Campingplatzchef im Interview: Camping in der Hauptsaison

Chef des Euro-Camps Wilder Kaiser im Interview
Über die Reservierungspflicht in der Hauptsaison

vom Campingprofi seit 1959
Veröffentlicht am 29.01.2024
Etliche Campingplätze verlangen von Campern, dass sie in der Hauptsaison, egal ob Sommer oder Winter, eine Woche oder mehr buchen, damit die Reservierung angenommen wird. Können Sie persönlich nachvollziehen, dass das Reisecamper und Durchreisende frustriert?

Auf jeden Fall! Ich bin zwar Campingplatzbetreiber, aber auch schon ein paar Mal selbst unterwegs gewesen. Ich muss gestehen: Ich habe bisher nicht ein einziges Mal reserviert. Und da ist es mir auch passiert, dass ich erst am vierten oder fünften Campingplatz einen Platz bekommen habe. Aber darüber darf ich mich nicht aufregen, wenn ich nicht buche. Bei mir war das eine freie Entscheidung. Ich buche nicht, weil ich nicht weiß, ob mir der Platz auch gefällt.

Warum wird das trotzdem so gehandhabt? Warum muss man bei Ihnen in der Hauptsaison mindestens sieben Tage buchen?

Ich nehme als Beispiel am liebsten Weihnachten her, da kann man das am besten sehen. Für die zehn Tage rund um Weihnachten und Silvester haben wir so viele Anfragen, dass wir den Platz dreimal vollmachen könnten. Wir hätten deshalb auch zehn Tage Mindestbuchung festschreiben können, wie es manche Kollegen tun, aber das fände ich dann auch selbst etwas unverschämt. Also haben wir uns dann für sieben Tage entschieden. Anders könnten wir das auch kaum bewältigen: Wenn wir statt einer Buchung von sieben Tagen zwei Buchungen mit zwei Tagen und eine mit drei Tagen hätten, wäre das zu viel Aufwand. Dasselbe gilt aber auch für die Sommer-Hauptsaison.

Auch Anzahlungen werden immer wieder kritisiert. Auch Sie verlangen in der Hauptsaison Anzahlungen. Warum?

Wir haben mit den Anzahlungen vor gut zehn Jahren angefangen. Hauptsächlich ist es da ums Weihnachtsgeschäft gegangen. Im letzten Weihnachtsjahr, in dem wir noch keine Anzahlungen verlangt haben, gab es wirklich Tage, da sind von 60 Buchungen die Hälfte nicht gekommen – ohne anzurufen, ohne irgendwas. Und vorher hat man Leuten abgesagt, die noch gerne gebucht hätten. Erst am Anreisetag hast du dann gesehen, dass du doch wieder 30 Plätze frei hast. Und die bekommst du dann nicht mehr voll. Und da haben wir dann beschlossen, dass wir eine Anzahlung für die Hauptsaison verlangen. Wir müssen uns darauf verlassen können, dass die Leute kommen. Ich will, dass der Platz bestmöglich ausgelastet ist und die einen Platz bekommen, die noch auf der Warteliste stehen. Und seit wir die Anzahlung haben, funktioniert das auch mit dem Stornieren. Wir haben bis vier Wochen vor Antritt eine Storno- und Bearbeitungsgebühr von zehn Euro –das war’s. Und: Wenn er gebucht hat, kann sich der Kunde auch darauf verlassen, dass er wirklich einen Platz hat. Es gibt nämlich immer noch Campingplätze, die keine Anzahlung verlangen, aber dann regelmäßig überbucht sind, weil sie zu viele Reservierungen aufnehmen, um dem Risiko leerer Plätze entgegenzuwirken. Und das ist ja dann auch blöd, wenn ich gebucht habe und komme und der Platz dann mitteilt, er sei überbucht, weil doch alle gekommen sind.

Eurocamp, Kössen/Tirol, Pool, Wilder Kaiser
Euro-Camp Wilder Kaiser
Was sind die größten Herausforderungen für Campingplatzbetreiber in der Hauptsaison?

In der Hochsaison haben wir zwischen 40 und 60 Anreisen pro Tag. Uns erleichtert auch da jede Buchung die Arbeit, weil der Gast vor Reiseantritt eine E-Mail geschickt bekommt, in der wir ihn bitten, seine ganzen Daten einzutragen, die wir für den gesetzlich verschriebenen Meldezettel brauchen. Und da geht der ganze Check-in natürlich auch schneller, als wenn einer spontan kommt oder noch nie da war und du muss erst die Daten erfassen. Das dauert dann natürlich alles ein wenig länger in der Hauptsaison. Wenn man also 40 bis 60 Anreisen hat, dann machen zwei, drei Minuten länger pro Gast natürlich gleich mal was aus. Im Übrigen hat man natürlich auch die gleiche Zahl von Abreisen. Ein leerer Platz wird in der Hauptsaison in der Regel am gleichen Tag wieder belegt.

Welche Saison ist aufwendiger für den Campingplatzbetreiber: der Sommer oder der Winter?

Die Sommersaison ist deutlich aufwendiger. Im Winter ist die Hauptaufgabe im Wesentlichen "nur" das Schneeräumen. Da muss man eben schauen, dass die Plätze immer geräumt sind und kein halber Meter Schnee auf der Parzelle liegt, wenn der Gast kommt. Im Frühjahr und Sommer musst du jeden Platz sofort wieder mähen, weil du sonst irgendwann kniehoch das Gras hast. Darum haben wir bei uns stehen, dass bei uns die Anreise erst ab 14 Uhr möglich ist. Das ist so, weil die Gäste bis elf Uhr auf dem Platz bleiben können. Das heißt, der Platzwart hat genau eine Stunde Zeit, um 40 oder teilweise mehr Plätze zu kontrollieren oder, wenn nötig, zu mähen. Denn zwischen 12 und 14 Uhr haben wir Platzruhe. Das ist schon ein wenig stressig –manche Gäste verstehen trotzdem nicht, warum sie noch warten müssen, wenn sie um neun oder zehn Uhr da sind. Dabei will jeder möglichst lange bleiben dürfen und einen sauberen Platz vorfinden. Was im Sommer noch dazukommt, ist Heckenschneiden und Zäunereparieren. Dass die Winter-Hauptsaison trotzdem teurer ist als die Sommer-Hauptsaison, liegt an den Heizkosten.

Wie viele Anfragen kommen denn pro Tag ungefähr herein per Telefon, Buchungssystem und E-Mail? Wie viel Zeit kostet Sie allein das Management der Anfragen?

Es hängt sehr davon ab, wann. Donnerstag ist in der Sommersaison meistens mehr los als nach dem Wochenende. Das sind die, die nur mal schnell wo hinfahren wollen. Ich würde sagen, dass wir im Durchschnitt zwischen 60 und 100 Anfragen pro Tag haben, das ist echt heftig. Wir haben mittlerweile für E-Mail und Telefon eine Mitarbeiterin, die acht Stunden täglich nichts anderes macht. Also auch keinen Check-in, keine Gästebetreuung, sondern wirklich nur Telefon und E-Mail. Im Winter gehen die Anfragen um einiges zurück, weil es nicht so viele Wintercamper gibt.

Eurocamp, Kössen/Tirol, verschneite Stellplätze, Wilder Kaiser
Euro-Camp Wilder Kaiser
Was ist, wenn jemand lange im Stau steht oder eine Panne hat und die Schranke schon zu ist?

Die Rezeption ist bis 18 Uhr geöffnet. Wenn ich um fünf vor sechs auf der Anreiseliste sehe, oha, da fehlen noch 30, dann bleibt die Rezeption auch etwas länger geöffnet. Wenn wir dann gegen 19 Uhr bemerken, dass noch zwei Gäste fehlen, dann hängt an der Tür eine kleine Liste, auf der beschrieben wird, wo der Platz ist, der Stromkasten ist geöffnet. Wenn einer nach 22 Uhr kommt, ist auch kein Problem. Gegenüber der Rezeption haben wir den Waschplatz mit sechs Steckdosen, da können verspätete Gäste auch über Nacht stehen und am nächsten Morgen einchecken.

Wird auch in der Hauptsaison nicht doch immer ein Plätzchen frei gehalten für Leute, die unangekündigt auftauchen?

Wir halten immer zwei, drei Plätze frei –allerdings nicht für spontane Anreisen und unangemeldete Gäste, sondern für den Fall, dass wir intern einen Fehler gemacht haben. Zum Beispiel eine Buchung nicht eingetragen wurde, oder sich auch ein Gast mal im Anreisedatum vertan hat.