Ratgeber Reisemobile optmieren - Autarkie
Campen ohne Landstrom

Einfach reisen und keinen Gedanken an die Stromversorgung verschwenden – das möchten viele Reisemobilisten. Wir zeigen an einem rundum stromautarken Wohnmobil, was möglich ist.

Mobil optimieren, Autarkie
Foto: Boch

Heute hier und morgen dort – stehen bleiben, wo man möchte und darf. Dabei nicht auf den Luxus von Espressomaschine oder Klimaanlage verzichten müssen. Und außerdem nie mehr Kleingeld für Stromzapfsäulen horten. Wer sich in diesen Zeilen wiederfindet, muss in die Autarkie seines Fahrzeugs investieren. Dabei sind die Möglichkeiten, sich vom Landstrom unabhängig zu machen, vielfältig.

Was tun für Autarkie?

Aber was kann man konkret unternehmen, um tatsächlich für nahezu jede Anforderung gewappnet zu sein? Diese Frage stellte man sich auch beim Zubehörhersteller Teleco, durchforstete den eigenen Produktkatalog und packte alles, was möglich und sinnvoll kombinierbar ist, in einen gängigen Carthago C-Tourer I.

Heraus kam ein Integrierter mit 3,5-Tonnen-Zulassung und Strom-Autarkie-Eigenschaften, die man sonst nur aus dem Liner-Bereich kennt. Das Landstromlos-Sorglos-Paket wiegt dabei rund 100 Kilogramm und kommt – alle Komponenten zusammengerechnet – auf einen Materialpreis von über 9500 Euro – Einbau nicht mitgerechnet. Es sollten also nicht nur genügend Zuladungs-, sondern auch monetäre Reserven vorhanden sein, möchte man den "Autarkie-Overkill" – im positiven Sinn – selbst realisieren.

Je nach Anspruch geht es aber auch günstiger, da alle Komponenten schon alleine ihre Vorteile haben und auch einzeln betrieben werden können.

Die Solaranlage

Die meisten werden beim Thema Autarkie erst einmal an Solarpanele auf dem Dach denken. Mit ein paar hundert Euro ist dann schon der Grundstein für längere Aufenthalte ohne Landstrom gelegt. Im Autarkiemobil sind zwei Module mit je 100 Watt Leistung auf dem Dach – Stückpreis 223 Euro.

Die zwei Solarpanele auf dem Dach liefern jeweils 100 Watt Leistung.

Um mit den Solarzellen die Batterie laden zu können, muss zusätzlich ein Solarregler eingebaut werden.Im Teleco-Fahrzeug übernimmt diesen Job ein Batterieladegerät mit integriertem Solarregler. Das Gerät stellt einen maximalen Ladestrom von 30 A bereit und kann auf Batteriegrößen von 45 bis 280 Ah eingestellt werden. Das Teleco TBC3i Pro kostet knapp 1.000 Euro.

Bei schönem Wetter generieren Solarzellen meist mehr Strom, als die Batterien aufnehmen können. Deshalb ist der konsequente Schritt bei der Autarkieaufrüstung die Investition in eine zweite Aufbaubatterie. So nimmt man Schlechtwetterphasen oder schattigen Stellplätzen den Schrecken. Im vorgestellten Carthago sind dafür gleich zwei LiFePO4-Akkus mit jeweils 100 Ah eingebaut. Das garantiert hohe Zuverlässigkeit und Versorgungssicherheit. Teleco verspricht rund 2000 Ladezyklen und fünf bis sieben Jahre Nutzungsdauer für die jeweils 11,5 Kilogramm schweren Stromspeicher. Kostenpunkt: jeweils 1199 Euro.

Der Wechselrichter

Mit der oben genannten Ausstattung kann man dem Landstrom schon weitgehend den Rücken kehren, da die Leistungsreserven für die meisten Einsatzzwecke locker ausreichen. Dann entsteht aber oft der Wunsch nach mehr Komfort durch die Möglichkeit, 230-Volt-Geräte zu betreiben – ob Kapselkaffeemaschine oder Ladegerät für die E-Bike-Akkus. Und an heißen Tagen darf bei manch einem die Klimaanlage nicht fehlen.

Wechselrichter, Batterieladegerät und die beiden LiFePO4-Batterien finden im Doppelboden ihren Platz.

Voraussetzung für den Betrieb der genannten Geräte ist ein Wechselrichter, der die 12 V Gleichstrom des Bordnetzes in 230 V Wechselstrom wandelt. Wichtig für den Betrieb hochwertiger Elektrogeräte ist hierbei, dass der Wechselrichter (Inverter) eine reine Sinuswelle generiert. Ist das nicht der Fall, können empfindliche Geräte wie Laptops Schaden nehmen. Mit dem TI 2000/4000 ist im Testfahrzeug ein leistungsstarker Inverter eingebaut, welcher diese Vorgabe erfüllt und mit 4 kW Spitzen- sowie 2 kW Dauerleistung mit Kaffeemaschine und Klimaanlage keine Probleme hat. Der Wechselrichter kostet rund 650 Euro und wiegt knapp 6,6 Kilo.

Der Stromgenerator

Da die Dachklimaanlage Clima e-Van 7400H eine mittlere Leistungsaufnahme von 920 Watt benötigt, würden die Bordbatterien – trotz 200 Ah Kapazität und Solarunterstützung – früher oder später schlappmachen. Deshalb ist noch ein Stromgenerator an Bord. Der Ecoenergy TG 600 MEF läuft mit Gas und erzeugt 25 A Dauerstrom. Damit ist der Betrieb der Klimaanlage gesichert. Der Gasgenerator ist unterflur eingebaut und braucht rund 290 Gramm Gas pro Stunde. Eine Elf-Kilo-Flasche würde also für rund 38 Stunden Dauerbetrieb ausreichen. Der Zwei-Takt- Generator braucht außerdem rund einen Liter Öl auf 115 Betriebsstunden. Der Behälter hierfür ist im Doppelboden leicht erreichbar.

Mit einem Geräuschpegel von 52 dB(A) ist das Gerät zwar nicht übermäßig laut, aber gerade in der Anlaufphase deutlich hörbar. Später geht das Betriebsgeräusch in ein monotones, weniger störendes Brummen über. Im Innenraum ist die Geräuschentwicklung mit der einer Klimaanlage auf niedriger Stufe vergleichbar.

Mit Wechselrichter, Lithiumbatterien, Solarpanelen und Generator kann auch die Klimaanlage autark betrieben werden.

Kleiner Gag nebenbei: Dem Öl von Teleco ist Erdbeerduft beigemischt, der sich alsbald unter dem Fahrzeug breitmacht.

Hier gibt's noch mehr Infos über Stromgeneratoren und Brennstoffzellen

Digital steuerbar

Die Bedienung der Geräte erfolgt über selbsterklärende Steuereinheiten, die im Carthago neben dem Beifahrersitz montiert sind. So kann man Wechselrichter und Generator bei Bedarf zuschalten oder Letzteren im Automatikmodus betreiben. Unterschreiten die Aufbaubatterien einen bestimmten Spannungswert (11,9 V), springt er automatisch an und schaltet bei 14,5 Volt wieder ab. Wegen der beschriebenen Geräuschentwicklung sollte man diese Funktion – den Stellplatznachbarn zuliebe – nachts deaktivieren.

Alternativ kann das System auch per App gesteuert werden. Dazu muss der rund 300 Euro teure sogenannte Teleco-Hub eingebaut sein. Über eine kostenlose App können dann zahlreiche Fahrzeugfunktionen via Bluetooth oder bei eingelegter Sim-Karte per SMS gesteuert werden.

Fazit

Das Teleco-Mobil zeigt, was möglich ist in Sachen strom-autarkes Reisemobil.

Statt des Gasgenerators könnte ein Dieselaggregat zum Einsatz kommen, das sich aus dem Fahrzeugtank bedient. Allerdings sind diese Geräte meist noch etwas lauter als die Gasvariante. Neben den 12-V-Generatoren gibt es natürlich auch noch Aggregate, die 230 Volt erzeugen – im Teleco-Sortiment etwa der TIG 3000, der mit 52 kg Gewicht und einem Preis von rund 3800 Euro aber selbst den Rahmen dieses "All-in-Projekts" sprengen würde.

Gerade in Zeiten des mobilen Arbeitens ist ein autarkes Fahrzeug eine reizvolle Option. Auch Langzeitreisende werden diese Unabhängigkeit schätzen. Es muss ja nicht gleich das volle Programm sein.

Die aktuelle Ausgabe
Promobil 06 / 2023

Erscheinungsdatum 03.05.2023

148 Seiten