Southvan Camper (2022) im Test
Was kann der Offroad-Bus wirklich?

Hinter dem Southvan Camper steckt ein Start-up junger Enthusiasten. Entsprechend frisch und unverbraucht geht man an die Sache – auch mit der optionalen Trail-Version des Ford Transit Custom.

Southvan Camper (2022)
Foto: Ingolf Pompe

Allgäuer Bodenständigkeit verströmt der Camper-Ausbau von Southvan ebenso wie die mitreißende Dynamik eines jungen Teams, das etablierte Positionen einfach mal neu denkt. Im beschaulichen Hopferau bei Füssen entstehen die Kompakt-Camper auf Basis Ford Transit Custom unter der Ägide der Gregg-Brüder. Zum Start-Modell Camper gesellt sich seit kurzem das Modell Allrounder hinzu, das mit ausschwenkbarer Küche noch flexibler und alltagstauglicher auftritt. Zum ersten Test rollt aber der Camper in der spannenden Trail-Version vor.

Kompakte Camper

Der Trail ist eine Ausstattungsvariante des Transit Custom, die bei Ford bestellbar ist. Herzstück des Trail-Upgrades ist eine mechanische Differenzialsperre an der Vorderachse – nicht etwa ein Allradantrieb, wie man wegen der offroadigen Optik vermuten könnte. Neben der Sperre gehören zum Trail-Paket noch einige weitere spezielle Dinge wie die Alufelgen und der Kühlergrill mit dem markanten Ford-Schriftzug, aber auch Mehrausstattung wie mindestens 130 PS Motorleistung, Tempomat und Klimaanlage. Southvan macht aus dem Custom Trail seinen Camper Trail – außerdem sind die Camper-Varianten Basis, Limited und Sport im Programm.

Wie fährt sich der Trail?

Southvan Camper (2022)
Ingolf Pompe
Zur Trail-Ausführung des Transit Custom gehört auch der markante Kühlergrill.

Der auffälligste Unterschied zum Serien-Transit-Custom ist durch die AT-Bereifung bedingt, die allerdings nicht zum Trail-Paket gehört, sondern von Southvan optional angeboten wird. Wer vor allem auf der Straße unterwegs ist und die grobstolligen Reifen wegen der rustikalen Optik aufziehen möchte, sollte bedenken, dass sich die Onroad-Eigenschaften dadurch verschlechtern. Was auf trockener Straße durch eine etwas schwammigere Lenkung und mehr Reifenlärm noch verschmerzbar ist, sollte auf nasser Straße wegen deutlich geringerer Haftung in Kurven und beim Bremsen mit Vorsicht genossen werden.

Das bevorzugte Terrain der AT-Reifen ist das Gelände. Dort verleiht ihr grobes Profil dem Fahrzeug schon alleine eine bessere Traktion und verbesserten Schutz vor Reifenschäden, etwa durch scharfkantige Steine. Und zusammen mit der sich automatisch zuschaltenden, mechanischen Differenzialsperre, die Ford gemeinsam mit Spezialisten des englischen Zulieferers Quaife entwickelt hat, kann man sich auch in leichtes Gelände wagen. Die elektronische Traktionskontrolle schaltet man dabei am besten ab und lässt die Sperre arbeiten. Sonst muss – und kann – der Fahrer oder die Fahrerin nichts tun.

Nasse Wiesen oder matschige Wege verlieren damit ihren Schrecken. Wunderdinge darf man aber auch nicht erwarten. Speziell wenn es auf losem Grund bergauf geht, kommt das System auch an seine Grenzen, weil sich der Fahrzeugschwerpunkt zur Hinterachse verlagert und die Vorderräder dann, trotz aller Technik, dennoch durchdrehen – ein voller Allradersatz ist die Sperre eben auch nicht. An solchen "Problemstellen" kann es dann aber tatsächlich zielführend sein, sie rückwärts zu befahren – die beim Trail serienmäßige Rückfahrkamera hilft dabei.

Klassischer Grundriss beim Trail mit überraschenden Besonderheiten

Southvan Camper (2022)
Ingolf Pompe
Der Grundriss ist klassentypisch mit Möbelzeile links. Die Bodenschienen ermöglichen ganz unterschiedliche Sitz- und Tischkonfigurationen.

Und der Ausbau? Auf den ersten Blick setzt der Southvan Camper auf den gleichen, altbewährten Campervan-Grundriss mit linksseitiger Möbelzeile und Schlafsitzbank. Die fantasievolle Zusammenstellung der Möbeldekore zeigt aber schnell, dass es sich hier nicht um Standardware handelt. Stilbildend sind dabei die sichtbaren Schnittkanten der Multiplex-Platten mit ihrem charakteristischen Streifenlook. Die Möbelfronten lassen sich dazu aus zahlreichen Möglichkeiten auswählen – ob mit Dekor oder in Uni. Ganz heimatverbunden zeigen sich die Southvan-Macher zudem mit dem Sonderdekor "Almwiesn" mit echten getrockneten Pflanzen.

Ausstattung des Southvan Camper

Die Möbelzeile startet hinter dem Fahrersitz mit einer rechteckigen Spüle samt Glasabdeckung und eingelegtem Kunststoff-Schneidebrett. Darunter residiert der 40-Liter-Kompressorkühlschrank – so weit, so normal.

Ungewöhnlicher ist das Thema Kochen organisiert. Benachbart zur Spüle verdeckt eine Holzplatte eine passende Nische, in der entweder ein Einflamm-Gaskartuschenkocher oder eine Induktionsplatte aufgestellt werden kann. Beide warten gut verwahrt im Dachstauschrank über der Sitzbank auf ihren Einsatz. Mit Strom kann allerdings nur bei Landstromanschluss gekocht werden, oder man rüstet die Bordelektrik mit einem passenden Wechselrichter und eventuell einer Zweitbatterie auf.

Southvan Camper (2022)
Ingolf Pompe
Induktions- oder Gaskartuschenkocher sind nach Bedarf einsetzbar.

Küchenstauraum gibt es in angemessenem Maß in einem flachen Hängeschrank, einer Besteckschublade und zwei Unterschränken. Die Spülarmatur wird aus einer Kanisterwasseranlage per Tauchpumpe versorgt. Zwei 16-Liter-Behälter dienen als Reservoir – weitere sind optional verfügbar –, 12 Liter fasst der Abwassersammler. Zweite Abnahmestelle ist die Außendusche, die links hinten im Heck eingestöpselt werden kann. Ein flacher Ober- und zwei größere Wäsche- und Stauschränke vervollständigen die Möbelzeile.

Sperrige Ladegüter müssen schließlich im Heckstauraum auf oder unter der hochklappbaren Bettverlängerung unterkommen. Lange, dünne Gepäckstücke wie Skier lassen sich zudem unter der Sitzbank durchladen. Außerdem kann die Schnierle-Bank in den Bodenschienen bis nach vorn geschoben oder ganz herausgenommen werden, um weiteren Laderaum freizumachen. Obwohl zur Befestigung der Bank vier Airline-Schienen genügen würden, sind in die Bodenplatte sechs davon integriert. So lassen sich nicht nur weitere Sitze optional einsetzen, sondern auch der Sitzgruppentisch frei platzieren. Der besteht aus einer Fußplatte, die im Schienensystem verankert wird, einer Metallsäule und einer Tischplatte, die in mehreren Größen erhältlich ist.

Serienmäßig vier Schlafplätze an Bord

Southvan Camper (2022)
Ingolf Pompe
Das Dachbett bietet eine Liegefläche von 1,90 mal 1,10 Meter.

Nicht neu, aber trotzdem clever ist das Prinzip des Bettumbaus der Sitzbank, die, nebenbei bemerkt, mit drei Gurtplätzen und zweimal Isofix ausgestattet ist. Müde CamperInnen klappen dazu die Sitzfläche um 180 Grad nach vorn und legen die Lehne flach. Schon entsteht eine 1,88 mal 1,10–1,29 Meter große Liegefläche. Die Idee: Man sitzt auf der straffen, konturierten Vorderseite und schläft auf der weichen, ebenen Rückseite. Leider wird das Potenzial dieser Idee hier nicht voll ausgeschöpft, weil ausgerechnet das mittlere Polsterstück, in dem eigentlich die Hüfte einsinken soll, die dünnste Schaumschicht aufweist.

Zwei weitere Schlafplätze steuert das Aufstelldach von Zulieferer SCA bei. Die auf Tellerfedern gelagerte, 40 Millimeter dicke Schaummatratze bietet guten Schlafkomfort – die eher knappe Breite von 1,10 Meter nutzt die Maße des Dachzelts aber nicht voll aus.

Mit 60.600 Euro Grundpreis ist der Camper Trail kein Schnäppchen. Seine Besonderheiten und der solide Ausbau relativieren aber die Kosten.

Southvan Camper

Southvan Camper (2022)
promobil
Grundriss Southvan Camper.
  • Gurte/Schlafplätze: 5/4
  • Zul. Gesamtgewicht: 3 Tonnen
  • Länge/Breite/Höhe: 4,97/2,03/2,07 m
  • Grundpreis ab: 55.499 Euro

Wertung/ Testergebnis Southvan Camper

maximal 5 Punkte möglich

  • Betten: 3,0 Punkte
  • Sitzgruppen: 3,0 Punkte
  • Küche: 3,5 Punkte
  • Möbelbau: 4,0 Punkte

Fazit

Der Camper von Southvan ist ohne Zweifel kein günstiger Campervan. Allerdings machen die hochwertig verarbeiteten Möbel und die Extras ihn zu einem besonderen Kompakt-Camper und erklären den Preis von 60.600 Euro. Für Allgäu und Bulli-LiebhaberInnen ist er also durchaus einen genaueren Blick wert.