Die Kombination aus Pick-up und Absetzkabine erfreut sich einer eigenen eingeschworenen Fangemeinde. Der Doppelnutzen hat zweifelsohne seine besonderen Reize. Wer den Pick-up auch im Alltag nutzt – dann ist diese Kombination besonders sinnvoll – muss für die abgesetzte Kabine einen Stellplatz bereithalten. Im Fahrbetrieb mit aufgesetzter Kabine erfordert das Gespann aber etwas Gewöhnung – nicht zuletzt wegen des hohen Schwerpunkts.
Wir begutachten die Tischer-Kabine Box 230 S, die für gängige Pick-ups mit Doppelkabine konzipiert ist. Als Trägerfahrzeug dient ein VW Amarok. Letzter bringt mit seinem 3,0-Liter-V6-TDI, 240 PS Leistung, zuschaltbarem Allradantrieb, Untersetzung, Hinterachssperre und der optionalen Luftfederung solide Voraussetzungen für den Einsatz auf unbefestigten Wegen mit.
Die Kombination aus Fahrzeug und Wohnaufbau bleibt trotz des hohen Schwerpunkts und hinteren Überhangs recht fahrstabil, erfordert aber sowohl auf der Straße als auch im Gelände eine vorausschauende Fahrweise und ein bisschen Übung.
Die wichtigsten Zahlen im Überblick
- Gurt-/Schlafplätze: 4-5/2-4
- Zul. Gesamtgewicht: 3500 kg
- Länge/Breite/Höhe: 6,20/2,10/2,99 m
- Grundpreis ab: 91.436 Euro
Der Grundriss der Kabine ist funktional gestaltet. Der Einstieg erfolgt über eine Seitentür mit doppelter Dichtung. Übrigens weist das "S" in der Modellbezeichnung auf den Seiteneinstieg hin, es gibt auch eine Variante mit Hecktür. Am Eingang finden sich Kleiderhaken und ein Ablagefach – das sich dank seiner schrägen Brettböden ideal für die Unterbringung von Schuhen eignet. Die Tür schließt solide und vermittelt einen stabilen Eindruck.

Der Grundriss der Tischer Box 230 S.
Flexibles Schlafkonzept mit Alkovenvorteil
Im Alkoven vorn wartet das Prachtstück der Kabine, nämlich das Querdoppelbett mit 1,50 Meter Breite und knapp zwei Meter Liegelänge. Die bequeme Matratze lagert auf Tellerfedern. Eine Tischer-Besonderheit sind die hochklappbaren Rückenlehnen der U-förmigen Sitzgruppe, die ein riesiges Längsdoppelbett entstehen lassen. Das erleichtert den Ein- und Ausstieg ins Bett sehr. Die Sitzgruppe kann so jedoch kaum genutzt werden. Durch Absenken des Tischs entsteht noch ein Noteinzelbett.
In der Alkovennase und seitlich stehen Hängeschränke und offene Ablagen als Stauraum bereit, ergänzt durch Steckdosen mit USB-A- und -C-Anschluss.
Die U-Sitzgruppe bietet Platz für zwei bis drei Personen. Die Polster sind bequem, die Lehnen an der Querseite allerdings sehr steil. Der Tisch besteht aus einer einsetzbaren Platte mit einem Fuß – in der Handhabung nicht perfekt, aber praktikabel. Die Befestigung ist stabil, die Platte ruht darauf aber nicht ganz so wackelfrei. Weiterer Stauraum ist in Form von Hängeschränken über der Sitzgruppe vorhanden. Zusätzlich gibt es kleine offene Ablagen unterhalb der Fenster, die für Kartenmaterial, Bücher oder elektronische Geräte genutzt werden können.
Im Heck bietet noch ein schlanker raumhoher Wäscheschrank seine Dienste an; das war es mit Stauraum in der Absetzkabine. Die seitlichen Sitztruhenklappen führen direkt auf die Pritsche, wo immerhin noch wetterunempfindliches Zubehör wie Auffahrkeile gelagert werden kann. Ansonsten muss die Rücksitzbank des Amarok noch als Stauraum herhalten.

Der Küchenblock ist kompakt. Das Fehlen von Arbeitsfläche kompensiert teilweise ein hochklappbares Brett an der Seite.
Küche und Bad – klein, aber funktional
Der kompakte Küchenblock steht auf der Beifahrerseite. Er ist mit einem Zweiflammkocher und einer tiefen Edelstahlspüle ausgestattet. Als Arbeitsfläche dient eine klappbare Verlängerungsplatte vorn an der Sitzbank. Stauraum steht in Form eines Hänge- und eines Unterschranks sowie einer Schublade zur Verfügung. Der 92-Liter-Kompressorkühlschrank ist gegenüber in griffgünstiger Höhe eingebaut. Die Küchenausstattung genügt für die Versorgung von zwei Personen.
Das Bad steht hinten links in der Kabine. Es bietet ein Klappwaschbecken und darüber einen Hängeschrank und eine offene Ablage. Bei der Toilette kann zwischen einem klassischen Kassetten- und einem Trockentrenn-WC gewählt werden. Die Duschkabine wird mittels einer Gliederschiebetür vom restlichen Bad abgetrennt.
Als Duscharmatur dient der ausziehbare Wasserhahn – eine sparsame, aber nicht ganz so komfortable Lösung, zumal eine Halterung für die Brause fehlt. Der Boden des Bads ist als Duschwanne ausgebildet und mit zwei Abläufen versehen. Für ein gelegentliches kurzes Abduschen genügt diese Ausstattung schon.
Der Frischwassertank hält dafür 96 Liter bereit, der Abwassertank fasst 45. Der Zugang zu den Tanks erfolgt über Serviceklappen von außen zugänglich sind. Zwei Fünf-Kilo-Gasflaschen speisen die Kochstelle und die Truma Combi 4E mit Brennstoff. Eine Lithium-Bordbatterie mit ordentlichen 100 Ah übernimmt die Stromversorgung, ergänzt von einem 110-Wp-Solarpanel auf dem Dach.
Auf- und Absetzen: Aufwand mit Routinepotenzial
Das Absetzen der Kabine gelingt geübten Nutzern in rund 20 Minuten. Die hinteren beiden Stützen sind in die Kabine integriert, die vorderen reisen in Halterungen mit und müssen umgesteckt und verschraubt werden. Dann werden die Stützen bis zum Boden heruntergekurbelt – dazu dienen die mitgelieferten Kurbeln oder Akkuschrauber mit passenden Nüssen.
Nach dem Lösen der vier Spannschlösser an der Pritsche und dem Trennen der drei elektrischen Verbindungen (Heckbeleuchtung, Stromversorgung, Rückfahrkamera) ist die Kabine getrennt und kann durch weiteres Kurbeln oder – eleganter – durch Absenken der Luftfederung des Amarok vollends abgesetzt werden.

Außerdem muss man die Steckverbindung für die Heckbeleuchtung, Ladestromversorgung und Rückfahrkamera abziehen.
Prinzipiell gelingt das Aufsetzen der Kabine genauso in umgekehrter Reihenfolge. Allerdings ist das präzise Unterfahren der Kabine mit der Pritsche deutlich anspruchsvoller als das Wegfahren. Man sollte dabei am besten zu zweit sein.
Fahren ist gewöhnungsbedürftig
Im Fahrbetrieb zeigt sich der Amarok mit aufgesetzter Kabine bei gemäßigtem Tempo stabil. Auf der Autobahn empfiehlt sich eine Reisegeschwindigkeit von etwa Tempo 100.
Bei stärkerem Seitenwind oder auf welligem Untergrund kommt allerdings Bewegung in das Gespann, damit sollte man gegebenenfalls rechnen. Die blattgefederte Hinterachse des Amarok wird durch die empfehlenswerte Zusatzluftfederung nicht nur tragfähiger, sondern auch komfortabler. Je nach Last kann dabei der Luftdruck angepasst werden. Die Federung bleibt dennoch mit leerer Pritsche recht straff und reagiert auf Querfugen schon mal bockig.
Die Sicht nach hinten ist aufgrund der Kabine eingeschränkt, was die Rückfahrkamera und gegebenenfalls empfehlenswerte Zusatzspiegel kompensieren können. Moderne Assistenzsysteme, die solide Ergonomie der Sitze und die komfortable Ausstattung machen längere Etappen im Amarok angenehm.
Die Isolierung der Kabine besteht aus XPS-Hartschaum in Wänden, Dach und Boden mit je 34 Millimeter Stärke. Fenster und Dachhauben sorgen für Licht und Luft. Die Innenraumhöhe ist ausreichend, auch wenn Großgewachsene im Bad etwas den Kopf einziehen müssen. Die Beleuchtung erfolgt über dimmbare LED-Lampen.
Preis & Zielgruppe
Die Kombination aus Pick-up und Absetzkabine ist kein Schnäppchen. Tischer ruft rund 41.000 Euro auf, der VW Amarok startet als DC Style mit Double Cab bei gut 62.000 Euro. Mit etwas Ausstattung und Zubehör so wie bei diesem Testmodell wird der Preis des Duos entsprechend schnell sechsstellig.
Die persönliche Kalkulation ist nur dann eine andere, wenn der Pick-up vorhanden ist. Dieses besondere Campingmobil richtet sich an Menschen, die das flexible Konzept – im Alltag wie auf Reisen – schätzen und dafür prinzipbedingte Nachteile hinnehmen. Ein Hauch von Abenteuer ist immer dabei.
Daten und Preise
- Aufbau: Sandwich-Bauweise, außen Alu, Isolierung Wand/Dach/Boden XPS, 34/34/34 mm, 4 Kunststoff-Isolierfenster mit PU-Rahmen, 2 Dachhauben, 1 Dachfenster.
- Ausbau: Küche mit Zweiflammkocher, Spüle, Kompressorkühlschrank 90 L, Bad mit Waschbecken, Trockentrenntoilette, integrierte Dusche, 1 Wäsche-, 7 Oberschränke.
- Bordtechnik: Gas-/Elektro-Gebläseheizung, 4000 W, Frisch-/Abwassertank 96/45 L, Bordbatterie LFP-Typ, 100 Ah, Solarpanel 1 x 110 Wp, Gasflaschen 2 x 5 kg.
- Basisfahrzeug: VW Amarok Style 3.0 TDI, Pick-up mit Doppelkabine, zuschaltbarer Allradantrieb, Untersetzung, Hinterachssperre, Sechszylinder-Turbodiesel, Hubraum 2993 cm3, Leistung 177 kW/240 PS, Zehn-Gang-Automatikgetriebe.
- Maße und Gewichte: Länge/Breite/Höhe: 6196/2100/2990 mm, Leergewicht (Pick-up plus Kabine)/zul. Gesamtgewicht: 3085/3500 kg, Leergewicht nur Kabine 2310 kg.
- Preise: Tischer Box 230 S ab 40.992 Euro, VW Amarok 2.0 TDI ab 50.444 Euro, Markise 2,6 m 1.220 Euro, DAB-Radio mit Antenne und 2 Boxen 762 Euro, Sat-Anlage 2.941 Euro, Rückfahrkamera inkl. Innenspiegeltausch und 3. Bremsleuchte 1.150 Euro, Längsbett 995 Euro, Trenntoilette 1500 Euro, Lithium-Ionen-Batterie 200 Ah 1.116 Euro, Wechselrichter 1700 W 1.930 Euro, Dieselheizung 2.252 Euro. VW Amarok, TDI 4x4 Double Cab, 177 kW/240 PS, mit 10-Gang-Automatikgetriebe ab 62 365 Euro, BF-Goodrich-Reifen 1621 Euro, Kotflügelverbreiterung 1300 Euro, Zusatzluftfederung an Hinterachse 1.950 Euro.