Ford Taunus Transit Westfalia (1963)
Restauration eines Camping-Oldies

Lange vor dem Nugget implantierte Westfalia einen Camping-Ausbau in einen Transporter von Ford: den ultraseltenen Taunus Transit. Achim Gerstenberg ergatterte ein Exemplar. Doch vor der ersten Tour stand eine Restaurierung ins Haus.

Ford Taunus Transit Westfalia
Foto: fact/Joachim Dave Schahl

Einfach jeder kennt den VW T1 und seine Campingversionen. Viel weniger bekannt sind urlaubsreife Ausbauten zeitgenössischer Nutztiere anderer Marken. Während die Preise für den Bulli in so unerschwingliche Höhen schießen, dass er eigentlich fast zu wertvoll für einen zünftigen Campingurlaub ist, blieben die Kosten für andere Lastenschlepper in Bodennähe. Was nicht heißt, dass sie nicht mindestens so selten sind. Der Ford-Transporter, der einstmals noch Taunus hieß und das Wort Transit nur als Beinamen trug, ist so ein Fall.

Aufstelldach

Auf die Welt kam er 1953 unter der Bezeichnung FK 1000/1250, zwei Jahre nach dem T1. Wie dieser war er nach dem Frontlenker-Prinzip gebaut – Pilot und Co. sitzen über der Vorderachse und nicht dahinter – und besaß neben dem Heckantrieb auch einige stilistische Ähnlichkeiten mit dem Rivalen aus Wolfsburg. Sein kleiner Benzinmotor leistete stramme 38 PS, ein Bestwert unter den zeitgenössischen Nutzautos und für rasante 95 km/h gut.

Eingebaut war das Maschinchen zwischen den Vordersitzen, weshalb der Kölner Transporter gegenüber dem Bulli einen großen Vorteil für sich verbuchen konnte: einen komplett ebenen Ladeboden. Ein Plus auch für Campingausbauten, doch das kam erst mit dem Modellwechsel 60/61 zum Tragen, als Westfalia auch dem Ford eine Wohneinrichtung implantierte – zehn Jahre nach der legendären Camping-Box für den VW T1 und gut 25 vor dem Nugget.

Ford Taunus Transit Westfalia
fact/Joachim Dave Schahl
Achim Gerstenberg, 60, Feinmechaniker aus Mainz, kam eher zufällig auf den Campingbus. Zuvor besaß er mehrere Oldtimer, darunter einen MG Midget, der jedoch eindeutig zu eng für Frau und zwei Berner Sennenhunde war.

Achim Gerstenberg kam zu seinem Exemplar nicht über die Campingleidenschaft, sondern durch die Oldtimerei. In seinem kleinen MG Midget, einem englischen Roadster, war einfach kein Platz für Herrchen, Frauchen und die beiden großen Berner Sennenhunde. Gerstenberg suchte ein Wohnmobil, wollte "aber möglichst keinen VW-Bus, weil es die wie Sand am Meer gibt".

Mit eBay zum Camping-Oldie

Da kam ein Angebot auf eBay wie gerufen. Ein äußerst seltener "Ford Taunus Transit Westfalia" von 1963 wartete auf Bieter. "Wenn der nicht weggeht, kontaktiere ich den Verkäufer", sagte sich Gerstenberg und fuhr bald darauf ins Sauerland, um den Ford in Augenschein zu nehmen.

Der Bus war bereits durch mehrere Hände gegangen, unfachmännisch aufgebratene Bleche zeugten von vergeblichen Versuchen, den Rost im unteren Bereich des Fahrzeugs einzudämmen. Der Motor des abgemeldeten Autos lief zwar, aber die Bremsen funktionierten nicht. Viele Fahrwerksteile litten unter Verschleiß, und der Innenraum war ziemlich vergammelt. Immerhin schien das Mobiliar einigermaßen in Schuss.

"Der Zustand schreckte mich nicht, ich hielt es für wichtiger, dass der Wagen vollständig war."

Erinnert sich der gebürtige Rheinhesse. Er einigte sich mit dem Verkäufer und fuhr den Transit auf dem Hänger Richtung Heimat. Dort angekommen passte der Wagen nicht durch das Garagentor, weil er zu hoch war. Doch da es sich nur um wenige Zentimeter handelte, reichte es, die Luft aus den Reifen zu lassen, und so rollte der Ford auf den Felgen in seine neue Bleibe.

Er demontierte den Wagen und dokumentierte alles akribisch. Bald war der ganze Keller voller Transit-Teile. "Meine Frau war begeistert", lacht der 60-Jährige, "aber sie zeigte viel Verständnis." "Damals plante ich, ihn spätestens nach vier Jahren fertig zu haben." Doch bis zur Fertigstellung des Projekts vergingen 14 Jahre.

Ford Taunus Transit Westfalia
fact/Joachim Dave Schahl
Im unteren Bereich war der Ford großflächig vergammelt.

Für die Restaurierung der stark verrosteten Karosserie waren besondere Reparaturbleche nötig, die der Hobbyrestaurierer teilweise erst nach langer Suche fand. Beim Einschweißen fand er Hilfe bei Club-Kollegen. Die Lackierung überließ er einem Fachmann, den er auf einem Oldtimer-Treffen traf.

Das war im Jahr 2015. Zwischenzeitlich hatte der Hobby-Schrauber einzelne Komponenten des Fahrzeugs repariert oder aufgearbeitet. Dazu gehörte auch der Vierzylindermotor, der gereinigt, teilzerlegt, geprüft und wieder zusammengesetzt worden war. Das fertiggestellte Antriebsaggregat wartete rund zehn Jahre im Wohnzimmer auf seinen Einbau.

Schon einige Zeit vorher hatte er sich über das zu kleine Garagentor Gedanken gemacht: "Ich dachte, irgendwie muss der fertige Wagen ja wieder hinaus." Letztlich blieb ihm nichts anderes übrig, als ein größeres Tor einbauen zu lassen.

Einbau der Innenausstattung

Das Projekt Transit machte derweil große Fortschritte. Mit dem Einbau der Innenausstattung ging es sozusagen auf die Zielgerade. Wiederum durch Zufall fand Gerstenberg bei einem Sattler in Essen Ersatz für die aus einem anderen Wagen stammenden Vordersitze. Überraschenderweise war die Beschaffung von benötigten Teilen für das Klappdach, das von der englischen Firma Dormobile stammt, völlig unproblematisch.

Ford Taunus Transit Westfalia
fact/Joachim Dave Schahl
Der Eckschrank an der Sitzgruppe beherbergt nun eine Vitrine für Gläser.

Viel handwerkliches Geschick war bei der Restaurierung der Möbel gefragt. Anders als beim späteren Transit besteht der Wohnausbau aus einer Hecksitzgruppe, die Küche steht hinter dem Fahrerhaus, geschlafen wird in einem seitlich angeschlagenen Aufstelldach. Hier sollte so viel wie möglich erhalten bleiben. Ein unpassender, nachträglich eingebauter Kühlschrank wurde entsorgt, der hölzerne Küchenschrank wieder in den Originalzustand versetzt. Furnierschäden besserte Gerstenberg mit viel Akribie aus, indem er passendes Furnier suchte und einsetzte.

Zehn Jahre später als erhofft rollte der Transit durch das neue Garagentor wieder ins Freie. Er ist ein Schmuckstück geworden, das viele bewundern. Und es ist kein Problem, zwei Personen und zwei Berner Sennenhunde darin unterzubringen.

Ford Taunus Transit Westfalia
fact/Joachim Dave Schahl
Der Ford Transit Westfalia ist zwar das rustikalere, aber dafür deutlich seltenere Gegenstück zum VW-Bus-T1-Wohnmobil.

Technische Daten:
Ford Taunus Transit Westfalia

Baujahr: 1963
Technische Daten: L x B x H 4.300 x 1.740 x 2.130 mm, Reihen-Vierzylinder-Ottomotor, OHV, 1.498 cm3, 55 PS, 1.150 kg, 105 km/h
Preis: Kein Marktwert verfügbar, da zu selten
Charakter: Der Ford Transit Westfalia ist zwar das rustikalere, aber dafür deutlich seltenere Gegenstück zum VW-Bus-T1-Wohnmobil.
Geschichte: Marktstart des Ford-Transporters 1953 als FK (Ford Köln) 1000/1250, ab 1961 Ford Taunus Transit. Produktionsende 1965. Erste Wohnausbauten von Westfalia ab Ende der 50er Jahre. Der Nachfolger, Ford Transit 1965. Erster Nugget auf der 3. Transit-Generation ab 1986.

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Erscheinungsdatum 13.09.2023

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