- Größe des Durchschnittsdeutschen
- Wo gibt es Reisemobile für große Menschen?
- Stehhöhe
- Aufbauform
- Einstieg
- Stauraum
- Individualanfertigung
- Zielgruppengerechte Reisemobile
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Wissenschaftliche Untersuchungen untermauern den gefühlten Trend mit Zahlen: Die junge Generation überragt jeweils ihre Eltern – und das bereits seit Jahrzehnten. Statistiken zur Körpergröße von jungen Männern, die zum Militär eingezogen wurden, zeigen beispielsweise, dass in den 130 Jahren, für die hierzulande Daten vorliegen, die Körpergröße um rund 15 Zentimeter zugenommen hat. 2009 wurde außerdem im Auftrag der Bekleidungs- und Automobilindustrie eine breit angelegte Reihenuntersuchung unter dem Titel „Size Germany“ durchgeführt.
Wie groß ist der Durchschnittsdeutsche?
Mit 3-D-Körperscannern hat man 13.000 Deutsche vermessen, um Konfektionsgrößen neu zu definieren und Gebrauchsgegenstände ergonomischer zu gestalten. Auch hier zeigte sich dieser Trend bei der Körpergröße. Junge Männer sind heute im Schnitt bereits etwas größer als 1,80 Meter. Die Deutschen gehören damit zu den größten Menschen weltweit – angeführt wird die Rangliste übrigens von den Niederländern.
Worin die Ursache der Größenzunahme begründet liegt, darüber sind sich die Experten noch nicht völlig einig. Offenbar gibt es eine genetisch vorgegebene Bandbreite. Inwieweit diese dann ausgeschöpft wird, hängt vom Ernährungs- und Gesundheitszustand, vor allem im Kleinkindalter, ab. Die Jahrzehnte guter Versorgung in der Bundesrepublik besonders seit den 60er Jahren schlagen sich im beschriebenen Größenzuwachs nieder.
Neuere Erhebungen deuten allerdings darauf hin, dass die genetische Grenze offenbar langsam erreicht ist. Die junge Generation wird aktuell nicht mehr größer. Dennoch wird die durchschnittliche Größe der Deutschen noch Jahrzehnte weiterwachsen – bis die „1,80“ dann auch die höheren Altersklassen erreicht hat.
Das bedeutet aber auch, dass die Zahl derer, die zwei Meter oder mehr messen, weiter steigt. Und so ist es kein Wunder, dass die Redaktion immer häufiger Leserbriefe wie der folgende erreichen.
Peter Hieke aus Wangen schreibt: „Als langer Mensch mit 1,98 Meter stellt sich mir immer öfter die Frage, warum die Hersteller Fahrzeuge bauen mit 2,10-Meter-Betten, aber die Stehhöhe ist gerade mal 1,94 Meter oder umgekehrt. Ich würde mich freuen, wenn mal ein Hersteller ein Sechs-Meter-Fahrzeug bauen würde mit Zwei-Meter-Betten und Zwei-Meter-Stehhöhe.“
Wo gibt es Reisemobile für große Menschen?
Um das herauszufinden, hat promobil die Hersteller nach Modellen aus ihrem Angebot befragt, die sie einem Paar empfehlen würden, bei dem beide Partner zwischen 1,90 und zwei Meter groß sind. Bis zu drei Modelle konnten genannt werden, von einem wurden die relevanten Maße ermittelt. Das Ergebnis zeigen die Tabellen – nach Aufbauformen sortiert – auf den folgenden Seiten.

Bettlängen und Stehhöhen spielen dabei natürlich die Hauptrolle. Bei den Betten haben in der Regel die quer eingebauten Exemplare gegenüber Längsbetten die Nase vorn, weil sie die komplette Innenbreite nutzen können. Das gilt allerdings nur für festeingebaute Querbetten im Heck oder auch im Alkoven. Hubbetten oder höhenverstellbare Betten verlieren meist durch die entsprechende Mechanik wertvolle Zentimeter. Außer die Hubbetten sind für die Längsnutzung vorgesehen, wie etwa das ausziehbare Exemplar im Frankia I 65 SD, oder das Längshubbett im neuen Bürstner Ixeo und baugleichen Dethleffs 4-Travel.
Aber auch bei den beliebten Einzelbetten finden sich inzwischen manche Exemplare, die zwei Meter oder mehr erreichen. Allerdings betrifft das nicht selten nur eins der beiden Betten, während das zweite deutlich kürzer bleibt, zum Beispiel beim Eura Mobil Profila RS 730. Wenn also zwei große Personen reisen wollen, gilt es genau hinzuschauen.
Manche Modelle mit dieser Bettanordnung bieten die Möglichkeit, den Mittelgang zuzubauen. Die resultierende Liegefläche erreicht dann oft zwei mal 1,90 Meter, und man kann bequem quer oder sogar diagonal schlafen. Allerdings leidet darunter meist der Bettzugang.
Für große Camper eher weniger geeignet sind in der Regel Queensbett-Modelle – die Liegefläche erreicht hier selten zwei Meter. Eine der wenigen Ausnahme ist der Hymer B 798 SL, dessen Mittelbett 2,05 Meter Länge misst. Weitere Exemplare finden sich zudem bei den großen Oberklasse-Modellen, wo mit der Länge weniger gegeizt werden muss.
Die Mogelpackung mit der „Stehhöhe“
Zwei Meter Stehhöhe oder mehr in den technischen Daten des Herstellers sind ein erster Hinweis, sich ein Modell genauer anzuschauen. Aber die Höhenangabe gilt oft nur für einen Teilbereich des Fahrzeugs. Häufig steht die Sitzgruppe oder der hintere Teil des Wohnraums auf einem Bodenpodest.

Im Sanitärbereich erleichtert das die Verlegung von Leitungen und das Anschließen der Duschtasse. Die Stehhöhe leidet aber meist darunter, und dabei braucht man gerade beim Duschen mehr Kopffreiheit, um wirklich bequem „unter“ der Brause stehen zu können. Clevere Hersteller gleichen das wenigstens durch eine größere Dachhaube aus, die außerdem noch Licht und Luft hereinlässt. Dass selbst in einem Campingbus eine Dusche mit stattlichen 2,19 Meter Stehhöhe möglich ist, zeigt der 2Win Vario von Pössl.
Welche Aufbauform eignet sich für Große?
Klassische Teilintegrierte locken äußerlich mit ihrer flachen, sportlichen Erscheinung, geizen aber im Gegenzug mit Stehhöhe. Der Trend zu Hubbetten über der Sitzgruppe wirkt sich dabei unterschiedlich aus. Teils gibt es Modelle, bei denen selbst durchschnittlich große Menschen an der Sitzgruppe nicht mehr aufrecht stehen können. Teils erhalten die Aufbauten einen Buckel über der Sitzgruppe, in dem sich das Hubbett – stehhöhenneutral – versteckt. Teils wird das gesamte Dach angehoben, was Küche und Heckbereich dann nicht selten üppige Innenhöhe beschert.
Besonders interessant für große Menschen sind dabei die Modelle, die ein hohes Dach wegen des Hubbetts haben, aber auch ohne das Zusatzbett bestellt werden können – wie etwa der Carado T 448, der baugleiche Sunlight T 68 und der Forster T 637 HB. Hier bekommen große Paare für relativ wenig Geld ein Mobil, das in vielen Punkten ihren Ansprüchen entgegen kommt.
Wer auf das Hubbett verzichten kann, erhält auch bei manchen Integrierten, wie dem Carthago Chic E-Line, ein verbessertes Raumgefühl und eine bis zum Fahrersitz durchgängige Stehhöhe, die sich in diesem Fall bis auf 2,11 Meter empor reckt. Damit ist auch die Kopffreiheit beim Fahren luftig. Auch darauf sollte man achten, und zwar bei allen Aufbauformen – Probe sitzen ist absolut notwendig. So bietet etwa der Mercedes Sprinter für große Personen eine bessere Sitzergonomie als der Fiat Ducato.
Wenn der Verstellweg des Sitzes nach hinten aber so frühzeitig an einer Wand oder Sitzlehne endet wie bei manchen Alkovenmobilen, wird es allerdings schwierig, die langen Beine unterzubekommen. Andererseits kann ein klappbares Alkovenbett oder ein Längshubbett über dem Fahrerhaus eines Ducato-Kastenwagen die begrenzte Kopffreiheit des Basisfahrzeugs erweitern.
Soll es ein Campingbus sein, fahren große Personen am besten mit Modellen, die auf das Original-Superhochdach oder auf ein aufgesetztes GfK-Hochdach setzen, wie die Modelle von CS, HRZ, Karmann, Pössl und Weinsberg in der Tabelle. Hier findet sich meist ein Längshubbett, das gleich zwei Vorteile bietet: Hochgeklappt ist die Stehhöhe an der Sitzgruppe üppig, und heruntergeklappt erreicht die Liegelänge teilweise deutlich über zwei Meter. Allerdings sollte man ausprobieren, wie man mit dem Auf- und Abstieg zurechtkommt.
Querbett-Modelle mit normalem Blechhochdach kommen dagegen meist kaum über 1,90 Meter Liegelänge hinaus. Bei Ausbauten des Mercedes Sprinter, der noch schmaler ist als der Fiat Ducato, kitzelt man mit aufwendigen, seitlichen Karosserieverbreiterungen ein wenig mehr Liegelänge heraus. Eine andere Variante sind Modelle mit Längseinzelbetten, die auf die Heckfenster verzichten und die Matratze bis in die Nischen der Hecktüren hinein verlängern, um noch ein paar Zentimeter herauszuholen, wie der Westfalia Columbus 640 E und der neue Pössl Summit.

Alkovenmobile punkten bei der Stehhöhe oft ganz besonders, weil die Decke über der Sitzgruppe zum Oberstübchen hin ansteigt. So können selbst kurze Modelle, wie der 5,99 Meter lange Chausson C 514 und der baugleiche Challenger C 194 für Große in Betracht kommen. Anschauen sollte man sich dabei allerdings auch den Durchstieg ins Fahrerhaus. Nicht bei jedem Modell lässt sich das Alkovenbett aufstellen oder zusammenschieben wie beim Chausson, Challenger und beim Hobby, was den Durchgang deutlich erleichtert. Manche Alkovenmobile, wie der Concorde Cruiser, verzichten allerdings bewusst auf ein hochklappbares Alkovenbett. Für den Wintereinsatz lässt sich das unisolierte Fahrerhaus so mit einer soliden Schiebetür thermisch besser vom eigentlichen Wohnraum trennen. Wenn der Durchstieg für große Fahrer dann zu eng wird, bleibt nur der Weg außen herum. Der LMC Grand Breezer und der Phoenix Top-Alkoven haben jedoch beides, ein aufstellbares Bett und eine Schiebetür.
Ein guter Einstieg
Für große Camper ist außerdem wichtig, wie gut sie den Einstieg passieren können. Bei manchen Marken wuchsen in letzter Zeit die Aufbautüren in die Breite – aber nicht immer auch in die Höhe. Großgewachsene sind es zwar gewohnt, auf Türschwellen das Genick etwas einzuziehen, aber wenn die Pforte weniger als 1,70 Meter hoch ist, wird es schon sehr unbequem.
Außerdem kann manche Küche oder manches Bad – auch bei genügend Stehhöhe – großen Personen eine gebückte Haltung aufzwingen, wenn die Höhe der Arbeitsplatte und des Waschtischs zu niedrig angesetzt ist. Über 90 Zentimeter Höhe sollten es hier schon sein, damit die Küchenarbeit auch langen Köchen Spaß macht.
Das stille Örtchen darf auch nicht ganz außer Acht bleiben. Toilettenschüsseln auf gerade mal 40 Zentimeter Höhe sind mit langen Beinen nur mühsam zu nutzen, besonders wenn die Kniefreiheit auch noch allzu schnell an einer Tür oder Wand endet. Höhergesetzte Toiletten mit 50 Zentimeter oder mehr, wie etwa im Weinsberg Carabus 601 MQH, sind da deutlich komfortabler. Wenn sie gleichzeitig von Kindern benutzt werden sollen, kann ein Klapptritt den Aufstieg erleichtern.

Große Menschen tragen auch große Kleidungsstücke. Darum ist ein hoher Kleiderschrank hilfreich, in dem entsprechend lange Jacken hängen können. Zudem ist ein bequemer Zugang wichtig. Versteckt sich der Kleiderschrank dagegen unter dem Bett, fällt es dem Großen schwerer, sich hinunterzubücken als Zeitgenossen mit gängigeren Konfektionsgrößen.
Und große Menschen brauchen natürlich auch Fahrräder mit passender Rahmenhöhe. Wer sein Rad in einer Garage transportieren möchte, muss es durch eine ausreichend hohe Garagentür verladen können. Auch das klärt man am besten vor dem Kauf ab.
Letzter Ausweg: Die Individualanfertigung
Wer sein Wunschmobil trotzdem nicht findet, dem bleibt schließlich noch der Weg des Individualbaus. Einige Anbieter sind darauf spezialisiert und gestalten Fahrzeuge ganz nach Kundenwunsch. Das hat natürlich seinen Preis. Aber es gibt daneben auch noch günstigere Möglichkeiten, dem passenden Mobil näher zu kommen. Manche Serienhersteller sind durchaus offen für kleinere Anpassungsarbeiten oder haben noch spezielle Optionen in petto, die sich nicht immer in der Preisliste finden. Beispielsweise kann HRZ beim Sprinter-Ausbau Life eines der beiden Längsbetten wahlweise auf 2,10 Meter verlängern, dann wird der Schrank daneben eben etwas schmaler.
Phoenix bietet für seine Alkovenmodelle optional eine Alkovenerhöhung an, die zusätzliche Kopffreiheit bringt. In der neusten Variante kann diese Erhöhung sogar bis über die Sitzgruppe verlängert werden, um die Stehhöhe und das Raumgefühl zu verbessern.
Nachfragen kann sich also durchaus lohnen – nicht zuletzt auch deshalb, um den Herstellern den steigenden Bedarf an solchen Lösungen zu signalisieren. Vielleicht lassen sich manche Hersteller dazu inspirieren, Modelle speziell für große Camper zu optimieren. Bei einigen der hier vorgestellten Reisemobile fehlt eigentlich nicht mehr viel.
Jeder will Modelle für die breite Masse produzieren, denn die versprechen hohe Stückzahlen – klar. Allerdings braucht man sich dann nicht zu wundern, wenn am Ende alles mehr oder weniger gleich aussieht und nur über den Preis verkauft wird. Wie wäre es, zumindest einige Modelle im Programm für bestimmte Zielgruppen auszulegen? Eine weiter wachsende wäre auf jeden Fall die der Camper mit Gardemaß. Manche bestehende Modelle ließen sich dafür ohne großen Aufwand gezielt optimieren. Dabei würde man sogar zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen, denn wer große Menschen gezielt anspricht, verjüngt gleichzeitig sein Publikum.