Die dunklen Monate gehen zu Ende. So wie uns selbst drängt es auch die Camper und Mobile ans Licht. Wir zeigen alle Handgriffe für den Camping-Saisonstart.
Die dunklen Monate gehen zu Ende. So wie uns selbst drängt es auch die Camper und Mobile ans Licht. Wir zeigen alle Handgriffe für den Camping-Saisonstart.
Verheißungsvoll öffnet sich das Tor. Wie frisch aus dem Ei gepellt wartet dahinter unser treuer Reisebegleiter auf Rädern ungeduldig darauf, mit uns zusammen endlich wieder die Welt zu entdecken. Auf den ersten Dreh des Anlassers startet prompt der Motor, der Tank ist voll, die sonnenbeschienene Straße liegt vor uns ...
Doch dann folgt das Erwachen. Die Realität sieht oft ganz anders aus: Am Saisonende wurde das Campingfahrzeug nur noch schnell in sein Winterquartier, die Halle oder Scheune, gequetscht oder einfach am Straßenrand abgestellt. TÜV neu machen? Reicht auch noch im Frühjahr. Die altersschwache Batterie hat den Winter nicht so gut überstanden, im Tank suppen Wasserreste, und im Wohnraum müffelt’s.
Womöglich war man noch für einen Schneetrip auf streusalzversifften Straßen im Regen und Matsch unterwegs. So oder so: Spätestens wenn die Reiselust im Frühjahr erwacht, ist Kümmern angesagt.
Der erste Blick sollte dem Basisfahrzeug gelten, denn ohne dass der Motor läuft, schaffen wir’s nicht mal bis zum Waschplatz. Wer die Batterie über den Winter nicht am Erhaltungsladegerät hängen hatte, sollte spätestens jetzt die Elektronenreserven wieder auffüllen – und zwar in Starter- wie Bordbatterie.
Bei herkömmlichen Bleiakkus vorher den Säurestand kontrollieren und bei Bedarf destilliertes Wasser nachfüllen. Eine Fahrzeuginspektion werden die meisten der Werkstatt überlassen, aber die Kontrolle von Ölstand, Bremsflüssigkeit und Wischwasser ist auch für den Laien kein Hexenwerk.
Vor dem Rollout darf der Blick auf die Reifen nicht fehlen. Hat man sie zur Vermeidung von Standschäden auf höheren Druck gebracht, muss die Luft nun wieder auf Normalmaß abgelassen werden. Ein Profilcheck verrät, ob die Wohnmobil-Pneus die kommende Saison noch durchhalten. Winterreifen werden jetzt natürlich gegen die Sommerpneus gewechselt. Trotz gesetzlicher Mindestprofiltiefe von 1,6 Millimetern sollten für sichere Fahrt bei Regen – Stichwort Aquaplaninggefahr – noch mindestens drei bis vier Millimeter übrig sein.
Ein Blick auf die sogenannte DOT-Nummer auf der Reifenflanke offenbart Produktionswoche und -jahr. Sind Reifen älter als sechs, sieben Jahre, sollten sie bald aussortiert werden.
Technik-Checkliste fürs Basisfahrzeug
Jetzt aber ist erst mal der Hochdruckreiniger unser bester Freund. Bevor wir der Außenhülle mit Bürsten und Lappen zu Leibe rücken, muss der Dreck mit viel Wasser vom Dach abwärts runtergespült werden. Andernfalls wirken Schmutzpartikel wie Schmirgelleinen. Bei der nun folgenden Schaumwäsche mit der Lanzenbürste spart man die Acrylglasfenster am besten aus.
Aggressive Reinigungsmittel mag deren empfindliche Oberfläche gar nicht. Nach dem Spülen mit reichlich Wasser reinigt man sie mit einem speziellen Acrylglasreiniger und einem weichen Tuch. Achtung: Haushalts-Fensterreiniger sind absolut tabu. Ihr Alkoholanteil macht den Kunststoff auf Dauer trübe und rissig.
Ist die Hülle sauber, freuen sich auch Unterboden und Radkästen über den reinigenden Wasserstrahl. In Winkeln des Chassis bilden sich gerne Schmutznester, die Feuchtigkeit eng am Material halten und auf längere Sicht Korrosions- und Fäulnisschäden verursachen können. Den prüfenden Blick unters Fahrzeug sollte man also nicht scheuen.
Holzunterböden sind meist mit einer atmungsaktiven Versiegelung geschützt, die im Laufe der Jahre Schaden nehmen kann und umgehend ausgebessert werden sollte. GfK-Böden sind deutlich robuster, doch auch hier schadet ein prüfender Blick nicht. Bei der jährlichen Dichtigkeitskontrolle des Fachhändlers wird meist genau hingeschaut. Wer jedoch ein älteres Mobil außerhalb der Garantie sein Eigen nennt, ist selbst verantwortlich.
Unbedingt zu bedenken beim Thema Dampfstrahler: Der hat nicht nur Reinigungs-, sondern auch Schadenspotenzial. Deshalb sollte man die Lanze stets mit mindestens 30 Zentimeter Abstand zum Fahrzeug anwenden. Fensterdichtungen, Belüftungsgitter, Kamine und Dekoraufkleber möglichst aussparen und auch der Reifenflanke nie mit hohem punktuellem Druck zu Leibe rücken.
Für alle Materialien der Außenhaut bietet der Fachhandel spezielle Reinigungs- und Pflegeprodukte: Mittel, um die berüchtigten Regenstreifen zu entfernen, Lackpolitur- und Versiegelung für den Glanz, Kunststoff- und Gummipflege für Stoßfänger, Fenster- und Türdichtungen.
Checkliste für die Reinigung außen
Der Frühjahrsputz im Aufbau folgt den gleichen Regeln wie im Haus. Zuallererst muss mal wieder Luft an die Textilien wie Matratzen, Polster und eventuelle Bodenbeläge. Sind echte Verunreinigungen zu beseitigen, leistet ein Waschsauger nützliche Dienste. Generell gilt aber: Beim Reinigen nicht zu viel Feuchtigkeit in den Aufbau bringen – was nicht drin ist, muss auch nicht erst wieder trocknen. Der Wischmopp mit Eimer bleibt also am besten draußen, den Boden reinigt man nach dem Saugen mit einem feuchten Tuch.
Vorm Wassereinsatz wirft man ohnehin erst mal den Staubsauger an und dringt mit seinem fordernden Rüssel in alle erreichbaren Ecken und Winkel vor – auch in die Technikabteile von Heizung, Tank, Gasflasche und Co. Insbesondere an den Ansauggittern von Heizung und Kühlschrank sammelt sich der Staub mit Vorliebe und behindert ihre Arbeit. Auch für den Wohnraum gibt es Legionen von Waschmittelchen für alle Zwecke. Wer der Umwelt und seiner Gesundheit etwas Gutes tun will, kann vieles davon durch Essigreiniger ersetzen. Der reinigt effizient und bringt auch frischen Duft.
Checkliste für die Reinigung innen
Jetzt noch etwas durchhalten, dann ist der Zieleinlauf unserer großen Frühjahrsaktion bald erreicht. Als nächstes widmen wir der Bordtechnik unsere ungeteilte Aufmerksamkeit. Sind alle Leuchtmittel intakt, funktionieren Kühlschrank und Gasbrenner samt Zündung? Wie voll ist eigentlich die Gasflasche noch? Gasleitungen und besonders die -schläuche können zumindest grob per Auge auf Schäden oder Rissigkeit geprüft werden.
Die Abschaltsicherung des Brenners testen wir durch Ausblasen der Flamme. Innerhalb von 20 Sekunden muss die Gaszufuhr von selbst stoppen. Eventuell vorhandene Gasfilter werden ebenso gereinigt oder ersetzt wie der Vorfilter der Druckwasserpumpe. Funktionieren alle Schlösser und auch die Fensterriegel einwandfrei? Im Zweifelsfall wirkt ein Tropfen passenden Öls Wunder.
Hat man die Wasseranlage beim Einmotten nicht gereinigt, wird’s jetzt allerhöchste Eisenbahn. Um entsprechende Tankreiniger aus dem Fachhandel kommt man hier nicht herum, denn für Biofilme, die sich in Tank und Leitungen gebildet haben, braucht man eine keimtötende Wirkung.
Nach Anleitung werden die Tankreiniger mit Wasser verdünnt und eingefüllt. Durch die Serviceöffnungen können meist auch die Ecken der Tanks mit einer Reinigungsbürste erreicht werden, um hartnäckige Beläge zu entfernen. Wichtig: Die Reinigungslösung muss auch durch den Boiler und sämtliche Leitungen fließen, deshalb sollten die Hähne abwechselnd auf Kalt- und Warmwasser gestellt werden. Anschließend gründlich mit frischem Wasser spülen, um Reste des Reinigers zu entfernen.
Technik-Checkliste für den Aufbau
Noch schnell ein Blick aufs hintere Kennzeichen: Ist die Hauptuntersuchung noch gültig? Und wie sieht’s mit der Gasprüfung aus? Sind alle Plaketten noch aktuell, kann man die Folgetermine zumindest gedanklich schon mal in die Reiseplanung einsortieren.
Bei der Hauptuntersuchung (HU) kommt es nicht nur beim Preis auf das Gewicht an: Wohnmobile bis 3,5 Tonnen müssen im dritten Jahr nach Erstzulassung, danach alle zwei Jahre zum Check. Schwerere Modelle werden in den ersten vier Jahren alle 24, danach alle zwölf Monate zur Untersuchung gebeten. Vorsicht besonders bei SaisonfahrerInnen: Versäumte HU-Termine können teuer werden.
Das Pflichtprogramm jeder Untersuchung enthält über 150 Kriterien – Bremse, Lenkung, Achsen, Fahrgestell und Aufbau werden von Spezialisten geprüft. Es lohnt in jedem Fall im Vorfeld ein Besuch beim Händler und der Vertragswerkstatt, die in der Regel sogar spezielle zugeschnittene Vorbereitungen zur Hauptuntersuchung anbieten – oder die Prüfer kommen sogar ins Haus.
Bei jedem Wohnmobil kam bis 2022 im Rhythmus von zwei Jahren die Prüfung der Gasanlage hinzu. Die Gasprüfung gilt als wichtiger Faktor für Sicherheit an Bord. Oftmals kann sie in Kombination mit Hauptuntersuchung und Abgasuntersuchung ablaufen – Dichtungen, Schläuche und der Zustand des Gastanks stehen im Mittelpunkt. Ab 1. Apri 2022 wird die Prüfung unabhängig von der HU durchgeführt. Wie es genau funktioniert, lesen Sie hier: Nach erfolgreicher Prüfung wird eine Bescheinigung ausgestellt, die bei der HU vorzulegen ist. Eine fehlende oder fehlerhafte Prüfbescheinigung gilt als Mangel, dann heißt es hin zur Nachuntersuchung.
Die Gasprüfung bieten Sachverständige und Werkstätten je nach Größe der Niederlassung auch als Schaden- und Wertgutachten für einen Wiederverkauf an. Darüber hinaus führen sie auch detaillierte Sicherheitsprüfungen und Gewichtsmessungen durch.
Beim Blick in die Preislisten fallen die Preisunterschiede bei der HU besonders auf. Nicht nur die großen Anbieter TÜV, Dekra und GTÜ verlangen für ihre Dienste unterschiedlich viel, auch Preisschwankungen in den einzelnen Bundesländer tragen zu Abweichungen von bis zu 30 Prozent bei.
Weitaus weniger Regeln erwarten den ReisemobilistInnen bei der Inspektion. Was beim Auto der Vertragshändler erledigt, übernimmt beim Wohnmobil die Vertragswerkstatt des Basisfahrzeug-Herstellers, mitunter unmittelbar an den Wohnmobilhändler angedockt.
Scheckheftgepflegt – dieses Attribut gilt auch für Wohnmobile. Nicht nur für einen hohen Werterhalt beim späteren Verkauf, sondern besonders beim Erhalt von Gewährleistungsansprüchen. Es lohnt ein genauer Blick ins Wartungsheft des Basisfahrzeugs, dort ist detailliert festgelegt, wann Klimaanlage und Co. gewartet oder der Zahnriemen ausgetauscht werden muss. Bei der Inspektion ist auch Zeit für Kleinigkeiten, etwa eine Funktionsprüfung der Beleuchtungsanlage – wer achtet schon genau auf die Stellung der Scheinwerfer?
Die Wohnmobil-Werkstatt bietet außerdem auch eine Aufbau- und eine Dichtigkeitsinspektion sowie Änderungen nach Wunsch an. Eine vollständige Inspektion, gegebenenfalls verbunden mit mehreren Arbeitsstunden und dem Einbau von Ersatzteilen, kann schnell über 100 Euro kosten. Was wieviel kostet, lässt sich unseren Kostenbeispielen in den Schaukästen entnehmen.
Interview mit Christian Ertl von Goldschmitt
promobil sprach mit Christian Ertl, Betriebsleiter beim Wohnmobil – Spezialisten Goldschmitt Fahrwerkstechnik. Im Gespräch zum Thema Auswintern erklärt der Fachmann, mit welchen Blessuren Wohnmobile nach einem langen Winter kämpfen – und was bei Dichtigkeit, Technik und Aufbau wichtig ist.
Welche typischen Schäden kann das Reisemobil beim Überwintern oder beim Winterurlaub davontragen?Ertl: Zum einen können Frostschäden am Strom-, Heiz- und Wassersystem auftauchen, zum anderen muss man mit unerwünschten Eindringlingen wie Mäusen oder Ungeziefer rechnen. Nach dem Winterurlaub kann es hingegen zu Korrosion an Anbauteilen des Rahmens oder zur Oxidation von Schlössern und anderen Metallteilen kommen.
Was empfehlen Sie zur Vorbeugung und Reparatur bei geplatzten Rohren und Leitungen durch kalte Temperaturen?Ertl: Vorbeugen kann man natürlich durch Öffnung und Entleerung aller Hähne und Leitungen im Wohnmobil. Auf Nummer sicher geht man, wenn die Frisch- und Abwasserleitungen mit Luftdruck, zirka 1,5 bar, ausgeblasen und damit getrocknet werden.
Woran erkenne ich ohne spezielles Zubehör Undichtigkeit, und wie gehe ich im Fall von Feuchtigkeit im Aufbau vor?Ertl: Anzeichen für Feuchtigkeit im Aufbau gibt es viele: stellenweise oder überall modriger Geruch, weiche Stellen im Möbeldekor, im schlimmsten Fall dunkle Schimmelbildung. In allen Fällen sollte direkt eine Fachwerkstatt aufgesucht werden.
Und was tun, wenn Türdichtungen und Gummilippen mit Glyzerin oder Silikon nicht mehr zu kitten sind?Ertl: Grundsätzlich sollte man jede defekte Dichtung an Türen und Fenstern bei Beschädigung ersetzen, um einen Wassereintritt zu verhindern. Mit Feuchtigkeit im Wohnmobil ist nicht zu scherzen.
Welche Stellen haben besonders häufig mit Rost und Alu-Fraß zu kämpfen, und was lässt sich dagegen tun?Ertl: Rostanfällig sind in erster Linie Rahmen und Verschraubungen, auch bereits beschädigte Stellen am Blech können rosten. Alu-Fraß ist eher ein Problem von Türen, Klappen und Verkleidungen aus Aluminium. Vorbeugen kann man mit regelmäßiger Sichtkontrolle, gutem Unterbodenschutz und einer Versiegelung von Dichtungen und Hohlräumen.
Von welchen Mängeln sollte ich die Finger lassen und einen Experten hinzuziehen?Ertl: Ganz klar: Wasserschäden, Frostschäden, Montagen an Strom- und Gasanlagen sowie Reparaturen an der Außenwand oder dem Boden des Fahrzeugs.
Welchen Tipp geben Sie den Lesern in Sachen Garantie, Gewährleistung und Kulanz mit auf den Weg?Ertl: Es empfiehlt sich meiner Meinung nach immer, alles zu dokumentieren – und zwar bestenfalls schriftlich und mit Bildern. Dann ist man als Kunde auf der sicheren Seite. Bei Garantiearbeiten kurz vor Garantiezeitende kann auch eine Verlängerung auf die durchgeführten Arbeiten schriftlich verlangt werden.
Mit welchen Mängeln kommen Reisemobilisten überdurchschnittlich häufig zu Ihnen?Ertl: Meist sind es Defekte an Kühlschrank, Heizung, Batterie, aber auch Alu-Fraßmängel, mit denen Kunden zu uns kommen.
Ist in Sachen Waschplatz, Winterschäden und Werkstatt alles startklar für den Saisonstart, dann heißt es Auf in eine saubere, sichere und sorglose Reisesaison.