifahrer aussteigen, um die Äste oder andere hohe Hindernisse zu beobachten. Achten Sie unterwegs auf Schilder zur Höhenbeschränkung und beobachten Sie andere, hohe Fahrzeuge.
- Toten Winkel unterschätzen: Beim Wohnmobil ist der tote Winkel – also der Bereich, den man über den Rückspiegel nicht sieht – größer als beim Pkw. Zwei‑teilige Außenspiegel (ein großer Spiegel oben, ein kleiner Weitwinkelspiegel unten) helfen, diesen Bereich zu reduzieren. Tipp: Spiegel entsprechend einstellen, Blick in die Außenspiegel aktiv nutzen und Umgebung immer im Blick behalten.
- Zu spätes Bremsen / falsche Geschwindigkeit: Ein Wohnmobil hat meist deutlich mehr Masse als ein Pkw – der Bremsweg ist länger. Wenn Sie zu spät reagieren, kann das gefährlich werden. Also: vorausschauend fahren, Tempo anpassen und früh genug bremsen.
- Sitzposition und Lenkradhaltung vernachlässigen: Eine falsche Sitzposition kann Ihre Kontrolle über das Fahrzeug mindern – und bei einem Unfall das Verletzungsrisiko erhöhen. Beispiel: Sitzen Sie vorn auf der Kante, wird der Rücken schlecht gestützt. Stellen Sie sich so ein, dass der untere Rücken (die Lendenwirbel) von der Rückenlehne gestützt wird. Sitzen Sie bequem hinten im Sitz. Der Abstand zum Lenkrad sollte so sein, dass Sie die Pedale komplett durchtreten können, ohne die Knie durchzustrecken, und die Arme beim Strecken die Schultern in das Sitzpolster drücken.
- Ohne Übung losfahren: Der erste größere Wohnmobil‑Trip ohne Übung kann schnell stressig werden. Nutzen Sie einen Verkehrsübungsplatz oder einen großen, leeren Parkplatz am Sonntag, um Rangieren und Fahrverhalten in Ruhe kennenzulernen. So gewinnen Sie Sicherheit – und sparen Nerven beim ersten echten Einsatz. Auch einen erfahrenen Wohnmobilfahrer oder eine erfahrene Wohnmobilfahrerin an ihrer Seite, kann beim ersten Mal gute Tipps geben und Ihnen die Unsicherheit nehmen.
- Wind, Wetter oder Glätte unterschätzen: Wohnmobile haben eine größere Seitenfläche – damit reagieren sie stärker auf Seitenwind. Tipp: Fahren Sie rechts zwischen den LKW wenn es über eine Autobahnbrücke geht und es windet. Bei Regen oder Schnee gilt: Profil der Reifen prüfen, Traktionshilfen wie Unterlegmatten im Schlamm nutzen, bei Gefälle früh zurückschalten und sanft bremsen. Viel Vorsicht: Gerade im Winter oder bei starkem Wetter ist Ruhe das beste Mittel.
Grundlagen: So unterscheidet sich das Wohnmobil vom Pkw
Wer diese Punkte konsequent beachtet, schafft den Transfer vom Autofahren zum Wohnmobilfahren mit Leichtigkeit.
Länge, Breite, Höhe – im Vergleich zum gewohnten Pkw sind die Maße wesentlich größer. Das verlangt von Ihnen als Fahrerin oder Fahrer eine gehörige Portion Umsicht und Anpassung.
Radstand und Wendekreis – Der Radstand definiert, wie viel Platz das Fahrzeug für eine 180‑Grad‑Wendung braucht (sogenanntes "Drehen"). Ein größerer Radstand bedeutet einen größeren Wendekreis. Das heißt: Beim Abbiegen nicht zu früh einschlagen und nicht zu weit außen bleiben.
Hecküberhang – Bei längeren Wohnmobilen schwingt das Heck beim Einschlagen weiter aus. Fahrzeuge im Gegenverkehr oder Borde können hier gefährlich nahe kommen. Nutzen Sie Ihre Spiegel aktiv beim Abbiegevorgang.
Sitzhöhe und Überblick – Der erhöhte Fahrersitz verschafft guten Gesamteindruck über die Verkehrslage – vorausgesetzt, Spiegel und A‑Säule bieten keine schlechten Blickwinkel.
Einparken und Rangieren: Tipps für enge Situationen
Ein großes Fahrzeug muss in eine kleine Lücke – in diese Situation kommt man immer wieder. So wird das Einparken mit einem Wohnmobil machbar.
- Außenspiegel korrekt einstellen: Ideal ist, wenn im Weitwinkelspiegel das Hinterrad zu sehen ist.
- Bitten Sie eine Person um Hilfe beim Einweisen. Eine Faustregel: Wenn Sie die einweisende Person im Spiegel sehen, sieht diese auch Sie. Absprachen vorab sind wichtig – z. B. Handzeichen.
- Rampen und Hindernisse: Besonders bei integrierten Modellen sitzt man weit hinten – die "Schnauze" des Wohnmobils ist daher oft schwer einzuschätzen. Eine Hubstütze, Ablasshahn oder Ähnliches kann der tiefste Punkt am Campingfahrzeug sein. Hier hilft eine einweisende Person von außen, besonders wenn sich Unebenheiten am Boden, niedrige Hindernisse oder besonders hoch hängende Hindernisse in der Nähe befinden.
- Rückfahrkamera nicht vorhanden? Kein Problem – Übung macht’s. Durch die großen Spiegel haben Sie in der Regel einen guten Blick nach hinten. Vergessen Sie aber nicht Anbauten wie Fahrradträger zu berücksichtigen. Und im Zweifelsfall: Hilfe holen.
Fahren bei Regen, Schnee und Glätte: So bleiben Sie sicher
Winterreifen sind ein Muss – und bei festgefahrenem Schnee auch Schneeketten. Bei Glatteis helfen sie allerdings nur bedingt. Vor Kurven oder auf vereisten Flächen sollten Sie frühzeitig bremsen.
Bei Gefälle gilt, egal bei welchem Wetter: früh zurückschalten, sanft bremsen – sonst kann das Heck ausbrechen.
Aquaplaning bei starkem Regen? Profil und vorausschauende Fahrweise sind Ihre besten Schutzmaßnahmen.
Und: Wird der Stellplatz nach dem Regen zur Schlammpiste, leisten Traktionshilfen wie Unterlegmatten gute Dienste. In allen Fällen gilt: Ruhe bewahren.
Sitzposition und Lenkradhaltung: Der unterschätzte Sicherheitsfaktor
Nehmen Sie sich vor Fahrtbeginn Zeit für die korrekte Einstellung. Setzen Sie sich etwas weiter hinten in den Sitz, damit der untere Rücken (Lendenbereich) gut gestützt wird. Der Abstand zum Lenkrad sollte so sein, dass die Pedale vollständig durchgetreten werden können, ohne dass die Knie gestreckt sind. Die Arme bleiben leicht angewinkelt.
Beim Lenken die Daumen auf dem Lenkrad lassen – so vermeiden Sie bei einem Unfall, dass Sie sich Daumen oder Hand stark verletzen. Diese Details verbessern Kontrolle und Sicherheit spürbar.
Führerschein und Verkehrsbestimmungen: Was Sie wissen müssen
Wohnmobile lassen sich nach zulässigem Gesamtgewicht (zGG) einteilen – also dem maximalen Gewicht inklusive Fahrzeug, Personen und Gepäck. Fahrzeuge bis 3,5 t zGG können mit dem Pkw‑Führerschein gefahren werden. Wer einen Führerschein ab 1999 hat (Führerschein Klasse B), darf damit zumeist keine Wohnmobile über 3,5 t zGG mehr fahren – jedenfalls bis die neue EU-Regelung gültig wird.
Für Fahrzeuge über 3,5 t zGG benötigt man so lange einen alten Pkw-Führerschein oder einen Führerschein der Klasse C1 oder höher. Diese schweren Wohnmobile müssen in Deutschland Lkw‑Regeln beachten – z. B. Tempo 100 auf Autobahnen, Lkw‑Überholverbote und eventuell Nutzung von Lkw‑Parkplätzen.












