Hymer-Studie Vision Venture (2020)
Vanlife-Visionen von Hymer

Caravan Salon 2019

Integratives Design, ein isoliertes Aufstelldach, eine Treppe und eine Heckterrasse sind nur eine Auswahl der Features des Vision Venture. So heißt die neuste Studie von Hymer, an der sich BASF beteiligt hat.

Hymer Vision Venture (2020)
Foto: S. Pfisterer

#Vanlife im Jahr 2025: Geht es nach Hymer, zeigt das Konzeptfahrzeug Vision Venture, wie das aussieht. Die Studie basiert auf einem Mercedes-Benz Sprinter mit Allradantrieb und entstand in Zusammenarbeit mit BASF. Der Übergang von Basisfahrzeug und Aufbau ist kaum sichtbar – dadurch soll laut Hersteller eine ganz eigene, neue Fahrzeugkategorie entstanden sein.

Was auf den ersten Blick wirkt wie ein Campingbus ist tatsächlich eine aufgebautes Reisemobil, da die gesamte Wohnkabine aufgesetzt wurde, nur die Fahrzeugfront ist noch ein Original-Mercedes. Als klassischer Teilintegrierter kann das Fahrzeug allerdings auch nicht gelten, dafür sorgen das Aufstelldach und die Heckterrasse.

Elektrofahrzeuge fürs Camping

Innovative Innenraumnutzung

Hymer Vision Venture (2020)
B. Thissen
Aufstelldächer kennt man von Campingbussen. Beim Vision Venture entfaltet sich das Dachzelt, indem Luft mittels eines eingebauten Kompressors geblasen wird.

Zu den Highlights gehört eindeutig das Aufstelldach. Die Seitenwände bestehen statt aus einer flachen Stoffbahn und einer rund sieben Zentimeter dicken Wabenstruktur. Die Luftwaben lassen sich innerhalb einer Minute mit gekühlter oder beheizter Luft füllen, sodass sich dadurch das Dach aufstellt. Die Luftschicht sorgt für eine gute Isolierung des Schlafzimmers auf dem Wagendach.

Wie in einem Tiny House geht es im Hymer Venture Vision Van vom Schlafgemach über eine Treppe nach unten in den Wohnbereich, die hinter dem Fahrersitz endet. Schönes Feature hier: Betritt man die erste Stufe, schaltet sich ihre LED-Beleuchtung am Sockel an. Dann gehen nach und nach die Lichter der folgenden Stufen an und leuchten so den Weg. Um den Platz unter der Treppe perfekt auszunutzen, sind hier Staufächer eingebaut. Darunter befindet sich auch ein Schubladenkühlschrank, der von oben befüllt wird. Alle Staumöglichkeiten unter den Stufen nutzen die gesamte Tiefe der Konstruktion.

Hymer Concept Car Vision Venture
Hymer Concept Car Vision Venture
Ins Bett im Aufstelldach gelangt man über eine Treppe, die im Fahrzeug in die Küchenzeile übergeht.

Unter der Treppe integriert sich eine vollwertige Küche. Sie besteht aus einer Spüle und einem Induktionsherd. Eine Arbeitsflächenerweiterung lässt sich am linken Ende der Küchenzeile als eine Art großer Apotheker herausziehen, so entsteht quasi eine L-Küche. Die Dachstauräume und Schubladen sind mit Transportboxen ausgestattet, in denen man Geschirr, Besteck und weitere Küchenutensilien klapperfrei verstauen kann.

Variabel geht es im gegenüberliegenden Bad zu. Benutzt man es nicht, schmiegt es sich platzsparend in Richtung Außenwand. Bei Bedarf kann dann die Seitenwand aufgefaltet werden. Das Waschabteil erstreckt sich dann weit in den Innenraum. Durch das Verschieben der Waschtischwand wird das Bad zur Dusche. Diese Badlösung mit Schwenkmechanismus gibt es bereits seit einiger Zeit beim Mitbewerber Pössl.

Im Heck des Hymer Venture Vision Van wartet eine große Sitzgruppe. Von hier aus hat man durch große Panoramafenster beste Aussichten und kann bei Bedarf die zweigeteilte Heckklappe zur luftigen Terrasse umwandeln. Hier ist an der Beifahrerseite eine Elektro-BBQ-Grill-Station untergebracht.

Besondere Materialien und Techniken

Hymer Vision Venture (2020)
Dominic Vierneisel
Die Wand links besteht komplett aus synthetischem Filz.

Hinter dem Design steckt unter anderem Studio SYN, das beispielsweise das Design des Smove von Niesmann+Bischoff entwickelt hat. Die Entwicklung des Hymer Venture Vision Van startete im November 2018. Auch BASF war daran beteiligt und lieferte beispielsweise die isolierende Außenfarbe und viele Baustoffe im Innenraum, die Naturmaterialien wie Filz oder Hanf verwenden. Über 20 innovative Materialien kamen zum Einsatz.

Der grüne Außenlack ist widerstandsfähig und temperaturregulierend. Im Vergleich zu herkömmlichen Lacken, soll sich so die Erwärmung der Fahrzeugoberfläche um 20 Grad, und die des Innenraums um 4 Grad verringern können. Einige der verwendeten Materialien und Grundrissideen könnten schon bald in den Hymer-Fahrzeugen auftauchen.

Das Fahrzeug soll neue Wege in Sachen Grundriss, Leichtbau und Autarkie aufzeigen. Für die Stromversorgung kommen unter anderem die Solarzellen auf dem Dach zum Einsatz. Teile der Karosserie, wie die besonders strapazierfähigen Radlaufverkleidungen, entstanden im 3D-Druckverfahren.

Hymer Vision Venture Studie (2020)
Hymer
Im Heck wartet eine große Sitzgruppe mit zwei Längsbänken. Die Heckklappe ist zweigeteilt und wird zur überdachten Terrasse.

Durch den Einsatz von Naturstein im Bad wirkt es edel wie in einem teuren Hotel. Dennoch gibt es keine Gewichtsprobleme im Hymer Venture Vision Van, denn die anthrazitfarbene Steinschicht wurde in einem speziellen Verfahren nur einen Millimeter dünn auf einem Kunststoff aufgetragen. Anders als beim Fliesenlegen zieht sich das Steinmaterial auch über geschwungene Wandrundungen.

Im gesamten Fahrzeug ist ein multifunktionales Schienensystem in die Wandverkleidung an den Seiten integriert. Das ermöglicht eine individuelle Gestaltung mit Dekoration oder praktischen Aufbewahrungslösungen.

Fazit

Die Übernahme des Hymer-Konzerns durch die amerikanischen Investoren scheint die Innovationskraft des größten deutschen Wohnmobil-Herstellers zu beflügeln. Eine wirklich gelungene und aufregende Studie stellt Hymer da in kürzester Zeit auf die Räder! Wir sind gepannt, welche Techniken, Materialien und Grundrissideen demnächst in den Serienfahrzeugen tatsächlich Verwendung finden – oder ob die Studie mehr Schein als Sein bleibt.

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Promobil 06 / 2023

Erscheinungsdatum 03.05.2023

148 Seiten