Camping mit Baby und Kleinkind: Idylle oder purer Stress?

Campingurlaub mit Baby und Kleinkind
Camping mit Kind – Graus oder Entspannung?

Veröffentlicht am 14.06.2025

Vanlife mit Baby oder Kleinkind während der Elternzeit wird auf sozialen Medien geradezu romantisiert: Selig lächelnde junge Väter und Mütter vor dem Bulli in der Natur. Doch die Realität kann auch anders aussehen: Chaos im Camper und völlige Überforderung der Eltern. Eine Redakteurin beim SPIEGEL hat dazu neulich eine Kolumne veröffentlicht, der Titel "Campingurlaub mit Kleinkind? Nie wieder". Sie war im Bulli campen.

Bis zum Alter von 8 Jahren können sich Papas und Mamas Elternzeit nehmen und in dem Zuge einmal länger im Wohnmobil verreisen. Soweit die Theorie. Doch in der Praxis gibt's einiges zu beachten.

Disclaimer: Für einige mag Campingurlaub mit Kind(ern) im Bulli der absolute Traumurlaub sein und super funktionieren. Doch vor allem für Camping-Neulinge ist das eine echte Herausforderung.

Deshalb empfehlen wir keine Bullis fürs Camping mit (kleinem) Kind

So klein das Kind erscheinen mag, so groß sind seine Bedürfnisse und sein Gepäck. Babys und Kleinkinder benötigen beispielsweise oft noch einen Mittagsschlaf und wenn es regnet, muss für die Eltern auch noch Platz im Fahrzeug sein, um dort Zeit zu verbringen. Außerdem wollen Windeln, Kinderwagen und Co. verstaut werden.

Unser Tipp: Da Babys und Kleinkinder andere Bedürfnisse haben als ältere Kinder, empfiehlt es sich für Neueinsteigerinnen und Neueinsteiger zunächst einmal ein Wohnmobil zu mieten. Eventuell erst einmal für einen Kurztrip. So finden Sie heraus, ob die Reiseart "Camping" für Sie und Ihre Familie taugt.

Unsere Camping-Tipps für jedes Kindesalter

Wir haben Kinder in unterschiedlichen Altersgruppen zusammengefasst und geben Empfehlungen für Camping mit Baby, Kleinkind und größerem Kind bis zum Alter von 8 Jahren – denn so lange können Papa und Mama Elternzeit nehmen.

Jede Altersgruppe hat ihre ganz eigenen Herausforderungen. Außerdem geben wir eine Fahrzeugempfehlung, die unserer Erfahrung nach zu den Bedürfnissen dieser Familiengruppe passt und ausreichend Platz fürs Gepäck bietet.

Babys beim Camping

Ahorn Camp Canada AS
Lisa Geiger

Alter: 0 – ca. 11/12 Monate

Herausforderungen: Babys benötigen noch viel Ruhe und Schlafzeiten. Außerdem sind Windeln sowie evtl. Milchpulver, Fläschchen und Gläschen Platzfresser im Campingfahrzeug. Dazu kommt eventuell noch ein Kinderwagen mit Babyschale sowie ein passender Stuhl.

Fahrzeug: Unsere Empfehlung wäre ein Teilintegrierter oder Integrierter mit großem Bett, wie ein Queensbett oder verbundene Einzelbetten im Heck. Hier können Eltern gemeinsam mit dem Baby liegen und es beispielsweise stillen oder sich für ein Schläfchen hinlegen. Ein zusätzliches Bett, wie ein Hubbett, kann für weitere Schlafmöglichkeiten für die ganze Familie sorgen. Dann müssen Mitreisende nicht ganz so vorsichtig im Wohnmobil umherschleichen, wenn das Baby schläft.

Kindersitz: Neugeborene (bis 4 Wochen) sollten nicht länger als 30 – 45 Minuten in der Babyschale liegen. Auch bei größeren Babys sollte die Zeit im Kindersitz nicht zwei Stunden am Stück überschreiten. Spätestens dann heißt es: Pause machen und ausstrecken!

Tipps: Gehen Sie es ruhig an! Wir empfehlen, keine zu langen Etappen zu fahren (siehe: Kindersitz). Auch am Ziel sollten Sie alles ganz in Ruhe angehen.

Podcastfolge Elternzeitreise einhängen! (Folge 16)

Kleines Kleinkind beim Camping – "Toddler"

Alter: ca. 11/12 Monate – ca. 2,5 Jahre

Ahorn Camp Canada AS
Lisa Geiger

Herausforderungen: Das Baby ist mittlerweile ein Kleinkind, ziemlich mobil und muss immer beaufsichtigt bleiben. Windeln und Babynahrung fordern weiterhin ihren Platz ein. Außerdem sind Buggy und/oder Dreirad und Laufrad praktische Begleiter auf Reisen.

Fahrzeug: Zum Schlafen brauchen Kinder ein sicheres Bett, aus dem sie nicht herausfallen können. Ein mobiler Herausfallschutz schafft hier Abhilfe für Queens- oder Querbetten im Wohnmobil. Die weitere Campingausstattung sollte simpel gehalten sein. Gleichzeitig, das Kind zu beaufsichtigen und ein kompliziertes Vorzelt aufzubauen, ist quasi unmöglich. Mit einem Teilintegrierten, Integrierten oder größeren Campingbus sind Sie gut bedient. Wenn das Kind allein schläft, können Erwachsene das Hubbett oder Aufstelldach zum Schlafen nutzen, so können die Eltern sich abends auch noch im Wohnmobil aufhalten.

Kindersitz: Nach EU-Sicherheitsverordnung R129 dürfen seit September 2023 nur noch Sitze mit i-Size-Norm verkauft werden, darin müssen Kinder bis zu einem Alter von 15 Monaten rückwärts gerichtet transportiert werden. Der ADAC empfiehlt Kinder bis zu einem Alter von mindestens zwei Jahren rückwärtsgerichtet fahren zu lassen – bei einem Frontalaufprall (Hauptunfallart, mit 65 Prozent Wahrscheinlichkeit) sind sie so am besten geschützt. Diese Sitze benötigen einiges an Platz.

Tipps: Versuchen Sie das Kind zu beschäftigen, indem Sie ihm etwa kleine Aufgaben geben, damit es sich nicht langweilt, quengelt oder wegläuft. "Toddler" lieben es, wenn sie gebraucht werden und bei den Großen "mithelfen" dürfen. Ein Campingplatz mit Spielplatz oder Pool empfiehlt sich in diesem Alter für das Kinderglück – und um sich auszutoben.

Kleinkind beim Camping

Alter: 2,5 – ca. 4 Jahre

Dethleffs Aero Up Sitzgruppe
Andreas Becker

Herausforderungen: Kinder in diesem Alter benötigen immer noch viel Beaufsichtigung. Sie verstehen allerdings Anweisungen immer besser und hören (eventuell) schon etwas besser darauf, dass sie nicht weglaufen dürfen, allein in den Pool springen usw. Sie sind außerdem ziemlich aktiv und wollen bespaßt werden. Ein Campingplatz mit etwas mehr Ausstattung, wie Spielplatz, Pool, Strand oder eventuell Animation hält die Kinder beschäftigt. Ein weiterer Pluspunkt: Platz fürs Laufrad- oder Fahrradfahren. Dieses muss dann allerdings zusätzlich zum Buggy auch noch ins Fahrzeug.

Fahrzeug: Je nach Schlaftyp kommen jetzt eventuell Alkoven ins Spiel. Kinder schlafen gerne im Bett über dem Fahrerhaus und sind dort durch einen Herausfallschutz geschützt. Hält es Stockbetten für spannend, könnte auch ein Alkovenwohnmobil interessant sein, bei dem die Eltern vorne im Alkovenbett und die Kinder hinten im Stockbett schlafen. Ein solches Wohnmobil wird Ihnen sicher ein paar Jahre gute Dienste leisten.

Tipps: Beziehen Sie das Kind in die Tagesplanung mit ein. Vielleicht wollen die Kleinen heute unbedingt in den Pool oder zum Strand? Wenn Sie den Wunsch erfüllen, haben Sie glückliche Kinder und was will man mehr im Urlaub?! Natürlich können Sie die Kinder auch mit Ausflügen zu neuen Sehenswürdigkeiten überraschen.

Wie wäre ein Trip etwas weiter weg? 2024 hat Redakteurin Lisa Geiger den Test mit zwei Kindern, drei und fünf Jahre alt, gewagt und ist nach Kanada geflogen. Dort gibt es große Wohnmobile und viel Platz für Kinder.

Großes Kleinkind im Campingurlaub

Alter: 4 – 6 Jahre

Familienzelte
Markus Bernhard via Getty Images“

Herausforderungen: In diesem Alter sind Kinder deutlich selbstständiger. Für die eine oder andere Aufgabe benötigen Sie weiterhin die Hilfe der Eltern. Außerdem möchten Sie Kinder in diesem Alter noch nicht ganz allein über den Campingplatz streunen lassen, weil sie manchmal noch auf sehr kreative Ideen kommen könnten. Meist freuen sich Kinder ab vier Jahren über Urlaubsfreunde, die sie auf dem Campingplatz kennenlernen. Für Eltern wird es so richtig entspannt, wenn sich die Kinder miteinander beschäftigen.

Fahrzeug: Alkoven bleiben die top Wahl für Familien. In dieser Fahrzeugkategorie kommen gut mehrere Kinder unter, und die Fahrzeuggarage bietet Platz für Kinderfahrräder.

Schon einmal über einen Wohnwagen nachgedacht? Auch Wohnwagen bieten ab diesem Alter praktische Grundrisse an, bei denen die Kinder sich auch mal in "ihren Bereich" zurückziehen können. Außerdem haben Sie so den Pkw für Ausflüge in der Umgebung.

Kindersitz: Nach den alten Maßgaben dürfen Kinder ab 15 Kilogramm Körpergewicht vom Kindersitz auf eine Sitzerhöhung wechseln. Nach der neuen EU-Regel UN ECE Reg. 129, also für die Sitze mit i-Size-Norm, müssen Kinder mindestens 22 Kilogramm schwer sein oder 1,25 Meter groß sein. Grundsätzlich gilt in Deutschland laut StVO eine Kindersitzpflicht bis zum 12. Lebensjahr oder einer Körpergröße bis 1,50 Meter.

Tipps: Kinder ab drei bis vier Jahren benötigen meist keinen Mittagsschlaf mehr. Sie können Ihre Tage im Urlaub jetzt ganz anders planen und auch mal einen größeren Ausflug machen. Nutzen Sie neue Campingplatz-Freundschaften für die eigene Erholung und wechseln Sie sich eventuell für die Aufsichtspflicht mit den anderen Eltern ab.

Kind im Campingurlaub

Alter: 6-8 Jahre

Phänomenta Flensburg
Phänomenta Flensburg, Anja Menzel

Herausforderungen: Kinder sind jetzt schon sehr selbstständig, schließen gerne Freundschaften und sind allein auf dem Campingplatz unterwegs. Die Eltern sollten die Tage gemeinsam mit dem Nachwuchs planen, damit keine schlechte Laune aufkommt. Stichwort: Wackelzahnpupertät.

Fahrzeug: Alkoven mit Stockbetten oder größere Wohnwagen mit getrennten Schlafbereichen eignen sich gut, damit sowohl Kinder als auch Eltern mal einen Rückzugsort haben.

Tipps: Wenn Ihre Kinder Freunde von spaßiger Unterhaltung sind, eignen sich Campingplätze mit Animationsprogramm. Hier werden die Kinder ausgepowert und haben Spaß, außerdem wissen Eltern immer, wo sie sind.