Ich packe meine Sachen und nehme mit: die E-Bikes, die Kaffeemaschine, den Grill … Und die Markise, die Klimaanlage und die Solaranlage dürfen natürlich auch nicht fehlen. Gerade in der 3,5-Tonnen-Klasse setzt der Wunsch vieler Reisemobilisten nach üppiger Zuladung und reichlich Komfort die Hersteller teils heftig unter Druck.
Mit einem leichten Auf- und Ausbau sorgen Reisemobilhersteller dafür, dass möglichst viel Gepäck auf Reisen mitgenommen werden kann. Gleichzeitig bringt ein leichtes Mobil weitere Vorteile – etwa einen geringeren Kraftstoffverbrauch und dadurch eine höhere Reichweite und weniger CO2-Ausstoß. Was unterschiedliche Hersteller beim Thema Leichtbau tun, können sie hier liesen.
Vanyx: Leichtbau mit viel Carbon
Vanyx fertigt edle Kastenwagen-Ausbauten auf Basis des allradgetriebenen MAN TGE. Um die Busse möglichst leicht zu halten, setzen die Südbadener auf den Werkstoff Carbon – etwa beim Hochdach. Das ist in Sandwichbauweise gefertigt und wiegt laut Hersteller 89 Kilogramm. Durch den Einsatz von Carbon kann Vanyx nach eigenen Angaben 50 Prozent an Gewicht gegenüber einem GfK-Hochdach einsparen. Das Dach hat Vanyx gemeinsam mit dem Fraunhofer Institut entwickelt, dort wird das Dach auch hergestellt. Auch beim Ausbau des Campers setzt Vanyx auf Kohlefaser. Unter anderem besteht der Lattenrost sowie die Unterkonstruktion der Betten aus CfK (Carbonfaser-verstärkter Kunststoff). Auch beim Tisch, Waschbecken, der Kloschüssel, Dusche und Bodenplatte verwendet Vanyx CfK. Dank Carbon kommt der Vanyx laut Hersteller auf ein Leergewicht von etwa drei Tonnen – und das trotz üppiger Ausstattung mit Vollluftfahrwerk oder Solarpanels auf dem Dach. Der Preis für den edlen und leichten Campingbus beginnt allerdings bei 340.000 Euro.
LMC Tracer: Reduzierung aufs Wesentliche
Beim neuen Tracer konnte LMC im Vergleich zu den bestehenden Tourer-Teilintegrierten bis zu 100 Kilogramm einsparen. Den Sassenbergern gelang das unter anderem durch Einsatz von Leichtbaumaterialien und die Optimierung der Materialstärken beim Möbelbau. So wurde etwa die T-Haube durch einen verbesserten Faservolumengehalt des GfK-Laminats um 4,5 Kilo leichter. Am Fahrgestell kommen leichte Blattfedern aus GfK zum Einsatz, außerdem eine gewichtsoptimierte Rahmenverlängerung. Auch bei der Elektro- und Gasinstallation konnten Kilos eingespart werden. Aber nicht nur das Gewicht der fünf Tracer- Modelle – zwei schmale Vans und drei normalbreite Modelle – hat LMC nach unten gedrückt, auch die Preise konnten attraktiv gehalten werden. Die starten für die breiteren Modelle bei 65.200 Euro.
Niesmann+Bischoff: Leichtbau bei Integrierten
Auch Hersteller von Luxus-Integrierten setzen auf Leichtbau. Niesmann+ Bischoff beispielsweise hat zum Modelljahr 2025 den Arto nach eigenen Angaben um mehr als 300 Kilogramm leichter gemacht als den Vorgänger. Das ist umso bemerkenswerter angesichts dessen, dass der Arto nun auf dem Mercedes Sprinter aufbaut, der etwa 80 Kilogramm schwerer ist als der Fiat Ducato, der bislang als Basis diente. Die Maßnahmen zur Gewichtsreduzierung: Beim Boden, einer Sandwichkonstruktion mit Aluminium-Deckschichten und XPS-Kern, hat Niesmann+Bischoff das Flächengewicht um 39 Prozentreduzieren können – und das, obwohl er in Summe dicker geworden ist (42 statt bisher 23 Millimeter). Die Isolierung des Bodens soll viermal so gut sein wie beim Vorgänger, die Biegesteifigkeit hat Niesmann+Bischoff nach eigenen Angaben um den Faktor 6,3 verbessert.
Carthago: Gewicht sparen durch intelligentes Weglassen
Gewichtsparen durch intelligentes Weglassen: Mit dieser Methode senkt Carthago das Gewicht in seiner neuen Integrierten-Baureihe C2-Tourer. Etwa in den Kleiderschränken unter den Betten sind im Regalboden sowie in den Seitenwänden Teile ausgefräst. Beim Regalbrett befindet sich die Ausfräsung an der Unterseite und stört damit weder optisch noch bei der Nutzung. Auch die Ausschnitte in der Seitenwand bergen keine funktionalen Nachteile, sind zwar sichtbar, aber nicht störend – und vermindern das Gewicht wiederum etwas. Aus der Holz-Einlegeplatte in der Dusche hat Carthago ebenfalls einen Teil ausgefräst und spart auch hier Gewicht.
Eine weitere Maßnahme in Sachen Leichtbau beim C2-Tourer: Die Sandwich-Seitenwände laufen nun bis zu den A-Säulen vorn plan durch. Die vergleichsweise schwere GfK-Frontmaske, die sich bei der Vorgängerversion des C-Tourer noch bis zum ersten seitlichen Fenstersteg herumwölbte, endet nun an der A-Säule. Im Vergleich zum C1-Tourer, der die bisherige Bauweise weiterführt, ist der neue C2-Tourer außerdem um etwa zehn Zentimeter schmaler, was ebenfalls Gewicht einspart.
Die Integrierten C1- und C2-Tourer sowie den Teilintegrierten C1-Tourer T bietet Carthago sowohl in einer Comfort-Version mit 4,2 Tonnen Gesamtgewicht als auch in einer Lightweight-Variante mit 3,5 Tonnen an. Um zusätzlich Gewicht zu sparen, verzichtet die Lightweight-Version in der Serienausführung auf Ausstattungsdetails wie etwa die Zusatzpolster zur Betterweiterung. Außerdem kommen teils leichtere Komponenten zum Einsatz, z.B. ein Herd mit emailliertem Drahtrost und Edelstahlboden statt Gussrost und Glasboden.
Weinsberg: Zwei Superlight-Baureihen
Das schwäbische Unternehmen hat sich auf Möbel- und Innenausbau in Leichtbauweise spezialisiert. Für unterschiedliche Bereiche im Mobil stehen eigens entwickelte Materialkompositionen bereit: für den Möbelbau beispielsweise Sandwichplatten mit leichten EPS-, XPS- oder PET-Kernen. Die sind laut Hersteller nicht nur bis zu 45 Prozent leichter als Pappelsperrholz, sondern teils auch günstiger. Teilweise sind Kern und Decklagen an den Seiten durch Polyurethan miteinander vergossen, was für zusätzliche Stabilität sorgt. Für den Boden, der eine hohe Biegefestigkeit und Wasserresistenz benötigt, hat Vöhringer eine spezielle Leichtbauplatte entwickelt. Den Kern dieser Platte bilden Schäume bzw. Waben, die aus unterschiedlichen Materialien bestehen können. Die Deckschicht besteht aus einem Glasfaser-Polypropylen-Gelege.
Auch für die Verkleidung von Wänden und Decken hat Vöhringer verschiedene Leichtbaumaterialien im Angebot. Die sind atmungsaktiv, schallisolierend und können für eine angenehme Optik und Haptik teilweise mit Stoffen kaschiert werden. Zu den Kunden von Vöhringer zählen zahlreiche kleinere und größere Hersteller aus der Reisemobil-Branche. Für die Campingbus-Marke Alphavan hat Vöhringer beispielsweise den kompletten Möbel- und Innenausbau ausgeführt.
Vöhringer: Auf Leichtbaumöbel spezialisiert
Bei zwei seiner aktuellen Baureihen, dem Alkovenmobil Carahome und dem Integrierten Caracore, setzt Weinsberg die sogenannte Superlight-Technologie ein. Beide Baureihen sind in unterschiedlichen Grundrissen erhältlich, das Gesamtgewicht liegt bei allen Grundrissvarianten bei 3,5 Tonnen. Durch die Superlight-Bauweise verspricht Weinsberg fast 30 Prozent mehr Zuladung. Um das zu erreichen, kommen beim Möbelbau Leichtbauplatten der Marke Lisocore zum Einsatz. Die bestehen aus einer gewellten Kernschicht aus Holz- und Pflanzenfaservlies, die mit den Deckschichten aus Furniersperrholz verklebt sind. Der Fahrzeugboden besteht aus einer 52 Millimeter starken Sandwichplatte mit XPS-Schaum. Auch die Sitzbank in den Carahome- und Caracore-Modellen hat Weinsberg nach eigenen Angaben besonders leicht gestaltet. Zudem sind die Fahrzeuge mit leichten Blattfedern aus GfK ausgestattet, optional sind Lithium-Batterien statt Blei-Akkus erhältlich.
Leichtbau ist in der Caravaning-Industrie seit jeher wichtig. Das wird auch so bleiben, wenn der B-Führerschein für Wohnmobile bis 4,25 Tonnen den Druck etwas von den Herstellern nimmt. Die haben aber gerade erst angefangen mit den modernsten Leichtbaumaterialien wie EPP (expandiertes Polypropylen) zu arbeiten. Vorreiter sind hier Adria mit Einzelelementen und Knaus, die ab 2026 in allen Campingbussen auf große EPP-Bauteile setzen.