- 9 Punkte für die Wohnmobil-Reiseplanung
- 1. Routenplanung für entspannte Fahrten
- 2. Sind Sie versichert?
- 3. Richtig packen
- 3. Sorgen Sie für genügend Gasvorrat
- 4. Verkehrsregeln im Inland und Ausland
- 5. Mautgebühren
- 6. Stellplatz-Suche
- 7. Stellplatz-Knigge
- 8. Genügend Zeit fürs Ankommen und Auspacken
- Fazit
Endlich Frühling! Genug mit trüben Nachrichten! Vorfreude gehört bekanntlich zu den angenehmeren Seiten des Lebens. Allein die Aussicht auf die erste Frühlingstour zieht die Mundwinkel nach oben.
Perfektes Campingvergnügen hat zu einem guten Teil mit Planung zu tun. Wer Abenteuer mit schlechter Organisation verwechselt, bringt sich um die eigene Erholung. Das beginnt mit dem Fahrzeug selbst.
An anderen Stellen beschreiben wir, wie Sie den Camper mit einem Frühjahrs-Putz sanft aus dem Winterschlaf wecken. Und dass ein gründlicher Auswinterungs-Check von Reifen und Wasseranlage auf jeden Fall zum Pflichtprogramm gehört.
9 Punkte für die Wohnmobil-Reiseplanung
Doch was ist mit allem anderem Drumherum? Über diese Dinge sollten Sie sich kurz Gedanken machen, bevor es auf Tour geht.
1. Routenplanung für entspannte Fahrten
Ein Reisemobil ist kein Rasemobil. Unser Tipp: Überlassen Sie die Überholspur doch allen, die pünktlich im Hotel einchecken müssen. Planen Sie lieber kurze Etappen; setzen Sie sich nicht unter Druck. Defensiv fahren Sie sicherer, ein wenig Zeitverlust sollte im Urlaub ohnehin keine Rolle spielen.
Während der Fahrt ist das Herumlaufen im Campingfahrzeug ebenso tabu wie das gemütliche Ausstrecken im Bett. Alle Passagiere müssen angeschnallt auf ihren Plätzen bleiben.
Ein entspanntes Reisen mit vielen Pausen kommt der Person am Steuer und allen Mitfahrenden entgegen. Warum hoch konzentriert bei Dunkelheit und schlechtem Wetter fahren, wenn die Zeit nicht drängt?
Besonders wenn Kinder an Bord sind, können eintönige Marathontouren zur Tortur für alle werden. Vor allem sie brauchen regelmäßige Stopps und in den Pausen Bewegung. Die Kleinen müssen wie im Pkw einen passenden Kindersitz haben. Neben Snacks sollten Sie für Abwechslung unterwegs sorgen: Tablets, Hörbuch-Geräte oder tragbare DVD-Player auf der Rückseite vom Fahrersitz sind hier genauso probate Mittel wie ein klassisches Spiel, das keine Tischfläche braucht.

Zusätzliche Beachtung verdienen Beipackzettel: Viele im Alter gängige Medikamente beeinträchtigen die Fahrtauglichkeit. Fragen Sie beim Thema Sicherheit nicht nur Ihren Arzt oder Apotheker. Ein Fahrtraining frischt Ihre Fähigkeiten wieder auf.
Tipp: Mit der Stellplatz-Radar-App können für Sie Routen die passenden Stellplätze finden.
2. Sind Sie versichert?
Diese Fragen sollten Sie mit auf jeden Fall mit "Ja" beantworten können. Und es ist völlig klar, dass Sie eine Versicherung für Wohnmobil haben, wenn es ihr eigenes ist. Einen Schutzbrief besitzen Sie sogar vielleicht ebenfalls, wenn Sie eine Mitgliedschaft in einem der vielen Automobilclubs haben.
Wer bei einer gewerblichen Vermietung ein Mietmobil bucht, hat bei Vertragsunterzeichnung ein Versicherungspaket gebucht. Wer ein privates Sharingangebot nutzt, bekommt auf den großen Camper-Sharing-Plattformen meist ebenfalls eine Versicherung angeboten.
Eine Krankenversicherung sollte auch jede Person haben. Die europäische Krankenkassenkarte sichert allen in Europa ein Anrecht auf Behandlung zu. In einigen Fällen lohnt sich allerdings eine Zusatzkrankenversicherung fürs Ausland.
Tipp: Geht schnell, hilft im Zweifel sehr. Einmal kurz die richtige Versicherung fürs Wohnmobil checken.
3. Richtig packen
Sobald Sie das Fahrzeug via Auswintern-Checkliste durchgesehen haben, kann es ans Packen gehen. Was ist überhaupt essenziell im Campingurlaub? Hier finden Sie eine Packliste fürs Wohnmobil.
Doch wohin kommt was? Unverändert gilt die Grundregel, dass schwere Gegenstände weit unten im Fahrzeug und möglichst zwischen den Achsen untergebracht werden müssen. Sonst leidet die Kurvenstabilität und beim Fronttriebler die Traktion.
Es gelten eindeutige Vorschriften zur Zuladung einerseits, sprich: Wie viel darf das Wohnmobil maximal wiegen, und zur Beladung andererseits, sprich: Sind alle Achslasten eingehalten und ist die Ladung gesichert. Beides kontrollieren die örtlichen Behörden immer wieder zur Urlaubszeit und ahnden Überschreitungen mit Bußgeldern.
Auf Toleranzwerte sollten Sie sich bei Kontrollen nicht verlassen. Kommt es zu einem Unfall, könnte die Versicherung bei einem überladenen Fahrzeug von einer Mitschuld des Fahrers ausgehen. Weniger Geld und Nerven kostet es, das beladene Campingfahrzeug bei TÜV oder Dekra wiegen zu lassen. Am besten suchen Sie eine Prüfstelle, die das Gewicht an jedem einzelnen Rad feststellen kann.
Weder die Reifentragfähigkeit noch die Achslasten oder das zulässige Gesamtgewicht des Wohnmobils dürfen überschritten werden. Das Fachpersonal im Reisemobilhandel und von Prüfstellen hilft im Zweifel bei der Ermittlung der Reifentragfähigkeit. Die Reserven an Achslasten und beim Gesamtgewicht lassen sich anhand der Fahrzeugpapiere ermitteln.
Denn: Überladung hat nicht nur mit dem zulässigen Gesamtgewicht zu tun, also wieviel das Wohnmobil insgesamt wiegen darf. Die Frage, wie viel Kilo man in die Garage oder auf den Träger packen darf, hängt auch von der zulässigen Hinterachslast und dem Verhältnis von Radstand und Überhang ab. Das klingt etwas kompliziert, lässt sich mit folgender Formel berechnen, wenn man die tatsächliche Hinterachslast kennt:
NL = HAL x R / R + Ü
NL steht hier für die Nutzlast von Heckstauraum oder -träger. Die Hinterachslast (HAL) errechnet sich aus der Differenz von zulässiger und gewogener Achslast ohne die vorgesehene Beladung. R steht für den Radstand und Ü für den Überhang, also den Abstand zwischen Achse und Last.
Beachtung verdient gleichzeitig das Verhältnis der Lasten auf beiden Achsen. So sollte die effektive Vorderachslast aus Sicherheitsgründen niemals weniger als 50 Prozent der Hinterachslast betragen. Eine zu starke Heckbeladung beeinträchtigt die Lenkung und bei Fronttrieblern ebenfalls die Traktion.
Tipp: Einmal kurz auf die Waage vor dem Urlaub – das spart Bußgeld-Kosten.
3. Sorgen Sie für genügend Gasvorrat
Im Ausland kann es kompliziert und teuer werden, an Gasnachschub zu kommen. Das liegt nicht an möglicher Gasknappheit, sondern an verschiedenen Gasflaschen.
In den Urlaubsländern verwenden viele Gasversorger andere Anschlüsse, füllen deutsche Flaschen gar nicht oder nur zu erhöhten Preisen. Deshalb besser zwei gefüllte Flaschen an Bord nehmen. In der warmen Jahreszeit ist man so auch für einen ausgedehnten Urlaub gut gerüstet.
Tipp: Halb volle Flaschen lassen Sie für die große Urlaubsfahrt zu Hause und leeren diese besser auf dem Kurztrip oder am Gasgrill daheim.
4. Verkehrsregeln im Inland und Ausland
Europa bleibt aus Sicht der Reisemobilfahrenden ein Flickenteppich. Das gilt nicht nur für die Gasversorgung, sondern ebenso für Verkehrsvorschriften. Einigkeit erzielten europäische Politiker vor allem über eines: Bußgelder für Verkehrsverstöße im Ausland können auch im Heimatland vollstreckt werden. Für Urlaubende eine weitere Motivation, die örtlichen Vorschriften vor der Tour genau zu studieren.
Genauso gibt's bei den Vorschriften zu Warnwesten und Ersatzlampen unterschiedliche Regelungen. Einfache Empfehlung, weil es schon hierzulande Pflicht ist: Zur eigenen Sicherheit sollte je eine Warnweste für jede mitfahrende Person in Griffweite liegen.
Ersatz für die unterschiedlichen Leuchtmittel rund ums Wohnmobil erweist sich an Bord ohnehin als nützlich. Italiener und Spanier legen außerdem Wert auf quadratische Warntafeln an Trägern oder Gepäck, die über die Heckleuchten hinausragen. Der Zubehörhandel hat sich darauf eingestellt und bietet das "Pannello" in – ganz wichtig – landesspezifischer Ausführung.

Tipp: Sobald Sie wissen, wohin es geht im Urlaub, einmal kurz die Verkehrsregeln checken.
5. Mautgebühren
Schilder mit den Aufschriften Péage oder Maut lassen bei WohnmobilistInnen den Blutdruck steigen. Ob Österreich, Frankreich oder Schweiz: Die Mautgebühren können den Urlaub empfindlich verteuern - vor allem, wenn das Campingfahrzeug über 3,5 Tonnen wiegt. Spätestens dann lohnt sich eine Mautbox fürs Wohnmobil. Alles darüber verraten wir hier:
Wer sich mehr Zeit nimmt, erreicht nahezu jeden Ort in Europa ohne Straßengebühren. Selbst durch die österreichischen Alpen gibt es parallel zur Brennerautobahn eine Landstraße, die zwar nicht den Lkw, wohl aber Reisemobilen zur Verfügung steht. Wer den Weg als Ziel betrachtet, der kann dies bei einer Alpenüberquerung ausleben.
Sogar Länder mit langer Mauttradition wie Frankreich warten mit einem gut ausgebauten Landstraßennetz auf, sodass man auch hier nicht unbedingt auf die Autobahn muss. Wenn man es unterwegs nicht eilig hat, liegen die "Routes Nationales" in Sachen Erlebnisqualität ohnehin vorne.
Tipp: Bei den Routenplanung vorher festlegen, ob Sie Mautstraßen fahren wollen, und falls ja vorab ein entsprechendes Pickerl oder eine Mautbox besorgen.
6. Stellplatz-Suche
Wo darf man in Europa noch frei mit dem Reisemobil stehen? Nur im Notfall, lautet unsere Empfehlung. Es gibt ein gutes Camping- und Stellplatz-Netz in Europa, das Sie ganz einfach mit kostenlosen Apps wie dem promobil Stellplatz-Radar scannen können.
Daneben gibt es seit einigen Jahren den Trend, bei Privatpersonen, an Bauernhöfen oder bei Winzereien gegen eine kleine Gebühr zu übernachten. Für diese alternativen Stellplätze bestehen eigens Websites und Buchungsportale gibt.

Speziell osteuropäische Staaten verbieten die Übernachtung ausdrücklich auf privaten Grundstücken. In touristisch attraktiven Ländern wie Kroatien steht diese Regelung nicht nur auf dem Papier.
Länder mit hoher Campingplatzdichte, etwa die Niederlande, handhaben das auf öffentlichem Gelände ähnlich. Liberaler geben sich Frankreich und Italien. Beide Länder machen dank gut ausgebautem Stellplatz-Netz Übernachtungen am Straßenrand überflüssig. An vielen Küstenabschnitten beider Länder gilt das Gleiche wie etwa in Spanien: Örtliche Parkverbote, oft unterstützt durch Höhenbeschränkungen, zeigen Wohnmobilen die Grenzen.
Ohnehin müssen Sie in Europa außerdem lokale Verbote beachten. Diese tauchen – nicht ganz überraschend – gerade in beliebten und belebten Gegenden auf.
Als besonders gutes Pflaster für Reisemobilfahrer gelten die skandinavischen Länder. Zu Recht, was die Weitläufigkeit der Landschaften und die Gastfreundschaft angeht. Zu Unrecht für jene, die aus dem "Allemansrätten" einen Freibrief für wildes Campieren ableiten. Das Jedermannsrecht erlaubt unter bestimmten Voraussetzungen das Zelten in der Natur, keinesfalls rücksichtsloses Abstellen des Reisemobils abseits der Straßen. Einfach und legal: die Quickstop-Plätze vor vielen skandinavischen Campinganlagen.
Tipp: Unbedingt die Stellplatz-Radar-App downloaden!
7. Stellplatz-Knigge
Geschriebene und ungeschriebene Regeln gelten nicht nur bei der Wahl des richtigen Übernachtungsplatzes. Das Zusammenleben auf dem Stell- und Campingplatz verlangt bei aller Freiheitsliebe ebenfalls die nötige Rücksichtnahme.
Die bei promobil im "Knigge für Reisemobilisten" aufgezählten Regeln sollten eigentlich selbstverständlich sein: Beispielsweise auf unnötigen Lärm durch nächtliches Rangieren, Radio oder Generator verzichten.

Wer das Reisemobil quer auf mehreren Längsflächen aufstellt, um sich mehr Freiraum zu verschaffen, wird unterwegs sicherlich keine neuen Freundschaften schließen. Ebenso sollten wir Dauerbelegung und Zäune den Gartenzwergfreunden überlassen. Dass man Hunde anleint und Müll sowie Fäkalien an den vorgesehenen Stellen entsorgt, sollte nicht nur klar sein, wenn es auf Hinweistafeln steht.
Tipp: Viele Anfängerfehler sind mit etwas Menschenverstand vermeidbar, wie wenn jemand wieder einmal die Toilettenkassette am Trinkwasserhahn ausspült.
8. Genügend Zeit fürs Ankommen und Auspacken
Wenn Sie die Urlaubsentspannung mit in den Alltag nehmen möchten und nicht gleich wieder gestresst sind, sobald Sie in die eigene Straße einbiegen: Lassen Sie sich Zeit zum Ankommen. Sie freuen sich bei dem nächsten Trip, wenn sie kein Chaos im Fahrzeug vorfinden.

Sorgen Sie dafür, dass Sie zum Ende der Tour genügend Zeit haben, gemütlich auszupacken und das Wohnmobil gründlich zu putzen und aufzuräumen. Eventuell entstandene kleine Schäden könne Sie vielleicht selbst direkt daheim beheben – oder einen Werkstatttermin machen.
Denn für alle Campingfans steht eines fest: Nach der Tour ist vor der Tour.
Tipp: Wer noch einen Tag Zeit hat, bevor der Alltag wieder startet, bleibt länger entspannt.
Fazit
Allen unterschiedlichen Vorschriften und Regelungen zum Trotz: Europa steht Individualreisenden heute offen. In vielen Ländern erwartet Wohnmobil-Fans eine tolle Infrastruktur.
Allerdings bewegen sich auf Europas Straßen inzwischen deutlich mehr Campingfahrzeuge. Für alle Verantwortlichen in Tourismus und Politik kann es deshalb nur heißen: Bitte weiter so! Wer die Bedingungen für Wohnmobil-Übernachtungen verbessert und attraktive Stellplätze zur Verfügung stellt, fördert mit überschaubaren Mitteln die heimische Wirtschaft.